Mit +28 liegt im Jahr 2013 der wbmonitor Klimawert für alle Anbieter wenige Punkte höher als in den Vorjahren (2012: +25; 2011: +22; 2010: +23) Schaubild B2.1.1-1. Die Betrachtung der 4 Hauptsegmente der Weiterbildungsbranche relativiert jedoch den Eindruck der wirtschaftlichen Stabilität. Während sich die wirtschaftliche Stimmung der überwiegend von Teilnehmenden finanzierten und insbesondere der überwiegend von Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Anbieter positiv entwickelt hat, haben sich die Klimawerte derjenigen Anbieter abgeschwächt, die ihre Einnahmen überwiegend von Betrieben oder von Kommunen, Ländern, Bund und/oder EU beziehen. Die Weiterbildungsbranche ist 2013 wirtschaftlich zweigeteilt: Im Vergleich zu der guten wirtschaftlichen Situation der überwiegend durch private Mittel (Betriebe/Teilnehmende) finanzierten Anbieter ist das Wirtschaftsklima der vorrangig durch öffentliche bzw. BA-Mittel finanzierten Anbieter deutlich verhaltener, aber dennoch leicht positiv.
wbmonitor Klimawert
Der wbmonitor Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Dozentenstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.
Überwiegend betrieblich finanzierte Anbieter unterscheiden sich 2013 in ihrem Wirtschaftsklima wesentlich geringer von den überwiegend von Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Einrichtungen als in den beiden Vorjahren. Lagen die Klimawerte dieser Teilgruppen 2012 im Wertebereich von -100 bis +100 noch 82 Punkte auseinander, hat sich dieser Abstand 2013 auf nun nur noch 36 Punkte mehr als halbiert. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die deutliche Verbesserung des Wirtschaftsklimas der hauptsächlich von den Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Einrichtungen. Mit einem starken Anstieg des wbmonitor Klimawertes um 35 Punkte haben sie die Talsohle der letzten 2 Jahre durchschritten, weisen 2013 kein negatives Wirtschaftsklima mehr auf (+14) und befinden sich sogar auf dem Niveau der gesamten Dienstleistungsbranche (ifo Geschäftsklima für das Dienstleistungsgewerbe im Mai 2013: +15, vgl. ifo Institut 2013). Diese Anbieter konnten offensichtlich von der wieder leicht angestiegenen Förderung der beruflichen Weiterbildung profitieren – im Mai 2013 befanden sich mit 160.000 Personen 9 % mehr in einer nach SGB III oder SGB II geförderten beruflichen Weiterbildung als im Vorjahresmonat (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2013f). Bei Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung insbesondere im Rechtskreis SGB II nahm die Anzahl der Förderfälle um 20 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Zugleich ist zu vermuten, dass während des Fördertiefs der letzten beiden Jahre eine Marktbereinigung stattgefunden hat und sich eine aktuell weniger angespannte Konkurrenzsituation positiv in der Wirtschaftslage bemerkbar macht.
Parallel zu der vom ifo gemessenen rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Dienstleistungsbranche bei stagnierendem Bruttoinlandsprodukt (vgl. Statistisches Bundesamt 2013e) schwächt sich das Wirtschaftsklima der überwiegend betrieblich finanzierten Anbieter 2013 im Vergleich zu den beiden Vorjahren weiter ab. Mit einem Klimawert von +50 bleiben diese jedoch die Anbietergruppe mit der insgesamt besten wirtschaftlichen Stimmung. Nahezu aufschließen konnten die überwiegend von Teilnehmenden finanzierten Anbieter, deren Klimawert 2013 mit +45 das Maximum dieser Teilgruppe seit Einführung des wbmonitor Klimawertes im Jahr 2007 erreicht hat. Der seit 2010 kontinuierliche Anstieg des Wirtschaftsklimas dieser Teilgruppe unterstreicht die wachsende Bedeutung eigenverantworteter Weiterbildungsaktivitäten insbesondere im beruflichen Kontext.
Bei überwiegend durch öffentliche Mittel, d. h. von Kommunen, Ländern, Bund und/oder EU finanzierten Anbietern hat sich die wirtschaftliche Stimmung im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt. Ihr wbmonitor Klimawert (+13) liegt auf dem gleichen Niveau wie derjenige der überwiegend von Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Einrichtungen. Hierfür dürfte das um 15 Punkte gesunkene Wirtschaftsklima der Volkshochschulen mit ausschlaggebend sein (+7).
Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor Klimawerte von 2008 bis 2013
Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2013
Das thematische Spektrum an Angeboten beruflicher Weiterbildung ist in Deutschland breit, und die Versorgungssituation kann als flächendeckend angesehen werden (vgl. Koscheck/Ohly 2014). Probleme bereiten kann allerdings die Auswahl eines zur Verwirklichung des persönlichen Bildungsziels geeigneten Anbieters bei fehlenden einheitlichen Standards zur Beurteilung der Angebotsqualität.
Der am häufigsten angebotene Themenkomplex sind Führungs- und Managementtrainings sowie Qualifizierungen in Selbstmanagement und Soft Skills; 68,1 % aller Anbieter haben dies im Angebot, 27,8 % als Angebotsschwerpunkt Schaubild B2.1.1-2. Unter den überwiegend betrieblich finanzierten Anbietern sind diese fachübergreifenden Qualifizierungen sogar für nahezu jeden zweiten Anbieter ein Hauptgeschäftsfeld (47,8 %). Mehr als die Hälfte aller Anbieter bieten mit sozialen, medizinischen, pflegerischen oder pädagogischen Weiterbildungen (57,9 %) oder mit kaufmännischen Weiterbildungen (54,9 %) fachspezifische Themen als Angebotsschwerpunkt oder zusätzliches Angebot an. Insbesondere die überwiegend von den Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Einrichtungen weisen ein stark fachlich ausgerichtetes Angebot auf (Angebotsschwerpunkt kaufmännische Weiterbildung: 57,2 %; technische Weiterbildung: 44,5 %; berufsbezogenes IT-Wissen: 39,4 %). Nur jeder zehnte Weiterbildungsanbieter (11,5 %) bietet berufsbezogene Fremdsprachen als Angebotsschwerpunkt an (auch im Angebot bei 31,2 %).
Heterogen wie das angebotene Themenspektrum sind auch die Anbietertypen in der Weiterbildung. Mit 45,2 % sind private Einrichtungen die größte Gruppe der zum Zeitpunkt der Umfrage 2013 dem wbmonitor bekannten aktiven Weiterbildungsanbieter, wobei 27,4 % kommerziell und 17,8 % gemeinnützig ausgerichtet sind. Einrichtungen in der Trägerschaft gesellschaftlicher Großgruppen (Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Stiftungen, Verbände, Vereine u. Ä.) stellen 16,7 % des Anbieterspektrums, gefolgt von Volkshochschulen mit 13,5 %. Die restlichen Anbietertypen bilden zusammengenommen ein Viertel aller Anbieter (dies sind: betriebliche Bildungseinrichtungen: 3,7 %; berufliche Schulen: 6,5 %; [Fach-]Hochschulen, Akademien: 4,2 %; wirtschaftsnahe Einrichtungen: 8,4 % sowie Sonstige: 1,8 %).
(Stefan Koscheck)