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Die berufsbildenden Schulen stellen Ausbildungsangebote für junge Menschen bereit, die zu einem anerkannten Abschluss führen. Anders als beim Ausbildungsmarkt der dualen Berufsausbildung ist hier nicht das Angebot an Ausbildungsplätzen die limitierende Größe sondern die Nachfrage. Jedes Land schätzt im Vorfeld des Schuljahres den Bedarf und plant dementsprechend Personal, Räume und Ausstattung. Daher kann auch nicht von einem Schulberufs-„system“ gesprochen werden, da die Länder – z. T. sogar jede Schulbehörde – eigenständig ein Angebot zur Verfügung stellen.

Die Ziele, Inhalte und Abschlüsse der schulischen Ausbildungen werden gleichwohl von der Kultusministerkonferenz bundesweit in Rahmenvereinbarungen geregelt. Vermittelt werden die schulischen Ausbildungen an unterschiedlichen Schularten: Berufskollegs, Berufsfachschulen, Berufsschulen, Fachschulen sowie Schulen des Sozial- und Gesundheitswesens – wobei die Benennung z. T. in den Ländern variiert. Diese schulartenspezifische Differenzierung ist geschichtlich gewachsen und landesrechtlich kodifiziert.

Schularten und Bildungsangebote

Die Kernaufgaben der unterschiedlichen Schularten in der Ausbildung sind:

  • (Vollzeit-)Berufsfachschulen
    haben u. a. das Ziel, Schülerinnen und Schüler zu einem (schulischen) Berufsausbildungsabschluss oder zu einem Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf (BBiG/HwO) zu führen sowie allgemeinbildende Inhalte und Abschlüsse zu vermitteln.
  • (Teilzeit-)Berufsschulen
    sind Partner und eigenständiger Lernort im Rahmen der dualen Berufsausbildung (BBiG/HwO).
  • Fachschulen
    sind grundsätzlich eine Einrichtung der Weiterbildung. Sie bilden jedoch auch Erzieher/-innen o. n. A. und Heilerziehungspfleger/-innen bzw. Heilerzieher/-innen aus.
  • Schulen des Gesundheitswesens
    vermitteln die Ausbildung für nichtakademische Gesundheitsdienstberufe. Die Aufnahme erfolgt i. d. R. erst nach Vollendung des 18. Lebensjahres.

(Vgl. Fachserie „Berufliche Schulen“, Erläuterungen)

Um das Feld der schulischen Ausbildung zu beschreiben, gibt es 2 statistische Zugänge:

  • Fachserie „Berufliche Schulen“
    Die Fachserie weist die Schüler/-innen und Absolventen/Absolventinnen in Berufsgattungen nach (5-Steller der KldB2010). Damit ist die Fachserie für die Beobachtung von berufsstruktureller Entwicklung unverzichtbar.151 Daten liegen bis einschließlich 2012 vor.
  • Integrierte Ausbildungsberichterstattung (iABE)
    Die iABE dokumentiert seit 2005 bundesweit vergleichbar die Einmündung von Anfängern und Anfängerinnen in berufsbildende Angebote. Durch die bundesweit einheitliche Struktur von Bildungskonten und -sektoren konnten seit 2005 auch die Bildungsbereiche erfasst werden, zu denen auf Landesebene bisher keine Daten vorlagen bzw. -liegen. Die bundeseinheitliche Betrachtung der iABE schaut auf die Form des Abschlusses bzw. das spätere Berufsfeld und vernachlässigt die Ausbildungs- und Lernorte. Anfängerdaten liegen bis 2013 vor (vgl. Kapitel A6).

Während die iABE die Daten nach dem jeweiligen Bildungsgang erhebt, hat die Fachserie die unterschiedlichen Schularten im Blick. Wegen unterschiedlichen Zuordnungen von Daten kann es zu geringfügigen Abweichungen zwischen beiden Datenquellen kommen.

Systeme der beruflichen Bildung an Schulen

Die Ausbildung an den berufsbildenden Schulen sowie den Erziehungs-/Gesundheitsschulen ist sehr heterogen. Sie kann unterschieden werden nach der Regelungsebene (Bundes- vs. Landesrecht) oder dem Berufsbereich (Sozialberufe, Gesundheitsberufe sowie Beamtenausbildung):

Die Ebenen finden sich wieder in der Berufsausbildung in „anerkannten Ausbildungsberufen“ nach BBiG/HwO an berufsbildenden Schulen (Bundesrecht) sowie in der Ausbildung an berufsbildenden Schulen mit Abschluss nach Landesrecht (Assistentenausbildung mit oder ohne Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung-HZB).

Die Hervorhebung der Ausbildungen im Pflege-, Gesundheits- und Sozialsektor spiegelt die quantitative Bedeutung dieses Sektors sowie die Unvergleichbarkeit zu den Ausbildungen im dualen System.152 Auch die Ausbildungen in den Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufen kann wiederum in bundes- oder landesrechtlich geregelte Ausbildungen unterschieden werden.

Die schulischen Ausbildungen sind ein Bestandteil der beruflichen, nicht-universitären Ausbildungen153. Statistisch erfasst und beschrieben werden sie wie folgt:154
→    Berufsausbildung in BBiG-Berufen

    • Vollzeitschulisch (Gleichstellung von Prüfungszeugnissen: 7 Schulen, §§ 43, 50 BBiG)
  • Assistentenausbildungen nach Landesrecht („staatl. geprüft“) (ca. 90 Berufe)
    • ohne Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung
    • mit Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung
  • Berufe des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens
    • bundesrechtlich geregelte Ausbildungsregelungen (17 Berufe)
    • landesrechtlich geregelte Ausbildungsregelungen (50 Berufe)

Die 3 schulischen Bildungsbereiche haben sich in den letzten Jahren wie in Tabelle A5-1 dargestellt entwickelt.

Tabelle A5-1: Anfänger/ -innen in vollqualifizierenden schulischen Ausbildungsgängen (Schüler/ -innen im 1. Schuljahr)

Für die „schulisch“ vermittelten Berufsausbildungen gilt:

  • Die Anfänger/-innen in den Berufen des Sozial- und Gesundheitsdienstes stellen mit 79 % den größten Anteil.
  • Dieser Anteil ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen (+17 %).
  • Die anderen Berufsausbildungen gehen kontinuierlich zurück – seit 2008 sogar die Bildungsgänge, die zugleich mit der Ausbildung eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB) vermitteln (-17 %).
  • Die schulische Berufsausbildung nach BBiG hat am meisten abgebaut und fällt quantitativ kaum noch ins Gewicht. (-57 %)

Neben dem Vergleich der Daten im Zeitverlauf bzw. der Bereiche untereinander, ist der regionale Vergleich aufschlussreich: Da die Bildungsaufwendungen von den Ländern (teil)finanziert werden, sind die Daten auch ein Ausweis ihrer ausbildungspolitischen Verpflichtungen Schaubild A5-1.

Der Anteil des „schulischen“ Ausbildungsanteils am gesamten Sektor „Berufsausbildung“155 beträgt 30,8 % im Bundesgebiet; die westlichen Flächen-länder boten den Anfängern/Anfängerinnen 2013 zu 29,1 % schulische Ausbildungen an, die östlichen Flächenländer mit 39,8 % in weit höherem Umfang.

Die Spannbreite der Anteile zwischen 19 % (Bremen) und 43 % (Berlin) macht das unterschiedliche Engagement der Länder deutlich. Eine Erklärung des Engagements kann nur unter Hinzuziehung von Metadaten erfolgen (vgl. Kapitel A6.2).

Schaubild A5-1: Die „schulische“ Berufsausbildung in den Ländern 2013 (100 % = Anfänger/ -innen im iABE-Sektor „Berufsausbildung“)

  • 151

    Die Fachserie ist ein lang eingeführtes Instrument, um die berufsbildenden Schulen in den Ländern zu erfassen und zu beschreiben. Ergänzt wird die Erhebung an den Schulen z. T. noch durch die Erfassung der Ausbildung in den Institutionen des Gesundheitswesens. Die Schulstatistik ist eine „koordinierte Länderstatistik“ (Statistisches Bundesamt 2011).

  • 152

    Damit hat der Sektor eine Funktion übernommen, die weit über die ehemals propagierte „Ergänzungsfunktion“ hinaus reicht (vgl. Hahn 1998, S. 151, 164).

  • 153

    Die Systematik der Ausbildungszweige umfasst auch die „Berufsausbildung im dualen System“ sowie die „Beamtenausbildung“, um den iABE-Bildungssektor „Berufsausbildung“ insgesamt abzubilden. 

  • 154

    Die beruflichen Ausbildungswege wären der Vollständigkeit halber noch zu ergänzen um das duale System (ca. 345 Ausbildungsberufe in teilzeitschulischer Form) und der Beamtenausbildung auf den unterschiedlichen Verwaltungsebenen. 

  • 155

    Die „schulische Berufsausbildung“ in der iABE“ bezieht Anfänger/-innen in folgenden Bildungsgängen ein: „I 02 Vollqualifizierende Berufsabschlüsse an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO“, „I 03 Berufsfachschulen vollqualifizierend außerhalb BBiG/HWO“, „I 04 Bildungsgänge an Berufsfachschulen und Fachgymnasien, die einen Berufsabschluss und eine HZB vermitteln“ und „I 05 Landes- oder bundesrechtlich geregelte Ausbildung in Berufen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens“. Weitere Konten des iABE-Sektors „I Berufsausbildung“ sind „I 01 Berufsausbildung im dualen System nach BBiG inkl. vergleichbare Berufsausbildung“ sowie „I 06 Beamtenausbildung mittlerer Dienst“. Zur iABE-Systematik vgl. BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A6 und indikatorik.bibb.de/de/57264.htm.