BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 

Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen - dennoch weitere Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt

Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath, Elisabeth M. Krekel

Veröffentlicht: 19.12.2008 Diese Netzpublikation wurde bei der Deutschen Nationalbibliothek angemeldet und archiviert. URN: urn:nbn:de:0035-0302-5

PDF-download

Erste Ergebnisse aus der BIBB-Erhebung zum 30.09.2008

2008 wurden bundesweit 616.615 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 9.270 bzw. 1,5% weniger als im Jahr zuvor. Trotz des Rückgangs hat sich die seit 2006 zu beobachtende Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt fortgesetzt. Denn die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen nimmt in Folge der demografischen Entwicklung ab, so dass sich das Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage weiter verbesserte.

Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt im Überblick

Im Zeitraum vom 01.10.2007 bis 30.09.2008 wurden bundesweit 616.615 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 9.270 bzw. 1,5% weniger als im Jahr zuvor. Das ist das Ergebnis der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30.09.2008.

Die BIBB-Erhebung zum 30. September wird jährlich auf der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) in direkter Zusammenarbeit mit den für die Berufsausbildung zuständigen Stellen durchgeführt. Berücksichtigt werden alle Ausbildungsverträge, die zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September des laufenden Jahres neu abgeschlossen und nicht vorzeitig wieder gelöst wurden. Die Meldungen über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge werden bis Ende November von den zuständigen Stellen an das BIBB übermittelt. Erste Auswertungsergebnisse liegen bereits Mitte Dezember vor. Die Daten sind in tabellarischer Form auf den Internetseiten des BIBB abrufbar und finden für den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung Verwendung.

Die Vertragszahlen werden differenziert für Einzelberufe auf der Ebene der Arbeitsagenturbezirke erhoben. Anschlussverträge werden hierbei gesondert erfasst. Sie werden im Gegensatz zur Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) nicht zu der Gesamtsumme der Neuabschlüsse hinzugerechnet, da die Anschlussverträge in der Regel eine Ausbildungsdauer von 24 Monaten unterschreiten.01

Die Daten der BIBB-Erhebung zum 30. September können mit den Ende September von der Bundesagentur für Arbeit (BA) bilanzierten Ergebnissen ihrer Vermittlungsstatistik verbunden werden. Damit lassen sich zeitnah wichtige Informationen zum Marktgeschehen und zur Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage gewinnen.

Als Ursache für den Rückgang ist im Wesentlichen der Abbau an außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen zu nennen, die seit der Wiedervereinigung in Ostdeutschland zum Ausgleich von fehlenden betrieblichen Lehrstellen eingerichtet werden. Da inzwischen die Zahl der ostdeutschen Jugendlichen sinkt, wurde der Umfang der überwiegend öffentlich finanzierten außerbetrieblichen Ausbildung der zurückgehenden Nachfrage angepasst. Insgesamt wurden in Ostdeutschland 113.818 neue Lehrverträge registriert, 11.280 bzw. 9,0% weniger als in der Erhebung 2007. Trotz des deutlichen Vertragsrückgangs hat sich die seit 2006 zu beobachtende Entspannung auf dem ostdeutschen Ausbildungsmarkt fortgesetzt. Denn die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen nahm deutlich stärker ab als das Ausbildungsplatzangebot. Damit verbesserte sich erneut das Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage.

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September

 

Deutschland

darunter:

alte Länder

neue Länder und Berlin

2007

625.885

500.787

125.098

2008

616.615

502.797

113.818

Entwicklung

-9.270

+2.010

  -11.280

2008:2007

-1,5%

+0,4%

  -9,0%

Quelle: BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September

 

Im Gegensatz zu Ostdeutschland stieg in den alten Ländern die Zahl der neuen Lehrverträge noch einmal an und erreichte mit 502.797 (+2.010 bzw. +0,4% gegenüber 2007) den höchsten Stand seit 1992. Der Zuwachs in den alten Ländern fiel aber nicht so kräftig aus, wie zu Beginn des Jahres 2008 noch erhofft wurde. Denn in den nachfolgenden Monaten zeichnete sich auf dem Ausbildungsmarkt bereits das Ende des Aufschwungs ab, und die Zahl der betrieblichen Stellen, die der Bundesagentur für Arbeit zur Vermittlung angeboten wurden, blieb nun Monat für Monat hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück. Die positive Entwicklung zu Beginn des Vermittlungsjahres reichte jedoch noch aus, um zumindest für Westdeutschland zu einem leichten Plus der Lehrverträge gegenüber 2007 zu führen. Damit verbesserte sich auch in Westdeutschland die Ausbildungsmarktlage zugunsten der Jugendlichen, zumal deren Zahl 2008 erstmals seit 1993 sank.

Ungeachtet der nach 2007 erneut günstigeren Ausbildungsmarktlage in Ost und West war es 2008 für viele Jugendliche weiterhin schwierig, einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu finden. Zum Ende des Berichtsjahres (Ende September) registrierte die Bundesagentur für Arbeit bundesweit noch 84.212 Ausbildungsstellenbewerber, die sich nicht in einer Berufsausbildung befanden und für die die Vermittlungsbemühungen weiterliefen (2007: 117.848). Ihnen standen 19.507 noch unbesetzte betriebliche Ausbildungsplatzangebote gegenüber (2007: 18.359).

 

Zum Ende des Berichtsjahres1) noch unbesetzte Ausbildungsplatzangebote bzw. noch weiter suchende Ausbildungsplatzbewerber, soweit sie bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet waren

 

noch unbesetztes betriebliches Ausbildungs­platzangebot

noch weiter suchende Ausbildungsplatzbewerber
ohne Ausbildungsstelle

Insgesamt

darunter:

bereits mit einer Alternative2)

ohne Alternative
("unversorgt")

Deutschland

 

 

 

 

2007

18.359

117.848

85.188

32.660

2008

19.507

84.212

69.733

14.479

Entwicklung

1.148

-33.636

-15.455

-18.181

2008 zu 2007

+6,3%

-28,5%

-18,1%

-55,7%

Westdeutschland

 

 

 

 

2007

15.953

96.870

73.793

23.077

2008

16.664

72.707

62.583

10.124

Entwicklung

+711

-24.163

-11.210

-12.953

2008 zu 2007

+4,5%

-24,9%

-15,2%

-56,1%

Ostdeutschland

 

 

 

 

2007

2.338

20.957

11.381

9.576

2008

2.769

11.485

7.133

4.352

Entwicklung

+431

-9.472

-4.248

-5.224

2008 zu 2007

+18,4%

-45,2%

-37,3%

-54,6%

1) Jeweils Ende September
2) Z.B. erneuter Schulbesuch, Erwerbstätigkeit, Jobben, Berufsvorbereitung.
Ohne Personen, die aus einer bereits laufenden Berufsausbildung nach einem neuen Ausbildungsplatz suchen
(Bund: 2007: 13.030 und 2008: 12.113; West: 2007: 8.856 und 2008: 9.734; Ost: 2007: 4.170 und 2008: 2.378).

Abweichungen zwischen den Summen von West und Ost zu Deutschland durch regional nicht zuzuordnende Daten sind möglich.

Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2008a); eigene Berechnungen.

 

Die Versorgung der 84.212 zum Ende des Berichtsjahres noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber ohne Ausbildungsplatz erfolgte weit überwiegend über Ersatzangebote. Für 69.733 konnte bereits bis Ende September 2008 eine Alternative zu einer voll qualifizierenden Berufsausbildung gefunden werden. In 40% der Fälle waren dies ein erneuter Schulbesuch oder ein Praktikum, in 43% Fördermaßnahmen, in 13% eine Erwerbstätigkeit und in 4% der Fälle gemeinnützige oder soziale Dienste.

Für die 14.479 Bewerber, für die am Ende des Berichtsjahres noch keine Alternative gefunden worden war (so genannte "unversorgte Bewerber"), standen im Nachvermittlungsgeschäft neben den noch offenen Ausbildungsplätzen ausreichend viele betriebliche Einstiegsqualifizierungsplätze zur Verfügung: Bis Ende November 2008 wurden 20.461 solcher Plätze bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren von den ehemals 14.479 unversorgten Bewerbern 1.049 bzw. 7% in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet. Für weitere 2.642 bzw. 18 % konnten die Vermittlungsbemühungen ebenfalls eingestellt werden, weil sie entweder eine Alternative gefunden hatten und an keiner weiteren Vermittlung interessiert waren oder weil sie unbekannt verblieben waren. Bei 10.788 bzw. 75 % liefen die Vermittlungsbemühungen weiter, wobei sich für 2.411 bereits eine alternative Verbleibsmöglichkeit abgezeichnet hatte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich 2008 trotz des Vertragsrückgangs die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu Gunsten der Jugendlichen weiter verbessert hat. In relativer Hinsicht gab es erneut mehr Angebote für die Jugendlichen als im Vorjahreszeitraum, und die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber, für die auch noch am Ende des Berichtsjahres die Vermittlungsbemühungen weiterliefen, verringerte sich merklich. Gleichwohl bedeutet die Verbesserung nicht, dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bereits als entspannt gelten kann. Noch immer suchten am Ende des Berichtsjahres weitaus mehr Ausbildungsstellenbewerber einen Ausbildungsplatz, als noch offene Ausbildungsstellen zur Verfügung stehen. Eine Versorgung der Jugendlichen gelingt weiterhin nur dadurch, dass viele Jugendliche zunächst auf Ersatzangebote wie ein erneuter Schulbesuch, der Beginn einer Einstiegsqualifizierung oder die Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Maßnahme ausweichen müssen.

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September

Ergebnisse für das gesamte Bundesgebiet

Mit 616.615 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wurde bundesweit das vierthöchste Ergebnis seit 1992 erzielt (in diesem Jahr lagen erstmalig verlässliche Zahlen für das wiedervereinigte Deutschland vor). Allerdings fiel die Vertragszahl um 9.270 bzw. 1,5% niedriger aus als im Berichtsjahr zuvor. Dennoch führte die leichte Verringerung der Zahl der Neuabschlüsse nicht zu einer Verschlechterung der Ausbildungsmarktlage für die Jugendlichen.

Denn nach den stetigen Zuwächsen der letzten Jahre nahm die Zahl der Jugendlichen, die für eine Ausbildung in Frage kommen könnten, erstmalig deutlich ab. Damit wird ein Trend eingeleitet, der sich in den kommenden Jahren kontinuierlich fortsetzt.

Die Rückgänge bei der Zahl der Jugendlichen betrafen 2008 insbesondere jene Schulabgänger aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, die nicht studienberechtigt sind und die Hauptklientel der Berufsausbildung bilden - ihre Zahl sank um über 40.000. Leichte Zuwächse (um rund 8.000) gab es dagegen noch bei den Schulabsolventen, welche die (Fach-)Hochschulreife erwarben. Doch fällt die Nachfrage dieser Jugendlichen nach dualer Berufsausbildung relativ gering aus und kann die "Verluste" bei den nicht studienberechtigten Absolventen nicht kompensieren.

 

Bundesgebiet

 

Absolventen aus
allgemeinbildenden Schulen

Absolventen aus
beruflichen Schulen

Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren ("Altbewerber")

 

 

nicht
studienberechtigt

studienberechtigt

BVJ, BGJ
und BFS

FOS und FGYM

aus dem Vorjahr

aus noch
früheren Jahren

Personen
insgesamt

2007

677.587

264.542

315.269

110.663

161.856

223.022

1.752.939

2008

638.695

271.088

311.770

111.922

128.580

191.870

1.653.925

Entwicklung

-38.892

+6.546

-3.499

+1.259

-33.276

-31.152

-99.014

2008 zu 2007

-5,7%

+2,5%

-1,1%

+1,1%

-20,6%

-14,0%

-5,6%

Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen: Ist-Zahlen für 2007, Schätzung für 2008
Absolventen aus beruflichen Schulen: Schätzungen für 2007 und 2008
Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren: Ist-Zahlen für 2007 und 2008

BVJ = schulisches Berufsvorbereitungsjahr, BGJ = schulisches Berufsgrundbildungsjahr, BFS = Berufsfachschule (ohne voll qualifizierende Abschlüsse), FOS = Fachoberschule, FGYM = berufliches Fachgymnasium

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Bundesinstitut für Berufsbildung, eigene Berechnungen

Stark zurück ging auch die Zahl der Jugendlichen, die bereits in früheren Jahren die Schule verlassen hatten, sich aber 2008 für eine Berufsausbildungsstelle interessierten und sich deshalb bei der Bundesagentur für Arbeit registrieren lassen. Ihre Zahl sank insgesamt um rund 64.000.

Da sich die Nachfrage nach dualer Ausbildung deutlich stärker verringerte als der Rückgang des Ausbildungsplatzangebots, kam es zu einer merklichen Verbesserung der Marktlage für die Jugendlichen. Die so genannte "rechnerische Einmündungsquote" stieg erneut an. Diese Quote wird ermittelt als Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge je 100 Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen. Sie lag 2008 bei 67,8. 2007 standen dagegen rechnerisch nur 66,4 neue Ausbildungsverträge 100 Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen gegenüber.

Zwar stellt die "rechnerische Einmündungsquote" eine sehr starke Vereinfachung der Marktzusammenhänge dar (da die Nachfrage nach dualer Ausbildung nicht allein aus dem Kreis der aktuellen Abgänger aus den allgemeinbildenden Schulen resultiert). Doch liegt der Vorteil dieser Größe darin, dass die Zahl der allgemeinbildenden Schulabgänger recht gut mit dem Umfang eines Altersjahrgangs korrespondiert. Erfahrungswerte aus der Vergangenheit deuten darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung der Jugendlichen dann gesichert ist, wenn die rechnerische Einmündungsquote über die Jahre hinweg kontinuierlich bei mindestens zwei Dritteln liegt. Ist dies nicht der Fall (wie in den Jahren 2002 bis 2006), wächst die Zahl der so genannten Altbewerber.

Die Entwicklung in Ostdeutschland

Besonders deutlich macht sich die negative demografische Entwicklung im Osten Deutschlands bemerkbar. Die Zahl der Abgänger aus den allgemeinbildenden Schulen sank dort um rund 22.000, die der Abgänger aus beruflichen Schulen um 4.000 und die der ausbildungsinteressierten Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren um 26.000.

Neue Länder und Berlin

 

Absolventen aus
allgemeinbildenden Schulen

Absolventen aus
beruflichen Schulen

Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren ("Altbewerber")

 

 

nicht
studienberechtigt

studienberechtigt

BVJ, BGJ
und BFS

FOS und FGYM

aus dem Vorjahr

aus noch
früheren Jahren

Personen
insgesamt

2007

117.778

67.177

39.611

22.958

35.927

67.966

351.417

2008

97.635

65.554

36.327

22.148

26.845

50.906

299.415

Entwicklung

-20.143

-1.623

-3.284

-810

-9.082

-17.060

-52.002

2008 zu 2007

-17,1%

-2,4%

-8,3%

-3,5%

-25,3%

-25,1%

-14,8%

Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen: Ist-Zahlen für 2007, Schätzung für 2008
Absolventen aus beruflichen Schulen: Schätzungen für 2007 und 2008
Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren: Ist-Zahlen für 2007 und 2008

BVJ = schulisches Berufsvorbereitungsjahr, BGJ = schulisches Berufsgrundbildungsjahr, BFS = Berufsfachschule (ohne voll qualifizierende Abschlüsse), FOS = Fachoberschule, FGYM = berufliches Fachgymnasium

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Bundesinstitut für Berufsbildung, eigene Berechnungen

Im Osten Deutschlands wurde deshalb der Abbau an außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen forciert, die seit der Wiedervereinigung zum Ausgleich des Mangels an betrieblichen Lehrstellen in großem Umfang eingerichtet wurden. Gegenüber 2007 registrierte die Bundesagentur für Arbeit 10.879 außerbetriebliche Stellenmeldungen weniger.

Bislang konnte im Rahmen der BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nicht zwischen "betrieblicher" und "außerbetrieblicher" (d.h. überwiegend öffentlich finanzierter Berufsausbildung) unterschieden werden. Das Volumen der außerbetrieblichen Verträge musste anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit nachträglich und mit großen Unsicherheiten geschätzt werden. Zur Verbesserung der Datenlage wurde Mitte 2008 in Abstimmung mit Vertretern der Spitzenverbände von Industrie und Handel, des Handwerks und der Freien Berufe vereinbart, das für die Bundesstatistik erhobene Merkmal der "Finanzierungsform" auch im Rahmen der BIBB-Erhebung zum 30. September zu berücksichtigen. Für die Erhebung 2008 konnten noch nicht alle auskunftspflichtigen Stellen ihre Ausgaberoutinen anpassen, so dass der Umstellungsprozess voraussichtlich erst im Zuge der Erhebung 2009 abgeschlossen werden kann.

Der deutliche Abbau der außerbetrieblichen Berufsausbildung im Jahr 2008 trug entscheidend dazu bei, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um über 11.280 bzw. 9,0% sank und nur noch bei 113.818 lag. Dies ist der drittniedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. In Folge des demografischen Einbruchs stieg die rechnerische Einmündungsquote im Osten Deutschlands ungeachtet des Vertragsrückgangs weiter an
und lag 2008 bei 69,7.Damit wurde der zweitbeste Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Faktisch dürfte die Quote sogar noch höher liegen, da bei der Berechnung nur jene ostdeutschen Jugendlichen berücksichtigt werden, die ihren Ausbildungsplatz in den neuen Ländern und Berlin gefunden haben. Es ist aber damit zu rechnen, dass auch im Jahr 2008 mehr ostdeutsche Jugendliche eine Berufsausbildung im Westen Deutschlands begannen als umgekehrt westdeutsche Jugendliche im Osten der Bundesrepublik.

Die demografischen Veränderungen sind in Westdeutschland bislang noch schwächer ausgeprägt als in den neuen Ländern und Berlin, obwohl sich die Zahl der aktuellen Abgänger aus den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen erstmalig deutlich verringerte.

Alte Länder

 

Absolventen aus
allgemeinbildenden Schulen

Absolventen aus
beruflichen Schulen

Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren ("Altbewerber")

 

 

nicht
studienberechtigt

studienberechtigt

BVJ, BGJ
und BFS

FOS und FGYM

aus dem Vorjahr

aus noch
früheren Jahren

Personen
insgesamt

2007

559.809

197.365

275.658

87.705

125.888

155.000

1.401.425

2008

541.060

205.534

275.443

89.774

101.688

140.896

1.354.395

Entwicklung

-18.749

+8.169

-215

+2.069

-24.200

-14.104

-47.030

2008 zu 2007

-3,3%

+4,1%

-0,1

+2,4%

-19,2%

-9,1%

-3,4%

Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen: Ist-Zahlen für 2007, Schätzung für 2008
Absolventen aus beruflichen Schulen: Schätzungen für 2007 und 2008
Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren: Ist-Zahlen für 2007 und 2008

BVJ = schulisches Berufsvorbereitungsjahr, BGJ = schulisches Berufsgrundbildungsjahr, BFS = Berufsfachschule (ohne voll qualifizierende Abschlüsse), FOS = Fachoberschule, FGYM = berufliches Fachgymnasium

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Bundesinstitut für Berufsbildung, eigene Berechnungen

 

Lediglich bei den Absolventen mit Studienberechtigung kam es noch einmal zu einem leichten Zuwachs (rd. 10.000), der jedoch vom Rückgang bei den sonstigen Absolventen (-19.000) übertroffen wurde. Zudem nahm auch in Westdeutschland die Zahl der ausbildungsinteressierten Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahren ab (insgesamt um gut 38.000).

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg auf 502.797 (+2.010 bzw. +0,4% gegenüber 2007) und damit auf den höchsten Wert seit 1992. Wie im Osten Deutschlands dürfte die Veränderung bei den Neuabschlüssen mit der Entwicklung bei den außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen zusammenhängen - nur in diesem Fall in umgekehrter Richtung. Denn den Beratungs- und Vermittlungsdiensten der Bundesagentur für Arbeit
standen 2008 in Westdeutschland 1.685 außerbetriebliche Ausbildungsstellen mehr zur Verfügung als noch ein Jahr zuvor. Der positive Trend bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen führte in Verbindung mit der sinkenden Nachfrage dazu, dass sich auch in Westdeutschland die rechnerische Einmündungsquote (Zahl der neuen Verträge je 100 Schulabgänger) weiter erhöhte. Mit 67,3 lag sie um 1,2-Punkte über dem Vorjahreswert und erstmalig seit 2001 wieder über der Zwei-Drittel-Marke.

Entwicklungen in den Bundesländern und den Regionen

Wie eine weitere regionale Differenzierung nach Ländern und Arbeitsagenturbezirken zeigt, kam es 2008 nicht in allen Teilen Westdeutschlands zu Zuwächsen bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Was die Länder angeht, so wurden in Hamburg (+4,4%), Bremen (+3,1%), Niedersachsen (+1,8%), Baden-Württemberg (+1,1%), Bayern (+0,8%), Schleswig-Holstein (+0,3%) und in Nordrhein-Westfalen (+0,2%) Steigerungen der Vertragszahlen erzielt. In den Ländern Rheinland-Pfalz (-3,6%), Hessen (-1,6%) und im Saarland (-0,3%) wurden dagegen Rückgänge verbucht. Im Osten Deutschlands verringerte sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in allen sechs Ländern, am stärksten in Sachsen (-15,3%), Mecklenburg-Vorpommern (-10,9%), Thüringen (-9,4%) und Sachsen-Anhalt (-8,7%). Die Rückgänge in Berlin (-2,5%) und Brandenburg (-4,2%) fielen dagegen relativ mäßig aus. Zuwächse bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gab es im Osten Deutschlands nur in drei Teilregionen, in den Arbeitsagenturbezirken Eberswalde, Sangerhausen und Oschatz.

Neben den 16 Ländern lässt sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bis auf die Ebene der Arbeitsagenturen hinunter brechen. Eine Ausnahme bilden die drei Arbeitsagenturen Berlins, für ein differenzierter Nachweis der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nicht möglich ist. Insgesamt liegen für 176 Regionen Deutschlands (35 ost- und 141 westdeutsche Regionen) gesonderte Ergebnisse vor. Da 2008 die drei bisherigen Arbeitsagenturen des Saarlandes (Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen) in der neuen Arbeitsagentur Saarland zusammengefasst wurden, wird sich die Zahl der unterscheidbaren Regionen in Zukunft auf 174 reduzieren.

Dagegen wurden in 72 der insgesamt 141 westdeutschen Regionen Steigerungen bei den Neuabschlüssen registriert, wobei in 25 Regionen die Zuwachsraten sogar die Vier-Prozent-Marke übertrafen.

Entwicklung in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen

Ähnlich uneinheitlich wie in West und Ost verlief die Vertragsentwicklung auch in den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen. Als einziger Zuständigkeitsbereich konnten Industrie und Handel 2008 bundesweit ein Plus von insgesamt 1.710 bzw. +0,5% zusätzlichen Neuabschlüssen vermelden. Sie registrierten damit insgesamt 369.194 neue Ausbildungsverträge. Dies waren so viele wie noch nie seit 1992. Damit bauten Industrie und Handel ihre Stellung als der mit Abstand größte Ausbildungsbereich weiter aus. 2008 wurden bundesweit bereits 60 von 100 neuen Verträgen bei den Industrie- und Handelskammern eingetragen.02

Der erneute Zuwachs bei Industrie und Handel resultierte 2008 aber allein aus der Entwicklung in Westdeutschland. Dort stieg die Zahl der bei Industrie und Handel verbuchten Neuabschlüsse um +7.561 bzw. +2,6%. Im Osten Deutschlands schlug sich der starke Abbau der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze dagegen auch in einem merklichen Rückgang der bei Industrie und Handel registrierten Ausbildungsverträge nieder (-5.851 bzw.-7,5%). Die absolut und relativ stärksten Einbußen bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen musste 2008 das Handwerk hinnehmen. Im zweitgrößten Zuständigkeitsbereich wurden bundesweit 170.515 neue Lehrverträge eingetragen, 9.183 bzw. 5,1% weniger als ein Jahr zuvor. Insbesondere im Osten sank die Zahl der Neuabschlüsse (-4.459 bzw. -13,9%), während der Rückgang im Westen (-4.724 bzw. -3,2%) zumindest in relativer Hinsicht vergleichsweise moderat ausfiel.

Bei den zuständigen Stellen für den Öffentlichen Dienst wurden bundesweit 13.165 Ausbildungsverträge registriert. Das entspricht einem Rückgang um 247 Verträge (-1,8%). Die zuständigen Stellen für die Landwirtschaft meldeten bundesweit 15.218 Ausbildungsverträge (2007: 15.902 Abschlüsse, -4,3%). Die Freien Berufe verzeichneten bei einem bundesweit nur mäßigen Rückgang von 609 Verträgen bzw. -1,4% die nach Industrie und Handel zweitbeste Entwicklung aller sieben Zuständigkeitsbereiche. Die Ärzte- (+42 bzw. +0,3%), Apotheker- (+67 bzw. +3,3%) und Steuerberaterkammern (+70 bzw. +1,1%) meldeten sogar Zuwächse; lediglich bei den Anwalts- (-347 bzw. -4,7%), Tierärzte- (-30 bzw. -1,6%) und Zahnärztekammern (-411 bzw. -3,4%) wurden Rückgänge registriert. Insgesamt wurden von den Freien Berufen im Jahr 2008 43.947 neue Ausbildungsverträge verbucht (2007: 44.556). Im Bereich Hauswirtschaft wurde mit bundesweit 4.271 Ausbildungsverträgen ebenfalls ein Minus verzeichnet; dieses lag bei -203 bzw. -4,5%. In der Seeschifffahrt, dem kleinstem Zuständigkeitsbereich, wurden 305 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen (-54 bzw. -15,0%).

Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage

Zusammen mit den Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit lassen sich die Daten der BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zu Marktdaten verbinden, die darüber Auskunft geben, in welchem rechnerischen Verhältnis sich Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage zum Stichtag 30. September befanden.03

In Anlehnung an § 86 des Berufsbildungsgesetzes wird das Ausbildungsplatzangebot als rechnerische Summe der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zuzüglich der "Zahl der am 30. September (...) nicht besetzten (und) der Bundesagentur für Arbeit zur Vermittlung angebotenen Ausbildungsplätze" definiert.
Die Ausbildungsplatznachfrage bestimmt sich spiegelbildlich als rechnerische Summe der Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und der am 30. September "bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplätze suchenden Personen".

Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten, nicht besetzten Ausbildungsplätze betrug Ende September 2008 19.416 (2007: 18.143). Zusammen mit den 616.615 neu abgeschlossenen Verträgen errechnet sich daraus ein Ausbildungsplatzangebot von 636.031, dies sind 7.997 Angebote weniger (-1,2%) als im Vorjahr.

Nicht einheitlich gehandhabt wird bislang, wer zu den "bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplätze suchenden Personen" zu zählen ist, um in Verbindung mit der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge die Nachfrage zu errechnen. Bislang war es üblich, lediglich diejenigen gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber zu berücksichtigen, die bis zum 30. September weder in eine Berufsausbildungsstelle noch in eine Alternative eingemündet waren. Dies waren im Berichtsjahr 2008 14.469 Personen. Zusammen mit den 616.615 neu abgeschlossenen Verträgen errechnet sich daraus eine Ausbildungsplatznachfrage für 2008 von 631.084, dies waren 27.388 Nachfrager weniger (-4,2%) als im Vorjahr.

 

Deutschland

Westdeutschland

Ostdeutschland

2007

2008

2007

2008

2007

2008

Ausbildungsplatzangebot

644.028

636.031

516.614

519.444

127.414

116.587

Ausbildungsplatznachfrage (bisherige Definition)

658.472

631.084

523.836

512.918

134.636

118.166

Ausbildungsplatznachfrage (erweiterte Definition)

756.486

712.861

606.387

585.199

150.099

127.662

Angebots-Nachfrage-Relation
(auf Basis der bisherigen Nachfragedefinition)

97,8

100,8

98,6

101,3

94,6

98,7

Angebots-Nachfrage-Relation
(bei erweiterter Nachfragedefinition)

85,1

89,2

85,2

88,8

84,9

91,3

Quellen: BIBB-Erhebung zum 30. September, Bundesagentur für Arbeit (2008a)

 

Bei dieser Berechnung sind Ausbildungsstellenbewerber ausgeschlossen, die in einer Alternative verblieben waren (z.B. erneuter Schulbesuch, Berufsvorbereitung, Praktikum), aber von dort aus weiter nach einer Ausbildungsstelle suchten und für die die Vermittlungsbemühungen der Bundesagentur für Arbeit auch am 30. September weiterliefen. Dies waren im Berichtsjahr 2008 81.777. Rechnet man diese Bewerber mit ein, gelangt man zu einer erweiterten Nachfragedefinition, die auch im Bericht über Bildung in Deutschland (2008) Verwendung findet. Nach dieser erweiterten Definition betrug die Ausbildungsplatznachfrage 712.861; gegenüber 2007 war sie um 43.625 (-5,8%) gesunken.

Eine Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage auf Basis der bisherigen Nachfragedefinition ergibt für 2008 ein rechnerisches Verhältnis von 100,8 Ausbildungsplatzangeboten je 100 Nachfrager (West: 101,3; Ost: 98,7).

Unter Zugrundelegung der erweiterten Nachfragemessung verringert sich die Angebots-Nachfrage-Relation auf 89,2 (West: 88,8; Ost: 91,3). Letztlich dürfte diese Größe den tatsächlichen Verhältnissen auf dem Ausbildungsmarkt deutlich näher kommen (vgl. dazu auch Ulrich/Eberhard, 2008). Interessanterweise führt sie auch zu einem anderen Ergebnis, was den Ost-West-Vergleich betrifft. Denn im Gegensatz zur bisherigen Berechnungsweise deutet sich auf Basis der erweiterten Nachfragemessung an, dass die Angebots-Nachfrage-Relation 2008 im Osten Deutschlands einen höheren Wert erreichte als in Westdeutschland. Dieses Ergebnis korrespondiert wiederum mit den Ost-West-Differenzen bei den rechnerischen Einmündungsquoten. Denn auch ein Vergleich der Höhe der rechnerischen Einmündungsquoten (siehe oben) fiel in 2008 zu Gunsten Ostdeutschlands aus.

Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots nach Berufsbereichen

Das Berufsbildungssystem wird seit den letzten 15 Jahren in wachsendem Maße von den Berufen des tertiären Sektors dominiert. Während 1994 das Verhältnisse zwischen den Dienstleistungs- und Fertigungsberufen noch ausgeglichen war, wurden 2008 in den Dienstleistungsberufen 101.704 Ausbildungsplätze mehr angeboten als in den Fertigungsberufen.04 Damit entfielen bereits 55,0% aller Ausbildungsplatzangebote auf Berufe des tertiären Sektors, während die Fertigungsberufe nur noch einen Anteil von 39,0% erreichten. Das duale Berufsbildungssystem folgt offenbar nicht nur in quantitativer, sondern auch in struktureller Hinsicht dem Wandel im Beschäftigungssystem.

Innerhalb des Fertigungsbereichs ging die Zahl der Ausbildungsplätze insbesondere in den Bauberufen zurück. Von 1994 bis 2008 halbierte sich ihr Umfang. In den Metall- und Elektroberufen war die Entwicklung weniger dramatisch, zumal durch einen weiteren Angebotszuwachs in 2008 (+563 bzw. +0,4% gegenüber dem Vorjahr) annähernd wieder die Zahlen aus den 1990er-Jahren erreicht wurden. In den Dienstleistungsberufen fiel das Ausbildungsplatzangebot selbst im Krisenjahr 2005 höher aus als 1994; dies galt sowohl für die kaufmännischen Waren- und Dienstleistungs- als auch für die Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe.

Ausblick

Die enge Beziehung zwischen Ausbildungsmarkt und Beschäftigungssystem lässt sich sowohl im zeitlichen Längsschnitt als auch im regionalen Querschnitt nachweisen. So fiel das betriebliche Ausbildungsplatzangebot im Jahr 2008 in jenen Regionen tendenziell höher aus, in denen die Arbeitslosenquote niedriger war. Für die Jahre 1992 bis 2008 ist zudem eine relativ enge Beziehung mit der Beschäftigungsentwicklung erkennbar: In den Jahren, in denen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten überdurchschnittlich hoch war, gab es auch mehr Ausbildungsplatzangebote.

Die Abhängigkeit des Ausbildungsplatzangebots vom Bedarf der Wirtschaft bedeutet aber zugleich, dass sich negative konjunkturelle Veränderungen auch relativ rasch auf das Ausbildungsangebot der Betriebe niederschlagen. Bereits Anfang des Jahres 2008 deuteten die Ergebnisse des vom BIBB in Zusammenarbeit mit der Universität Bochum entwickelten "Ökonometrischen Prognose- und Simulationsmodells des Ausbildungssystems" (PROSIMA) darauf hin, dass sich der Aufschwung auf dem Ausbildungsmarkt noch im Laufe des Jahres 2008 seinem Ende zuneigen könnte (vgl. Berufsbildungsbericht 2008, S. 102ff.). Nach den Ergebnissen von PROSIMA war damit zu rechnen, dass "die Unternehmen bei ihren Ausbildungsentscheidungen auf die sich bereits jetzt abzeichnende und sich in 2009 fortsetzende konjunkturelle Abschwächung mit einer Verringerung ihres Ausbildungsplatzangebots reagieren" werden. Deshalb wurde für 2008 mit einem Angebotsrückgang auf 623.000 gerechnet. Zwar fiel das Ausbildungsplatzangebot mit insgesamt 636.000 noch etwas günstiger aus als von PROSIMA vermutet, doch bewahrheitete sich der einsetzende Abschwung auf dem Ausbildungsmarkt.

Dieser Abschwung lässt sich anschaulich an den Zahlen der bei der Bundesagentur für Arbeit monatlich gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen und ihrer Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahresmonaten nachweisen. Konnten zu Beginn des Vermittlungsjahres noch Zuwächse verzeichnet werden, kam es in den nachfolgenden Monaten zu kontinuierlichen Rückgängen.

Gerade auch die Tendenz der letzten Monate weist weiter nach unten, so dass für 2009 mit einem weiteren Einbruch des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots gerechnet werden muss. Es ist jedoch nicht eindeutig auszumachen, ob und in welchem Ausmaß diese Entwicklung zu einer Chancenverschlechterung der Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt führen wird. Denn die demografische Entwicklung führt in 2009 auf der Nachfragerseite zu einer weiteren Entlastung des Ausbildungsmarktes. So wird sich die Zahl der Absolventen aus den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen um fast 50.000 verringern. Und auch die Zahl der "Altbewerber" aus früheren Schulentlassjahren dürfte wohl ebenfalls weiter sinken (vg. Ulmer/Ulrich, 2008).

 

Entwicklung der Schulabgängerzahlen im Jahr 2009

Absolventen aus
allgemeinbildenden Schulen

Absolventen aus
beruflichen Schulen

Personen
insgesamt

nicht
studienberechtigt

studienberechtigt

BVJ, BGJ
und BFS

FOS und FGYM

2008

638.695

271.088

311.770

111.922

1.333.475

2009

604.835

268.219

301.572

109.930

1.284.556

Entwicklung

-33.860

-2.869

-10.198

-1.992

-48.919

2009 zu 2008

-5,3%

-1,1%

-3,3%

-1,8%

-3,7%

Absolventen aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen: Schätzungen für 2008 und 2009

BVJ = schulisches Berufsvorbereitungsjahr, BGJ = schulisches Berufsgrundbildungsjahr, BFS = Berufsfachschule (ohne voll qualifizierende Abschlüsse), FOS = Fachoberschule, FGYM = berufliches Fachgymnasium

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Berufsbildung, eigene Berechnungen.
Vgl. auch große Deters/Ulmer/Ulrich (2008).

Somit wären sogar Rückgänge des Ausbildungsangebots in begrenzter Form verkraftbar, ohne dass sich die Marktsituation für die Jugendlichen verschlechtert. Andererseits sollte aufgrund des immer noch zu hohen Anteils von erfolglosen Ausbildungsstellenbewerbern angestrebt werden, die Ausbildungsmarktlage für die Jugendlichen nicht nur auf dem Niveau von 2009 zu halten, sondern darüber hinaus weiter zu verbessern. Wie sich die Zahl der Ausbildungsangebote aber in 2009 tatsächlich entwickelt, lässt sich aufgrund der großen momentanen Unwägbarkeiten der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung kaum vorhersagen.

Literaturhinweise

  • Autorengruppe Bildungsberichterstattung
    Bildung in Deutschland 2008. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I
    Bielefeld: W. Bertelsmann, 2008
    ISBN 978-3-7639-3663-2
  • Beicht, Ursula; Friedrich, Michael; Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.)
    Ausbildungschancen und Verbleib von Schulabsolventen
    Bielefeld: W. Bertelsmann, 2008
    (Berichte zur beruflichen Bildung)
    ISBN 978-3-7639-1120-2
  • Beicht, Ursula; Ulrich, Joachim Gerd
    Welche Jugendlichen bleiben ohne Berufsausbildung? Analyse wichtiger Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der Bildungsbiografie
    Bielefeld: Bertelsmann, 2008
    (BIBB REPORT 6/08)
    ISSN 1865-0821
  • Bonin, Holger; Schneider, Marc; Quinke, Hermann; Arens, Tobias
    Zukunft von Bildung und Arbeit. Perspektiven von Arbeitskräftebedarf und -angebot bis 2020
    (IZA Research Report Nr. 9).
    Bonn: Institut zur Zukunft der Arbeit, 2007.
  • Bundesagentur für Arbeit
    Arbeitsmarkt in Zahlen. Statistik zum Ausbildungsstellenmarkt. Bewerber und Berufsausbildungsstellen. Berichtsjahr 2007/08
    Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit, 2008a
  • Bundesagentur für Arbeit
    Arbeitsmarkt in Zahlen. Statistik zum Ausbildungsstellenmarkt. "Nationaler Ausbildungspakt". November 2008
    Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit, 2008b
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung
    Berufsbildungsbericht 2008
    Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2008
  • Ulrich, Joachim Gerd, Eberhard, Verena (2008)
    Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes seit der Wiedervereinigung
    In: Beicht, Ursula; Friedrich, Michael, Ulrich, Joachim Gerd [Hrsg.]: Ausbildungschancen und Verbleib von Schulabsolventen (Berichte zur beruflichen Bildung)
    Bielefeld: W. Bertelsmann, 2008, S. 13-57
    ISBN 978-3-7639-1120-2
  • große Deters, Fenne; Ulmer, Philipp; Ulrich, Joachim Gerd
    Entwicklung des Nachfragepotenzials nach dualer Berufsausbildung bis 2020
    In: Ulmer, Philipp; Ulrich, Joachim Gerd: Der demografische Wandel und seine Folgen für die Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses
    Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, S. 9-28
    (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 106)
    ISBN 978-3-88555-847-7
  • Statistisches Bundesamt
    Klassifizierung der Berufe. Systematisches und alphabetisches Verzeichnis der Berufsbenennungen
    Stuttgart: Metzler-Poeschel, 1992
    ISBN 3-8246-0077-3
    Troltsch, Klaus; Walden, Günter
    Beschäftigungssystem dominiert zunehmend Ausbildungsstellenmarkt. Zur Responsivität des dualen Ausbildungssystems
    In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 36 (2007) 4, S. 5-9
    ISSN 0341-4515
  • Ulrich, Joachim Gerd; Ehrenthal, Bettina; Häfner, Elfriede
    Regionale Mobilitätsbereitschaft und Mobilität der Ausbildungsstellenbewerber.
    In: Eberhard, Verena; Krewerth, Andreas; Ulrich; Joachim Gerd [Hrsg.]: Mangelware Lehrstelle. Zur aktuellen Lage der Ausbildungsplatzbewerber in Deutschland
    Bielefeld: W. Bertelsmann, 2006, S. 99-120
    (Berichte zur beruflichen Bildung; H. 279)
    ISBN 3-7639-1087-5
  • Ulmer, Philipp; Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.)
    Der demografische Wandel und seine Folgen für die Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses
    Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung
    (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 106)
    ISBN 978-3-88555-847-7
  • Ulrich, Joachim Gerd; Krekel, Elisabeth M.
    Zur Situation der Altbewerber - Ergebnisse der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2006
    Bielefeld: Bertelsmann, 2007
    (BIBB REPORT 1/07)
    ISSN 1865-0821
  • Walden, Günter (Hrsg.)
    Qualifikationsentwicklung im Dienstleistungsbereich: Herausforderungen für das duale System der Berufsausbildung
    Bielefeld: Bertelsmann, 2007
    (Schriftenreihe / Bundesinstitut für Berufsbildung)
    ISBN 978-3-7639-1097-7
  • 1

    Zu den Unterschieden zwischen der Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September und der Berufsbildungsstatistik zum 31.12. siehe Fachbeitrag im Internet "Verwirrung um den Lehrstellenzuwachs 2004"

  • 2

    Bei der Interpretation der Ergebnisse nach den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen ist allerdings zu berücksichtigen, dass die tatsächliche Ausbildungsleistung in einzelnen Bereichen nicht mit den Zählergebnissen nach Zuständigkeiten übereinstimmen muss. So sind z.B. in den Ländern Schleswig-Holstein und Hessen die Industrie- und Handelskammern auch die zuständige Stelle für den Ausbildungsbereich Hauswirtschaft, und eine klare Aufteilung nach Ausbildungsbereichen ist nicht immer möglich. Zudem fallen Ausbildungsverträge, die der Öffentliche Dienst oder die Freien Berufe in den Ausbildungsberufen von Industrie, Handel oder Handwerk abschließen, nicht in ihren eigenen Zuständigkeitsbereich, sondern werden von Industrie, Handel oder Handwerk mitgezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass die tatsächliche Ausbildungsleistung des Öffentlichen Dienstes in anerkannten Ausbildungsberufen etwa doppelt so hoch ausfällt wie in den Berufen, für die er selbst zuständig ist.

  • 3

    Die hier genannten Zahlen zu den noch unbesetzten Ausbildungsplätzen und den noch Ausbildungsplätze suchenden Personen weichen an dieser Stelle gegenüber den in den Publikationen der Bundesagentur für Arbeit berichteten Zahlen leicht ab, da hier nur regional und einzelberuflich eindeutig zuordenbare Plätze und Personen berücksichtigt wurden.

  • 4

    Die Angebotsstruktur von 1994 bis 2005 wurde unter Zuhilfenahme der Ausbildungsmarktdaten des Statistischen Bundesamtes mit Stichtag 31.12. geschätzt. - Unter den Dienstleistungsberufen sind hier zusammengefasst die Berufsgruppen 66 bis 93 nach der Berufsklassifikation des Statistischen Bundesamtes (1992). Die Fertigungsberufe umfassen die Gruppen 10 bis 55. Die sonstigen Berufe außerhalb der Dienstleistungs- und Fertigungsberufe schließen die technischen Berufe (60 bis 65), die Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft und im Gartenbau (01 bis 06), Berufe im Bergbau und in der Mineralgewinnung (07 bis 08) und nicht eindeutig zuzuordnende Berufe (98 bis 99) mit ein.

Erscheinungsdatum, Hinweis Deutsche Nationalbibliothek

Veröffentlichung im Internet: 19.12.2008
Diese Netzpublikation wurde bei der Deutschen Nationalbibliothek angemeldet und archiviert.
URN: urn:nbn:de:0035-0302-5

Creative Commons-Lizenz

Der Inhalt dieser Seite steht unter einer Creative Commons Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland). Weitere Informationen finden Sie auf unserer Creative Commons-Infoseite.