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Zusatzqualifikationen sind ein Instrument, mit dem Betriebe und Jugendliche die duale Berufsausbildung flexibel, differenziert und individuell gestalten können. Während sie Betrieben die Möglichkeit bieten, individuelle Qualifikationsanforderungen abzudecken und schnell und bedarfsgerecht auf Veränderungen zu reagieren, ermöglichen sie Jugendlichen, die Inhalte ihrer Ausbildung über die Ausbildungsordnung hinaus nach eigenen Interessen zu erweitern.

In der fachwissenschaftlichen Diskussion sowie in der Berufsbildungspraxis werden unter Zusatzqualifikationen Maßnahmen verstanden, die

  • parallel zur Berufsausbildung oder unmittelbar im Anschluss daran stattfinden,
  • einen zeitlichen Mindestumfang von 40 Stunden nicht unterschreiten und
  • zertifiziert werden können.

Gerade für leistungsstarke Abiturientinnen und Abiturienten wird die berufliche Bildung durch diese Aufwertung zur Erfolg versprechenden Alternative zum Studium. Aus dem gleichen Grund spielen Zusatzqualifikationen eine wichtige Rolle in der Bildungspolitik. Zudem verbessert die Anrechnung von Zusatzqualifikationen auf Fort- oder Weiterbildungen die Verflechtung zwischen beruflicher Aus- und Weiterbildung (siehe hierzu BBiG § 53 Fortbildungsordnung).

Gesetzliche Grundlage ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Gemäß § 5 Abs. 2 Nr. 5 werden unter Zusatzqualifikationen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten verstanden, die über die Ausbildungsinhalte hinausgehen. Da die Inhalte der Zusatzqualifikationen nicht in den Ausbildungsordnungen geregelt sind, fallen sie nicht unter das BBiG. Sie unterscheiden sich damit grundsätzlich von kodifizierten Zusatzqualifikationen.

Zusatzqualifikationen bleiben ein beliebtes Instrument zur beruflichen Qualifizierung: Nachdem die Anzahl der Modelle in der vorangegangenen Periode um nur 1 % gestiegen ist, wurden zum Stichtag 30. April 2013 mit 2.314 Modellen knapp 3 % mehr unterschiedliche Zusatzqualifikationen angeboten als im Vorjahr. Faktisch verzeichnete die Datenbank AusbildungPlus im Berichtsjahr 66 neue Modelle Tabelle A7.2-1.

Tabelle A7.2-1: Zusatzqualifikationen – Modelle, Anzahl der Unternehmen und Auszubildenden 2004 bis 2013

Anbieter

Nachdem die Zahl der Angebote in den vergangenen 2 Jahren rückläufig war, wurde 2013 die höchste Zahl seit Inbetriebnahme der Datenbank AusbildungPlus verzeichnet Tabelle A7.2-2. Diese Steigerung ist insbesondere auf die technischen Zusatzqualifikationen zurückzuführen, bei denen sich die Zahl der Anbieter seit dem Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Insgesamt waren 17.626 Angebote für Zusatzqualifikationen von 2.314 verschiedenen Anbietern in der Datenbank AusbildungPlus zum Stichtag 30. April 2013 verzeichnet; dies sind 9,5 % mehr als im Vorjahr.

Inhaltliche Schwerpunkte

Zusatzqualifikationen bieten inhaltlich ein breites Spektrum Tabelle A7.2-3. Die meisten von ihnen werden im vierten Jahr in Folge im Bereich der internationalen Qualifikationen angeboten. 34.562 Auszubildende hatten 2013 die Wahl zwischen 717 verschiedenen Modellen internationaler Zusatzqualifikationen. Am zweit- und drittstärksten sind erneut die Bereiche Technik (334 Modelle für 3.957 Auszubildende) und kaufmännische Qualifikationen (282 Modelle für 16.024 Auszubildende). Die Angebote im Bereich Informationstechnologie haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert (253 Modelle), bieten mit 8.006 Auszubildenden aber 215 (+2,8 %) jungen Menschen mehr die Möglichkeit einer Zusatzqualifikation.

Das deutlichste Wachstum konnte mit einem Plus von 10,2 % der Bereich Körperpflege und Gesundheit verzeichnen. Hier wurden 97 Modelle für 1.400 Auszubildende angeboten. Hohe Zuwächse gab es außerdem bei Zusatzqualifikationen, die die Auszubildenden mit der Fachhochschulreife abschließen (9.226 Auszubildende konnten zwischen 206 Modellen wählen: +9 %), sowie bei den kaufmännischen Qualifikationen (16.024 Auszubildende bei 282 Modellen: +8,5 %).

Zurückgegangen ist die Anzahl unterschiedlicher Modelle in den Bereichen fachübergreifende Qualifikationen (-6 % auf 141), Tourismus und Gastronomie (-5 % auf 57) und Bau- und Ausbauwesen (-1,5 % auf 129). Der Rückgang bei diesen Modellen kann nicht mit einer Umverteilung der Angebote begründet werden, da in allen rückläufigen Bereichen auch die Zahl der Anbieter bzw. Angebote sowie die Anzahl der Auszubildenden zurückgegangen ist.

Tabelle A7.2-2: Anbieter von Zusatzqualifikationen 2004 bis 2013

Tabelle A7.2-3: Inhaltliche Schwerpunkte von Zusatzqualifikationen 2004 bis 2013

Regionale Verteilung

Zusatzqualifikationen für Auszubildende werden in Deutschland flächendeckend in allen Bundesländern angeboten Tabelle A7.2-4. Die stärksten regionalen Schwerpunkte des Angebots fanden sich 2013 erneut in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen, gefolgt von Thüringen, Niedersachsen, Hessen und Bayern. Die größten Zuwächse verzeichneten das Saarland (+29,4 %) und Berlin (+20,8 %). Weniger Modelle als im Vorjahr wurden nur in Brandenburg (-29,1 %) und Rheinland-Pfalz (-8,2 %) angeboten. Insgesamt hatten 85.699 Auszubildende die Chance, eine Zusatzqualifikation zu erwerben – 22.293 davon in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg (15.753) und Niedersachsen (9.190).

(Vera Verhey, Jochen Goeser)

Tabelle A7.2-4: Regionale Verteilung von Zusatzqualifikationen 2004 bis 2013