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Das IAB-Betriebspanel226 stellt seit 1995 Informationen zur betrieblichen Weiterbildung für das gesamte Bundesgebiet bereit. Anhand der Daten kann die Beteiligung der Betriebe an Weiterbildungsmaßnahmen und der Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgewiesen werden. Bis zum Jahr 2007 wurden die Weiterbildungsdaten in zweijährigem Rhythmus erhoben. Seitdem werden die Basisinformationen (außer Weiterbildungsquote nach Qualifikationsniveau) jährlich erfragt. Weitere Informationen zur Weiterbildung (z. B. nach Wirtschaftszweigen) und methodische Erläuterungen sind der diesem Kapitel zugrunde liegenden Expertise des IAB zu entnehmen (vgl. Kapitel A4.10.2)227.

Ein Betrieb gilt im IAB-Betriebspanel als Weiterbildungsbetrieb, wenn er formelle oder informelle Weiterbildungsmaßnahmen fördert, indem er seine Beschäftigten dafür von der Arbeitszeit freistellt oder die Kosten für die Maßnahmen teilweise oder ganz übernimmt. Anhand der Weiterbildungsbeteiligung und der Weiterbildungsquote liefern die Daten einen Überblick über die Weiterbildungsaktivitäten deutscher Betriebe.

Weiterbildungsbeteiligung

Der Indikator Weiterbildungsbeteiligung bezieht die Anzahl der Betriebe, die gemäß einer Frage des IAB-Betriebspanels im 1. Halbjahr eines Jahres weiterbildungsaktiv waren, auf die Anzahl aller Betriebe in Deutschland.

Weiterbildungsquote

Der Indikator Weiterbildungsquote wird als Quotient der Summe aller an Weiterbildungsmaßnahmen partizipierenden Mitarbeiter/-innen im 1. Halbjahr (Zähler) und der Summe aller Mitarbeiter/-innen zum Stichtag der Befragung (Nenner) ermittelt.

Weiterbildungsbeteiligung

Gut jeder zweite Betrieb (53 %) fördert 2012 Weiterbildungsaktivitäten. Damit bestätigt sich das hohe Beteiligungsniveau von 2011 – hier kam es gegenüber 2010 zu einem Anstieg um 9 Prozentpunkte. Erklärungsansätze für diese Entwicklung sind der demografische Wandel und der durch den Übergang geburtenstarker Jahrgänge in rentennahe Altersgruppen gestiegene Bedarf an Fachkräften sowie Ausgleichsprozesse für die nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 zurückhaltenden Weiterbildungsaktivitäten. Dabei bewegt sich der Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe unabhängig von der Beschäftigtenzahl auf dem Vorjahresniveau und ist damit höher als in den vorangegangenen Jahren Tabelle B1.2.1-1.

Mit der Zahl der Beschäftigten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Betrieb weiterbildungsaktiv ist. Bedenkt man, dass kleine Betriebe einen geringeren Bedarf an Fachkräften, dafür aber größere Schwierigkeiten bzgl. des personellen und finanziellen Aufwandes, der für die Durchführung von Bildungsmaßnahmen notwendig ist, als große Betriebe haben, ist der Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe nicht als gering zu schätzen. Während sich 44 % der Kleinstbetriebe in der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter/-innen engagieren, trifft dies auf 70 % der Kleinbetriebe, 90 % der Mittelbetriebe und nahezu alle Großbetriebe zu. Unter Berücksichtigung der Regionen wird ersichtlich, dass kaum regionale Differenzen vorhanden sind. Gegenüber dem Vorjahr werden nur geringfügige Veränderungen in den neuen Ländern deutlich: In Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten sinkt der Anteil weiterbildungsaktiver Betriebe um 2 bis 3 Prozentpunkte.

Weiterbildungsquote

Im Jahr 2012 beträgt der Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Mitarbeiter/-innen an allen Beschäftigten 32 %. Nahezu jeder dritte Beschäftigte nimmt demnach an betrieblich geförderten Weiterbildungsmaßnahmen teil. Damit erhöht sich der Anteil geringfügig gegenüber dem Vorjahr und kann analog der Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe das hohe Niveau des Vorjahres bestätigen. Gegenüber dem Anfang der hier vorliegenden Betrachtungen verzeichnet die Weiterbildungsquote einen Anstieg um 14 Prozentpunkte Tabelle B1.2.1-2. Unterscheidet man nach Regionen, zeigt sich, dass in den neuen Ländern ein höherer Anteil der Mitarbeiter/-innen weitergebildet wird; mit etwa 35 % liegt der Anteil etwa 4 Prozentpunkte über der Weiterbildungsquote in den alten Ländern. Gegenüber dem Vorjahr ist in den alten Ländern eine leichte Erhöhung festzustellen. Eine Betrachtung der Weiterbildungsquote nach einfachen und qualifizierten Tätigkeiten ist im aktuellen Jahr leider nicht möglich.

Betrachtet man die Weiterbildungsquote in einzelnen Betriebsgrößenklassen, zeigt sich kein eindeutiger Zusammenhang Tabelle B1.2.1-3 Internet. In Betrieben von 10 bis 499 Beschäftigten nimmt jede/-r dritte Beschäftigte an Weiterbildungsmaßnahmen teil. In Kleinst- und Großbetrieben wird ein geringerer Anteil (etwa 28 %) der Mitarbeiter/-innen weitergebildet. In den alten Ländern zeigt sich ein ähnliches Muster. Betriebe in den neuen Ländern bilden einen um etwa 3 Prozentpunkte erhöhten Anteil ihrer Mitarbeiter/-innen weiter – in ostdeutschen Mittelbetrieben beträgt die regionale Differenz sogar 5 Prozentpunkte. Gegenüber dem Vorjahr haben die Betriebe mit 10 bis 499 Beschäftigten den Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Mitarbeiter/-innen leicht erhöht. Dagegen zeigt sich in den neuen Bundesländern ein Rückgang der Weiterbildungsquote in Kleinstbetrieben (um 4 Prozentpunkte) und in Großbetrieben (um 2 Prozentpunkte). Insgesamt kann wiederholt festgestellt werden, dass kleine Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten zwar eine deutlich geringere Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen aufweisen, hinsichtlich des Anteils einbezogener Mitarbeiter/-innen jedoch auf dem Niveau der Großbetriebe liegen.

(Silke Hartung, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)

Tabelle B1.2.1-1: Weiterbildungsbeteiligung nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)

Tabelle B1.2.1-2: Weiterbildungsquote nach Qualifikationen, alte und neue Länder (in %)