Die iABE umfasst im Sektor „Integration in Berufsausbildung (Übergangsbereich)“ 10 Bildungskonten, d. h. Maßnahmen und Schulangebote für Jugendliche nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule, die nicht zu einem beruflichen Abschluss führen. Sie unterscheiden sich in Voraussetzungen, Inhalten und Zielen. Nach Beicht (2010) erfüllt der Übergangsbereich 3 Funktionen: den Erwerb der Ausbildungsreife, den Erwerb höherer Bildungsabschlüsse und die Überbrückung der Ausbildungslosigkeit. Hier soll der Erwerb höherer Bildungsabschlüsse näher betrachtet werden.
Auf Basis der iABE-Daten kann für die Maßnahmen des Übergangsbereichs der Anteil der Absolventen/Abgänger mit „zusätzlich erworbenem allgemeinbildenden Abschluss“ als sogenannte „Höherqualifizierungsquote“ berechnet werden. Die Quote zeigt an, wie viele Jugendliche – gemessen an der Zahl der Absolventen/Abgänger – einen zusätzlichen allgemeinbildenden Abschluss erworben haben und damit ihre Qualifikation verbessern konnten. Hierdurch können sich ihre Chancen auf dem Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt erhöhen.
Absolventen/Abgänger im Übergangsbereich
Für die Darstellung des Sektors „Integration in Berufsausbildung (Übergangsbereich)“ werden in der integrierten Ausbildungsberichterstattung Daten aus
- der Statistik Berufliche Schulen von Destatis (Konten II 01 bis II 03d) und
- der Förderstatistik der BA (Konten II 04 und II 05)
zusammengeführt (integriert).
Generell übernimmt die iABE – weil der Großteil der Konten hierüber abgebildet wird – die Begrifflichkeiten der Statistik Berufliche Schulen. Hier werden „Anfänger/-innen“, „Bestände (Schüler/-innen)“ und „Absolventen/Abgänger“ definiert. Die BA erhebt Daten zu den „Eintritten“, „Beständen“ und „Austritten“ nach dem sogenannten „Stock-Flow-Modell“. Diese sind nur eingeschränkt mit den Daten der Schulstatistik vergleichbar. Für die berufsvorbereitenden Maßnahmen (BvB) sowie die Einstiegsqualifizierungen (EQ) der BA wird in der iABE – stellvertretend für die „Anfänger/-innen“, „Bestände“ und „Absolventen/Abgänger“ – der Bestand am Jahresende verwendet. Dabei wird unterstellt, dass bei unterjährigen Maßnahmen davon ausgegangen werden kann, dass gilt: Eintritte = Bestände = Austritte. Da das Ausbildungsjahr im September beginnt und bis Dezember auch die unvermittelten Ausbildungsplatzbewerber/-innen alternativ eingemündet sein sollten, wurde der Stichtag für Maßnahmen der BA am Jahresende gewählt.
Auch im Hinblick auf die bezüglich der „Absolventen/Abgänger“ bzw. „Austritte“ erhobenen Merkmale unterscheiden sich die Schul- und die Förderstatistik. Während die „Absolventen/Abgänger“ nach dem Merkmal „mit neu erworbenem Hauptschulabschluss“, „mit neu erworbenem Realschulabschluss“ ausgewertet werden können, stellt die BA folgende Merkmale zur Verfügung: „Hauptschulabschluss angestrebt“, „Hauptschulabschluss angestrebt – aber nicht erworben“, „Hauptschulabschluss erworben“. Entsprechend sind die Daten zurzeit nicht miteinander vergleichbar. Die Auswertungen zu den „neu erworbenen allgemeinbildenden Abschlüssen“ beziehen sich hier nur auf die berufsschulischen Maßnahmen des Übergangsbereichs.
Insgesamt hatten in den Länderangeboten des Übergangsbereichs181 knapp ein Drittel (30,6 %) der 192.498 (2012) Absolventen/Abgänger einen höheren allgemeinbildenden Schulabschluss erworben; 10,5 % erreichten einen Hauptschulabschluss und 20,1 % einen mittleren Abschluss (Realschulabschluss) Tabelle A6.3-1.
Vergleicht man die Konten des Übergangsbereichs,
so variierten die Höherqualifizierungsquoten von 2,1 % bis 54,5 %. Während in „Bildungsgängen für Schüler/-innen ohne Ausbildungsvertrag (AV), die allgemeine Abschlüsse der Sek I anstreben“, im Jahr 2012 kaum zusätzliche allgemeinbildende Abschlüsse erworben wurden (2,1 %), erreichten 54,5 % der Schüler/-innen in „Allgemeinbildenden Programmen zur Erfüllung der Schulpflicht bzw. Abschlüsse der Sek I“ einen zusätzlichen Abschluss.
Hier ist allerdings zu beachten, dass die schulische Vorbildung, die Jugendliche zu Beginn einer Integrationsmaßnahme mitbrachten, ebenfalls höchst unterschiedlich ausfiel: So verfügten Jugendliche, die ein „Pflichtpraktikum vor der Erzieherausbildung an beruflichen Schulen“ absolvierten, beispielsweise bereits zu einem Großteil über einen mittleren Abschluss.
Im Folgenden werden die Höherqualifizierungsquoten im Hinblick auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen betrachtet. Von den rund 83.046 Absolventinnen/Abgängerinnen in Länderangeboten im Jahr 2012 erwarben rund 10,1 % einen Hauptschulabschluss und 23,6 % einen mittleren Abschluss. Die Höherqualifizierungsquote der jungen Frauen lag insgesamt bei 33,8 %. Die Quote für die rund 109.452 männlichen Absolventen/Abgänger, die einen Hauptschulabschluss erwarben, ist mit knapp 10,8 % vergleichbar mit der Quote der jungen Frauen. In Bezug auf den Erwerb eines mittleren Abschlusses schnitten die männlichen Jugendlichen jedoch mit 17,4 % vergleichsweise schlecht ab. Mit insgesamt 28,2 % war die Höherqualifizierungsquote der jungen Männer demnach 5,6 Prozentpunkte niedriger Tabelle A6.3-1.
Bessere Quoten erreichten die Frauen insbesondere in „Allgemeinbildenden Programmen an Berufsfachschulen zur Erfüllung der Schulpflicht bzw. Abschlüssen der Sek. I“ (9,2 Prozentpunkte) sowie den „Bildungsgängen an Berufsfachschulen, die eine berufliche Grundbildung vermitteln, die angerechnet werden kann“ (10,4 Prozentpunkte).
Um die geschlechtsspezifische Höherqualifizierung angemessen einordnen zu können, ist ein Vergleich mit der Eingangsqualifikation erforderlich – auch wenn es sich bei diesem Kohortenvergleich aufgrund der Aggregatdaten nicht um dieselben Jugendlichen handeln muss. Ein Vergleich mit der Vorbildung der Anfänger/-innen aus dem Jahr 2011 zeigt, dass die jungen Mädchen kein schlechteres Startniveau hatten: So brachten rund 27,9 % der jungen Mädchen der Anfängerkohorte 2011 in den Ländermaßnahmen bereits einen Realschulabschluss mit. Unter den jungen Männern waren es nur 26,7 %.
(Regina Dionisius, Amelie Illiger, Friedel Schier)
Tabelle A6.3-1: Höherqualifizierungsquoten im Übergangsbereich – Absolventen/Abgänger mit zusätzlich erworbenem allgemeinbildenden Abschluss 2012
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Derzeit können die Daten für die berufsvorbereitenden Bildungsgänge (BvB) und Einstiegsqualifizierung (EQ) der BA noch nicht zugespielt werden.