3. Konferenz "Zukunft duales Studium" am 22. und 23. April 2021 an der Hochschule Osnabrück
Zahlreiche Forschende, Lehrende, Studiengangleiterinnen und Studiengangleiter sowie Praxisvertreterinnen und Praxisvertreter trafen sich Ende April zur dritten Konferenz „Zukunft Duales Studium“ der Hochschule Osnabrück, um vielfältige Diskurse zum Thema „Qualitätsdimensionen und Entwicklungstreiber des dualen Studiums“ zu führen.
Themen und Anliegen der Veranstaltung waren der intensive Austausch, Informationen und Entwicklungen zu neuen rechtlichen Rahmenbedingungen, die Förderung der Vernetzung sowie Impulssetzung, um nicht zuletzt weitere Perspektiven für die Umsetzung des dualen Studiums zu erschließen.
Die Konferenz hat mit den Vorträgen und anschließenden Diskussionen gezeigt, wie vielfältig sich das duale Studium deutschlandweit gestaltet und das stark wachsende Interesse an dualen Studiengängen – sowohl seitens der Hochschulen als auch der Unternehmen und Studierenden.
In der Diskussion gab es eine Vielzahl von Fragen zum Lernort Betrieb und den damit verbundenen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Problematik der Standards für duale Studiengänge mit praxisintegrierendem Format. Hierzu wird auf den Beschluss des BIBB-Hauptausschuss aus dem Jahr 2017 verwiesen, indem es zu den wichtigen Kriterien der Praxisphasen bereits differenzierte Empfehlungen gibt, die als Orientierung dienen.
Beschluss des BIBB-Hauptausschusses 2017
Anregungen des BIBB-Hauptausschusses an den Akkreditierungsrat für die Überarbeitung der „Regeln für die Akkreditierung von Studiengängen und die Systemakkreditierung“
- Beschluss des BIBB-Hauptausschusses vom 14.12.2016
- Positionspapier der BIBB-Hauptausschuss AG zum dualen Studium
- Beschluss des BIBB-Hauptausschusses vom 21.06.2017
Mit dem Hinweis auf diese Veranstaltung ist beabsichtigt, auf die speziellen Themen des dualen Studiums hinzuweisen und besonders den Akteuren der Beruflichen Bildung zugänglich zu machen.
Vor diesem Hintergrund wird besonders auf die folgenden ausgewählten Vorträge hingewiesen.
Präsentationen
Das Profilmerkmal "dual" auf der Agenda des Akkreditierungsrats: Einblicke in die Verwaltungspraxis
Dr. Alexander Weber, Koordinator Programmakkreditierung der Stiftung Akkreditierungsrat
Mit der 2018 in Kraft getretenen Reform des Akkreditierungssystems haben die Länder den Begriff „dual“ erstmals rechtsverbindlich für Studiengänge geschützt. Zugleich wurde die Entscheidung über Akkreditierungen auf den Akkreditierungsrat übertragen, die Lernorte (mindestens Hochschule/ Berufsakademie und Betrieb) systematisch sowohl inhaltlich als auch organisatorisch und vertraglich miteinander zu verzahnen sind. Der Vortrag thematisiert die praktischen Erfahrungen mit der neuen Bestimmung sowie die Verwaltungspraxis des Akkreditierungsrats.
Das duale Studium in der Akkreditierung
Torsten Futterer, Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur Hannover
2018 hat es erhebliche Veränderungen im deutschen Akkreditierungswesen gegeben: Einerseits haben sich die Bundesländer auf neue Vorgaben geeinigt und andererseits erfolgen die Akkreditierungsentscheidungen nunmehr durch den Akkreditierungsrat und nicht mehr durch die Agenturen.
Der Vortrag informiert über die Vorgaben, die für duale Studiengänge besonders zu beachten sind, berichtet sowohl über die Erfahrungen der ZEvA aus den bisherigen Begutachtungen dualer Studiengänge und die Spruchpraxis des Akkreditierungsrats.
Erfolgsfaktoren der Lernortverzahnung - Ergebnisse aus dem Werkstattgespräch des Verbandes Duales Hochschulstudium Deutschland
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arens-Fischer, Prof. Dr. Franz-Xaver Boos, Prof. Dr. Harald Danne, Katrin Dinkelborg, Prof. Dr.-Ing. Thorsten Kurzawa und Prof. Dr. Hans-Christoph Reiss, Verband Duales Hochschulstudium Deutschland
Zentrales Element dualer Studiengänge ist die Verzahnung der Lernorte mit den drei Dimensionen: inhaltliche, zeitliche und institutionelle Verzahnung (BIBB HA 2017). Durch die Lernortverzahnung wird der Praxisbezug des Studiums für die akademische Kompetenzentwicklung erschlossen. Im Fokus des im März stattgefundenen Werkstattgesprächs zwischen dem Verband Duales Hochschulstudium Deutschland und Vertreterinnen und Vertretern von Akkreditierungsagenturen stand die Diskussion der Vielfalt von Studiengangmodellen und der Merkmale zur Lernortverzahnung.
Diese heterogenen Studiengangkonzepte bereichern die Studienlandschaft und helfen, arbeitsplatzspezifische und gleichzeitig akademische Kompetenzen zu erwerben. Die Vielfalt des Angebots erfordert aber auch unterschiedliche Herangehensweisen bei der Verzahnung im Sinne der Akkreditierung.
Systemanalyse des dualen Studiums in Deutschland – Vorstellung der deutschlandweiten Studie zur Vielfalt dualer Studiengänge
Katrin Dinkelborg, Prof. Dr. Wolfgang Arens-Fischer, Hochschule Osnabrück
Der Beitrag stellt eine Studie vor, die das Gesamtsystem des dualen Studiums in den Blick nimmt und im Frühjahr 2021 mit den Erhebungen beginnt. Ziel der Studie ist es, die Kenntnisse über die Zusammenhänge und Wechselwirkungen der Strukturen zwischen Hochschulen, Unternehmen bzw. Einrichtungen und Studierenden zu verbessern.
Praxistransferprojekte als Brücke zwischen Praxis und Theorie
Prof. Kurzawa, Dekan Fachbereich Duales Studium Wirtschaft - Technik, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
In einem dualen Studium besteht durch Praxistransferprojekte die Möglichkeit, die inhaltliche und organisatorische Verzahnung zwischen den Lernorten Hochschule und Unternehmen herzustellen. Diese Projekte basieren auf Studieninhalten, die sowohl in der betrieblichen Praxis als auch in den theoretischen Inhalten des Studienprogramms eine wichtige Rolle spielen. Ein Praxistransferprojekt kann als ein eigenes Modul konzipiert und inhaltlich einem Modul aus der Theoriephase mit dem gleichen Themengebiet zugeordnet werden.
Verzahnung von beruflicher und akademischer Bildung sicherstellen: Theoretische Implikationen eines gestaltungsorientierten Forschungsprojekts zur Qualitätssicherung hybrider Ausbildungsangebote
Harald Hantke, Hamburger Institut für Berufliche Bildung
In seinem Vortrag stellt Harald Hantke mit der studienintegrierenden Ausbildung (stA) einen neuen Typ tertiärer Bildung vor, der an der BHH entwickelt und etabliert wird. Dieses Ausbildungsmodell verknüpft berufliche und akademische Bildungswege und basiert auf der Verzahnung der Lernorte Berufsschule, Betrieb und Hochschule. Solche hybriden Ausbildungsangebote bedürfen eines übergreifenden und alle Lernorte umfassenden Qualitätsmanagements, um ihre Potenziale ausschöpfen zu können. Denn mit den Lernorten Berufsschule, Betrieb und Hochschule treffen berufliche und akademische Bildung mit je eigenen Gesetzen und Verordnungen, Funktionslogiken und Kulturen aufeinander.
Dritter Lernort Berufsschule - Rahmenbedingungen, Beteiligte, Anrechnungen
Prof. Dr. Boos, wissenschaftlicher Leiter hochschule dual
In dem Vortrag nimmt Prof. Boos die Rahmenbedingungen, Beteiligten und Anrechnungen des Lernorts Berufsschule im Verbundstudium in den näheren Blick.
Der Vortrag verdeutlichte, dass hier die Integration von Berufsschulen in ein duales Studienkonzept als eine Notwendigkeit eingeordnet wird, um für die Studierenden eine abgestimmte Gesamtlösung der Lerninhalte für Ausbildung und Studium anzubieten. Neben der gegenseitigen Anrechnung geht es dabei auch um Synergien von Vorlesung und Unterricht.
Überbetriebliche und crossfunktionale Praxisphasen für die „VUKA-Welt“
Prof. Harald Danne, TH Mittelhessen, Leitender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium
Die Veränderungsprozesse im Informations- oder Digitalzeitalter stellen die Unternehmen vor enorme technische Herausforderungen für die digitalen Transformationsprozesse. Die Wissenschaft verwendet für diese Entwicklung das Akronym VUCA – der Begriff steht für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Ungewissheit), Complexity Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit).
Auf diesen Veränderungsprozess können duale Studiengänge mit ihren ohnehin betrieblichen Praxisphasen innovative Antworten geben.
Qualitätssicherung durch Verzahnung: Akkreditierung dualer Studienangebote in Rheinland-Pfalz
Prof. Dr. Hans-Christoph Reiss, Geschäftsführer Duale Hochschule Rheinland-Pfalz (DHR)
Mit dem 2020 beschlossene neue Hochschulgesetz soll das Ziel sein, starke, offene und zukunftsorientierte Hochschulen in Rheinland-Pfalz zu schaffen. Das besondere Interesse der Dualen Hochschule Rheinland-Pfalz (DHR) liegt in der Verzahnung dualer Studienangebote, die im neuen Hochschulgesetz explizit betont wird.
Im Januar 2021 organisierte die DHR einen Online-Workshop „Akkreditierung dual“ zur Qualitätssicherung der Akkreditierungen dualer Studienangebote in Rheinland-Pfalz.
Die individuellen Rechte dual Studierender in der Praxis
Dr. Ernesto Klengel und Timo Gayer, IG Metall Vorstand
Der Beitrag zeigt anhand aktueller Tarifergebnisse und einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes sowohl diese grundlegenden Strukturen des Arbeitsrechts für dual Studierende, aber auch bestehende Widersprüchlichkeiten und Handlungsoptionen für die Akteure in den Hochschulen auf.