Berufliche Ausbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration ins Erwerbsleben und zur Sicherung der Zukunftschancen junger Menschen. Ein erfolgreicher Einstieg in die Arbeitswelt ist eine grundlegende Voraussetzung zur Realisierung individueller Berufs- und Arbeitschancen. Diese „zweite Schwelle“ markiert die Schnittstelle zwischen Berufsausbildung und Arbeitsmarkt, an der entscheidende Weichen für den späteren Berufsverlauf gestellt werden. Die Phase des Übergangs vom Ausbildungs- in das Beschäftigungssystem verläuft jedoch nicht für alle Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen reibungslos. Vielmehr kann sie von Brüchen und Unwägbarkeiten begleitet sein.
Der folgende Abschnitt analysiert aus der Perspektive der Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen die berufliche Übergangsphase junger Menschen mit dualer Ausbildung. Anhand von Daten aus der amtlichen Statistik wird dargestellt, wie groß der Anteil der erfassten Ausbildungsabsolventen/-absolventinnen ist, die sich unmittelbar nach der Ausbildung arbeitslos melden. Das Übernahmeverhalten aus Sicht der Betriebe wird in Kapitel A4.10.2 anhand der Daten des IAB-Betriebspanels betrachtet. Aufgrund von Datenrevisionen in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) für das Jahr 2011 ergeben sich Korrekturen gegenüber den im BIBB-Datenreport 2013 ausgewiesenen Werten.
Datenrevisionen in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) für 2011
In den Statistiken der BA für das Jahr 2011 gab es nachträgliche Datenrevisionen, die auch Veränderungen für die Arbeitslosenquote nach erfolgreich abgeschlossener dualer Ausbildung zur Folge hatten. Die Angaben im BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A9.1.1 für das Jahr 2011 sind wie folgt zu korrigieren:
Die Arbeitslosenquote lag bei 31,5 % (statt 28,9 %). Der Rückgang 2011 fiel geringer aus als angegeben (2 statt 5 Prozentpunkte). In Ostdeutschland betrug die Quote 45,5 % und in Westdeutschland 28,5 %. Anders als berichtet gab es 2011 keine Angleichung zwischen den alten und den neuen Ländern.
Bei jungen Männern ging die Arbeitslosigkeit zurück (2010: 33,9 %, 2011: 30,0 %); bei jungen Frauen zeigten sich nur geringe Veränderungen (2010: 33,8 %, 2011: 33,6 %). Die Differenz der Arbeitslosenquoten zwischen weiblichen und männlichen Fachkräften betrug 4 Prozentpunkte (statt 3 Prozentpunkte). Besonders die Arbeitslosenquote für ostdeutsche junge Frauen (48,2 % statt: 42,2 %) wurde deutlich korrigiert. Die Arbeitslosenquote dieser Gruppe ging demnach 2011 nicht um 4 Prozentpunkte zurück, sondern stieg um 2 Prozentpunkte an.
Über die Zahl der Personen, die sich direkt nach einer betrieblichen Ausbildung arbeitslos meldeten, wird jährlich Bericht erstattet. Dabei beziehen sich die Angaben zur Arbeitslosigkeit auf den Zeitpunkt unmittelbar nach der Ausbildung, unabhängig von der Dauer der Arbeitslosigkeit.
Im Jahr 2011 meldeten sich nach Hochrechnungen, die auf Angaben der BA basieren, 131.000 Personen nach abgeschlossener (außer-)betrieblicher Ausbildung arbeitslos Tabelle A9.1-1. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Absolventen/Absolventinnen einer dualen Ausbildung (445.000 Personen) ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 29,5 %. Das bedeutet einen leichten Rückgang in Höhe von 2,0 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (31,5 %). Im Jahr 2010 war die Arbeitslosenquote bereits um 2,4 Prozentpunkte zurückgegangen.
Die Arbeitslosenquote im unmittelbaren Anschluss an die Ausbildung variiert weiterhin zwischen alten und neuen Ländern. Diese Quote, die Sucharbeitslosigkeit einschließt213, ist in den neuen Ländern 15 Prozentpunkte höher als in den alten (42,1 % zu 27,1 %). Die Differenz zwischen alten und neuen Ländern ist gegenüber 2011 um 2 Prozentpunkte zurückgegangen. Denn während der Anteil der Arbeitslosen 2012 in den alten Ländern im Vergleich zu 2011 um mehr als 1 Prozentpunkt sank, ging er in den neuen Ländern um über 3 Prozentpunkte zurück (2011: Ost 45,5 %, West 28,5 %). Seit 2008, als diese Differenz beinahe 20 Prozentpunkte betrug, ist der Unterschied zwischen west- und ostdeutscher Arbeitslosenquote deutlich gesunken, verbleibt aber auf hohem Niveau.
Verglichen mit dem Vorjahr zeigt sich sowohl bei jungen Männern als auch bei jungen Frauen ein Rückgang der Arbeitslosenquote. Sowohl bei den jungen männlichen Fachkräften (2011: 30,0 %, 2012: 27,8 %) als auch bei den jungen Frauen (2011: 33,6 %, 2012: 31,8 %) beträgt der Rückgang 2 Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquote liegt 2012 bei jungen Frauen weiterhin 4 Prozentpunkte über der Quote der jungen Männer. Lediglich 2009 und 2010 lagen die Arbeitslosenquoten der männlichen und der weiblichen Fachkräfte auf ähnlichem Niveau. Diese Angleichung ging mit einem relativ starken Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den männlichen Fachkräften einher, vermutlich bedingt durch die Wirtschaftskrise, die stärker die klassischen konjunktursensiblen Industriesektoren getroffen hatte, in denen der Anteil männlicher Fachkräfte relativ hoch ist. Gerade dort ging 2011 die Arbeitslosigkeit besonders stark zurück, sodass das Arbeitslosigkeitsrisiko bei den jungen Frauen seit 2011 wieder höher ist als das der jungen Männer.
In den alten Ländern waren 25,5 % (2011: 27,0 %) der jungen Männer und 29,3 % (2011: 30,6 %) der jungen Frauen nach dem dualen Ausbildungsabschluss arbeitslos. In den neuen Ländern waren es 40,0 % (2011: 43,6 %) der jungen Männer und 45,1 % (2011: 48,2 %) der jungen Frauen. Sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern zeigt sich bei weiblichen und männlichen Fachkräften ein ähnlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Insgesamt hat sich die Situation 2012 im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Dies gilt für junge Frauen und Männer gleichermaßen, weshalb die Arbeitslosenquote der weiblichen Fachkräfte weiterhin über der der männlichen liegt. In Ostdeutschland ist sie hingegen etwas stärker zurückgegangen als in Westdeutschland. Daher haben sich die Anteile der Arbeitslosigkeit junger Fachkräfte in Ost und West weiter angenähert, verbleiben allerdings in den neuen Ländern weiterhin auf einem wesentlich höheren Niveau.
(Ralf Dorau)
Tabelle A9.1-1: Arbeitslosenzugänge nach erfolgreich beendeter dualer Ausbildung in Deutschland nach Geschlecht 2010 bis 2012
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Daher ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosenquote im ersten Jahr nach der Ausbildung stark sinkt (vgl. auch Dorau/Höhns 2006).