BP:
 

In Deutschland bieten unterschiedliche Institutionen berufliche Weiterbildung an. Laut Anbieterbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) machen gewerkschafts- und arbeitgebernahe Institutionen zusammen rund 7 % der Weiterbildungsorganisationen in Deutschland aus (Einrichtungen der Gewerkschaft: 1,9 %; Einrichtungen der Wirtschaft: 5,2 %; vgl. Dietrich/Schade/Behrensdorf 2008, S. 26). Daten der wbmonitor-Umfrage des BIBB und des DIE weisen für die Jahre 2012 und 2013 mit 9,8 % bzw. 8,4 % etwas höhere Werte für arbeitgebernahe Institutionen aus.242

Datenbasis zu Angeboten gewerkschaftsund arbeitgebernaher Institutionen

Die in diesem Abschnitt dargestellten Daten stammen aus Veröffentlichungen der gewerkschafts- bzw. arbeitgebernahen Anbieter. Es handelt sich um Angaben zur Anzahl der Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmenden; teilweise liegen auch Angaben zu den Unterrichtsstunden und zum Umfang einzelner Themenbereiche vor.

Angebot an beruflicher Weiterbildung in gewerkschaftsnahen Institutionen

Bildungsarbeit der Gewerkschaften umfasst neben der politischen und gewerkschaftlichen Bildung, die sich insbesondere an ihre Mitglieder und Mitglieder der betrieblichen Interessenvertretungen wendet, auch berufliche Weiterbildung, die auch für interessierte Nicht-Mitglieder zugänglich ist. Alle großen Gewerkschaften unterhalten Bildungsabteilungen oder Bildungswerke, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte angeboten werden. Das Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (bfw) und die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) führen neben anderen Angeboten auch Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Umschulung, Fortbildung) durch. Auch die gewerkschaftsnahe Institution Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben bietet auf Bundes- und auf Länderebene Maßnahmen beruflicher Weiterbildung an (vgl. Kapitel B2.2.3).

In den Berufsfortbildungswerken des Deutschen Gewerkschaftsbundes wurden 2012 bundesweit 2.463 Veranstaltungen mit 42.853 Teilnehmenden durchgeführt Tabelle B2.2.2-1. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich ein Zuwachs bei den Veranstaltungen um 5 %, die Anzahl der Teilnehmenden ging jedoch um 10 % zurück. Im längerfristigen Verlauf von 2002 bis 2012 gingen sowohl die Veranstaltungen als auch die Zahl der Teilnehmenden an beruflicher Weiterbildung insgesamt zurück. Die Anzahl der Veranstaltungen sank um 38 %, die Anzahl der Teilnehmenden um 42 %. In den östlichen Bundesländern zeigen sich stärkere Rückgänge als in den westlichen Bundesländern: Die Veranstaltungen gingen von 2002 bis 2012 um 46 %, die Zahl der Teilnehmenden um 58 % zurück. Im Westen sank die Zahl der Veranstaltungen um 36 %, die Zahl der Teilnehmenden um 38 %.

Die DAA bietet bundesweit Fortbildungen, Umschulungen und Weiterbildungen zu den Bereichen berufliche Integration, Wirtschaft und Verwaltung an. Die Teilnehmenden sind sowohl Arbeitssuchende als auch Beschäftigte aus Firmen und Behörden. Teilweise wird die Teilnahme öffentlich gefördert, teilweise tragen die Teilnehmenden die Kosten für die Weiterbildung selbst. Hauptfinanziers im öffentlich geförderten Sektor sind die Arbeitsverwaltung, die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Optionskommunen (SGB II und SGB III), Berufsgenossenschaften und die Deutsche Rentenversicherung, die Bundeswehr, der Bund, die Länder und die Europäische Union.

Daten zu Veranstaltungen und Teilnehmenden liegen für die Berichtsjahre 2004 bis 2011 vor (siehe Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2013, Kapitel B2.2.2). Für die Jahre 2012 und 2013 konnten von der DAA keine Daten eingeworben werden.

Tabelle B2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2001 bis 2012

Angebot an beruflicher Weiterbildung in arbeitgebernahen Institutionen

Der „Wuppertaler Kreis e. V. – Bundesverband betriebliche Weiterbildung“ versteht sich als Zusammenschluss von großen Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Im Jahr 2012 hatte er 50 Mitglieder. Darunter sind neben branchen- und firmenbezogenen Einrichtungen einige Bildungswerke der Wirtschaft in großen Bundesländern (z. B. Bildungswerke der Bayerischen, Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft)243.

Tabelle B2.2.2-2 zeigt Daten aus der jährlichen Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises „Trends der Weiterbildung“. Von 2004 bis 2010 stieg die Zahl der von den Mitgliedseinrichtungen durchgeführten Veranstaltungen kontinuierlich auf knapp 140.000 an (+75 %); 2011 (139.600) und 2012 (131.400) ging die Zahl der Veranstaltungen zurück. Die Anzahl der Teilnehmenden stieg seit Beginn der Zählung (2006) tendenziell an; 2012 lag sie bei 1,3 Millionen.

Die meisten Mitgliedseinrichtungen des Wuppertaler Kreises bieten mehrere unterschiedliche Bildungsdienstleistungen an. Durchschnittlich wurde mehr als ein Drittel des Umsatzes mit offen zugänglichen Seminaren erzielt, die sich vor allem an mitarbeitende mittelständischer Unternehmen richten. Daneben sind firmenintern durchgeführte Seminare mit 18,4 % und öffentlich geförderte Maßnahmen mit 19,6 % Umsatzanteil wichtige Geschäftsfelder (vgl. Wuppertaler Kreis 2013, S. 4.).

Es gibt neben den im Wuppertaler Kreis vertretenen Bildungswerken noch andere regional strukturierte Bildungswerke der Wirtschaft, zu deren Angebot jedoch keine Daten vorliegen.

Angebot an beruflicher Weiterbildung bei den Kammern

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten an ihren lokalen und regionalen Standorten berufliche Weiterbildung an, häufig in Zusammenarbeit mit eigenen Bildungszentren. Bei den Veranstaltungen handelt es sich in der Regel um berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge, von denen ein Teil direkt auf IHK-Prüfungen vorbereitet. Das Themenspektrum der Lehrgänge umfasst die Bereiche aller Wirtschaftsunternehmen, die Mitglied der jeweiligen IHK sind. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag veröffentlicht in seinem Bildungsbericht jährlich Daten zur Anzahl der Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden.244 Die Daten der Industrie- und Handelskammern sind in Tabelle B2.2.2-3 dargestellt245.

Im Jahr 2012 wurden von den Industrie- und Handelskammern 24.273 Veranstaltungen mit 1,78 Millionen Unterrichtsstunden und 337.033 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Anzahl der Veranstaltungen um 0,9 % und die Anzahl der Teilnehmenden um 3 %; die Zahl der Unterrichtsstunden sank um 6,3 %. Zuwächse gab es insbesondere bei den Veranstaltungen und Teilnehmenden im Bereich IT und Medien. Hier nahm die Zahl der Veranstaltungen um 9 % und die der Teilnehmenden um 21 % zu.

Eine differenzierte Darstellung der Aufstiegs- und Anpassungsbildungen der Industrie- und Handelskammern für das Jahr 2012 zeigt Tabelle B2.2.2-4. Mit jeweils der Hälfte aller Veranstaltungen und Teilnehmenden entfiel der größte Teil des Angebots und der Nachfrage auf den Bereich der Anpassungsfortbildung. Die Aufstiegsbildungen sind demgegenüber zeitintensiver. 60 % aller Unterrichtsstunden entfielen auf diesen Bereich, jedoch nur 21 % der Veranstaltungen und 26 % aller Teilnahmen.

(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Tabelle B2.2.2-2: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises 2002 bis 2012

Tabelle B2.2.2-3: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 2002 bis 2012

Tabelle B2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2012

  • 242

    Gewerkschaftsnahe Einrichtungen werden nicht als Einzelkategorie ausgewiesen. Vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung/Deutsches Institut für Erwachsenenbildung: Hochgerechnete und gewichtete Grundauszählung der wbmonitor-Umfrage 2012. S. 26, für 2013 S. 40.

  • 243

    Vgl. www.wkr-ev.de/t_mitgli.htm (Stand 19. Mai 2014). Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Mitglieder liegt auf der betrieblichen Weiterbildung in offenen und firmeninternen Veranstaltungen, die in enger Kooperation mit Unternehmen, teilweise bezogen auf deren spezifischen Bedarf, durchgeführt werden. Einzelne Mitglieder bieten auch andere Bildungsdienstleistungen an, z. B. als Träger der freien Jugendhilfe berufsorientierende Maßnahmen für Jugendliche oder Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende in Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen. Die hier verwendete Einordnung als „arbeitgebernahe Institutionen“ stützt sich einerseits auf die Geschichte vieler Mitgliedsinstitute des Wuppertaler Kreises, die von Arbeitgeberverbänden (mit-)gegründet wurden, andererseits auf die Tatsache der Mitgliedschaft im Wuppertaler Kreis, der sich laut Selbstdarstellung als Sprachrohr der Unternehmen in Fragen der Weiterbildung versteht.

  • 244

    Auch die Handwerkskammern bieten berufliche Weiterbildung an. Bundesweite Daten zum Angebot und den Teilnehmenden der über 500 Bildungszentren liegen nicht vor. 

  • 245

    2010 wurden die Erhebungsmodalitäten der Daten geändert. Langzeitvergleiche sind somit nur mit Zahlen ab 2010 möglich.