In dieser Ausgabe werden unterschiedliche Förderansätze vorgestellt: Angefangen von Ausbildungspatenschaften im Rahmen eines überregionalen Übergangsmanagement, der Ausbildung behinderter Menschen im "regulären" Berufsbildungssystem bis hin zu innovativen Konzepten zur Förderung und Qualifizierung älterer Langzeitarbeitsloser. Im Kommentar "Förderung durch Differenzierung" hebt Professor Dr. Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des BIBB, hervor, dass ergänzende Förderkonzepte notwendig sind, die den sehr unterschiedlichen Lernmotiven, Entwicklungszielen, Lernvoraussetzungen und Begabungen der Auszubildenden Rechnung tragen. In der Rubrik Diskussion werden Ausbildungsbausteine als Modell zur Modernisierung des Berufsbildungssystems in den Blick genommen.
Unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen der Lehrlinge und der Diversifizierung der Zielgruppen auf der einen Seite stehen eine Differenzierung der Anforderungen in den Ausbildungsberufen und im Arbeitsleben gegenüber. Einheitliche Modelle der Berufsausbildung oder eine einheitliche Organisation kann es von daher nicht (mehr) geben. Die Berufsbildungspolitik hat dieser Ausgangslage durch differenzierte Gestaltungskonzepte Rechnung getragen. Ergänzend notwendig sind Förderkonzepte, die den sehr unterschiedlichen Lernmotiven, Entwicklungszielen, Lernvoraussetzungen und Begabungen Rechnung tragen. Dazu zählen auch eine verbesserte Diagnostik und mehr Flexibilität der Berufsschulen.
Thema
Ursula Beicht; Michael Friedrich; Joachim Gerd Ulrich
Aufgrund der chronisch angespannten Situation auf dem Lehrstellenmarkt konnten in jüngerer Zeit viele Abgänger und Abgängerinnen der allgemein bildenden Schulen nicht sofort mit einer Berufsausbildung beginnen. Viele mündeten zunächst in Bildungsgänge des so genannten "Übergangssystems" ein, um dort ihre Chancen zu verbessern oder die Zeit bis zum Beginn der Berufsausbildung zu überbrücken. Um sich ein genaueres Bild von den Übergangsprozessen zu verschaffen, führte das Bundesinstitut für Berufsbildung eine repräsentative Befragung von Jugendlichen im Alter von 18 bis 24 Jahren durch. Im Beitrag werden erste Ergebnisse vorgestellt.
Die Bundesagentur für Arbeit registrierte in den letzten Jahren immer mehr Ausbildungsplatzbewerber, die die Schule bereits im Vorjahr oder noch früher verlassen hatten. 2006 lag deren Anteil erstmalig bei mehr als 50 Prozent. In vielen Fällen handelt es sich um Jugendliche, die sich schon einmal früher um eine Lehrstelle bemüht hatten. Als erfolglose Ausbildungsplatznachfrager waren sie gleichwohl oft noch nicht aufgefallen. Denn sofern sie zur Überbrückung zu jobben begannen oder sonstiges machten, galten sie als "vermittelt". Die Erfolgschancen der "Altbewerber" sind nicht besonders gut. Sie fallen im Schnitt schlechter aus als bei denjenigen, die sich erstmals um einen Ausbildungsplatz bemühen.
Der Übergang von der Schule in den Beruf gestaltet sich zunehmend schwierig, zumal sich durch die negative Entwicklung der Ausbildungsplatzangebote in den vergangenen Jahren ein Überhang an Altbewerbern aufgebaut hat, der zusammen mit den aktuellen Schulabgängern um die Lehrstellen konkurriert. Insbesondere Hauptschüler und Jugendliche mit Migrationshintergrund benötigen aufgrund dieser Entwicklungen verstärkt Unterstützungsangebote, die im Sinne eines "regionalen Übergangsmanagements" die Berufsfindung erleichtern sollen. Im Beitrag werden erste Erfahrungen aus einem Patenschaftsmodell der Stadt Dortmund vorgestellt, die einerseits den Bedarf solcher Angebote verdeutlichen, andererseits aber auch erforderliche Bedingungen für erfolgreiche Ausbildungspatenschaften aufzeigen.
Aufgrund der anhaltend schwierigen Lage auf dem Ausbildungsmarkt werden strukturelle und inhaltliche Gestaltungskonzepte der Ausbildung neu erörtert. Ziel ist es, benachteiligte Jugendliche in Ausbildung zu bringen sowie die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zu erhöhen. Über Nutzen und Nachteile zweijähriger Ausbildungsgänge wurde und wird im Vorfeld ihrer Einführung viel diskutiert. Bisher mangelte es jedoch an empirischen Belegen, die eine fundierte Beantwortung dieser Fragen erlaubte. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) stellt Ergebnisse einer Evaluation des im Jahr 2004 eingeführten zweijährigen Berufs Maschinen- und Anlagenführer/-in vor.
Von 2001 bis Ende 2006 hat das Programm "Kompetenzen fördern - Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen mit besonderem Förderbedarf (BQF-Programm)" Innovationen erprobt und Strukturprobleme bearbeitet. Der Programmtransfer soll diese Arbeiten aufgreifen und weiter tragen. Beim Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC) im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wurde die zentrale BQF-Transferstelle eingerichtet. Sie übernimmt die Koordinierung der Transferaktivitäten und versucht die Ergebnisse und Erfahrungen des Programms in den pädagogischen Alltag der Fördermaßnahmen hineinzutragen. Ausgehend von einigen grundsätzlichen Fragen des Transfers wird das entsprechende Transferkonzept vorgestellt.
In Deutschland werden ältere Menschen vom Arbeitsmarkt systematisch ausgeschlossen. Im Beitrag werden Lösungswege einer "Good-Practice" für eine adäquate Integrationsförderung der am Arbeitsmarkt am stärksten benachteiligten Zielgruppe aufgezeigt. Im Rahmen einer Initiative Perspektive 50plus "Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen" wird in Nürnberg das Konzept der AktivFirma nach der Methode der Arbeitsfabrik erfolgreich erprobt. Erste Ergebnisse zeigen eine positive Bilanz. Neben dem direkten Übergang in eine Beschäftigung gibt es besondere Fortschritte im Bereich der sozialen Integration.
Das betriebliche und überbetriebliche Ausbildungspersonal sieht sich kontinuierlich mit modifizierten und neuen Anforderungen konfrontiert und bedarf professioneller Unterstützung. Die zwei vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) angebotenen Dienste Ausbilderförderung (AF) und Foraus.de beinhalten ausgewählte Hilfen zur Gestaltung der betrieblichen Ausbildung, bieten zusätzliche Lerngelegenheiten sowie die Chance zu einem tagesaktuellen Informations- und Erfahrungsaustausch. Der Beitrag gibt einen Überblick über das Leistungsangebot dieser Dienste und nennt zukünftige Themen und Schwerpunkte der Ausbilderförderung, die sich insbesondere auf die Gruppen der Ausbildungsverantwortlichen (auch im Sinne von Multiplikatoren) und Ausbildungspersonal ohne formale Kenntnisse und Abschlüsse richten sollen.
Bei der Qualifizierung behinderter Menschen gilt es, die Besonderheiten der betroffenen Personengruppen zu sehen und gleichzeitig die Angebote zu ihrer beruflichen Bildung als Bestandteil des "regulären" Berufsbildungssystems zu gestalten. Entscheidend für die Ausbildung behinderter Menschen in anerkannten Ausbildungsberufen ist die Anwendung des gesetzlich gebotenen Nachteilsausgleichs. Für Menschen, bei denen aufgrund ihrer Behinderung eine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht möglich ist, bieten Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung besondere Regelungen. Für diese Ausbildungsregelungen der zuständigen Stellen legte der Hauptausschuss des BIBB mit den neuen Rahmenrichtlinien eine Grundlage. Die auf EU-Ebene vereinbarten Konzepte, Standards und Strategien entsprechend dem "Disability Mainstreaming"-Ansatz bedürfen der Umsetzung.
Unternehmerisches Denken und Handeln gewinnt weiter an Bedeutung. Welcher Handlungsbedarf ergibt sich daraus? Ein Positionspapier des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung gibt Antworten, wie unternehmerisches Denken und Handeln durch entsprechende Qualifizierung in allen Bildungsabschnitten (Schule, Ausbildung, Weiterbildung) gezielt gefördert werden kann.
Eine am BIBB, im Bereich Bibliothek und Dokumentation tätige junge Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste wird befragt, welche Berufsperspektiven und Karrierewege sich für sie durch ein Stipendium eröffnen.
In die bildungspolitische Diskussion um die Reform der Berufsbildung ist seit einiger Zeit Bewegung gekommen. Insbesondere das Konzept von EULER/SEVERING, mit einer Strukturierung der Berufsbildung in Ausbildungsbausteinen hat die "Gralshüter" der Berufsbildung auf den Plan gerufen und gleichzeitig weitere Reformüberlegungen angestoßen. Der Beitrag zeigt die gegenwärtigen Problemlagen und Bemühungen zur Aktualisierung der Berufsbildung auf, bevor die Vorschläge der Autoren dargestellt und hinsichtlich ihres Beitrags zur Modernisierung und zum Abbau der "Warteschleifenproblematik" bewertet werden. Zum Abschluss werden Vorschläge zur Umsetzung skizziert.
Die Vorschläge zur Weiterentwicklung des deutschen Berufsbildungssystems durch neue Strukturen in der Berufsausbildung bewegen sich noch immer auf vermintem Gelände - vor allem, wenn die Reformansätze sogenannte Ausbildungsbausteine bzw. Module im Blick haben. Im Beitrag werden die neueren Strukturmodelle der Berufsausbildung, die Ende 2006 und Anfang 2007 von verschiedenen Akteuren ins Spiel gebracht wurden, vergleichend dargestellt und bewertet. Im einzelnen geht es um den Vorschlag des BMBF zur Entwicklung von Ausbildungsbausteinen durch Erprobungsverordnungen, die BDA-Initiative "Neue Strukturen in der dualen Ausbildung", den DIHK-Ansatz "Dual mit Wahl" sowie die DHKT-Reformüberlegungen "Flexibilität in der Berufsausbildung". Favorisiert werden die beiden letzten Modelle, wobei es vor allem darauf ankommt, Modularisierung als Gestaltungsaufgabe zu verstehen.
In Debatten um die Effizienz und Effektivität des deutschen Bildungssystems werden häufig Indikatoren genutzt, die den Bildungsstand der Bevölkerung im internationalen Vergleich abbilden. Je nachdem, welcher Indikator herangezogen wird, ergibt sich dabei ein anderes Bild. Auf der Basis von Eurostat-Daten befindet sich der Anteil der Jugendlichen mit mindestens einem Abschluss der Sekundarstufe II auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Mit knapp 73 Prozent ist Deutschland im europäischen Vergleich gemeinsam mit Spanien und Portugal am Ende der Rangliste zu finden. Auf der anderen Seite stehen Abschlussquoten für den Sekundarbereich II, die von der OECD in der jährlichen Publikation 'Bildung auf einen Blick' veröffentlicht werden. Hier liegt Deutschland 2004 mit einer Quote von 99 Prozent gemeinsam mit Norwegen an der Spitze der OECD-Länder (OECD, 2006). Im Beitrag werden die Berechnungsansätze und damit verbundene Interpretationsprobleme näher erläutert.
In einem Projekt forschenden Lernens „Wir wollen mehr als Leerstellen“ haben sich Jugendliche aus fünf Bremer Schulen mit Daten zum Bremer Lehrstellenmarkt und ihrer politischen Auslegung beschäftigt. Sie analysierten Presseerklärungen, werteten Statistiken aus und konfrontierten die Öffentlichkeit mit ihren Ergebnissen.“ Der Beitrag stellt Ergebnisse des Projekts vor.