Die vierte europäische Erhebung zur betrieblichen Weiterbildung CVTS4
Die betrieblich finanzierte Weiterbildung ist ein wichtiger Teil des lebenslangen Lernens. 2011 wurde die vierte europäische Erhebung zur betrieblichen Weiterbildung (CVTS4 – Continuing Vocational Training Survey) durchgeführt. Sie stellt für 29 Staaten Daten zu betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten für das Jahr 2010 zur Verfügung. Da die wichtigsten Definitionen und Variablen in den verschiedenen Erhebungen weitgehend identisch sind, können Entwicklungen und Veränderungen im Vergleich zu den Jahren 2005 (CVTS3) und 1999 (CVTS2) aufgezeigt werden.228 In Deutschland wurde die Erhebung vom Statistischen Bundesamt und einigen statistischen Landesämtern durchgeführt (Statistisches Bundesamt 2013j; Vollmar 2013). Die europäischen Ergebnisse werden in der Eurostat-Datenbank229 veröffentlicht. Im Oktober 2013 liegen Ergebnisse für 26 Länder 230 vor.
Die zentralen Ergebnisse aus CVTS4 wurden im BIBB-Datenreport 2013, Kapitel B1.2.2, dargestellt. In Deutschland gab es bei 3 der 4 Kernindikatoren eine positive Entwicklung: So boten 2010 73 % der Unternehmen Weiterbildung in der Form von Kursen oder anderen Formen an (+4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2005), die Teilnahmequote der Beschäftigten an Weiterbildungskursen stieg um 9 Prozentpunkte auf 39 %, und der Anteil der betrieblichen Ausgaben für Weiterbildung an den Gesamtarbeitskosten erhöhte sich von 0,6 % auf 0,8 %. Die Stunden in Weiterbildungskursen je 1.000 Arbeitsstunden stagnierten hingegen (6 Stunden in beiden Jahren). Im Vergleich mit den anderen teilnehmenden Ländern nimmt Deutschland wie bereits 2005 einen Platz im Mittelfeld ein.
Nachfolgend wird untersucht, wie die weiterbildenden Unternehmen ihr Angebot an Weiterbildungskursen organisieren. Weitere Auswertungen auf der Grundlage von CVTS4 finden sich auch in Kapitel C.
Die europäischen Erhebungen zur betrieblichen Weiterbildung (CVTS)
Mit den europäischen Erhebungen zur betrieblichen Weiterbildung (CVTS = Continuing Vocational Training Survey) sollen für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union und weitere interessierte Staaten (Beitrittskandidaten der Europäischen Union wie Kroatien 2010; Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA wie Norwegen) regelmäßig vergleichbare Daten zur betrieblichen Weiterbildung in Unternehmen bereitgestellt werden. Die Befragung wird in Unternehmen mit 10 und mehr Beschäftigten aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Energieversorgung, Wasserversorgung (einschließlich Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen), Baugewerbe, Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen), Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei, Information und Kommunikation, Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen, Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen durchgeführt.231
Unter betrieblicher Weiterbildung wird dabei vorausgeplantes, organisiertes Lernen verstanden, das vollständig oder teilweise von den Unternehmen finanziert wird. Erfasst werden Angaben zur Weiterbildungspolitik der Unternehmen und zu den verschiedenen Formen der Weiterbildung (Lehrveranstaltungen in der Form von Kursen und Seminaren sowie andere Formen der betrieblichen Weiterbildung, wie Einarbeitung und Unterweisung am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte, Spezialisten oder Kollegen, Weiterbildung durch Teilnahme an Lern- und Qualitätszirkeln, durch selbstgesteuertes Lernen, durch Jobrotation oder Austauschprogramme und durch den Besuch von Informationsveranstaltungen).
Bisher wurden 4 europäische Weiterbildungserhebungen durchgeführt: An CVTS1 (1993) beteiligten sich 12 Länder, an CVTS2 (1999) 25 Länder, an CVTS3 (2005) 28 Länder und an CVTS4 29 Länder. Bei der Interpretation der europäischen Vergleichsdaten sollten stets die Datenqualität, die nationalen Rahmenbedingungen und die historisch gewachsenen Strukturen berücksichtigt werden. Für CVTS3 prüfte das BIBB gemeinsam mit Partnern im Auftrag von Cedefop die Datenqualität und legte inhaltliche Analysen vor (Cedefop 2010). Ein ähnliches Evaluationsprojekt, wiederum finanziert von Cedefop, wird 2013/2014 für CVTS4 durchgeführt. Das BIBB ist hier mit weiteren Partnern beteiligt.
Interne und externe Weiterbildungskurse – betriebliches Angebot
Im EU-28-Durchschnitt232 bieten 56 % der Unternehmen ihren Beschäftigten Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Weiterbildungskursen an. Dabei sind große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern festzustellen: Schweden weist mit einem Anteil von 76 % den höchsten Wert auf, Rumänien mit 16 % den niedrigsten, Deutschland liegt mit 61 % etwas über dem Durchschnitt. Betriebliche Weiterbildungskurse können unternehmensintern organisiert werden, es kann aber ebenso auf externe Angebote zurückgegriffen werden. In CVTS wird von internen Kursen gesprochen, wenn die Verantwortung für Ziele, Inhalte und Organisation beim Unternehmen selbst liegt. Der Veranstaltungsort kann sich dabei auch außerhalb des Unternehmens befinden (z. B. Seminarhotel oder angemieteter Raum), und die Dozenten/Dozentinnen können Beschäftigte des eigenen Unternehmens oder extern verpflichtet sein. Externe Kurse werden hingegen von externen Trägern (z. B. Kammern, Bildungswerken, Akademien) auf dem freien Markt angeboten. Die Verantwortung für die Konzeption, Organisation und Durchführung liegt hier im Wesentlichen beim externen Anbieter. Der Veranstaltungsort liegt häufig außerhalb des Unternehmens, die Kurse können aber auch in unternehmenseigenen Räumen stattfinden (Eurostat 2012b, S. 26).
Bei der betrieblichen Entscheidung über die Organisationsform spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Gerade für kleinere Unternehmen ist es oft kostengünstiger, auf externe Angebote zurückzugreifen, da für eine wirtschaftliche Realisierung eine gewisse Zahl von Teilnehmenden benötigt wird, die möglichst den gleichen Qualifizierungsbedarf haben sollten. Oft fehlt in kleineren Unternehmen auch das entsprechende Wissen und das Personal, um eigene Lehrveranstaltungen organisieren und durchführen zu können. Externe Kurse ermöglichen den Erfahrungsaustausch mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus anderen Unternehmen, sodass neue Impulse und Erkenntnisse in das Unternehmen gelangen. Ein wichtiger Vorteil der internen Kurse liegt dagegen in ihrer unternehmensspezifischen Ausrichtung.233 Die Themen, Inhalte und Methoden können auf den Bedarf des Unternehmens zugeschnitten werden und versprechen eine bessere Nutzbarkeit und Übertragbarkeit des Gelernten in den Arbeitsalltag. Da bei internen Kursen meist keine Reise- und Übernachtungskosten anfallen und eine größere Zahl von Beschäftigten des Unternehmens teilnimmt, sind sie für größere Unternehmen oft kostengünstiger als externe Kurse (vgl. Bellmann/Leber 2006; Schönfeld/Behringer 2013).
Nachfolgend wird dargestellt, welche Organisationsformen die Unternehmen in den verschiedenen Ländern nutzen Schaubild B1.2.2-1. Dabei werden nur die Unternehmen mit Kursen betrachtet. In den einzelnen Ländern ist daher ein unterschiedlich großer Anteil der Unternehmen einbezogen: In allen Ländern werden deutlich häufiger externe als interne Kurse angeboten. In 20 Ländern bieten mindestens 80 % der kursanbietenden Unternehmen externe Kurse an, in 11 Ländern inklusive Deutschlands liegt der Anteil sogar bei 90 % oder mehr. In Malta, Bulgarien, Griechenland, Lettland, Italien und Rumänien ist der Anteil etwas geringer, aber selbst Rumänien erreicht noch einen Wert von 72 %. Der EU-28-Durchschnitt beträgt 87 %.
Viele Unternehmen organisieren auch interne Kurse für ihre Beschäftigten. In 19 der 26 Länder bietet mindestens die Hälfte der kursanbietenden Unternehmen diese an, der EU-28-Durchschnitt liegt bei 55 %. Luxemburg hat mit 74 % den höchsten Wert; Deutschland hat mit 69 % ebenfalls einen relativ hohen Anteil. Die geringsten Anteilswerte werden mit 39 % in Tschechien, Spanien und Kroatien erreicht. Viele Unternehmen nutzen beide Organisationsformen. In 7 Ländern, die mit Ausnahme Sloweniens alle in Nord- und Westeuropa liegen, bietet mehr als die Hälfte der Unternehmen sowohl interne als auch externe Kurse an; in Deutschland sind es 59 %. In 8 Ländern beschränkt sich die Mehrheit der kursanbietenden Unternehmen auf externe Kurse. Ausschließlich interne Kurse werden selten angeboten. Nur in 6 Ländern werden etwas höhere Anteile erreicht; der höchste Anteilswert liegt bei 28 % in Rumänien.
Im Vergleich zum Jahr 2005 zeigt sich eine interessante Entwicklung. In 19 der 23 Länder, für die für beide Jahre Ergebnisse vorliegen, hat sich bei den kursanbietenden Unternehmen der Anteil der Unternehmen mit internen Kursen erhöht. Dieser Trend war bereits im Vergleich der Jahre 1999 und 2005 zu erkennen. Für die Hälfte der 20 Länder, für die vergleichbare Ergebnisse für 3 Erhebungszeitpunkte vorliegen, ist jeweils ein Anstieg der Anteile für interne Kurse festzustellen. Umgekehrt hat sich nur in Frankreich der Anteil der Unternehmen mit internen Kursen von 1999 über 2005 bis 2010 verringert. In Deutschland war die Entwicklung differenzierter. Gab es zwischen 1999 und 2005 noch einen starken Anstieg um 13 Prozentpunkte (von 59 % auf 72 %), so hat sich der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit internen Kursen 2010 leicht verringert (-3 Prozentpunkte).
Beim Angebot an externen Kursen fielen die Veränderungen wesentlich schwächer aus. In Deutschland lagen die Anteilswerte zu den 3 Erhebungszeitpunkten jeweils bei 90 % bzw. 91 % der kursanbietenden Unternehmen. Auch in den anderen europäischen Ländern sind meist nur relativ geringe Veränderungen zu verzeichnen. In 14 Ländern hat sich der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit externen Kursen zwischen 2005 und 2010 zwar verringert, aber nur in Lettland, Italien und Slowenien waren Rückgänge von 10 und mehr Prozentpunkten zu verzeichnen.
Teilnahmestunden in internen und externen Weiterbildungskursen
Da bereits die Teilnahme eines einzelnen Beschäftigten ausreicht, um als ein Unternehmen mit einem externen bzw. internen Kursangebot klassifiziert zu werden, sagt der Anteil nur wenig darüber aus, welche quantitative Bedeutung die jeweilige Kursform für das Weiterbildungsangebot des Unternehmens hat. Um ein umfassenderes Bild zu gewinnen, wird nachfolgend eine Auswertung nach Stundenanteilen vorgenommen. Betrachtet man den Anteil der Stunden, die auf externe bzw. interne Weiterbildungskurse entfallen, sind die Unterschiede wesentlich geringer als beim Anteil der Unternehmen, die die jeweiligen Kurse anbieten. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass an internen Kursen zumeist eine größere Zahl von Beschäftigten eines Unternehmens teilnimmt, an externen Kursen jedoch häufig nur eine Person und entsprechend auch die Stundenzahl niedriger ausfällt. Im EU-28-Durchschnitt ist der Anteil der internen Kursstunden an allen Kursstunden mit 53 % leicht höher als der der externen Kursstunden Schaubild B1.2.2-2. In 15 Ländern einschließlich Deutschland verzeichnen die internen Kurse einen höheren Anteil. In 8 Ländern ist das Übergewicht mit Anteilen über 60 % besonders ausgeprägt, insbesondere in Malta und Rumänien mit Anteilen von 81 % bzw. 85 %. In 10 Ländern entfällt der größere Teil der Kursstunden auf externe Kurse. Besonders hohe Anteile werden in Ungarn mit 72 % sowie in Tschechien und Litauen mit jeweils 64 % erreicht.
Die Präferenz für interne bzw. externe Kurse, gemessen am Stundenvolumen, hat sich in den meisten Ländern und im EU-28-Durchschnitt zwischen 2005 und 2010 nicht verändert. Zwar stieg in 12 Ländern der Anteil der internen Kursstunden an allen Kursstunden an und in 8 Ländern der Anteil der externen Kursstunden. Dies führte jedoch in den meisten Ländern nicht dazu, dass die 50 %-Marke überschritten wurde. In Lettland, den Niederlanden, Slowenien und Zypern haben 2010 im Gegensatz zu 2005 interne Kurse einen höheren Anteil an den gesamten Kursstunden, in Tschechien sind nun die externen Kursstunden wichtiger. Nimmt man noch die Ergebnisse von 1999 in die Betrachtung auf, zeigt sich, dass in Belgien, Bulgarien, Deutschland, Italien, Luxemburg und Rumänien zu allen 3 Erhebungszeitpunkten ein höherer Stundenanteil auf die internen Kurse entfiel. Die externen Kurse wiesen hingegen in Estland, Litauen und Ungarn jeweils einen höheren Stundenanteil auf. In Deutschland ist das deutliche Übergewicht an internen Kursstunden, das noch 1999 und 2005 mit einem Anteilswert von jeweils 63 % vorhanden war, geringer geworden. 2010 entfielen 56 % der Kursstunden auf interne Kurse.
Schaubild B1.2.2-1: Anteil der Unternehmen mit internen Kursen, externen Kursen oder beiden Kursformen 2010 (in % der Unternehmen mit Kursen)
Schaubild B1.2.2-2: Anteil der externen bzw. internen Kursstunden an den gesamten Kursstunden 2010 (in %)
Betriebliches Angebot und Teilnahmestunden nach Unternehmensgrößenklassen
Wie bereits dargestellt sprechen einige Gründe für eine stärkere Nutzung von externen Kursen durch kleinere Unternehmen. Bei einer Auswertung nach Unternehmensgrößenklassen234 ist daher ein stärkerer Zusammenhang mit dem Angebot an internen Kursen und ein schwächerer bei externen Kursen zu erwarten. In allen Ländern steigt der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit internen Kursen mit der Unternehmensgröße an Schaubild B1.2.2-3. Dennoch nutzen auch viele kleine Unternehmen interne Kurse. Der EU-28-Durchschnitt liegt bei 50 % und in 16 Ländern führen mehr als 50 % der kursanbietenden Kleinunternehmen interne Kurse durch. Gegenüber 2005 zeigt sich ein verändertes Bild. Damals lag der Anteil der kursanbietenden Kleinunternehmen mit internen Kursen noch in 16 der 23 Länder, für die für beide Jahre vergleichbare Ergebnisse vorliegen, unter 50 %. 2010 haben in allen Ländern mit Ausnahme Frankreichs und Tschechiens mehr als die Hälfte der kursanbietenden Unternehmen mittlerer Größe interne Kurse angeboten, in 9 Ländern liegt der Anteil sogar über 70 %. Großunternehmen nutzen interne Kurse fast flächendeckend, in 22 Ländern liegt der Anteil über 70 %, in 8 Ländern bei 90 % oder mehr. Der niedrigste Wert wurde mit 58 % in Tschechien gemessen.
In Deutschland ist der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit internen Kursen sehr hoch: 64 % bei Kleinunternehmen, 77 % bei mittleren Unternehmen und 93 % bei Großunternehmen. In allen Größenklassen liegt Deutschland damit klar über dem EU-28-Durchschnitt und in der Spitzengruppe der Länder (Platz 5 bzw. 6). Im Vergleich zum Jahr 2005 haben sich die Anteilswerte jedoch leicht verringert (-3 Prozentpunkte bei kleinen und mittleren Unternehmen und -2 Prozentpunkte bei Großunternehmen).
Beim Angebot an externen Kursen gibt es wesentlich geringere Unterschiede nach der Unternehmensgröße. Zwar steigt auch hier mit Ausnahme von 5 Ländern der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit externen Kursen mit der Unternehmensgröße an, aber in der Hälfte der Länder und im EU-28-Durchschnitt liegt die Differenz zwischen der Größenklasse mit dem höchsten und dem niedrigsten Anteil unter 10 Prozentpunkten; die größte Differenz wird mit 22 Prozentpunkten in Lettland gemessen. Bei den internen Kursen beträgt die entsprechende Differenz in 23 Ländern mehr als 20 Prozentpunkte. In 9 Ländern bieten 90 % oder mehr der kursanbietenden Kleinunternehmen externe Kurse an, bei den mittleren Unternehmen trifft dies auf 18 Länder zu und bei den Großunternehmen auf 21. Die entsprechenden Werte für Deutschland sind 88 % bei den Kleinunternehmen, 93 % bei den mittleren Unternehmen und 97 % bei den Großunternehmen. Im Vergleich zum Jahr 2005 gab es bei den kleinen und mittleren Unternehmen kaum Veränderungen, bei den Großunternehmen gab es einen Anstieg um 3 Prozentpunkte.
Betrachtet man nun die Stundenanteile, die auf externe bzw. interne Kurse entfallen, zeigt sich bei den kleinen Unternehmen ein eindeutiges Übergewicht der externen Kursstunden Schaubild B1.2.2-4. In 18 Ländern werden mehr Stunden in externen als in internen Kursen verbracht, im EU-28-Durchschnitt erreichen sie einen Anteil von 63 %. Auch bei den mittleren Unternehmen entfallen im EU-28-Durchschnitt noch 57 % der Kursstunden auf externe Kurse, in 15 Ländern liegt ihr Anteil über 50 %. Bei den Großunternehmen erreichen jedoch die internen Stunden einen höheren Anteilswert; der EU-28-Durchschnitt beträgt 61 %. In allen Ländern außer in der Slowakei, in Tschechien und in Ungarn liegen die Anteilswerte bei 50 % oder mehr, in 16 Ländern sogar bei 60 % und mehr. In Deutschland bieten zwar sehr viele kursanbietende Kleinunternehmen interne Kurse an, die zeitliche Bedeutung ist aber mit einem Anteil von 35 % an den Gesamtkursstunden relativ gering. Im Vergleich zum Jahr 2005 hat sich der Anteil um 2 Prozentpunkte verringert. Auch bei den mittleren Unternehmen entfällt auf die externen Kursstunden ein höherer Anteil, mit 47 % zu 53 % ist das Verhältnis zwischen internen und externen Kursstunden aber deutlich ausgeglichener. 2005 war die Verteilung mit Werten von 52 % für interne Kurse und 48 % für externe Kurse noch umgekehrt. Bei den Großunternehmen liegen zwar die internen Kurse mit einem Anteil von 61 % eindeutig vorne, ihr Anteil hat sich aber im Vergleich zu 2005 deutlich verringert (-10 Prozentpunkte). Insgesamt hat in Deutschland in allen 3 Größenklassen der Anteil der internen Kursstunden an allen Kursstunden abgenommen, die externen Kurse haben entsprechend an Bedeutung gewonnen.
Fazit: Hoher Anteil kursanbietender Unternehmen mit externen Kursen, aber ausgeglichenes Bild bei Berücksichtigung der Stundenanteile
Der überwiegende Teil der kursanbietenden Unternehmen nutzt externe Kurse, um seine Beschäftigten weiterzubilden. Selbst in Rumänien, dem Land mit dem niedrigsten Anteil, nimmt in fast drei Viertel der kursanbietenden Unternehmen zumindest ein Teil der Beschäftigten an externen Kursen teil. Der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit internen Kursen ist zwar deutlich niedriger als der entsprechende Anteil bei den externen Kursen, dennoch bietet in 19 Ländern mindestens die Hälfte der kursanbietenden Unternehmen solche Kurse an. Der Anteil der kursanbietenden Unternehmen mit internen Kursen ist in vielen Ländern zwischen 2005 und 2010 gestiegen, in Deutschland kam es allerdings zu einem leichten Rückgang. Kleinunternehmen nutzen interne Kurse deutlich seltener als größere Unternehmen, in Deutschland erreichen sie mit 64 % jedoch einen recht hohen Wert. Viele kursanbietende Unternehmen bieten sowohl interne als auch externe Kurse an.
Obwohl der Anteil der Unternehmen mit einem externen Kursangebot so hoch ist, ist die quantitative Bedeutung der externen Kurse – gemessen als Anteil der externen Stunden an den gesamten Kursstunden – deutlich geringer. In 15 Ländern entfällt auf interne Kurse ein höherer Stundenanteil als auf externe Kurse; der EU-28-Durchschnittswert beträgt 53 %. Dieser Gesamtdurchschnittswert wird durch die hohen Stundenanteile für interne Kurse bei den Großunternehmen bestimmt, bei kleinen und mittleren Unternehmen ergibt sich in der Mehrzahl der Länder und auch im EU-28-Durchschnitt ein höherer Anteilswert für externe Kurse. Die Verteilung ist in Deutschland ähnlich.
(Gudrun Schönfeld, Friederike Behringer)
Schaubild B1.2.2-3: Anteil der Unternehmen mit internen Kursen nach Unternehmensgrößenklassen 2010 (in % der Unternehmen mit Kursen)
Schaubild B1.2.2-4: Anteil der internen Kursstunden an den gesamten Kursstunden nach Unternehmensgrößenklassen 2010 (in %)
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228
Da in CVTS1 nicht in allen Ländern alle vorgesehenen Wirtschaftsbereiche in die Befragung einbezogen wurden, ist der Vergleich mit späteren Erhebungen eingeschränkt.
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229
Siehe http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/education/data/database (Abrufdatum: 24. Oktober 2013). Dort sind die Ergebnisse der drei letzten Erhebungen abrufbar.
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230
Es fehlen die Ergebnisse aus Dänemark, Irland und Norwegen.
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231
Dies entspricht den Abschnitten B bis N sowie R und S der NACE Rev. 2. In CVTS1 wurden nicht in allen Ländern alle vorgesehenen Wirtschaftsbereiche in die Befragung einbezogen.
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232
Da die Ergebnisse von 2 EU-Mitgliedstaaten noch fehlen, lassen sich EU-28-Durchschnittswerte derzeit noch nicht zuverlässig schätzen.
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233
Allerdings können auch externe Kurse unternehmensspezifisch ausgerichtet werden, insbesondere wenn nur Beschäftigte eines Unternehmens teilnehmen und das Unternehmen bereit ist, für individuelle Absprachen zu bezahlen.
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234
Kleine Unternehmen: 10 bis 49 Beschäftigte; mittlere Unternehmen: 50 bis 249 Beschäftigte; große Unternehmen: 250 und mehr Beschäftigte.