BP:
 

Das duale Studium ist ein sich immer weiter differenzierendes und expandierendes Feld. Das große Interesse bei Jugendlichen, Betrieben sowie (Fach-)Hochschulen und Berufsakademien an dieser speziellen Ausbildungsform ist weiterhin ungebrochen. Seit ihrer Einführung in den 1970er-Jahren erfreut sich diese Studienform stetig wachsender Beliebtheit, da sie den Beteiligten eine Reihe von Vorteilen bieten: Für Unternehmen stellt sie eine Möglichkeit dar, ihren Fachkräftenachwuchs besonders praxisgerecht auszubilden. Zudem können sie Bewerberinnen und Bewerber durch diese Ausbildungsform frühzeitig an das Unternehmen binden. Jugendliche wiederum schätzen neben der Praxisnähe dualer Studiengänge zum einen besonders die Möglichkeit, während des Studiums ein Einkommen zu erzielen, und zum anderen die guten Übernahmechancen in den Unternehmen. Die Praxisnähe und der gute Kontakt zu den Unternehmen bietet den Hochschulen die Möglichkeit zur Abgrenzung gegenüber anderen Studienformaten.  

Datenbank AusbildungPlus

AusbildungPlus ist ein bis Ende 2014 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Das Projekt bietet seit 2001 einen Überblick über bundesweite Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation und über duale Studiengänge (www.ausbildungplus.de). Es werden duale Studiengänge für die Erstausbildung und für die berufliche Weiterbildung erfasst und interessierten Jugendlichen, Unternehmen, Bildungsanbietern und der Wissenschaft zugänglich gemacht.

Der Datenbestand von AusbildungPlus umfasst neben staatlichen Hochschulen auch private Hochschulen und Berufsakademien, die in anderen Statistiken nicht erfasst werden. Die Daten basieren auf freiwilligen Angaben der Ausbildungsinstitutionen, des Statistischen Bundesamtes, Netzwerken wie hochschule dual in Bayern, Duales Studium Hessen, Duale Hochschule Rheinland-Pfalz und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) sowie Recherchen des AusbildungPlus-Teams und bilden demnach das Angebot nicht im Sinne einer statistischen Vollerhebung ab.

Die quantitative Entwicklung dualer Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank hat im Vergleich zum Vorjahr einen gewaltigen Sprung gemacht, der nicht allein auf die stetig wachsende Beliebtheit dualer Studiengänge bei Studierenden, Unternehmen und Hochschulen zurückzuführen ist. Vielmehr wurde in Zusammenarbeit mit einigen bundeslandweiten Netzwerken eine große Anzahl von Studiengängen neu erfasst und nicht wie in der Vergangenheit nur Studiengänge angelegt, die von den Hochschulen selbst gemeldet wurden. Der Stichtag wurde von Mai auf Oktober verlegt, um die Angaben der Kooperationspartner integrieren zu können, die diesen erst zum späteren Zeitpunkt vollständig vorliegen. Die in der Datenbank AusbildungPlus zum Stichtag Oktober 2014 erfassten Daten beruhen demnach auf den Angaben der Hochschulen für das Wintersemester 2013/2014.

Die aktuellen Zahlen lassen sich aufgrund dieser veränderten Erhebungsmethodik und der daraus resultierenden größeren Anzahl von in die Datenbank aufgenommenen Studiengängen nicht direkt mit Zahlenreihen der vergangenen Jahre vergleichen, weswegen auf prozentuelle Angaben zur Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren verzichtet wurde.

Duale Studiengänge

Als dualer Studiengang wird ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen bezeichnet. Neben dem Begriff des dualen Studiums werden für diese Studienform auch Bezeichnungen wie „Verbundstudium“, „kooperatives Studium“, „Studium mit vertiefter Praxis“ u. v. m. verwendet. Von klassischen Studiengängen unterscheidet sich ein dualer Studiengang durch einen höheren Praxisbezug, der abhängig von Studiengang und Hochschule variiert. Kennzeichnend für duale Studiengänge sind außerdem immer die beiden Lernorte Hochschule bzw. Akademie und Betrieb, an denen sie stattfinden. Berufspraxis und Studium sind organisatorisch und curricular miteinander verzahnt. In der Literatur werden verschiedene Typen von dualen Studiengängen unterschieden: 

  • Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Dabei werden die Studienphasen und die Berufsausbildung sowohl zeitlich als auch inhaltlich miteinander verzahnt. Es wird neben dem Studienabschluss, mittlerweile ist das im Regelfall der Bachelor, noch ein zweiter anerkannter Abschluss in einem Ausbildungsberuf erworben.
  • Praxisintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit längeren Praxisphasen im Unternehmen. Zwischen den Lehrveranstaltungen an der Hochschule und der praktischen Ausbildung besteht ein inhaltlicher Bezug. Voraussetzung für eine Immatrikulation in einen praxisintegrierenden Studiengang ist eine vertragliche Bindung an ein Unternehmen, häufig in Form eines Arbeitsvertrags oder auch Praktikanten- oder Volontariatsvertrags.
  • Berufsintegrierende und/oder berufsbegleitende duale Studiengänge sind Studiengänge für die berufliche Weiterbildung. Das Studium wird mit einer beruflichen Tätigkeit kombiniert. Ein wechselseitiger inhaltlicher Bezug zwischen der beruflichen Tätigkeit und dem Studium sind auch bei diesen Modellen vorgesehen. Die berufsbegleitende Variante ähnelt stärker den Fernstudiengängen. Das Studium wird neben einer Vollzeitberufstätigkeit hauptsächlich im Selbststudium mit Begleitseminaren absolviert. Im Unterschied zu normalen Fernstudiengängen leistet aber auch bei diesem Modell der Betrieb einen spezifischen, dem Studium förderlichen Beitrag. Das kann beispielsweise die Freistellung von der Arbeit für die Präsenzphasen oder das Bereitstellen von betrieblichen Arbeitsmitteln sein. In 2011 wurde begonnen, neben den dualen Studiengängen der Erstausbildung gesondert die berufsintegrierenden und berufsbegleitenden Studiengänge in der Datenbank AusbildungPlus zu erfassen. Nach den Empfehlungen des Wissenschaftsrates 2013, der vorschlägt, einige dieser Studienformen nicht mehr als duale Studiengangsformen zu deklarieren, bedarf es noch einer weiteren Klärung von Kriterien zur Abgrenzung von dualen Studiengangsformaten im Weiterbildungsbereich von den anderen Angeboten. Aus diesem Grund beziehen sich alle statistischen Auswertungen des diesjährigen Berichtes auf die 1.505 dualen ausbildungsintegrierenden und praxisintegrierenden Studiengänge in der Erstausbildung.

 

Modelle

Zum Oktober 2014 verzeichnet die AusbildungPlus-Datenbank 1.505 duale Studiengänge für die Erstausbildung. Interessante Entwicklungen seitens der Anbieter dualer Studiengänge zeichnen sich in verschiedenen Bereichen ab Schaubild A5.3-1

  • Es werden mehr praxisintegrierende Studiengänge als ausbildungsintegrierende Studiengänge gemeldet. Mittlerweile überwiegt das Angebot an praxisintegrierenden Studiengängen, und der Bereich scheint schneller zu wachsen.
  • Auffällig ist auch der wachsende Bereich „klassischer“ Studiengänge, in denen besonders leistungsstarke Studierende nach Absolvieren einiger Semester in ein Stipendienmodell nach dem dualen Ausbildungsprinzip aufgenommen werden. Diese sogenannten kooperativen Studiengänge werden, sofern die Hochschulen dieses Modell regelmäßig anbieten und eng mit Unternehmen zusammenarbeiten, in der Datenbank als duale Studiengänge erfasst. In der Studierendenzahl werden dabei nur die tatsächlich dual Studierenden gezählt. 
  • Weiterhin werden von den Hochschulen verstärkt Studiengänge angeboten, die in verschiedenen Varianten studiert werden können, sogenannte Mischformen, die sich nicht ausschließlich einem Bereich zuordnen lassen. Die Anzahl dieser Studiengänge der Erstausbildung in der Datenbank beträgt mittlerweile fast 12 %. Besonders häufig ist dabei die Variante, entweder ausbildungsintegriert oder praxisintegriert zu studieren. Die Studierenden in diesen Studiengängen unterscheiden sich dabei nur darin, welche Art von Vertrag sie mit dem Unternehmen haben (Ausbildungs- oder Praktikumsvertrag) oder ob sie am Schluss den Berufsabschluss im Rahmen der sogenannten Externenprüfung188 erwerben.

Es gibt auch eine wachsende Anzahl von Studiengängen, in denen z. B. in der ausbildungsintegrierten oder alternativ in der berufsbegleitenden Variante studiert werden kann. Alle anderen Mischformen stellen immer noch Einzelvarianten dar.

Ein Praxisbeispiel für einen solchen Studiengang, der in zwei Varianten studiert werden kann, findet sich in der BIBB-Publikation „Duales Studium in Zahlen 2014“ oder im Portal AusbildungPlus unter www.ausbildungplus.de Datenbanksuche. 

Schaubild A 5.3-1: Modelle dualer Studiengänge für die Erstausbildung in der AusbildungPlus-Datenbank 2011 bis 2014 (in %)

Anbieter

Von den insgesamt 1.505 dualen Studiengängen der Erstausbildung in der AusbildungPlus-Datenbank werden einige auch von Universitäten angeboten; im Jahr 2014 sind es insgesamt 71 Modelle. Dennoch bleiben duale Studiengänge für die Erstausbildung eine Domäne der Fachhochschulen. 2014 sind insgesamt 1.014 und damit die meisten dualen Studiengänge der AusbildungPlus-Datenbank den Fachhochschulen zugeordnet. In der Kategorie „sonstige Hochschulen“ wurden bis letztes Jahr auch die Angebote der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) gezählt, die mittlerweile als eigene Hochschulform ausgewiesen wird und nach den Fachhochschulen die meisten dualen Studiengänge anbietet. Die Berufsakademien stehen mit 188 Studienangeboten an dritter Stelle. 

Die Wirtschafts- und Verwaltungsakademien (VWA) werden zwar in der Datenbank erfasst, in den dualen Studiengängen jedoch nicht ausgewiesen. Sie sind privatrechtliche Bildungseinrichtungen, die eine duale Abiturientenausbildung anbieten. Die Absolventinnen und Absolventen dieser Ausbildung erwerben in der Regel erst durch Kooperationen mit staatlich anerkannten Hochschulen oder Akademien einen akademischen Abschluss nach der Abiturientenausbildung und werden in der Auswertung der AusbildungPlus-Datenbank nur in diesen Fällen und dann bei den prüfenden Hochschulen oder Akademien mitgezählt Tabelle A5.3-1.

Betrachtet man die Organisationsform der Hochschule in Schaubild A5.3-2, so werden duale Studiengänge in der Erstausbildung überwiegend an staatlichen Hochschulen und Akademien angeboten, private Anbieter sind jedoch ebenfalls ein wichtiger Faktor. 

Tabelle A 5.3-1: Anbieter dualer Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2004 bis 2014

Schaubild A 5.3-2: Anbieter dualer Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2014

Fachrichtungen

Das Angebot dualer Studiengänge für die Erstausbildung in der AusbildungPlus-Datenbank konzentriert sich vor allem auf die Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften sowie auf die Informatik. Verstärkt entwickeln sich aber auch Angebote im Bereich Soziales, Pflege, Erziehung und Gesundheit. Dieser Bereich umfasst mittlerweile 11 % der dualen Studienangebote in der Erstausbildung. Tabelle A5.3-2 und Schaubild A5.3-3 zeigen das Fächerspektrum dualer Studiengänge. 

Bemerkenswert sind weiterhin duale Studiengänge, die mit Fort- und Weiterbildungsabschlüssen kombiniert werden und in denen neben dem Bachelor und dem Berufsabschluss beispielsweise auch der Meistertitel oder andere Fortbildungsabschlüsse erworben werden.

Praxisbeispiele für Studiengänge im Gesundheitswesen oder in Kombination mit einem Fortbildungsabschluss finden sich in der BIBB-Publikation „Duales Studium in Zahlen 2014“ oder im Portal AusbildungPlus unter www.ausbildungplus.de Datenbanksuche. 

Tabelle A 5.3-2: Fachrichtung von dualen Studiengängen in der AusbildungPlus-Datenbank 2004 bis 2014

Tabelle A 5.3-3: Regionale Verteilung dualer Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2004 bis 2014

Regionale Verteilung

Die Bundesländer mit den meisten dualen Studiengängen für die Erstausbildung in der AusbildungPlus-Datenbank waren 2014 Bayern (303), Nordrhein-Westfalen (287) und Baden-Württemberg (268), wie Tabelle A.5.3-3 und Schaubild A5.3-4 zeigen. 

Studienplätze und Kooperationspartner 

Die Zahl der in AusbildungPlus erfassten dualen Studienplätze in der Erstausbildung liegt mittlerweile bei rund 95.000. Diese Angabe ist jedoch freiwillig für die Anbieter, und es liegen nicht für alle Studiengänge Angaben darüber vor.

Die allen dualen Studiengängen der Erstausbildung zugeordneten Unternehmen in der AusbildungPlus-Datenbank liegen bei 9.220, wobei jeder Standort eines Konzerns als separater Anbieter gezählt wird. Für einen Teil der Studiengänge sind keine konkreten Unternehmen benannt, oder es wurde nur eine durchschnittliche Anzahl der Kooperationspartner genannt, z. B. weil diese jährlich variieren. Insgesamt geben die Hochschulen an, mit rund 41.000 Einrichtungen der betrieblichen Praxis zu kooperieren, wobei in dieser Zahl Mehrfachzählungen eines Anbieters möglich sind, da sie mit mehreren Hochschulen oder im Rahmen mehrerer Studiengänge kooperieren. In Tabelle A.5.3-4 wird die Entwicklung des Angebots von dualen Studiengängen von 2004 bis 2014 auf Basis der AusbildungPlus-Datenbank dargestellt. 

Schaubild A 5.3-3: Fachrichtung dualer Studiengänge zur Erstausbildung in der AusbildungPlus-Datenbank, Stand Oktober 2014 (in %)

Schaubild A 5.3-4: Regionale Verteilung dualer Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2004 bis 2014

Duale Studiengänge für die Weiterbildung

Wie oben beschrieben, bedarf es nach den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zum dualen Studium der Erarbeitung von klaren Kriterien zur Abgrenzung der Formate dualer Studiengänge im Weiterbildungsbereich von den anderen weiterbildenden Studienangeboten, die auch Auswirkungen auf den Datenbestand von AusbildungPlus haben werden. Eine statistische Auswertung der berufsbegleitenden und berufsintegrierenden sowie gegebenenfalls weiterbildenden praxisintegrierenden Studiengänge für Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung kann deshalb derzeit nicht vorgenommen werden.

Der Datenbankbestand von AusbildungPlus im Bereich der weiterbildenden dualen Studienangebote verteilt sich auf die gleichen Fachgebiete wie der Erstausbildung, das heißt Wirtschaftswissenschaften, MINT-Studiengänge und Studiengänge aus dem Bereich Sozialwesen/Erziehung/Gesundheit/Pflege. Der überwiegende Teil der weiterbildenden dualen Studiengänge endet mit dem Bachelor. Einige der dualen Studiengänge im Weiterbildungsbereich sind aber als Masterstudiengang angelegt.

Praxisbeispiele für einen berufsbegleitenden Studiengang finden sich in der BIBB-Publikation „Duales Studium in Zahlen 2014“ oder im Portal AusbildungPlus unter www.ausbildungplus.de Datenbanksuche. 

Tabelle A 5.3-4: Duale Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2004 bis 2014

Ausblick 

Die Förderung von AusbildungPlus durch das BMBF endete im Dezember 2014. Ab 2015 wird die Datenbank AusbildungPlus mit Eigenmitteln des BIBB durch den Arbeitsbereich 3.3 „Qualität, Nachhaltigkeit, Durchlässigkeit“ weiterbetreut. Schwerpunkt der Arbeit für 2015 wird die Weiterentwicklung von Kriterien zur Systematisierung und Kategorisierung der dualen Studiengänge und die damit zusammenhängende Anpassung der Datenbank sein. Es werden auch weiterhin neue Studienangebote von Hochschulen und Firmen erfasst und die schon bestehenden Einträge regelmäßig aktualisiert, um auch zukünftig Analysen des Datenbankbestandes von AusbildungPlus zur Verfügung stellen zu können.

(Antje Leichsenring)

  • 188

    Die Externenprüfung bzw. Externenregelung ermöglicht den Erwerb eines Berufsabschlusses, ohne zuvor eine Berufsausbildung absolviert zu haben. Es handelt sich dabei um ein Zulassungsverfahren von den zuständigen Stellen, in der Regel der Kammern, mit dem Ziel der Teilnahme an der regulären Abschlussprüfung. Üblicherweise nutzen Externe Vorbereitungsmaßnahmen, um ggf. fehlendes Wissen und Kompetenzen für die Abschlussprüfung im Rahmen von speziellen Vorbereitungskursen zu erwerben, da neben praktischen Fähigkeiten auch theoretische Inhalte der Ausbildung geprüft werden.