Berufliche Ausbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration ins Erwerbsleben und zur Sicherung der Zukunftschancen junger Menschen. Ein erfolgreicher Einstieg in die Arbeitswelt ist eine grundlegende Voraussetzung zur Realisierung individueller Berufs- und Arbeitschancen. Diese „zweite Schwelle“ markiert die Schnittstelle zwischen Berufsausbildung und Arbeitsmarkt, an der entscheidende Weichen für den späteren Berufsverlauf gestellt werden. Die Phase des Übergangs vom Ausbildungs- in das Beschäftigungssystem verläuft jedoch nicht für alle Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen reibungslos. Vielmehr kann sie von Brüchen und Unwägbarkeiten begleitet sein.
Der folgende Abschnitt analysiert aus der Perspektive der Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen die berufliche Übergangsphase junger Menschen mit dualer Ausbildung. Anhand von Daten aus der amtlichen Statistik wird dargestellt, wie groß der Anteil der erfassten Ausbildungsabsolventen/ -absolventinnen ist, die sich unmittelbar nach der Ausbildung arbeitslos melden. Im Gegensatz dazu steht bei der Analyse mit dem IAB-Betriebspanel (vgl. BIBB-Datenreport 2014, Kapitel A4.10.2) die Sicht der Betriebe im Mittelpunkt. Erneut gab es Datenrevisionen in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA), diesmal für die Jahre 2009 bis 2012. Daraus ergeben sich Korrekturen gegenüber den in den BIBB-Datenreporten 2011 bis 2014 ausgewiesenen Werten .
Datenrevisionen223 in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) für 2009 bis 2012
In den Statistiken der BA für die Jahre 2009 bis 2012 gab es nochmals nachträgliche Datenrevisionen223, die auch Veränderungen für die Arbeitslosenquote nach erfolgreich abgeschlossener dualer Ausbildung zur Folge hatten. Dabei ist die Auswirkung der Revisionen auf die Jahre 2011 und 2012 gering, deutlichere Unterschiede zeigen sich aber für 2009 und 2010. Die Angaben in den BIBB-Datenreporten 2011 bis 2014 (Kapitel A9.1) sind wie folgt zu korrigieren:
Die Arbeitslosenquote lag 2009 bei 38,7 % (statt 34,5 %) und 2010 bei 36,5 % (statt 33,9 %). 2010 und vor allem 2009 war die Arbeitslosenquote nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung daher deutlich höher als angegeben. Vermutlich war der Einfluss der Wirtschaftskrise in diesen Jahren größer als angenommen. 2011 lag die Arbeitslosenquote bei 31,4 % (statt 31,5 %), und 2012 blieb sie unverändert bei 29,5 %. Da sich für 2011 und 2012 kaum Änderungen ergeben, fiel der Rückgang von 2010 auf 2011 größer aus (5 statt 2 Prozentpunkte). In Ostdeutschland betrug der Arbeitslosenanteil 2009 55,3 % (statt 48,4 %) und 2010 51,9 % (statt 47,3 %), in Westdeutschland waren es 2009 34,6 % (statt 31,1 %) und 2010 33,0 % (statt 30,8 %). Die revidierten Daten legen daher gerade für Ostdeutschland in diesen beiden Jahren eine noch schlechtere Situation nahe, da die Korrektur der Arbeitslosenquote dort doppelt so hoch ausfällt wie in Westdeutschland. Die Differenz des Arbeitslosenanteils für Ost- und Westdeutschland lag 2009 bei 21 und 2010 bei 19 Prozentpunkten. Für 2011 und 2012 zeigen sich in beiden Teilen des Landes keine nennenswerten Unterschiede zu den angegebenen Werten.
Auch bei jungen Männern (2009: 38,3% statt 34,6%, 2010: 36,2% statt 33,9%) und jungen Frauen (2009: 39,4% statt 34,4 %, 2010: 37,0 % statt 33,8 %) lassen sich nur für 2009 und 2010 deutlich höhere Arbeitslosenquoten erkennen. Für diese Jahre muss die Arbeitslosenquote für die jungen Frauen etwas stärker nach oben korrigiert werden als für die jungen Männer. Dies bedeutet, dass 2009 und 2010 Arbeitslosigkeit bei weiblichen Fachkräften, anders als angegeben, geringfügig häufiger auftrat als bei männlichen Fachkräften.
Tabelle A 8.1-1: Arbeitslosenzugänge nach erfolgreich beendeter dualer Ausbildung in Deutschland nach Geschlecht 2009 bis 2013
Über die Zahl der Personen, die sich direkt nach einer betrieblichen Ausbildung arbeitslos meldeten, wird jährlich Bericht erstattet. Dabei beziehen sich die Angaben zur Arbeitslosigkeit auf den Zeitpunkt unmittelbar nach der Ausbildung, unabhängig von der Dauer der Arbeitslosigkeit.
Im Jahr 2013 meldeten sich nach Hochrechnungen, die auf Angaben der BA basieren, 133.000 Personen nach abgeschlossener (außer-)betrieblicher Ausbildung arbeitslos Tabelle A8.1-1. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Absolventen/Absolventinnen einer dualen Ausbildung (430.000 Personen) ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 31,0 %. Das bedeutet einen leichten Anstieg in Höhe von 1,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (29,5 %). In den Jahren zuvor war die Arbeitslosenquote gesunken.
Die Arbeitslosenquote im unmittelbaren Anschluss an die Ausbildung variiert weiterhin zwischen alten und neuen Ländern. Diese Quote, die Sucharbeitslosigkeit einschließt224, ist in den neuen Ländern über 12 Prozentpunkte höher als in den alten (41,6 % zu 29,2 %). Die Differenz zwischen alten und neuen Ländern ist gegenüber 2012 um 3 Prozentpunkte zurückgegangen. Denn während der Anteil der Arbeitslosen 2013 in den alten Ländern im Vergleich zu 2012 um mehr als 2 Prozentpunkte stieg, ging er in den neuen Ländern sogar um einen halben Prozentpunkt zurück (2012: Ost 42,1 %, West 27,1 %). Seit 2009, als diese Differenz 21 Prozentpunkte betrug, ist der Unterschied zwischen west- und ostdeutscher Arbeitslosenquote kontinuierlich gesunken, verbleibt aber auf hohem Niveau.
Im Vergleich mit dem Vorjahr zeigt sich sowohl bei jungen Männern als auch bei jungen Frauen ein Anstieg der Arbeitslosenquote. Dieser fällt bei den jungen männlichen Fachkräften mit gut 2 Prozentpunkten (2012: 27,8 %, 2013: 30,1 %) stärker aus als bei den jungen Frauen mit gut einem halben Prozentpunkt (2012: 31,7 %, 2013: 32,3 %). Damit haben sich die Arbeitslosenquoten 2013 bei den jungen Frauen und Männern wieder angenähert, sie ist bei den weiblichen Fachkräften 2 Prozentpunkte höher als bei den männlichen, ein Jahr zuvor waren es 4 Prozentpunkte Unterschied.
In den alten Ländern waren 28,5 % (2012: 25,4 %) der jungen Männer und 30,2 % (2012: 29,3 %) der jungen Frauen nach dem dualen Ausbildungsabschluss arbeitslos. In den neuen Ländern waren es 39,1 % (2012: 40,1 %) der jungen Männer und 45,2 % der jungen Frauen (2012: 45,1 %). Damit zeigen sich bei den weiblichen Fachkräften nur relativ geringfügige Änderungen, während für die männlichen Fachkräfte in Westdeutschland die Arbeitslosenquote um über 3 Prozentpunkte steigt und in Ostdeutschland um einen Prozentpunkt zurückgeht.
Insgesamt hat sich die Situation 2013 im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. Dies gilt vor allem für junge Männer, weshalb die Arbeitslosenquote der weiblichen Fachkräfte sich der männlichen etwas angenähert hat. In Ostdeutschland ist die Arbeitslosigkeit geringfügig zurückgegangen, während sie in Westdeutschland gestiegen ist. Daher haben sich die Anteile der Arbeitslosigkeit junger Fachkräfte in Ost und West weiter angenähert, verbleiben allerdings in den neuen Ländern weiterhin auf einem wesentlich höheren Niveau. Gerade westdeutsche junge Männer, die besonders von der Wirtschaftskrise 2009/2010 betroffen waren, deren Situation sich 2011 und 2012 aber wieder verbessert hat, sind vom Anstieg der Arbeitslosenquote betroffen, auch wenn diese Quote im Vergleich immer noch niedrig ist. Eventuell ist in den von der Wirtschaftskrise betroffenen Branchen bei der Nachfrage nach Fachkräften mittlerweile eine gewisse Sättigung eingetreten.
(Ralf Dorau)
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"Die Generalüberholung des Verfahrens zur Arbeitslosen-Statistik wurde notwendig, nachdem sich über die letzten Jahre seit Einführung der Datenquellen der Statistik, des Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystems (VerBIS) der BA (2006) und des Datenübermittlungsstandards XSozial der zugelassenen kommunalen Träger (2005), laufend Verfahrensverbesserungen ergeben haben. Diese Verbesserungen konnten in der Arbeitslosen-Statistik bisher nicht für die Vergangenheit, sondern immer nur ab Einsatzzeitpunkt der Verbesserung, also für die Zukunft, umgesetzt werden. Nun werden alle Verfahrensverbesserungen in einem Zuge ab 2007 eingesetzt und ermöglichen eine bruchfreie Berichterstattung"
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Daher ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosenquote im ersten Jahr nach der Ausbildung stark sinkt (vgl. auch Dorau/Höhns 2006).