Im Blickpunkt der Ausgabe steht das Lernen im Lebenslauf. Anhand von zehn Beiträgen erhalten die Leserinnen und Lesern einen fundierten Überblick zu aktuellen Zahlen der betrieblichen Weiterbildung in Europa oder der Stimmung bei den Weiterbildungsanbietern in Deutschland, zu Trends der Weiterbildungsfinanzierung und zum Bildungssparen sowie zu Weiterbildungskonzepten für das späte Erwerbsleben. Im Blickpunkt-Interview plädiert Professor Ekkehard Nuissl für eine stärkere öffentliche Verantwortung für das Lernen im Lebenslauf. Im Kommentar "Weiterbildung: Beratung tut not!" fasst Professor Dr. Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des BIBB, die zentralen Ergebnisse des Innovationskreises Weiterbildung zusammen und betont die Notwendigkeit, die beschlossenen Maßnahmen nun in die Praxis umzusetzen. Weitere Themen sind das berufliche Übergangssystem als kommunales Handlungsfeld im Dreieck von Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Jugendpolitik.
Um die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen hat die Bundesregierung die Qualifizierungsinitiative "Aufstieg durch Bildung" gestartet. Anreize für mehr Weiterbildung sollen vier zentrale Handlungsfelder schaffen: Finanzierung, Lernzeitkonten, Durchlässigkeit und Bildungsberatung. Professor Dr. Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des BIBB, fasst die zentralen Ergebnisse des Innovationskreises Weiterbildung zusammen und betont die Notwendigkeit, die beschlossenen Maßnahmen in die Praxis umzusetzen.
Welche Möglichkeiten gibt es für eine gerechtere Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an Weiterbildung? Welche Rolle könnte die Weiterbildung spielen, die Ungleichheiten des Bildungssystems auszugleichen und welche Rolle spielen dabei Beratungsangebote oder eine stärkere Vernetzung vor Ort, um auch bildungsferne Zielgruppen zu erreichen? Wie ist die Wirksamkeit finanzieller Anreizsysteme wie Bildungsgutscheine und Weiterbildungssparen einzuschätzen, die Weiterbildungsteilnahme zu verbessern bzw. zu ermöglichen? Wie sind die Rechte und Pflichten im Spannungsfeld zwischen Individuum, Betrieb und öffentlicher Verantwortung zu sehen? Was können wir von unseren europäischen Nachbarn lernen, um unser Bildungssystem gerechter zu gestalten? Wo wird in den nächsten Jahren besonderer Forschungsbedarf in der Weiterbildung gesehen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Blickpunkt-Interviews mit Ekkehard Nuissl, Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE). Ekkehard Nuissl plädiert für eine stärkere öffentliche Verantwortung für das Lernen im Lebenslauf. Der wachsende moralische Druck auf die Individuen sollte in einer bildungspolitischen Gesamtkonzeption aufgefangen werden.
Thema
Dick Moraal; Friederike Behringer; Gudrun Schönfeld
Die dritte europäische Erhebung zur betrieblichen Weiterbildung von 2005 (CVTS3) ermöglicht es, die Situation in Deutschland mit der in anderen europäischen Staaten zu vergleichen und zugleich Veränderungen zu 1999 aufzuzeigen. Bei einigen wichtigen Kennziffern sind Rückgänge zu verzeichnen: So nahmen der Anteil weiterbildender Unternehmen und der Anteil der Unternehmen, die Weiterbildung in Form von Kursen und Seminaren anbieten, ab. Ebenfalls sank der Anteil der Beschäftigten, die an betrieblichen Weiterbildungskursen teilnahmen, leicht, und die finanziellen Aufwendungen der Unternehmen für diese waren deutlich rückläufig. Allein die Zahl der Weiterbildungsstunden je Beschäftigtem blieb stabil.
Die Finanzierung des lebenslangen Lernens steht in Deutschland und anderen Ländern seit rund zehn Jahren verstärkt im Blickpunkt des Interesses. In Deutschland hat die Diskussion zur Finanzierung lebenslangen Lernens nicht zuletzt durch die Arbeit der Expertenkommission 'Finanzierung lebenslangen Lernens' wieder neuen Aufschwung erhalten. Dabei konnte sie auch von vorangegangenen Diskussionen und Entwicklungen in anderen Ländern profitieren. Der Beitrag betrachtet einführend kurz die Weiterbildungsbeteiligung im internationalen Vergleich und stellt Zahlen zur Finanzierungsverteilung in Deutschland zusammen. Abschließend wird das Eckpunktepapier zum Bildungssparen vorgestellt. Die Umsetzung des Modells wird von der Bundesregierung für die zweite Jahreshälfte 2008 in Aussicht gestellt. Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass sich dieses Modell in den europäischen Rahmen einordnet und wesentliche Komponenten übernimmt.
Mit dem Weiterbildungssparen will die Bundesregierung die individuelle Weiterbildungsbeteiligung erhöhen. Eine Weiterbildungsprämie von bis zu 154 Euro soll Weiterbildungsanreize für Geringverdiener schaffen. Fraglich ist, ob diese finanziellen Anreize allein ausreichen. Es sind nicht nur finanzielle Gründe, die eine Weiterbildungsteilnahme verhindern, sondern auch unzureichende Informationen und institutionelle Rahmenbedingungen. In diesem Beitrag stellen die Autoren zentrale Befunde zu den Gründen für die Nichtteilnahme an Weiterbildung dar und plädieren vor diesem Hintergrund für einen integrierten Förderansatz. Sie empfehlen, eine verbraucherorientierte Weiterbildungsberatung auszubauen und die Betriebe stärker einzubeziehen.
Mit dem Bildungsscheck NRW ist ein Anreizsystem für Beschäftigte und Betriebe geschaffen worden, das die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung anregen soll. Über das Verfahren und erste Erkenntnisse zur Akzeptanz des Instruments informiert dieser Beitrag.
Der Bedeutungszuwachs von Beratung im Kontext lebenslangen Lernens gilt in programmatischer Hinsicht als unumstritten. Allerdings sind den bildungspolitischen Bekenntnissen bislang noch kaum nennenswerte praktische Konsequenzen gefolgt. Die Professionalität von Bildungsberatern in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern wenig ausgeprägt. Mit Blick auf eine konsistente Qualitätsstrategie der Anbieter sind bestenfalls erste Ansätze zu erkennen. Der Beitrag nimmt eine Situationsbeschreibung vor und benennt auf dieser Grundlage Herauforderungen zur qualitätsvollen Weiterentwicklung und Professionalisierung des Handlungsfelds. Zudem wird auch auf die Notwendigkeit einer stärker wissenschaftlichen Erforschung und Grundlegung dieses Bereichs hingewiesen.
Auf der Grundlage der aktuellen wbmonitor Umfrage 2007 wurde erstmals ein Klimaindex für die Weiterbildungsbranche errechnet, der sich am bekannten ifo Geschäftsklimaindex orientiert. Demnach ist die Stimmungslage insgesamt gut, variiert aber zwischen den Anbietertypen beträchtlich. Gut die Hälfte der Weiterbildungsanbieter, die an der Befragung teilnahmen, beurteilt ihre aktuelle wirtschaftliche Lage und die in einem Jahr erwartete positiv oder sogar sehr positiv. Zudem wurden die Weiterbildner u. a. danach gefragt, welche Effekte sie vom Konzept des 'Bildungssparens' " erwarten. Erstmals in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) lud die Umfrage diesmal auch Anbieter allgemeiner Weiterbildung ein.
Die Notwendigkeit einer Weiterbildung älterer Beschäftigter ist im Moment in aller Munde. Sie scheint eine konsequente Folge des demographischen Wandels und der damit verbundenen Alterung der Belegschaften zu sein. Was bedeutet diese Forderung jedoch in der Realität? Sind spezielle Angebote für Ältere wirklich sinnvoll? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Lernen Älterer und dem Jüngerer? Wie bewerten ältere Beschäftigte diese Angebote? Diesen Fragen ist das Forschungsprojekt "WeisE" (Weiterbildungskonzepte für das spätere Erwerbsleben) nachgegangen, aus dem zentrale Ergebnisse in diesem Beitrag vorgestellt werden.
Emotionen sind bisher nicht ausreichend in ihren Auswirkungen auf das Lernen Erwachsener beachtet worden. Das spezifische Zusammenspiel von Emotionen und Kognitionen beeinflusst die Motivation, das Gedächtnis und vor allem weitreichend das Handeln. Besonders interessant ist, wie flexibel sich unterschiedliche Emotionen miteinander verbinden können und wie das in der Sozialisation erworbene Emotionsschemata verwoben ist mit kulturellen Mustern. Hierzu zeigt der Beitrag theoretische Zugänge auf und stellt ausgewählte Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zusammen.
Seit Jahren wird in der Aus- und Weiterbildung, der Personalentwicklung und der Organisationsgestaltung davon gesprochen, dass die Mitarbeiter lebenslang oder lebensbegleitend lernen müssen und dass dieses in der Organisation auch entsprechend verankert werden soll. Dennoch ist das lebenslange Lernen immer noch ein Dauerbrenner. Warum ist das so? Für das lebenslange Lernen in der Arbeit kommt dem Aspekt der Bewusstseinsbildung auf verschiedenen Ebenen ein hoher Stellenwert zu. Ausgehend von Aspekten des reflexiven Handelns im Arbeitsprozess werden im Beitrag Stadien des arbeitsprozessintegrierten Lernens erörtert und der Qualifizierungsprozess des Ausbilders zum Lernprozessbegleiter am Beispiel der Deutschen Telekom vorgestellt
Rahmenthema der Hochschultage 2008 ist das Thema "Qualität in Schule und Betrieb". Prof. Dr. Karl Wilbers, Ausrichter und Koordinator der Hochschultage Berufliche Bildung 2008, wird zu den Gründen für die Wahl dieses Themas befragt. Mit "Qualität" wird ein Thema aufgegriffen, das die Auseinandersetzung um die zukünftige Gestaltung des Berufsbildungssystems in Deutschland fokussiert.
Angesichts anhaltender Probleme auf dem Ausbildungsmarkt und der zunehmenden Ausdifferenzierung von Berufseinmündungswegen junger Menschen ist die Gestaltung von beruflichen Übergängen in das Zentrum bildungs- und sozialpolitischer Aufmerksamkeit gerückt. Diverse Reformvorhaben der letzten Jahre zielen auf eine politische Neuausrichtung des beruflichen Übergangsbereichs im Sinne einer Effektivierung und Systematisierung ab. Dabei wächst den Kommunen verstärkt Verantwortung zu. Immer mehr Kommunen sehen die entstandene Lage als eine Chance, sich die Gestaltung von 'kommunalen Bildungslandschaften' und die Restrukturierung des gesamten beruflichen Übergangssystems zur politischen Aufgabe zu machen. Im Dreieck von Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Jugendpolitik ist damit ein neues Handlungsfeld entstanden, das einen hohen Stellenwert für gelingende berufliche und soziale Integration junger Menschen hat.
Schwerpunkt der letzten Sitzung des Hauptausschusses des BIBB im Jahr 2007 waren das Konzept für ein internationales "Large Scale Assessment" beruflicher Bildung (VET-LSA) und die aktuelle Ausbildungsplatzsituation. Darüber hinaus wurden eine Empfehlung zur Neustrukturierung des Berufsbildungsberichts und Handlungsvorschläge für die berufliche Qualifizierung benachteiligter junger Menschen verabschiedet. Dem Entwurf des jährlichen Forschungsprogramms des BIBB für 2008 stimmte der Hauptausschuss zu.
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 13. Dezember 2007 in Nürnberg in einer Empfehlung einstimmig Handlungsvorschläge für die berufliche Qualifizierung benachteiligter junger Menschen verabschiedet. Die Grundidee der Handlungsvorschläge ist eine umfassende "Dualisierung" der Benachteiligtenförderung, d. h. ein Fördersystem, das eine horizontale und vertikale Kooperation aller in Betracht kommenden Ministerien und Dienststellen auf allen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) einschließt und ein durchgängiges Beratungs- und Begleitungssystem umfasst. Zu folgenden Punkten werden konkrete Handlungsvorschläge unterbreitet: Lernort Betrieb; Verbesserung der individuellen Eingangsvoraussetzungen vor dem Übergang Schule - Berufsbildung; Qualifizierungsbausteine; Fort- und Weiterbildung des Ausbildungs- und Lehrpersonals.