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Der Rückgang der Ungelerntenquote bei jungen Erwachsenen in den letzten Jahren hat sich 2011 fortgesetzt (20- bis 34-Jährige: 2005 – 16,9 %, 2011 – 14,1 %) Tabelle A9.3-1. Die nachfolgenden Ergebnisse beruhen auf den Daten des Mikrozensus 2011. Sie beziehen sich auf die 20- bis 34-Jährigen, die in 3 Kohorten von je 5 Jahrgängen (20 bis 24, 25 bis 29 und 30 bis 34 Jahre) betrachtet werden.

Im Jahr 2011 waren 2.082.000 junge Menschen im Alter von 20 bis unter 35 Jahren ohne formale Qualifikation (nicht formal Qualifizierte, nfQ). Das waren 66.000 weniger als 2010, was einem Rückgang des Anteils von 14,7 % auf 14,1 % an dieser Alterskohorte entspricht. Dieser Rückgang erfolgte bei allen 3 Alterskohorten Tabelle A9.3-1: Von 2010 auf 2011 fiel die Quote der nfQ in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen von 13,9 % auf 13,1 %, bei den 25- bis 29-Jährigen von 14,4 % auf 13,9 % und in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen von 15,9 % auf 15,3 %. Bezogen auf die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen ist ein Rückgang von 14,1 % auf 13,5 % zu erkennen.216 Der Anteil junger Leute ohne Berufsabschluss steigt also von der jüngsten bis zur ältesten Teilkohorte an. Gut 100.000 der 30- bis 34-Jährigen – davon 80 % mit Hochschulzugangsberechtigung – befinden sich noch in Ausbildung oder Studium und nicht alle schließen mit Erfolg ab.

Tabelle A9.3-1: Junge Erwachsene ohne Berufsausbildung von 1996 bis 2011

Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Unter nfQ bzw. „Ungelernte“ werden alle (erwerbsfähigen) Personen zusammengefasst, die keine „erfolgreiche, zertifizierte Teilnahme an formalen (standardisierten, staatlich geregelten oder anerkannten) Bildungsgängen (Gottsleben 1987, S. 1) vorweisen können, also keinen Abschluss einer dualen oder rein schulischen Berufsausbildung oder eines Fachhochschul- oder Hochschulstudiums (oder gleichwertigen Abschlusses) haben. Personen mit Anlernausbildung, bzw. mit einem Praktikum gelten ebenfalls als nicht formal qualifiziert. Da sich unter den nfQ vor allem in den untersuchten Altersjahrgängen noch eine erhebliche Anzahl an Personen befindet, die ihre berufliche Ausbildung noch nicht beendet haben oder ihren freiwilligen Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienste oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, wurden bei der Auswertung der Mikrozensusdaten folgende Personen nicht zu denjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezählt: Schüler/-innen, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende.

Unterschiede nach Geschlecht, Schulabschlüssen und Region

Nachdem sich die Anteile der 20- bis unter 35-jährigen Männer und Frauen ohne formale Qualifikation in den letzten Jahren immer weiter angenähert hatten, war 2010 ein Gleichstand erreicht. 2011 unterschritten Frauen mit 14,0 % zum ersten Mal die Quote der Männer von 14,2 % Tabelle A9.3-2. Die Quote an nfQ hängt sehr stark mit den erreichten Schulabschlüssen zusammen und die Zusammensetzung der nfQ nach Schulabschlüssen hat sich in den letzten Jahren auch kaum verändert Tabelle A9.3-2. Von den Personen, die über keinen Schulabschluss verfügen, sind 61 % ohne einen Berufsabschluss. Bei denjenigen mit Hauptschulabschluss sind es knapp 32 % und bei denjenigen mit Realschulabschluss sind es 9 %. Von den Personen mit Hochschulzugangsberechtigung sind es gut 5 %.217

Der Rückgang des Anteils nicht formal Qualifizierter beschränkt sich fast ausschließlich auf Westdeutschland. Hier fiel die Quote von 15,7 % auf 14,9 %, während sie in Ostdeutschland, wo der Anteil nfQ immer niedriger lag, mit 10,9 % praktisch gleich blieb. Allerdings sind es die ostdeutschen Länder, die den Anteil nicht formal qualifizierter Frauen unter den der Männer drücken. Obwohl in Ostdeutschland nur knapp 21 % der 20- bis 34-jährigen Bevölkerung leben, reicht die Differenz zwischen Männern und Frauen von 1,9 Prozentpunkten aus, um bundesweit das Vorzeichen umzukehren.

Zwischen 2000 bis 2010 stieg die Zahl der studienberechtigten Schulabsolventen/-absolventinnen um 11,8 Prozentpunkte (von 37,2 % auf 49,0 %). Hochschulzugangsberechtigte erreichen häufiger einen Berufsabschluss als Absolventen/Absolventinnen mit anderen Schulabschlüssen. Steigt ihr Anteil an einer Altersgruppe an, erhöht sich erwartungsgemäß der Anteil beruflich Qualifizierter an der entsprechenden Kohorte Tabelle A9.3-3.

Die Quote von 5,4 % nfQ unter den 20- bis 34-Jährigen mit Hochschulzugangsberechtigung setzt sich zusammen aus 4,9 % der Frauen und 6,1 % der Männer dieser Gruppe. Es sind die jungen Frauen mit Hochschulzugangsberechtigung, die dafür sorgen, dass die Frauen die Männer beim Erreichen eines Berufsabschlusses überflügeln Tabelle A9.3-4.

Tabelle A9.3-2: Junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss im Alter von 20 bis 34 Jahren 2011

Erwerbstätigkeit und Einkommensquellen

Von den 20- bis 24-Jährigen sind schon 65 % erwerbstätig, 83 % der beruflich Qualifizierten und 50 % der nfQ. Die Erwerbstätigenquote steigt in jeder Kohorte; von den 30- bis 34-Jährigen zählen 87 % der Gelernten, aber nur 59 % der nfQ als erwerbstätig Tabelle A9.3-5.

Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung ist die Erwartung verknüpft, dass man von seiner Erwerbstätigkeit leben kann. Am höchsten ist der Anteil junger Menschen, die das von sich sagen, in der Kohorte der 30- bis 34-jährigen Männer mit beruflichem Abschluss. In dieser Altersgruppe ist die Erwerbsquote mit 92 % am höchsten, und 90 % geben an, dass sie ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Erwerbseinkommen bestreiten218. Das Maximum der nicht formal qualifizierten erwerbstätigen Männer liegt mit 73 % ebenfalls in dieser Altersgruppe, den überwiegenden Lebensunterhalt können aber nur 66 % aus Erwerbseinkommen bestreiten. Auch die Erwerbstätigenquote der beruflich qualifizierten jungen Frauen ist bei den 30- bis 34-Jährigen mit 81 % am höchsten, Erwerbstätigkeit als Haupteinkommensquelle geben 74 % an. Junge Frauen ohne Berufsabschluss sind in den betrachteten Kohorten zu 42 % bis 45 % erwerbstätig. Nur ein Drittel – halb so viel wie bei den Männern dieser Gruppe – gibt Erwerbseinkommen als überwiegende Einkommensquelle an Tabelle A9.3-5.

Tabelle A9.3-3: Studienberechtigte aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen 2000 und 2010 (Anteile an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung in %)

Erwerbslosigkeit

Zu den Erwerbslosen werden hier auch die arbeitsuchenden Nichterwerbspersonen gezählt. Von allen 20- bis 34-Jährigen bezeichneten sich 2011 zum Befragungszeitpunkt 5,6 % als erwerbslos und arbeitsuchend, von den jungen Männern aller Kohorten weniger als 7 %, von den Frauen weniger als 5 %. Betrachtet man die Erwerbslosenquoten nach beruflicher Qualifikation, dann sinkt die der beruflich Qualifizierten um ca. einen Prozentpunkt. Dafür wird der schwierige Berufseinstieg der Ungelernten sichtbar in einer Erwerbslosenquote, die von 18 % (20 bis 24 Jahre) über 15 % (25 bis 29 Jahre) auf 12 % (30 bis 34 Jahre) fällt; sie liegt bei den Männern jeweils höher als bei den Frauen Tabelle A9.3-6.

Nur 2 % der nfQ geben Arbeitslosengeld I als überwiegende Einkommensquelle an, zehnmal so viele nennen Leistungen nach Hartz IV. In der jüngsten Kohorte liegt der Anteil der Frauen um 50 % über dem der Männer, später gleichen sich die Quoten an. Zum Vergleich: Von den beruflich qualifizierten 20- bis 34-Jährigen geben nur 4 % Leistungen nach Hartz IV als überwiegende Einkommensquelle an. Der geringe Anteil des Arbeitslosengeldes im Vergleich zu Hartz IV-Leistungen kann als Indiz für längere Arbeitslosigkeit betrachtet werden.

Tabelle A9.3-4: Anteil nicht formal Qualifizierter im Alter von 20 bis 34 Jahren nach Schulabschluss und Geschlecht (in %)

Tabelle A9.3-5: Erwerbstätigenquoten nach formaler Qualifikation, Geschlecht und Altersgruppe (in %)

Staatsangehörigkeit/Migrationshintergrund

Von den 20- bis 25-jährigen mit deutscher Staatsangehörigkeit haben 45 % ihre Ausbildung abgeschlossen, fast genauso viele befinden sich noch in Ausbildung. Die Quote steigt auf 79 % bei den 25-bis 29-Jährigen und 87 % bei den 30- bis 34-Jährigen. In der jüngsten Kohorte haben erst 30 % der jungen Menschen ohne deutschen Pass (dazu zählen auch diejenigen mit doppelter Staatsbürgerschaft) eine abgeschlossene Ausbildung. In Ausbildung befinden sich fast so viele wie bei den Deutschen. Allerdings gelten schon 28 % als nicht formal qualifiziert und dieser Anteil steigt in den beiden älteren Kohorten auf 33 % bzw. 37 %. In den beiden älteren Kohorten liegt die Quote der Frauen hier entgegen des Gesamttrends um 4 % über der der Männer.

Das Konzept des Migrationshintergrundes ist gegenüber der Staatsangehörigkeit aussagekräftiger, weil es erlaubt, zwischen Personen mit eigener und ohne eigene Migrationserfahrung zu unterscheiden und auch weil es die Zuwanderung von Eingebürgerten sichtbar macht. 20- bis 34-jährige Deutsche ohne Migrationserfahrung bleiben zu 9,6 % ohne Berufsabschluss, zugewanderte Migranten/Migrantinnen dreimal so häufig. In Deutschland Geborene mit Migrationshintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung, liegen dazwischen Tabelle A9.3-7.

Tabelle A9.3-6: Erwerblosenquote und Hartz IV als Haupteinkommensquelle nach Geschlecht und formaler Qualifikation 2011 (in %)

Tabelle A9.3-7: 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss nach Migrationsstatus 2011 (in %)

Nicht formal Qualifizierte mit Hochschulzugangsberechtigung

Knapp 350.000 der 20-bis 34-jährigen nfQ verfügen über eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB), das ist jede/-r Sechste der 2,082 Mio. Ihre Position auf dem Arbeitsmarkt ist erheblich besser (62,0 %) als die der nfQ insgesamt (54,6 %) Tabelle A9.3-8. Bei den nicht formal qualifizierten Frauen wirkt sich eine HZB stärker aus als bei den nicht formal qualifizierten Männern: Die Erwerbstätigenquote der 20- bis 34-jährigen Frauen ohne Berufsabschluss, aber mit HZB liegt mit 55 % über der aller ungelernten Frauen (43,4 %). Bei den nicht formal qualifizierten Männern ist der Anteil der Erwerbstätigen insgesamt höher (65,4 %), der Einfluss einer HZB fällt aber geringer aus (68,2 %) als bei den Frauen.

Von allen 20- bis 34-jährigen nfQ lebt weniger als die Hälfte (46,5 %) hauptsächlich vom eigenen Erwerbseinkommen, Frauen nur zu einem Drittel (33,5 %). Verfügen nfQ über eine HZB, steigt der Anteil um 10 Prozentpunkte (55,9 %), bei den Frauen (46,8 %) sogar um 13 Prozentpunkte Tabelle A9.3-9.

(Uta Braun, Manuel Schandock, Sabrina Weller)

Tabelle A9.3-8: Erwerbsstatus 20- bis 34-Jähriger 2011 (in %)

Tabelle A9.3-9: Erwerbseinkommen als Haupteinkommensquelle 2011 (in %)

  • 216

    Im Herbst 2013 legte das Institut der Wirtschaft eine Studie zu jungen Menschen ohne beruflichen Abschluss vor, die ebenfalls auf den Daten des Mikrozensus 2011 beruht. Die Studie beschränkt die Gruppe der jungen Erwachsenen auf die 20- bis 29-Jährigen und kommt für diese Gruppe auf eine Ungelerntenquote von 13,4 %, das ist 0,1 % weniger als die Berechnung des BIBB ergibt. Die Definition der Ungelerntenquote des IW folgt einer älteren Berechnungsweise des BIBB, sie rechnet diejenigen, die „in den letzten 12 Monaten eine (berufliche) Schule oder Hochschule besucht haben, … nicht der Gruppe der jungen Menschen ohne beruflichen Abschluss zu, sondern der Gruppe der Personen in Ausbildung“ (Esselmann/Geis/Malin 2013, S. 2).

  • 217

    Bei den Schulabschlüssen handelt es sich nicht nur um die Abschlüsse, mit denen die allgemeinbildende Schule verlassen wurde. Hauptschul- und Realschulabschlüsse können auch im Berufsvorbereitungsjahr und bei Vorliegen bestimmter Bedingungen im Rahmen einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung erworben werden. Der mit 3,9 % außerordentlich niedrig erscheinende Anteil derer ohne Schulabschluss an allen Schulabschlüssen gibt einen Eindruck davon, in welchem Maße nach Verlassen der Schule noch allgemeine Schulabschlüsse erworben werden. Vgl. Vereinbarung über den Abschluss der Berufsschule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.06.1979 i. d. F. vom 04.06.1997); siehe www.kmk.org/dokumentation/veroeffentlichungen-beschluesse/bildung-schule/berufliche-bildung.html.

  • 218

    Im Mikrozensus lautet die Frage 143: „Woraus beziehen Sie überwiegend die Mittel für Ihren Lebensunterhalt?“ (9 Antwortmöglichkeiten).