In der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder wird seit 2007 erfasst, ob die Auszubildenden im dualen System zuvor eine berufsvorbereitende Qualifizierung und/oder berufliche Grundbildung abgeschlossen haben und um welche Art der Maßnahme(n) es sich handelt. Nach anfänglichen Meldeproblemen hat sich die Datenlage verbessert; es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Angaben zur vorherigen Teilnahme an Maßnahmen des Übergangsbereichs noch untererfasst sind.90
Berufsbildungsstatistik: Erfassung der berufsvorbereitenden Qualifizierung oder beruflichen Grundbildung seit 2007
Im Jahr 2007 wurde die Berufsbildungsstatistik neu konzipiert und auf eine Einzeldatenerhebung mit erweitertem Merkmalkatalog umgestellt. Seither werden 3 Vorbildungsarten getrennt voneinander erfasst: der höchste allgemeinbildende Schulabschluss (Kapitel A4.6.2), eine vorausgegangene berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung sowie Angaben zu einer vorherigen Berufsausbildung. Auf diese Weise kann die Vorbildung für alle Auszubildenden mit Neuabschluss jeweils vollständig ausgewiesen werden.
Als berufsvorbereitende Qualifizierung und berufliche Grundbildung werden nur abgeschlossene berufsvorbereitende und grundbildende Qualifizierungen von mindestens 6 Monaten Dauer erfasst. Unterschieden werden:
- Betriebliche Qualifizierungsmaßnahme (Einstiegsqualifizierung [EQ], Qualifizierungsbaustein, Betriebspraktikum)
- Berufsvorbereitungsmaßnahme91
- Schulisches Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)
- Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) (damit ist nicht das BGJ in kooperativer Form [Teilzeit] gemeint)
- Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Berufsabschluss (BFS)
Mehrfachnennungen sind möglich. Verlaufsdaten, die die Übergangsprozesse bis zum Einmünden in eine Ausbildungsstelle abbilden, liegen jedoch nicht vor, da die jeweiligen Zeitpunkte, zu denen die Qualifizierungen absolviert wurden, nicht mit erhoben werden.
Aufgrund von Umsetzungsschwierigkeiten der revidierten Berufsbildungsstatistik wurde dieses Merkmal erst ab dem Berichtsjahr 2008 veröffentlicht. Generell sind die neu eingeführten Merkmale der Berufsbildungsstatistik in den ersten Jahren noch mit Vorsicht zu interpretieren, da u. a. nicht ausgeschlossen werden kann, dass unter der Ausprägung „liegt nicht vor“ auch fehlende Angaben gemeldet wurden. Analysen auf Basis der BIBB-Übergangsstudie (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A3.3) sowie der Schulstatistik der statistischen Ämter geben Hinweise darauf, dass das Merkmal „berufsvorbereitende Qualifizierung und berufliche Grundbildung“ unterfasst ist.
Für Zeitreihen des früheren Merkmals „schulische Vorbildung“ bis 2006 und dessen Erfassung siehe BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.
Auszubildende mit vorheriger Teilnahme an Berufsvorbereitung und beruflicher Grundbildung 2012
Im Berichtsjahr 2012 wurden unter den Auszubildenden mit Neuabschluss 58.443 (10,6 %) mit vorheriger berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung gemeldet Tabelle A4.6.1-1. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil weiter leicht gesunken. Dieser anhaltende Rückgang korrespondiert mit der seit 2005 kontinuierlich sinkenden Anzahl an Anfängern/Anfängerinnen im Übergangsbereich von 417.647 (2005) auf 259.727 (2012) (vgl. Kapitel A6.1).
Tabelle A4.6.1-1: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Zuständigkeitsbereichen(1), Bundesgebiet 2012 (Mehrfachnennungen möglich)
Unterschiede nach Zuständigkeitsbereichen
Die Anteile berufsvorbereitender Qualifizierung und beruflicher Grundbildung unter den Auszubildenden mit Neuabschluss waren je nach Zuständigkeitsbereich sehr unterschiedlich. Zudem erfolgte der insgesamt zu beobachtende Rückgang des Anteils berufsvorbereitender Qualifizierung und beruflicher Grundbildung nicht in allen Bereichen gleichermaßen, z. T. gab es auch Anstiege (zu den Vorjahreswerten siehe BIBB-Datenreport 2013, Tabelle A4.6.1-1) Tabelle A4.6.1-1.
Im Bereich Hauswirtschaft wurde mit 44,5 % weiterhin der höchste Anteil gemeldet. Dies bedeutet einen Anstieg von 4 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (40,8 %). Der hohe Anteilswert im Bereich Hauswirtschaft liegt u. a. darin begründet, dass sehr viele Auszubildende in diesem Bereich höchstens über einen Hauptschulabschluss verfügten (vgl. Kapitel A4.6.2).
Den zweithöchsten Anteil an Personen, die zuvor Maßnahmen des Übergangsbereichs durchlaufen haben, gab es mit 18,0 % im Handwerk. (2011: 18,4 %). An dritter Stelle rangierte der Bereich Landwirtschaft mit 16,1 %; hier ist der Anteilswert im Vergleich zum Vorjahr (15,4 %) leicht gestiegen. Im Bereich des öffentlichen Dienstes lag der Anteil bei 11,9 % und entsprach damit dem Vorjahreswert. Ein Großteil machte hier die betriebliche Qualifizierungsmaßnahme aus (9,6 %). In den freien Berufen hatte mit 9,7 % etwa ein Zehntel der Auszubildenden zuvor Maßnahmen der berufsvorbereitenden Qualifizierung oder der beruflichen Grundbildung durchlaufen (2011: 91 %).
Der größte Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel wies mit 7,0 % den geringsten Anteil an Auszubildenden mit Neuabschluss auf, die zuvor eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung abgeschlossen hatten. Dieser Wert ging gegenüber dem Vorjahr (7,5 %) um einen halben Prozentpunkt zurück.
Regionale Unterschiede
Nach Bundesländern differenziert zeigen sich folgende Unterschiede Tabelle A4.6.1-2: In Bayern, Hessen (je 6,4 %), Thüringen (6,7 %) und Bremen (6,8 %) lagen die Anteile an berufsvorbereitender Qualifizie-
rung und beruflicher Grundbildung 2012 bei unter 7 %. In Baden-Württemberg (15,9 %)93, Sachsen (14,7 %) und Niedersachsen (13,4 %) hingegen wurden Werte deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 10,6 % erreicht.
Die Anteile in Ost und West hatten sich in den Vorjahren bereits zunehmend angenähert, 2012 lagen beide Teile des Bundesgebiets gleichauf Tabelle A4.6.1-3. Noch vor wenigen Jahren wiesen die östlichen Bundesländer deutlich höhere Anteile einer vorausgegangenen beruflichen Grundbildung und berufsvorbereitenden Qualifizierung auf. Dies stand im Zusammenhang mit der übrigen Förderlandschaft. Aufgrund des enormen Lehrstellenmangels im östlichen Bundesgebiet waren dort in der Vergangenheit stärker als im Westen außerbetriebliche Stellen eingerichtet worden. Überwiegend öffentlich finanzierte Stellen waren zudem an bestimmte Fördervoraussetzungen geknüpft (Eberhard/Ulrich 2010), die u. a. vorlagen, wenn die Auszubildenden zuvor an einer berufsvorbereitenden Maßnahme von mindestens 6 Monaten Dauer teilgenommen hatten.94 Ein hoher Anteil öffentlich finanzierter Stellen ging somit einher mit einem hohen Anteil von Meldungen Auszubildender mit berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung.
Aus den genannten Gründen war der Anteil öffentlich finanzierter Ausbildungsstellen unter den Neuabschlüssen 2010 in den östlichen Bundesländern (19,4 %) noch deutlich höher als im Westen (5,2 %). Im Berichtsjahr 2012 sank der Anteil der öffentlich finanzierten Stellen im Osten auf 11,4 %, im Westen ging der Anteil auf 4,0 % zurück. Für das Bundesgebiet ergab sich ein Anteilswert von 5,1 %. Die BIBB-Erhebung zum 30. September 2012 wies ähnliche Werte für die überwiegend öffentlich finanzierten Stellen unter den Neuabschlüssen 2012 aus (Ost 10,6 %; West 3,7 %; Bundesdurchschnitt 4,7 %) (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A1.2). Das starke Absinken des Anteils öffentlich finanzierter Neuabschlüsse ist darauf zurückzuführen, dass im Osten die Förderung von Ausbildungsplätzen für marktbenachteiligte Jugendliche in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgefahren wurde (vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A4.2.2).
Tabelle A4.6.1-2: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Bundesländern 2012 (Mehrfachnennungen möglich)
Tabelle A4.6.1-3: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung, Berichtsjahre 2010 bis 2012 (Mehrfachnennungen möglich)
Berufsvorbereitung nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss
Maßnahmen der berufsvorbereitenden Qualifizierung und beruflichen Grundbildung richten sich vornehmlich an Jugendliche mit Schwierigkeiten an der sogenannten „ersten Schwelle“. Einer dieser Nachteile beim Übergang in die Berufsausbildung kann ein niedriger Schulabschluss sein, auch wenn Schulabschlüsse keine formelle Zugangsvoraussetzung für eine Berufsausbildung nach BBiG/HwO sind. So zeigen sich auch unter den Auszubildenden mit Neuabschluss je nach Schulabschluss differierende Anteile berufsvorbereitender Qualifizierung und beruflicher Grundbildung Tabelle A4.6.1-4.
Von den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss hatte mehr als ein Viertel (25,4 %) zuvor eine Maßnahme im Übergangsbereich durchlaufen, und bei denjenigen mit Hauptschulabschluss war es noch etwa ein Sechstel (16,2 %). Unter denjenigen mit Realschulabschluss befanden sich knapp 9 % mit einer vorausgegangenen berufsvorbereitenden oder berufsgrundbildenden Maßnahme; bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung waren es 5,2 %.
Die Anteile gingen in allen Schulabschlussgruppen leicht zurück (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Tabelle A4.6.1-4). Unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss machten Berufsvorbereitungsmaßnahmen weiterhin den höchsten Anteil aus (13,5 %). In der Gruppe der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss gab es keine anteilig auffälligen Einzelmaßnahmen. Die Auszubildenden mit Realschulabschluss hatten am häufigsten eine Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss absolviert (4,8 %); wurde für diese Gruppe selten ein Berufsvorbereitungsjahr (0,5 %) gemeldet. Bei Studienberechtigten waren die Maßnahmenanteile sehr niedrig. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Übergangsbereich häufig dazu dient, höhere Schulabschlüsse zu vermitteln. Dennoch wurden für diese Gruppe 3,6 % mit vorausgegangenem Besuch einer Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss sowie 1,2 % mit einer betrieblichen Qualifizierungsmaßnahme gemeldet.
Tabelle A4.6.1-4: Auszubildende mit Neuabschluss und vorheriger Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Berichtsjahr 2012
Auszubildende nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit
Je nach Geschlecht sind unterschiedliche Anteile der berufsvorbereitenden Qualifizierung und beruflichen Grundbildung unter den Neuabschlüssen zu erkennen Tabelle A4.6.1-5. Unter den männlichen Auszubildenden waren die Anteile mit 11,5 % höher als unter den weiblichen (9,3 %). In beiden Geschlechtergruppen gingen die Anteile im Vergleich zum Vorjahr um jeweils rund einen halben Prozentpunkt zurück (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Tabelle A4.6.1-5). Sowohl für Männer als auch für Frauen mit Neuabschluss wurde am häufigsten die Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss (Männer: 4,9 %; Frauen: 3,5 %) gemeldet. Deutliche Unterschiede nach Geschlecht zeigen sich bei betrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen (Männer: 1,5 %; Frauen: 2,4 %) und beim schulischen Berufsvorbereitungsjahr (Männer: 1,8 %; Frauen: 0,6 %).
Auch bezüglich der Staatsangehörigkeit (deutsch/ausländisch) gab es Unterschiede hinsichtlich der vorausgegangenen Teilnahme an Maßnahmen des Übergangsbereichs Tabelle A4.6.1-5. Während unter denjenigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit 13,7 % zuvor berufsvorbereitende bzw. grundbildende Maßnahmen absolviert hatten, waren es unter den deutschen Auszubildenden mit Neuabschluss nur 10,4 %. Bei beiden Gruppen hat sich der Anteil im Vergleich zum Vorjahr verringert, bei ausländischen Auszubildenden etwas stärker (von 14,5 % auf 13,7 %) als bei deutschen Auszubildenden (von 10,8 % auf 10,4 %). Die Berufsfachschule ohne vollqualifizierenden Abschluss wurde unabhängig von der Staatsangehörigkeit am häufigsten gemeldet (deutsch: 4,3 %; ausländisch: 5,3 %). Unterschiede zeigen sich hinsichtlich des schulischen Berufsvorbereitungsjahres (deutsch: 1,3 %; ausländisch: 2,8 %). Bei den übrigen Maßnahmen waren die Unterschiede zwischen Auszubildenden mit und ohne deutschen Pass geringer.
(Nicole Lissek)
Tabelle A4.6.1-5: Vorausgegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung nach Personengruppen, Bundesgebiet 2012 (Mehrfachnennungen möglich)
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Vgl. hierzu www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_dazubi_schaubild_8.1_heft-2014.pdf.
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Berufsvorbereitungsmaßnahmen, die mindestens 6 Monate dauern und keiner der anderen genannten Kategorien zuzuordnen sind.
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Berechnungen auf Grundlage der BIBB-Übergangsstudie 2011 und Daten der Schulstatistik des Statistischen Bundesamtes deuten auf eine Untererfassung in der Berufsbildungsstatistik hin. Auf Basis dieser Berechnungen wären bundesweit näherungsweise 88 bzw. 86 Tsd. Personen als Auszubildende mit Neuabschluss und vorheriger Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung zu erwarten.
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In Baden-Württemberg erfolgte durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg im Jahr 2011 eine Umschlüsselung für das Berufsgrundbildungsjahr, wenn dieses an einer Berufsfachschule absolviert wurde. Deshalb gab es hier für 2011 keine Meldungen. Im Berichtsjahr 2012 wurde das BGJ für Baden-Württemberg wieder gemeldet.
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Die Förderungsfähigkeit aufgrund der Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Maßnahme mit mindestens 6-monatiger Dauer wurde mit der Aufhebung des § 242 SGB III zum 1. April 2012 ebenfalls aufgehoben. Seit dem 1. April 2012 ist die außerbetriebliche Ausbildung für sozial Benachteiligte bzw. Lernbeeinträchtigte geregelt durch § 74 Absatz 1 Nummer 2 SGB III, § 76 SGB III und § 78 SGB III. Zu den Finanzierungsarten der Berufsausbildung siehe die Erläuterungen unter www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_dazubi_daten.pdf.