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Für die Sektoren und Konten der iABE liegen Daten zu Anfängerinnen und Anfängern, zu Bildungsteilnehmenden – sogenannte „Bestandsdaten“ – und zu Absolventen/Abgängern vor.190 Die Bestandsdaten bilden alle Schüler/ -innen bzw. Teilnehmende eines Bildungsganges zu einem Stichtag ab, während die Anfängerdaten nur die Neuzugänge darstellen. Die Zahl der Absolventen/Abgänger setzt sich zusammen aus der Zahl der „erfolgreichen“ Absolventen und den „erfolglosen“ Abgänger/ -innen eines Bildungsganges.191  

Die Anfänger-, Bestands- und Absolventen-/Abgängerdaten unterscheiden sich erheblich, insbesondere bei mehrjährigen Bildungsgängen. So befanden sich im Jahr 2013 rund 1,9 Mio. Jugendliche in einer vollqualifizierenden Berufsausbildung (Bestand), während nur rund 720.000 (Anfänger/ -innen) eine solche begannen und 670.000 (Absolventen/Abgänger) aus einer solchen entlassen wurden.

Um die Bedeutung der Bildungssektoren bzw. -konten des Ausbildungsgeschehens einordnen zu können, ist es erforderlich, diese an Referenzgrößen zu spiegeln. Je nach Fragestellung müssen unterschiedliche Datentypen (Anfänger/ -innen, Bestände, Absolventen/Abgänger) und Bezugsgrößen (z. B. die Wohnbevölkerung einer Altersgruppe oder die Summe aller Anfänger/ -innen) ins Verhältnis gesetzt werden: So sind z. B. für die Frage, in welchen Bildungssektoren sich die Jugendlichen eines bestimmten Alters befinden, die Jugendlichen der Altersgruppe (Bestandsdaten) in Relation zur Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter zu setzen (z. B. Jugendliche in Bildung im Alter von 15 bis 19 Jahren – Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 19 Jahren). Geht es um die Bedeutung der einzelnen Sektoren des Ausbildungsgeschehens, so werden die Anfänger/ -innen eines Sektors ins Verhältnis zu allen Anfängern und Anfängerinnen des Ausbildungsgeschehens gesetzt (z. B. Anfänger/ -innen im Sektor „Berufsausbildung“  alle Anfänger/ -innen im Ausbildungsgeschehen).192 

Zur Einschätzung der Bildungssituation können auch weitere Bezugsgrößen hinzugezogen werden, wie beispielsweise die Absolventen/Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen, das Ausbildungsplatzangebot, die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September (nach BBiG/HwO) oder die arbeitslosen Jugendlichen unter 20  Jahren Tabelle A6.1-1

Indikatoren der iABE und des Berichts „Bildung in Deutschland“ im Vergleich

Auch der Bericht „Bildung in Deutschland“ nutzt Daten der iABE. Obwohl beide Berichtssysteme die gleichen Daten referieren, haben die Indikatoren einen anderen Fokus: Die Bezugsgrößen bilden unterschiedliche Grundgesamtheiten ab.

Die Anfänger/ -innen im Sektor „Berufsausbildung“ ergeben in Bezug zu den Anfängern und Anfängerinnen in den 4  iABE-Bildungssektoren den Indikator „Relative Bedeutung des Bildungssektors Berufsausbildung“; dieser beträgt 35,5 % (2013).

Die Autorengruppe Bildungsberichterstattung fokussiert auf das „berufliche Ausbildungssystem“ und unterscheidet dort 3 Sektoren: duales System, Schulberufssystem, Übergangssystem. Der Bericht „Bildung in Deutschland“ weist eine Quote der Neuzugänge ins duale System mit 51,4 % aus (2013), als Anteil der Neuzugänge ins duale System an der Summe aller Neuzugänge ins Ausbildungssystem (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, S. 98). 

Indikatoren zur Bildungsbeteiligung von Jugendlichen

Setzt man die jungen Menschen im Alter von 15 bis 19  Jahren im Ausbildungsgeschehen ins Verhältnis zur gleichaltrigen Wohnbevölkerung, so befanden sich im Jahr 2013 in Deutschland ca. 64 % im Ausbildungsgeschehen. Wenn man die Jugendlichen hinzurechnet, die die Sekundarstufe I besuchten (26,6 %) oder sich bereits in Weiterbildung befanden (0,4 %), besuchten insgesamt 91,0 % der jungen Menschen unter 20 Jahren193 ein Bildungsangebot beruflicher oder allgemeinbildender Art.

Das Schaubild A6.1-1 stellt die Veränderung des Anteils der Jugendlichen dar, die sich in formaler Bildung befanden. Während sich der Anteil der Jugendlichen in formaler Bildung in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen zwischen 2006 und 2013 kaum verändert hat (+1,7 Prozentpunkte), stieg der Anteil der 20- bis 24-Jährigen um rund 7,4 Prozentpunkte. Steigende Anteile von Jugendlichen in formaler Bildung sind aber nicht per se als positiv zu bewerten, genauso wenig wie fallende Anteile grundsätzlich negativ eingeschätzt werden sollten.194 Um eine angemessene Einschätzung vornehmen zu können, ist es wichtig, den Bereich der „Sonstigen/Rest“ möglichst vollständig aufzuklären. So wäre beispielsweise ein sinkender Anteil von jungen Erwachsenen in formaler Bildung nicht als negativ zu bewerten, wenn gleichzeitig der Anteil der Erwerbstätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung steigen würde. 

Nach den Sektoren des Ausbildungsgeschehens geordnet zeigt Schaubild A6.1-2, welche Qualifizierungsangebote junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren besuchten. Das Schaubild zeigt eine deutliche qualifikationsspezifische Prägung der jeweiligen Altersgruppe:

  • In der Altersgruppe der 15-Jährigen befanden sich noch 79,2 % der Jugendlichen in der „Sekundarstufe  I“.
  • Der Anteil der Jugendlichen im Übergangsbereich war im Alter von 17 Jahren vergleichsweise hoch (11,6 %).
  • Unter den 19-Jährigen waren die meisten Jugendlichen in „Berufsausbildung“ (37,5 %).
  • Der Anteil der „Sonstigen/Rest“ nahm bei den Älteren erwartungsgemäß zu und hatte in der Altersklasse der 24-Jährigen einen Anteil von 64,1 %.195

Schaubild A 6.1-1: Junge Menschen in formaler Bildung nach Altersgruppen 2006 bis 2013 (in %) (Bestandsdaten; 100 % = Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter)

Schaubild A 6.1-2: Jugendliche in den Sektoren der iABE nach Alter 2013 (in %) (Bestandsdaten; 100 % = Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter)

Tabelle A 6.1-1: Anfänger/ -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) sowie ausgewählte Referenzgrößen – Bundesübersicht 2005 bis 2014 (Teil 1)

Tabelle A 6.1-1: Anfänger/ -innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) sowie ausgewählte Referenzgrößen – Bundesübersicht 2005 bis 2014 (Teil 2)

Indikatoren zur Bedeutung der Bildungssektoren

Im Jahr 2014 beginnen 35,5% der Anfänger/-innen des Ausbildungsgeschehens eine vollqualifizierende Berufsausbildung (712.853), während 12,8% in den Übergangsbereich (256.110) einmünden. 26,6% streben eine Hochschulzugangsberechtigung (533.445) an. Zugleich beginnen 25,1% ein Studium (503.888) Schaubild A6.1-3.

Betrachtet man die Anfängerzahlen 2014, so sind im Vergleich zu 2005 (417.647) knapp 160.000 Jugendliche (-38,7%) weniger in die Maßnahmen des Übergangsbereichs eingemündet. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Anfänger/-innen im größten Sektor, der „Berufsausbildung“, um 3,6% gefallen. Die Zahl der jungen Menschen, die eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erwerben wollen, ist seit 2005 um 17,4% gestiegen. Auch die Zahl der Studienanfänger/-innen hat sich um 37,6% erhöht Tabelle A6.1-1.

Das Schaubild A6.1-3 zeigt ergänzend die Entwicklung der Bedeutung der Bildungssektoren. Hier wird der Anfängeranteil des jeweiligen Sektors an der Summe aller Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen abgebildet. Die Entwicklung der Anteile entspricht der Entwicklung der Absolutwerte: Auch relativ betrachtet gehen seit 2005 die Sektoren „Berufsausbildung“ (-1,9  Prozentpunkte) und „Integration in Berufsausbildung“ (-8,3  Prozentpunkte) zurück, während die Sektoren „Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung (HZB) (Sek II)“ (+3,6  Prozentpunkte) und „Studium“ (+6,6 Prozentpunkte) angestiegen sind. 

Schaubild A 6.1-3: Entwicklung der Sektorenanteile am Ausbildungsgeschehen 2005 bis 2014 (100 % = alle Anfänger/ -innen im Ausbildungsgeschehen)

Insgesamt muss berücksichtigt werden, dass in den letzten Jahren die Umstellung auf das 8-jährige Gymnasium (G8) – zeitversetzt in den einzelnen Bundesländern196 – doppelte Entlassjahrgänge nach der Sekundarstufe  I bzw. nach dem Abitur hervorgebracht hat. Im Ausbildungsgeschehen stiegen in den entsprechenden Jahren die Anfänger/ -innen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek  II)“ (verkürzte Mittelstufe) und im Sektor „Studium“ (doppelte Abiturjahrgänge). Im Jahr 2010 zeigte sich beispielsweise deutlich der Ausschlag des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ sowie 3 Jahre später im Sektor „Studium“.  

  • 190

    Zur genauen Definition der Anfänger-, Bestands- und Absolventen-/Abgängerdaten sowie zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der unterschiedlichen Indikatoren vgl. Dionisius/Lissek/Schier 2012. 

  • 191

    Vorzeitige Aussteiger, d.h. Jugendliche, die einen Bildungsgang während des Schuljahres verlassen, werden weder als Absolventen noch als Abgänger erfasst. 

  • 192

    Detaillierte Indikatorenbeschreibungen finden sich unter www.bibb.de/de/11566.php. 

  • 193

    Nach der Berechnung der OECD liegt die Bildungsbeteiligung der Altersgruppe im Jahr 2011 bei 92%. Dieser Wert liegt oberhalb des OECD-Durchschnitts (84%) und auch über dem Durchschnitt der EU21 (87%) (vgl. Organisation for Economic Cooperation and Development [OECD] 2013, S.330). 

  • 194

    Es kann sein, dass die jüngere Altersgruppe nach der Schule stärker in nonformale Angebote wie Freiwilligendienste einmündet; ältere Jugendliche können wieder stärker an formaler Bildung partizipieren, wenn sie z.B. Angebote der Zweit- oder Weiterbildung stärker nutzen. 

  • 195

    Unter den „Sonstigen/Rest“ werden sowohl junge Menschen erfasst, die sich in nonformalen Ausbildungs- und Qualifizierungsangeboten befinden, als auch Personen, die sich bereits im Erwerbsleben befinden. Die Quantifizierung dieses Bereiches dient dem Ziel, den Verbleib einer Altersklasse vollständig zu dokumentieren. 

  • 196

    Doppelte Abiturjahrgänge: 2007 Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt; 2008 Mecklenburg-Vorpommern; 2009 Saarland; 2010 Hamburg; 2011 Bayern, Niedersachsen; 2012 Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen; 2013 Hessen (1,5-facher Jahrgang), Nordrhein-Westfalen; 2016 Schleswig-Holstein (vgl. Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland 2011, S.  65)