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Ausgangslage der Ausbildungsmarktentwicklung 2013

Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt wird bereits seit einigen Jahren stark durch die negative demografische Entwicklung beeinflusst. Seit 2004 ist die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger/ -innen und Absolventen/Absolventinnen aus den allgemeinbildenden Schulen – die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung – bundesweit bereits um mehr als 150.000 und damit um mehr ein Fünftel zurückgegangen, und für 2014 und die kommenden Jahre setzt sich der Rückgang kontinuierlich fort; bis 2025 ist mit einem weiteren Verlust von über 100.000 Personen zu rechnen (vgl. Kapitel A2). Das Jahr 2013 bildete jedoch eine Ausnahme im durchgehend negativen Trend. Denn gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der nicht studienberechtigten Abgänger/ -innen und Absolventen/Absolventinnen aus den allgemeinbildenden Schulen bundesweit um 19.400 bzw. 3,6 %. Zugleich nahm infolge der doppelten Abiturientenjahrgänge in Nordrhein-Westfalen und in Hessen die Zahl der studienberechtigten Schulabgänger/ -innen aus allgemeinbildenden Schulen bundesweit um 14.200 bzw. 4,6 % zu Tabelle A1.1-1.

Da die Zahl der Abgänger/ -innen und Absolventen/Absolventinnen aus den beruflichen Schulen nur um insgesamt 8.500 Personen sank und auch bei den ausbildungsinteressierten Personen aus früheren Schulentlassjahren nur mit geringen Rückgängen gerechnet werden konnte (die Bundesagentur für Arbeit [BA] registrierte insgesamt nur 2.100 Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahrgängen weniger), bestand Hoffnung darauf, dass sich das Nachfragepotenzial nach dualer Berufsausbildung im Jahr 2013 noch einmal entgegen dem allgemeinen Trend erhöhte (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A2). Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Die Zahl der im Laufe des Berichtsjahres 2012/2013 institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen sank vielmehr erneut um 9.500  Personen bzw. 1,1 % Tabelle A1.1-1. Der Rückgang fiel allerdings merklich schwächer aus als in den 5 Jahren zuvor.
Warum es nicht gelang, das aus dem Kreis der Schulabgänger/ -innen und Schulabsolventen und -absolventinnen resultierende Nachfragepotenzial stärker zu aktivieren, ist zurzeit nicht eindeutig auszumachen. Zu berücksichtigen ist aber, dass nicht alle nicht studienberechtigten Abgänger/ -innen und Absolventen/Absolventinnen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung sich unmittelbar um einen Ausbildungsplatz bewerben; ein nicht unerheblicher Teil strebt zunächst danach, wie auch an der beträchtlichen Absolventenzahl in Tabelle A1.1-1 abzulesen ist, noch in teilqualifizierenden beruflichen Schulen die eigene Qualifikation zu erhöhen.3 Insofern dürften die positiven Nachfrageeffekte der 2013 einmalig gestiegenen Schulabgängerzahl zum Teil erst im Jahr 2014 oder noch später wirksam werden.

Die entgegen der Erwartung etwas geringere Zahl ausbildungsinteressierter Personen trug jedoch dazu bei, dass sich die Ausbildungsmarktlage 2013 nicht so massiv verschärfte, wie befürchtet worden war. Die über das ökonometrische Prognosemodell PROSIMA durchgeführte Schätzung der Ausbildungsmarktverhältnisse ließ einen deutlichen Einbruch der Angebots-Nachfrage-Relation um fast vier Prozentpunkte erwarten (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A2). Denn infolge eines nur schwachen Wirtschaftswachstums (PROSIMA rechnete mit einem Zuwachs des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts von 0,6 %) musste ein Rückgang des Ausbildungsplatzangebots einkalkuliert werden. In der Regel ist mit einem Anstieg des Ausbildungsplatzangebots erst ab einem stärkeren Zuwachs der Wirtschaftsleistung zu rechnen  Schaubild A1.1-1. Tatsächlich blieb der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts mit nur 0,4 % sogar noch ein wenig unter der PROSIMA-Schätzung zurück (Statistisches Bundesamt 2014), und das Ausbildungsplatzangebot schrumpfte deutlich, wie von PROSIMA vorhergesagt. Die unerwartet sinkende Ausbildungsplatznachfrage der Jugendlichen milderte jedoch die negativen Folgen für Ausbildungschancen der Jugendlichen.

Tabelle A1.1-1: Entwicklung d. Zahl d. Abgänger und Absolventen aus allgemeinbild. und berufl. Schulen, d. registrierten Ausbildungsstellenbewerber aus früheren Schulentlassjahrgängen und d. institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen

Schaubild A1.1-1: Zusammenhang zwischen der jährlichen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts und des Ausbildungsplatzangebots 1993 bis 2013

Angebot und Nachfrage zum Stichtag 30. September

Ausbildungsplatzangebot

2013 wurden in Deutschland 564.200 Ausbildungsplätze innerhalb des dualen Berufsausbildungssystems angeboten; das sind 20.300 bzw. 3,5 % weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu früheren Jahren seit der Wiedervereinigung lag das Angebot damit auf einem sehr niedrigen Niveau Schaubild A1.1-2. Nur 2005 fiel das Angebot mit 562.800 noch etwas geringer aus. Das betriebliche Angebot sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um rund 16.100 Plätze bzw. 2,9 % auf 542.600. Die Zahl der überwiegend öffentlich geförderten („außerbetrieblichen“) Plätze verringerte sich um 4.200 bzw. 16,3 % auf nunmehr 21.700.

Vom Rückgang des Ausbildungsangebots waren alle 16 Länder betroffen; die relativen Veränderungsraten bewegten sich zwischen -0,9 % in Hamburg und -11,4 % im Saarland. Dabei fielen die relativen Rückgänge im Osten Deutschlands (insgesamt -5,4 %) deutlich stärker als im Westen (-3,1 %) aus Tabelle A1.1-2. Allein im Stadtstaat Hamburg wurde eine leichte Steigerung des betrieblichen Angebots beobachtet; dessen absolutes Ausmaß wurde jedoch vom dortigen Rückgang der „außerbetrieblichen“ Plätze übertroffen.

Nach Zuständigkeitsbereichen differenziert zeigte sich für 2013 folgendes Bild: Im Bereich von Industrie und Handel sank das Ausbildungsplatzangebot bundesweit von 351.100 (2012) um 14.200 bzw. 4,0 % auf nunmehr 336.900 und im Handwerk von 157.700 um 3,0 % auf 153.000. Das Ausbildungsplatzangebot im öffentlichen Dienst stieg um knapp 100 Plätze bzw. 0,7 % leicht an und lag 2013 bei 12.300. Im Bereich der Landwirtschaft fiel es mit 13.600 genauso hoch aus wie 2012. Bei den übrigen Stellen (freie Berufe, Hauswirtschaft, Seeschifffahrt) sank es insgesamt um 1.500 bzw. 3,0 % auf nunmehr 48.400 Tabelle A1.1-3.

Ausbildungsplatznachfrage

Die Ausbildungsplatznachfrage – zugrunde gelegt wird im Folgenden ausschließlich die erweiterte Berechnung, die in dieser Form seit 2007 möglich ist – sank 2013 bundesweit um 13.000 Personen bzw. 2,1 % auf nunmehr 614.300. Gegenüber 2007, als noch 756.800 Nachfrager gezählt wurden, beträgt der Rückgang 142.500 bzw. 18,8 %. Maßgeblich hierfür sind vor allem die ungünstige demografische Entwicklung und die damit verbundene chronisch sinkende Zahl junger Menschen.

Bis auf Hamburg und Hessen kam es in allen Bundesländern zu einem Rückgang der Nachfrage, selbst in Nordrhein-Westfalen, wo ein doppelter Abiturientenjahrgang die Schule verließ. Nur in Hessen bewirkten doppelte Entlassjahrgänge eine leichte Steigerung der Nachfrage um 1,1 % Tabelle A1-3 Internet. Die leicht steigende Nachfragezahl in Hamburg hat statistische Gründe. So gelang es in Hamburg erneut, den Kreis der registrierten Ausbildungsstellenbewerber, die den Kontakt zur Arbeitsverwaltung abbrechen und über deren Verbleib somit nichts bekannt ist, spürbar zu verkleinern (-343 bzw. -25,2 %) und damit den positiven Trend aus dem Vorjahr fortzusetzen – und dies, obwohl die Gesamtzahl der Ausbildungsstellenbewerber sogar noch zugenommen hatte (+81 bzw. +1,0 %). Es ist davon auszugehen, dass infolge der verbesserten Informationslage nun ein großer Teil der Bewerber, die früher unbekannt verblieben wären, als (erfolglose) Bewerber identifiziert werden konnten und damit rechnerisch bei der Ermittlung der Ausbildungsplatznachfrage (siehe in Kapitel A1) Berücksichtigung fanden.

Angebots-Nachfrage-Relation

Da bundesweit nicht nur das Ausbildungsplatzangebot, sondern auch die Ausbildungsplatznachfrage zurückging, fielen die negativen Effekte auf die rechnerische Relation zwischen Angebot und Nachfrage (eANR) nicht so stark aus, wie dies bei einer ähnlich hohen Nachfrage wie im Vorjahr der Fall gewesen wäre. 2013 entfielen bundesweit 91,9 Angebote auf 100 Nachfrager. Im Vorjahr lag der Wert bei 93,2  Angeboten. Somit verschlechterte sich die Ausbildungsmarktlage für die Ausbildungsplatznachfrager, auch wenn die Marktlage 2013 immer noch deutlich besser ausfiel als in den letzten Jahren des vergangenen Jahrzehnts Tabelle A1-2 Internet.

Zudem verbesserte sich zumindest in Ostdeutschland die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation (von 95,1 in 2012 auf nunmehr 95,9). Zu dieser Verbesserung kam es, obwohl der Angebotsrückgang hier deutlich größer als im Westen war. Im Osten nahm jedoch die Nachfrage noch wesentlich stärker ab.

Die bundesweit höchsten Angebots-Nachfrage-Relationen wurden 2013 wie im Vorjahr in Mecklenburg-Vorpommern (104,7), Thüringen (102,3) und Bayern (101,5) gemessen. In allen 3 Ländern wurden demnach mehr Ausbildungsplatzangebote als Ausbildungsplatznachfrager registriert. Relativ niedrige Werte wurden dagegen aus Niedersachsen (85,1), Nordrhein-Westfalen (86,8) und Schleswig-Holstein (88,1) vermeldet Tabelle A1-3 Internet.

Seit einigen Jahren ist es möglich, den Wert der erweiterten Angebots-Nachfrage-Relation in eine betriebliche und eine außerbetriebliche Komponente aufzusplittern (Ulrich 2012a, S. 53 f.). Die Berechnung einer betrieblichen Angebots-Nachfrage-Relation ist insofern angebracht, als allein das Angebot der Praxen, Betriebe und Verwaltungen den genuinen Kern des Marktgeschehens bildet. Die außerbetrieblichen Plätze sind dagegen eher kompensatorischer Natur und werden aufgrund von Entscheidungen der Ausbildungsvermittlung bzw. der bildungspolitischen Akteure geschaffen.

Wie Tabelle A1-1 am Anfang des Kapitels zeigt, hat sich die betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation 2013 leicht verschlechtert. Mit eANRb = 88,3 lag sie um 0,7 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor. Im Westen erreichte die eANRb einen Wert von 88,5 (-1,1 Prozentpunkte gegenüber 2012). Im Osten fiel die Quote mit eANRb = 87,7 niedriger als im Westen aus, doch kam es hier gegenüber dem Vorjahr (eANRb = 85,8) wie bereits in den Vorjahren zu einer deutlichen Steigerung. Seit 2009 ist die betriebliche eANR in den neuen Ländern und Berlin um 15,9  Prozentpunkte angestiegen, 2009 lag die Quote noch bei eANRb = 71,8. Im Zuge der Steigerung wurde, wie an der außerbetrieblichen eANR ablesbar, die relative Bedeutung der kompensatorisch bereitgestellten, überwiegend öffentlich geförderten Berufsausbildung stark zurückgefahren (2007: eANRa = 20,9 und 2013: eANRa = 8,2).

Die betriebliche Angebots-Nachfrage-Relation unterscheidet sich jedoch nicht nur zwischen West- und Ostdeutschland, sondern vor allem, wenn sie differenziert für einzelne Ausbildungsberufe betrachtet wird. Tabelle A1.1-4 zeigt exemplarisch auf, welche stark besetzten Berufe im Jahr 2013 die höchsten sowie die niedrigsten Angebots-Nachfrage-Relationen aufwiesen, und stellt neben der Gesamtzahl der betrieblichen Angebote außerdem die Anteile unbesetzter betrieblicher Ausbildungsplatzangebote und erfolgloser Ausbildungsplatznachfrager dar. Die farbliche Markierung in den Spalten 1–8 wurde nach dem Ampelprinzip aus der Sicht der Jugendlichen vorgenommen und verdeutlicht, wie schwierig oder leicht es für diese ist, genügend Ausbildungsangebote in den von ihnen jeweils angestrebten Berufen zu finden. Rötliche Markierungen zeigen eine besonders niedrige eANR an, die gewöhnlich mit einem hohen Anteil erfolgloser Nachfrager einhergeht.

Nur wenig Angebote in Relation zur Nachfrage gab es demnach z. B. in den Ausbildungsberufen Tierpfleger/ -in (eANRb = 50,7), Gestalter/ -in für visuelles Marketing (eANRb = 55,6) sowie Mediengestalter/ -in Bild und Ton (eANRb = 59,1). Im Jahr 2013 blieben in diesen Berufen zwischen 42 % und 48 % der Nachfrager mit ihren Bewerbungen erfolglos, während umgekehrt nur 1 % bis 2  % der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote unbesetzt waren.

Umgekehrt gilt: Noch stärker als im vorausgegangenen Jahr lag 2013 die Anzahl der Ausbildungsangebote in den Berufen Restaurantfachmann/-fachfrau, Klempner/ -in, Fachverkäufer/ -in im Lebensmittelhandwerk und Fleischer/ -in weit über der Anzahl der Nachfrager, die sich auf diese Berufe bewerben. In diesen Berufen waren die Erfolgsaussichten der Ausbildungsplatznachfrager sehr hoch; nur wenige blieben bei der Suche erfolglos. Der Anteil unbesetzter Lehrstellen lag dagegen bei bis zu 30 %.

Der Vergleich der Anteile erfolgloser Marktteilnehmer/ -innen in den Jahren 2012 und 2013 zeigt, dass bei einem Großteil der Berufe häufig sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Zahl der noch suchenden Bewerber zunahm (und nicht, wie normalerweise zu erwarten wäre, entweder Besetzungs- oder Versorgungsprobleme zunahmen). In Tabelle A1.1-4 sind dies jene Berufe, bei denen sowohl in Spalte 6 als auch in Spalte 8 rot markierte Werte vorkommen.

Schaubild A1.1-2: Bundesweite Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots 1992 bis 2013

Tabelle A1.1-2: Entwicklung der Ausbildungsmarktverhältnisse 2012 und 2013 nach Bundesländern

Tabelle A1.1-3: Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots nach Zuständigkeitsbereichen 2009 bis 2013

Tabelle A1.1-4: Ausbildungsberufe mit Besetzungs- und Versorgungsproblemen 2012 und 2013, Deutschland

Schaubild A1.1-3: Problemtypen auf dem Ausbildungsmarkt

Erfolglose Ausbildungsmarktteilnehmer

Besetzungs-, Versorgungs- und Passungsprobleme

In der Mehrzahl der Fälle finden Anbieter und Nachfrager auf dem Ausbildungsmarkt zueinander. Dennoch gibt es einen substanziellen Teil der Marktteilnehmer/ -innen, die ihren Ausbildungswunsch nicht realisieren können. Ist der Anteil der erfolglos angebotenen Ausbildungsstellen relativ hoch, die Quote der erfolglosen Bewerber aber niedrig, sprechen wir von einem größeren Besetzungsproblem. Gibt es zwar nicht viele unbesetzte Plätze, aber relativ viele erfolglos suchende Ausbildungsplatznachfrager, liegt ein größeres Versorgungsproblem vor. Tritt der Fall auf, dass es sowohl relativ viele unbesetzte Lehrstellen als auch relativ viele zum Bilanzierungsstichtag noch suchende Bewerber gibt, handelt es sich nach Matthes/Ulrich (2014) um ein Passungsproblem Schaubild A1.1-3.

Erfolglos angebotene Ausbildungsplätze

Die absolute Zahl der am 30. September noch unbesetzten Ausbildungsplätze hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Belief sie sich 2009 noch auf 17.300, waren es 2013 bereits 33.500. Eine höhere Zahl gab es zuletzt im Jahr 1996. Der Anteil der unbesetzten Ausbildungsplätze, bezogen auf das betriebliche Ausbildungsangebot, bezifferte sich 2013 auf 6,2 %. In Ostdeutschland fiel der Anteil der unbesetzten betrieblichen Ausbildungsplätze mit 8,4 % noch einmal deutlich höher aus als in Westdeutschland (5,8 %) Tabelle A1.1-3.

Während der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen am betrieblichen Gesamtangebot im öffentlichen Dienst im Vergleich zum Vorjahr deutschlandweit leicht zurückgegangen ist (um -0,1 Prozentpunkte auf 1,9 %), ist er im Bereich Industrie und Handel (um +0,2 Prozentpunkte auf 5,6 %) und im Handwerk (um +0,5 Prozentpunkte auf 7,5 %) weiter gestiegen. Zunehmend von Besetzungsproblemen betroffen sind die landwirtschaftlichen Berufe. Der Anteil unbesetzter betrieblicher Stellen am betrieblichen Gesamtangebot hat sich von 2009 bis 2013 mehr als verdoppelt (von 1,7 % auf 3,6 %). In Ostdeutschland hat er sich mit einem Rekordwert von 9,1 % seit 2009 sogar mehr als verdreifacht.

Die Ursachen für die steigende Zahl unbesetzter Plätze sind vielfältig. Statistische Analysen auf regionaler Ebene (Arbeitsagenturbezirke, Länder) zeigen, dass Besetzungsprobleme zunehmen, je mehr Ausbildungsplatzangebote in der Region den ausbildungsinteressierten Jugendlichen gegenüberstehen, weil sich hierdurch die Konkurrenzlage der Ausbildungsplatzanbieter verschärft. Bei einer niedrigen Angebots-Nachfrage-Relation von unter ANR = 85,0 blieben 2013 in den Arbeitsagenturbezirken im Schnitt deutlich unter 5 % der betrieblichen Angebote unbesetzt, während es bei einer Angebots-Nachfrage-Relation von mehr als ANR = 100,0 im Schnitt über 10 % waren Schaubild A1.1-4.

Die Intensität der Besetzungsprobleme ist aber auch von der Art des Angebots abhängig: Je höher der Anteil der gemeldeten Stellen im Handwerk an allen gemeldeten Berufsausbildungsstellen ausfällt, desto größer ist tendenziell das Besetzungsproblem (Ulrich u. a. 2014, S. 17). Hierin spiegeln sich die besonderen Nöte des Handwerks wider, deren Berufe zum Teil unter einem nicht besonders positiven Image leiden (Eberhard/Scholz/Ulrich 2009; Ulrich/Flemming/Granath 2011, S. 24 ff.). Es ist davon auszugehen, dass sich diese bereits in den vergangenen Jahren sichtbare Problematik weiter verschärft, wenn Jugendliche ihre Erfolgschancen auf dem Ausbildungsmarkt besser als bislang einschätzen und sich infolgedessen vermehrt für Berufe bewerben, die aus ihrer Sicht attraktiver sind.

Besetzungsprobleme nehmen außerdem zu, wenn in den Regionen der Anteil der gemeldeten Bewerber mit ausländischer Staatsangehörigkeit steigt (vgl. Ulrich u. a. 2014, S. 17). Seit Jahren ist bereits feststellbar, dass der Anteil der in eine Berufsausbildungsstelle einmündenden Bewerber mit ausländischer Staatsangehörigkeit weit unterdurchschnittlich ausfällt (Bundesagentur für Arbeit 2013c). Zu den Gründen wird seit längerer Zeit breit geforscht. Zum Teil spielt die im Schnitt immer noch niedrigere schulische Vorbildung eine Rolle; doch bleiben deutliche Unterschiede zwischen Migranten/Migrantinnen und Nichtmigranten/Nichtmigrantinnen auch dann noch erhalten, wenn die schulische Vorbildung kontrolliert wird (Beicht/Granato 2010; Eberhard u. a. 2013). So gibt es Hinweise darauf, dass Betriebe zum Teil Vorbehalte gegenüber der Einstellung nicht europäischer Bewerber haben (Imdorf 2010; Scherr/Janz/Müller 2013).

Erfolglose Ausbildungsplatznachfrage

Die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber, die am 30.  September 2013 noch eine Berufsausbildungsstelle suchten und deshalb auch als erfolglose Ausbildungsplatznachfrager gelten, betrug bundesweit 83.600; sie lag damit 7.600 bzw. 10,0 % über dem Vorjahr. In Westdeutschland stieg die Zahl der noch suchenden Bewerber von 2012 bis 2013 um 8.200 bzw. 12,5 % auf 73.600 Personen; im Osten hingegen sank sie um 900 bzw. 8,3 % auf 9.600 Personen Tabelle A1-1.

Die Gruppe der noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber lässt sich innerhalb der Ausbildungsmarktstatistik der BA, die Auskunft über den Verbleib aller bei der Arbeitsverwaltung registrierten Bewerber gibt, unterteilen in:

  • die Gruppe der sogenannten „unversorgten Bewerber“ (sie umfasste 2013 insgesamt 21.034 Personen) und
  • die Gruppe der „Bewerber mit Alternative zum 30. September“ (ihre Zahl lag 2013 bei 62.530 Personen).

Während für die erste Gruppe keine alternative Verbleibsmöglichkeit – gegenüber dem Beginn einer Berufsausbildung – bekannt ist, ist dies bei der zuletzt genannten Gruppe der Fall. Die Alternativen, den nur zum Teil ein echter Ersatzcharakter für den Beginn einer vollqualifizierenden Berufsausbildung zukommt, bestanden 2013 zumeist in erneuter Schulbildung (30,7 %), im Verbleib in Fördermaßnahmen (23,3 %), in Erwerbstätigkeit (15,7 %), in Praktika (6,3 %), dem Bundes-/Jugendfreiwilligendienst (5,8 %) oder dem Beginn eines Berufsvorbereitungs-/Berufsgrundbildungsjahres (4,4 %). 11,4 % der „Bewerber mit Alternative zum 30. September“ setzten eine (zumeist öffentlich geförderte „außerbetriebliche“) Berufsausbildung fort, aus der sie sich heraus erneut für eine Berufsausbildungsstelle beworben hatten, und 2,2 % begannen ein Studium oder setzten es fort (Bundesagentur für Arbeit 2013b, S. 5).

Von den noch suchenden Bewerbern 2013 verfügten 40,8 % über einen mittleren Schulabschluss und 25,1 % sogar über eine Studienberechtigung (Bundesagentur für Arbeit 2013c). Bei den Bewerbern, die in eine Berufsausbildungsstelle einmünden, fällt der Anteil der Personen mit mittlerem Abschluss mit 47,8 % deutlich höher aus und der Anteil der Studienberechtigten mit insgesamt 19,6 % dagegen deutlich niedriger. Dies deutet darauf hin, dass ausbildungsinteressierte Studienberechtigte nicht per se leichter an einer Berufsausbildung zu beteiligen sind. Der Anteil der Personen mit maximal Hauptschulabschluss liegt in der Gruppe der noch Suchenden mit 31,3 % leicht höher als in der Gruppe der einmündenden Bewerber (28,5 %).

Die Quote der erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager in den einzelnen Regionen wurde auch im Jahr 2013 sehr stark von der Angebotslage bestimmt. Bei einer niedrigen Angebots-Nachfrage-Relation von unter ANR = 85,0 waren in den Arbeitsagenturbezirken im Schnitt mehr als 20 % der Nachfrager auch noch am Stichtag 30. September auf Ausbildungsplatzsuche, während es bei einer Angebots-Nachfrage-Relation von mehr als ANR = 100,0 im Schnitt deutlich unter 10 % waren Schaubild A1.1-5. Da auch 2013 in vielen Regionen Angebots-Nachfrage-Relationen unter ANR = 90,0 vorherrschten, war es angesichts eines viel zu geringen Angebots nicht möglich, eine zufriedenstellende Versorgung der Ausbildungsplatznachfrager sicherzustellen (vgl. Kapitel A1.4).

Ergebnisse der Nachvermittlung

Für Jugendliche, die auch noch nach dem 30. September 2013 einen Ausbildungsplatz für das bereits begonnene Ausbildungsjahr 2013/2014 suchten, setzte die Arbeitsverwaltung die Vermittlungsbemühungen im vierten Kalenderquartal 2013 fort. Die Nachvermittlungsbedingungen waren jedoch nicht einfach. Die rechnerische Lücke zwischen der Zahl der Ende September noch suchenden Ausbildungsplatznachfrager (83.600) und der Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsplätze (33.500) betrug rund 50.000 und fiel damit deutlich höher als 2012 (42.800) aus. Zudem melden sich ab dem 1. Oktober auch noch Jugendliche mit einem Nachvermittlungswunsch, die zuvor nicht als Ausbildungsstellenbewerber bei der BA gemeldet waren.

Die Zahl der Jugendlichen, für die zwischen Oktober und Dezember 2013 ein Vermittlungsauftrag (zeitweise oder dauerhaft) bestand, um in das bereits begonnene Ausbildungsjahr einzusteigen, betrug bundesweit 68.100 Personen (Bundesagentur für Arbeit 2013a). Dies sind insgesamt 2.700 mehr als im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Nachvermittlungsaufträge setzte sich zusammen aus 49.300 Jugendlichen, die bereits im vergangenen Berichtsjahr 2012/2013 als Ausbildungsstellenbewerber registriert worden waren, und 18.800, auf die dies nicht zutraf.

Unter den 49.300 bereits im letzten Berichtsjahr registrierten Bewerbern befanden sich:

  • 6.400 bzw. 2,3 % der 275.300 Bewerber, die ursprünglich in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet waren,
  • 20.900 bzw. 99,5 % der 21.000 Bewerber, die am 30. September ohne Alternative auf Ausbildungsplatzsuche waren („unversorgte Bewerber“),
  • 14.800 bzw. 23,7 % der 62.500 Bewerber, die bis Ende September aus einer bestehenden Alternative heraus noch weiter nach einer Ausbildungsstelle gesucht hatten, sowie
  • 7.200 bzw. 3,6 % der 202.300 Bewerber, die am 30. September zunächst anderweitig verblieben und zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr auf Ausbildungsplatzsuche waren.

Tabelle A1.1-5 informiert darüber, welche Ergebnisse die Nachvermittlung bis Dezember 2013 für die 68.100 Bewerber mit Interesse an einem nachträglichen Einstieg in das bereits begonnene Ausbildungsjahr erbracht hatte. Die Zahl der Bewerber, die bis Ende 2013 in die angestrebte Berufsausbildung einmündete, lag bei 4.700 bzw. 6,9 % und fiel demnach noch niedriger als im Vorjahr (8,4 %) aus. 54.900 bzw. 80,5 % der Bewerber waren dagegen weiter auf Ausbildungsplatzsuche, darunter 24.700 ohne und 30.100 mit alternativer Verbleibsmöglichkeit. Die restlichen 8.500 bzw. 12,5 % Bewerber waren anderweitig (3.500) oder unbekannt (5.000) verblieben und hatten den Vermittlungsauftrag beendet.4

Die Nachvermittlung in eine Ausbildungsstelle zwischen Oktober und Dezember 2013 gelang wie auch im letzten Jahr in Ostdeutschland etwas häufiger als in Westdeutschland. Während von den ostdeutschen Bewerbern 9,3 % in eine Berufsausbildung einmündeten (7,3 % in eine ungeförderte Stelle, 2,1 % in eine geförderte Stelle), lag der Anteil im Westen bei 6,5 % (5,1 % in eine ungeförderte Stelle, 1,4 % in eine geförderte Stelle).

Schaubild A1.1-4: Der Zusammenhang zwischen der Marktlage (Angebots-Nachfrage-Relation) und der Quote unbesetzter betrieblicher Ausbildungsplatzangebote in den 154 Arbeitsagenturbezirken im Jahr 20131

Schaubild A1.1-5: Zusammenhang zwischen der Marktlage (Angebots-Nachfrage-Relation) und der Quote erfolgloser Ausbildungsplatznachfrager in den 154 Arbeitsagenturbezirken im Jahr 20131

Beteiligung ausbildungsinteressierter Personen an dualer Berufsausbildung

Neben den oben behandelten Indikatoren zur Ausbildungsplatznachfrage lassen sich Beteiligungsquoten ausbildungsinteressierter Jugendlicher (siehe in Kapitel A1) an dualer Berufsausbildung errechnen. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie alle institutionell irgendwie erfassbaren Personen berücksichtigen, die im Laufe des Berichtsjahres den Wunsch gehabt hatten, zum neuen Ausbildungsjahr eine duale Berufsausbildung zu beginnen – unabhängig davon, ob sie bei der BA gemeldet waren oder nicht, und auch unabhängig davon, ob für sie die Vermittlungsbemühungen zum 30. September weiterliefen oder nicht (Ulrich 2012a).

In Schaubild A1.1-6 wird wiedergegeben, wie sich seit den 1990er-Jahren der Anteil unter den ausbildungsinteressierten Personen entwickelte, der bis zum Bilanzierungsstichtag 30. September auch tatsächlich einen neuen Berufsausbildungsvertrag unterschreiben und mit einer dualen Berufsausbildung beginnen konnte. Die Quote ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozentpunkte gesunken und lag 2013 bundesweit bei 65,0 %.

Wie ein Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland zeigt, entwickelte sich die Einmündungsquote der ausbildungsinteressierten Personen in beiden Teilregionen nicht einheitlich. Lag sie im Osten bis 2007 deutlich unter den Werten des Westens, schnellte sie ab 2007 stark nach oben und übertraf 2009 und 2010 sogar die Werte der alten Länder. Ab 2011 sank sie wieder, während der Westen 2011 noch eine weitere Steigerung erzielte und erst 2012 einen Rückgang hinnehmen musste. Im Berichtsjahr 2013 sank die Einmündungsquote sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland weiter um 1,7 Prozentpunkte. Zu den seit 2011 zu beobachtenden Rückgängen der Einmündungsquote hat auch der recht deutliche Abbau der kompensatorisch bereitgestellten, überwiegend öffentlich geförderten Ausbildungsplätze („außerbetriebliche“ Ausbildung) beigetragen.

Für den Zeitraum ab 2002 lässt sich die Einmündungsquote der ausbildungsinteressierten Personen geschlechtsspezifisch berechnen. Die Ergebnisse sind in Schaubild A1.1-7 abgebildet. Auch wenn die Einmündungsquote der Männer im Vergleich zu den Frauen seit dem letzten Jahr stärker abgenommen hat (-2,1 im Vergleich zu -1,3 Prozentpunkten), fällt die Einmündungsquote der männlichen Ausbildungsinteressierten nach wie vor um mehrere Prozentpunkte höher aus als die der weiblichen Ausbildungsinteressierten.

Bei der Interpretation des geschlechtsspezifischen Unterschiedes ist zu berücksichtigen, dass sich die Eingrenzung des Kreises ausbildungsinteressierter Personen bei beiden Geschlechtern auf die Interessenten an einer dualen Berufsausbildung bezieht. Allerdings ziehen junge Frauen, die eine Ausbildung im dualen System anstreben, häufiger als junge Männer zugleich auch eine vollzeitschulische Berufsausbildung in Erwägung. Des Weiteren ist zu vermuten, dass die niedrigeren Einmündungsquoten der weiblichen Ausbildungsinteressierten mit der relativ großen Bedeutung gewerblicher Berufe innerhalb des dualen Berufsausbildungssystems in Verbindung stehen. Das Interesse der Frauen an diesen Berufen ist weiterhin begrenzt; ihre dualen Berufsausbildungswünsche richten sich eher auf Dienstleistungsberufe. Tatsächlich lässt sich im Rahmen von Regionalanalysen zeigen, dass die Differenz zwischen der Einmündungsquote der Männer und der Frauen schwindet, je stärker die duale Berufsausbildung vor Ort von den Dienstleistungsberufen geprägt wird (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel 1.1).

(Stephanie Matthes, Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath)

Tabelle A1.1-5: Herkunft und Verbleib der Ausbildungsstellenbewerber, für die im vierten Quartal des Kalenderjahres 2013 zeitweise oder dauerhaft ein Vermittlungsauftrag für den Beginn einer Berufsausbildung bis Ende 2013 bestand

Schaubild A1.1-6: Bundesweite Entwicklung der Einmündungsquote ausbildungsinteressierter Personen in duale Berufsausbildung (in %)

Schaubild A1.1-7: Entwicklung der Einmündungsquote ausbildungsinteressierter Frauen und Männer (in %)

  • 3

    Nach den Ergebnissen der BIBB-Schulabgängerbefragung 2012 möchte deutlich mehr als ein Viertel der nicht studienberechtigten Schulabgänger/ -innen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung erst in einem späteren Jahr mit der Berufsausbildung beginnen (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A3.1).

  • 4

    Ende Januar 2014 veröffentlichte die BA die abschließenden Ergebnisse der Nachvermittlung für das Jahr 2013 (Bundesagentur für Arbeit 2014). Von den insgesamt 72.000 Bewerbern mit Nachvermittlungsinteresse mündeten schließlich 17,2 % in eine ungeförderte (10,4 %) oder geförderte (6,7 %) Ausbildungsstelle ein. 53.900 (74,8 %) waren noch auf Suche, darunter 24.400 (33,9 %) mit und 29.400 (40,8 %) ohne alternative Verbleibsmöglichkeit. 4.700 waren anderweitig verblieben und hatten auf weitere Vermittlungsunterstützung verzichtet. Von 7.000 Bewerbern (9,6 %) war der Verbleib nicht bekannt.