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Im folgenden Kapitel wird die Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System betrachtet. Zentrale Indikatoren hierfür sind die Ausbildungsanfänger- und Absolventenquoten, die angeben, wie viel Prozent der Jugendlichen (irgendwann im Laufe ihrer Biografie) eine duale Berufsausbildung beginnen bzw. mit Berufsabschluss absolvieren. Zur Berechnung dieser Indikatoren werden die Auszubildenden- bzw. Absolventendaten nach Altersjahrgängen differenziert. Deshalb wird hier zunächst eine knappe Analyse des Alters der Auszubildenden bzw. Absolventen des dualen Systems vorangestellt. Betrachtet wird das Alter der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag, das Alter der Ausbildungsanfänger und -anfängerinnen sowie der Absolventen bzw. Absolventinnen. Die Auszubildendendaten stammen aus der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz: Berufsbildungsstatistik), die Bevölkerungsdaten aus der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes. Da die Bevölkerungsdaten für die Berichtsjahre 2011 und 2012 auf Basis des Zensus 2011 korrigiert wurden, werden im Folgenden auch die Beteiligungsindikatoren für 2011 und 2012 korrigiert. Allerdings handelt es sich hierbei immer noch um vorläufige Daten der Bevölkerungsfortschreibung, endgültige Daten liegen nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes erst im Laufe von 2015 vor.

Alter der Auszubildenden

Die Berufsbildungsstatistik erhebt das Alter bzw. Geburtsjahr der Auszubildenden im dualen System (BBiG bzw. HwO) seit dem Berichtsjahr 1993; allerdings wird erst seit dem Berichtsjahr 2007 das Geburtsjahr für alle Auszubildenden bzw. Prüfungsteilnehmer/ -innen des dualen Systems erhoben. Im Folgenden werden die Anteile der verschiedenen Altersgruppen analog der früheren Differenzierung der Alterskategorien sowie das Durchschnittsalter dargestellt.

Alter der Auszubildenden – Erfassung im Rahmen der Berufsbildungsstatistik

Aggregatdatenerhebung bis Berichtsjahr 2006

Von 1993 bis einschließlich 2006 hat die Berufsbildungsstatistik nur das Alter der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag erhoben. Für Prüfungsteilnehmer/ -innen, Absolventen/Absolventinnen und den Auszubildendenbestand wurde das Alter nicht erhoben. Unterschieden wurden die einzelnen Altersjahrgänge zwischen 17 und 23 Jahren sowie als untere Altersgruppe die bis zu 16-Jährigen und als obere die 24-Jährigen und Älteren. Für die Ausbildungsberufe des Handwerks sowie von Industrie und Handel wurde das Alter zunächst verpflichtend nur für stark besetzte Berufe erhoben, weshalb zunächst relativ viele Angaben fehlten.

Einzeldatenerhebung seit dem Berichtsjahr 2007

Mit der Umstellung auf eine ausbildungsvertragsbezogene Einzeldatenerhebung ab dem Berichtsjahr 2007 wird für jeden Ausbildungsvertrag (nicht nur für Neuabschlüsse) bzw. für jeden/jede Prüfungsteilnehmer/ -in das Geburtsjahr der Auszubildenden erhoben. Es können seither alle einzelnen Altersjahrgänge differenziert werden. In den ersten Jahren nach der Revision wurden in geringem Umfang auch sehr frühe Geburtsjahre gemeldet, die ein sehr hohes Alter ergaben. Teilweise muss hierbei von Erfassungsfehlern ausgegangen werden. Deshalb fließen bei den BIBB-Berechnungen des Durchschnittsalters der Auszubildenden ab dem Berichtsjahr 2007 die 40-Jährigen und Älteren (bei den Absolventen die 43-Jährigen und Älteren) nicht mit ein. Allerdings spielen aufgrund der relativ geringen Anzahl solcher Meldungen potenziell verzerrende Effekte nur bei einer nach einzelnen Berufen differenzierten Analyse eine Rolle, und dies auch nur bei kleineren Berufen. 

Wie Tabelle A4.5-1 zeigt, ist das Durchschnittsalter der Auszubildenden mit Neuabschluss in den letzten 20  Jahren nahezu kontinuierlich angestiegen. Zwar sind die Werte bis und nach 2006 aufgrund der Unterschiede der Erhebung und Berechnungsweise nicht unmittelbar vergleichbar, doch zeigt sich der Anstieg des Durchschnittsalters sowohl von 1993 (18,5) bis 2006 (19,3) als auch von 2007 bis 2010. Seit 2010 liegt es nahezu konstant bei ca. 20 Jahren. 1993 waren noch mehr als die Hälfte der Auszubildenden mit Neuabschluss jünger als 18 Jahre. Im Berichtsjahr 2013 sind dies weniger als 30 %. Der Anstieg des Durchschnittsalters der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag wurde durch längere Schulzeiten im Sekundarbereich  I bei zunehmend höheren allgemeinbildenden Schulabschlüssen113 der Auszubildenden und durch längere Übergangsdauern in die Berufsausbildung bedingt.114 Gravierende Änderungen bei der Erfassung der Vorbildung der Auszubildenden, insbesondere seit dem Berichtsjahr 2007, erschweren den längerfristigen Zeitvergleich. Betrachtet man lediglich die Jahre 2007 bis 2013, so ist der Anteil der Studienberechtigten (zum Teil auch aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge) von 19,4 % auf 25,3 % gestiegen (vgl. Kapitel A4.6.1). Im gleichen Zeitraum schwankt der Anteil derer, die mit einer vorherigen Teilnahme an einer Maßnahme der Berufsvorbereitung oder beruflichen Grundbildung gemeldet wurden, zwischen 9 % und 12 % (vgl. Kapitel A4.6.2).

Tabelle A 4.5-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Alter, Bundesgebiet 1993 bis 2013 (in %)1

Tabelle A 4.5-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Alter und Region 2013 (in %)1, 2

Insgesamt variiert das Durchschnittsalter der Auszubildenden (Neuabschlüsse) in den Ländern zwischen Höchstwerten von 21,3 Jahren in Berlin und 19 Jahren in Bayern. Die ostdeutschen Auszubildenden mit Neuabschluss waren dabei mit 20,5 Jahren etwas älter als die Auszubildenden in Westdeutschland (20,0 Jahre) Tabelle A4.5-2.115

Bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen ist das Durchschnittsalter der Frauen im Berichtsjahr 2013 mit 20,2 Jahren etwas höher als das der Männer (20,0) Tabelle A4.5-3. Dies ist nicht alleine durch die höheren Anteile an Studienberechtigten unter den weiblichen Auszubildenden zu erklären. Denn auch wenn man die einzelnen Schulabschlussgruppen getrennt betrachtet, ist mit Ausnahme der Gruppe der Studienberechtigten das Durchschnittsalter der Frauen höher. Zu geschlechtsspezifischen Unterschieden hinsichtlich der höchsten allgemeinbildenden Schulabschlüsse wie auch der Teilnahme an vorheriger beruflicher Grundbildung und Berufsvorbereitung siehe Kapitel A4.6.1 und Kapitel A4.6.2.

Hinsichtlich der Neuabschlüsse liegt das Durchschnittsalter der Auszubildenden ohne deutschen Pass bei 21  Jahren und damit um ein Jahr höher als bei den Auszubildenden mit deutschem Pass. Das Durchschnittsalter der ausländischen Auszubildenden fällt in jeder Schulabschlussgruppe höher aus.

Betrachtet man nicht alle Neuabschlüsse, sondern lediglich die Ausbildungsanfänger/ -innen116, so ergibt sich jeweils ein etwas geringeres Durchschnittsalter; die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und Ausbildungsanfängern mit bzw. ohne deutschen Pass bleiben bestehen Tabelle A4.5-3.

Bei den Absolventen/Absolventinnen einer dualen Berufsausbildung liegt das Durchschnittsalter bei 22,2.117 Es fällt auf, dass das Durchschnittsalter der Männer in 2013 mit 22,3 Jahren leicht über dem der Frauen (22,2) liegt, obwohl dies bei den Anfängern/Anfängerinnen (auch im Berichtsjahr 2010) umgekehrt war Tabelle A4.5-3. Das Durchschnittsalter der ausländischen Absolventen/Absolventinnen liegt mit 22,8 über dem der deutschen (22,2).

Tabelle A 4.5-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag, Ausbildungsanfänger/ -innen und Absolventen/Absolventinnen nach Alter, Bundesgebiet 2013

Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System

Will man den Anteil der Jugendlichen ermitteln, die eine duale Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO beginnen oder erfolgreich absolvieren, so kann man rechnerische Quoten auf Basis der Berufsbildungsstatistik und der Bevölkerungsfortschreibung nach einem Quotensummenverfahren ermitteln. Diese Quoten können als Indikator für die quantitative Bedeutung des dualen Systems sowie als Maß der Integration verschiedener Personengruppen interpretiert werden. 

Ausbildungsanfängerquote 2013

Die Ausbildungsanfängerquote ist ein Indikator für den Anteil der Jugendlichen, die eine duale Berufsausbildung beginnen. In welchem Alter dies geschieht und wie lange der Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die Berufsausbildung dauert, bleibt hierbei jedoch unberücksichtigt. Berechnet man solche Quoten mit dem Quotensummenverfahren, so sollten nur solche Ereignisse erfasst werden, die in den Biografien nur einmalig auftreten. Deshalb wird die Anfängerquote auf Basis der Anfänger/ -innen118 und nicht der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge berechnet. Denn nicht alle Neuabschlüsse stellen Ausbildungsanfänge im dualen System dar (vgl. Kapitel A4.3). Im Gegensatz zur früheren Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen wird mit der Berechnungsweise der Ausbildungsanfängerquote die Überschätzung durch Mehrfachzählungen von Auszubildenden, die wiederholt Ausbildungsverträge neu abschließen, weitgehend vermieden.119 Für das Berichtsjahr 2013 ergibt sich ein rechnerischer Anteil von 54,5 % der Wohnbevölkerung, die irgendwann im Laufe ihrer Biografie eine duale Berufsausbildung beginnen Tabelle A4.5-4

Da die Korrektur der Daten der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 rückwirkend nur bis 2011 vorliegt, wird hier ausschließlich die Entwicklung seit 2011 betrachtet. Zur Entwicklung vor 2011 siehe BIBB-Datenreport 2014, Kapitel A4.5 und frühere Jahrgänge. Die Ausbildungsanfängerquote im dualen System ist seit 2011 rückläufig. Sie fällt für das Berichtsjahr 2013 um 2,3 Prozentpunkte geringer aus als im Vorjahr und um 3,8 Prozentpunkte geringer als im Jahr 2011. Allerdings beginnen immer noch mehr als die Hälfte der Jugendlichen eine duale Berufsausbildung. 

Der längerfristige Rückgang der Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen im dualen System ging mit einer steigenden Studierneigung der Jugendlichen einher. Allerdings ist in dem Zeitraum 2011 bis 2013 die Studienanfängerquote nicht mehr bzw. kaum noch gestiegen. Für das Berichtsjahr 2013 ermittelt das Statistische Bundesamt für deutsche Studierende eine Studienanfängerquote von 52,6 % der Wohnbevölkerung bzw. 47,9 % bei einer Bereinigung um den Effekt der doppelten Abiturjahrgänge.120 Im Jahr 2011 betrug diese Studienanfängerquote 52,1 % bzw. um den G8-Effekt bereinigt 48,6 % der Wohnbevölkerung.

Auf eine weitere regionale Differenzierung der Ausbildungsanfängerquote wird verzichtet, da die Berufsbildungsstatistik den Wohnort der Auszubildenden bzw. Pendlerbewegungen nicht erfasst. Hier erfolgt lediglich eine Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland. Die Ausbildungsanfängerquote fällt in Ostdeutschland (51,4 %) geringer aus als die westdeutsche Quote; im Jahr 2013 liegt der Abstand bei 3,6 Prozentpunkten Tabelle A4.5-4

Tabelle A 4.5-4: Ausbildungsanfängerquote nach Personenmerkmal und Region, 2009 bis 2013 (in %)1, 2

Ausbildungsanfängerquote der Jugendlichen (AAQ)

Nicht alle Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag sind Ausbildungsanfänger/ -innen (vgl. Kapitel A4.3). Die frühere, auf Basis der Neuabschlüsse berechnete Ausbildungsbeteiligungsquote (AQ) überschätzt den Anteil der Ausbildungsanfänger/ -innen, weil u. a. auch bei Betriebs- oder Berufswechsel ein Neuabschluss erfolgt und manche Personen im Laufe ihrer Biografie wiederholt Ausbildungsverträge im dualen System abschließen (zu Einschränkungen bei der Berechnung vgl. Uhly 2006 und Althoff 1997). Die frühere AQ eignet sich vor allem für Vergleiche im längerfristigen Zeitverlauf (vgl. BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A4.5).

Bei der Berechnung der AAQ werden anstelle der Neuabschlüsse nur die Ausbildungsverträge der Anfänger/ -innen verwendet. Da Anfänger/ -innen als Teilgruppe der Neuabschlüsse erst seit der Revision der Berufsbildungsstatistik abgegrenzt werden können und zunächst noch Umsetzungsprobleme bei den Datenmeldungen bestanden, kann die Anfängerquote erst seit dem Berichtsjahr 2009 ermittelt werden.

Nach dem Quotensummenverfahren (OECD-Standard; vgl. Kazemzadeh 2000, S. 68 f.) werden je Altersjahrgang Teilquoten aus Anfänger/ -innen und Wohnbevölkerung berechnet und dann zur Anfängerquote summiert (vgl. Gericke/Uhly 2012; Gericke/Uhly/Ulrich 2011). Die AAQ gibt den rechnerischen Anteil einer synthetischen Alterskohorte in der Wohnbevölkerung wieder, der erstmals eine Ausbildung mit Ausbildungsvertrag im dualen System beginnt.

 

 

i = Alter

# Aus Vereinfachungsgründen wird nur eine begrenzte Anzahl von Teilquoten gebildet. Für die Ausbildungsanfänger/ -innen werden diejenigen im Alter von „16 und jünger“ als untere Altersgruppe und jene im Alter von „24  und älter“ als obere Altersgruppe zusammengefasst. Hinsichtlich der Wohnbevölkerung wird jeweils ein Altersjahrgang (16, 17 … 24) herangezogen.

Die Höhe der AAQ ist aufgrund zweier Aspekte mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Es wurde zum einen keine Korrektur des Effektes der doppelten Abiturjahrgänge vorgenommen. Da Hochschul- und Fachhochschulzugangsberechtigung im Rahmen der Berufsbildungsstatistik nicht differenziert werden, ist eine Korrektur um den G8-Effekt für die duale Berufsausbildung problematisch. Allerdings ist der Effekt aufgrund des vergleichsweise geringen Studienberechtigtenanteils deutlich geringer als im Hochschulbereich. Die AAQ können aufgrund der fehlenden Korrektur geringfügig überhöht sein. 

Außerdem sind die verwendeten Bevölkerungsdaten mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Daten der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes basieren bis 2010 auf der Grundlage der Volkszählung 1987 (Westdeutschland) bzw. 1990 (Ostdeutschland) und ab 2011 auf dem Zensus 2011; allerdings sind die zensusbasierten Daten ab 2011 noch vorläufig. 

Die Ausbildungsbeteiligung im dualen System variiert deutlich zwischen den verschiedenen Personengruppen. Für die männliche Wohnbevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit ergibt sich im Berichtsjahr 2013 ein Anteil von 66,6 %, die eine duale Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO beginnen. Bei den deutschen Frauen lag die AAQ des dualen Systems bei 46,9 % Tabelle A4.5-4. Frauen findet man deutlich häufiger in sogenannten vollzeitschulischen Berufsausbildungsgängen (vgl. Kapitel A5.1). Die Studienanfängerquoten der Frauen fallen nur geringfügig höher aus als die der Männer (vgl. Statistisches Bundesamt 2014). Allerdings ist die geringere Ausbildungsanfängerquote der Frauen im dualen System nicht alleine mit deren Qualifizierungs- und Ausbildungspräferenzen zu erklären. Denn es zeigen sich auch geschlechtsspezifische Zugangschancen (vgl. Beicht/Walden 2014 a).

Die Ausbildungsanfängerquoten der Jugendlichen ohne deutschen Pass liegen mit 32,1 % deutlich unter den der deutschen Jugendlichen (57,0 %). Dies gilt sowohl für die Männer als auch für die Frauen. Bei den ausländischen Männern beträgt die Ausbildungsanfängerquote lediglich 35,5 %, bei den ausländischen Frauen nur 28,4 %. Für alle Personengruppen ist die Quote im Vorjahresvergleich gesunken. Das deutlich niedrigere Maß der Integration in die duale Berufsausbildung lässt sich nicht alleine durch geringere Schulabschlüsse erklären. Beicht/Walden (2014 b) zeigen, dass die Einmündungschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund auch bei gleicher Vorbildung, gleicher sozialer Herkunft, gleichem Suchverhalten und gleicher Ausbildungsmarktlage niedriger sind.

Ausbildungsabsolventenquote

Will man das Maß der Bildungsbeteiligung der Bevölkerung im dualen System betrachten, stellt sich nicht nur die Frage, wie viel Prozent eine Ausbildung beginnen. Von Interesse ist auch, wie viel Prozent die duale Berufsausbildung erfolgreich absolvieren und einen entsprechenden Berufsabschluss erreichen. Im Berichtsjahr 2013 bestanden 430.275 Auszubildende im dualen System ihre Abschlussprüfung (vgl. Kapitel A4.8), für 407.280 war dies der erste erfolgreiche Berufsabschluss im dualen System. Um Mehrfachzählungen bzw. eine Überschätzung des Anteils der Absolventen/Absolventinnen an der Wohnbevölkerung zu vermeiden, werden nach dem Quotensummenverfahren nur die Erstabsolventendaten in Bezug zur Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt. Daraus ergibt sich für das Berichtsjahr 2013 eine Ausbildungsabsolventenquote (AbsQ) von 44,5 % Tabelle A4.5-5. Gegenüber dem Vorjahr (45,4 %) ist der rechnerische Anteil der Wohnbevölkerung, der erfolgreich eine duale Ausbildung abschloss, um fast 1  Prozentpunkt leicht gesunken. Die Ausbildungsabsolventenquote des dualen Systems liegt deutlich über der Studienabsolventenquote 2013 (Deutsche 33,1 %, vgl. Statistisches Bundesamt 2014 f).

Die Ausbildungsabsolventenquote ist in Ostdeutschland 2013 um mehr als 7 Prozentpunkte geringer als in Westdeutschland. Auch in den Vorjahren gab es immer eine Differenz von über 5 Prozentpunkten. Bei den Absolventen weicht somit die ostdeutsche Quote stärker von der westdeutschen Quote ab als bei den Ausbildungsanfängern; dies weist auf ein größeres Ausmaß an Ausbildungsabbrüchen in Ostdeutschland hin. 

Tabelle A 4.5-5: Ausbildungsabsolventenquote nach Personenmerkmal und Region, 2009 bis 2013 (in %)1, 2

Ausbildungsabsolventenquote der Jugendlichen (AbsQ)

Auch bei der Berechnung der Absolventenquote im dualen System wird das Quotensummenverfahren angewandt. Um Mehrfachzählungen zu vermeiden, werden nicht alle Absolventen/Absolventinnen einer dualen Berufsausbildung in die Berechnung einbezogen, sondern nur die Erstabsolventen/-absolventinnen; also alle, die nicht zuvor schon einmal eine duale Berufsausbildung erfolgreich absolviert hatten. Auch die Absolventenquote kann aufgrund der Datenlage erst seit dem Berichtsjahr 2009 ermittelt werden (siehe auch Erläuterungen zur Ausbildungsanfängerquote).

Die AbsQ gibt den rechnerischen Anteil einer synthetischen Alterskohorte in der Wohnbevölkerung wieder, der eine duale Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung erfolgreich absolviert hat. Die Quote berechnet sich auf Basis der Berufsbildungsstatistik und der Bevölkerungsfortschreibung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, jeweils zum Stichtag 31. Dezember. Auszubildende mit bestandener Abschlussprüfung, die zuvor noch keine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, werden der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gegenübergestellt (vgl. Gericke/Uhly 2012).

i = Alter

# Aus Vereinfachungsgründen wird nur eine begrenzte Anzahl von Teilquoten gebildet. Für die Erstabsolventen/-absolventinnen werden diejenigen im Alter von „19  und jünger“ als untere Altersgruppe und jene im Alter von „27 und älter“ als obere Altersgruppe zusammengefasst. Hinsichtlich der Wohnbevölkerung wird jeweils ein Altersjahrgang (18, 19 … 27) herangezogen.

Auch bei diesen Quoten sind die verwendeten Bevölkerungsdaten mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Siehe Erläuterungen zur Ausbildungsanfängerquote.  

Vergleicht man die Absolventenquoten von Frauen und Männern, so zeigt sich für Jugendliche mit als auch ohne deutschen Pass, dass die Quoten der Frauen weniger stark von denen der Männer abweichen als bei den Ausbildungsanfängerquoten. Das heißt, einmal im dualen System angekommen, haben Frauen größere Chancen, eine duale Berufsausbildung erfolgreich abzuschließen. Für die deutschen Frauen ergibt sich für das Berichtsjahr 2013 ein rechnerischer Anteil von 40,8 % der Wohnbevölkerung mit erfolgreichem Berufsabschluss im dualen System. Bei den deutschen Männern sind es 55 %. Von den ausländischen Frauen erzielen nur 17,3 % einen dualen Berufsabschluss, von den ausländischen Männern 18,7 %.

(Alexandra Uhly)

  • 113

    Der Anteil der Studienberechtigten im dualen System ist kontinuierlich gestiegen. Zum bundesweiten Durchschnittsalter der Schulabgänger/ -innen allgemeinbildender Schulen liegen derzeit keine langfristigen Zeitreihen vor, sodass nicht klar differenziert werden kann, inwieweit auch für die einzelnen Schulabschlussarten ein höheres Berufsausbildungseinstiegsalter durch ein höheres Schulabgangsalter hervorgerufen wird, weil z. B. das Durchschnittsalter beim Abgang von der allgemeinbildenden Schule bei denjenigen mit Hauptschulabschluss gestiegen ist. Für den Zeitraum 2007 bis 2012 ist jedoch bekannt, dass das Schulabgangs­alter derjenigen mit Hauptschulabschluss (16,6 Jahre) und mittlerem Abschluss (17,1  Jahre) nicht gestiegen ist (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, Online-Zusatztabelle D7-9web). 

  • 114

    Zu Determinanten der Übergangsdauer in die duale Berufsausbildung siehe die Analysen auf Basis der Daten der BIBB-Übergangsstudien 2006 und 2011 von Eberhard/Beicht/Krewerth/Ulrich 2013; Beicht/Friedrich/Ulrich 2007.

  • 115

    Zur langfristigen Altersentwicklung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag siehe BIBB-Datenreport 2013, Kapitel A4.5

  • 116

    Nicht alle Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag sind Ausbildungsanfänger/ -innen. Ausbildungsverträge werden u. a. auch bei Anschlussverträgen, Zweitausbildungen, erneuter Ausbildung nach vorzeitiger Lösung eines ersten Vertrags oder bei Wechsel von einer außerbetrieblichen in eine betriebliche Ausbildungsstelle abgeschlossen. 

  • 117

    Da für die Absolventen/Absolventinnen kein Korrekturfaktor für die nur jahresgenaue Altersangabe erfolgt ist, fällt dieses Durchschnittsalter im Vergleich zum Alter der Anfänger/ -innen relativ gering aus. Hieraus ist kein unmittelbarer Rückschluss auf die Ausbildungsdauer möglich. 

  • 118

    Hierbei wurde die Abgrenzung der Anfänger und Anfängerinnen auf Basis der Neuabschlusszahlen gewählt, die zwar geringere Anfängerzahlen ergibt als die Abgrenzung auf Basis der begonnenen Ausbildungsverträge, aber den Vorteil bietet, dass Mehrfachzählungen von Personen eher vermieden werden und so die Anfängerquote nicht überschätzt wird. 

  • 119

    Da die Berechnung der Anfängerzahlen nur einen Näherungswert darstellt und nicht ausgeschlossen werden kann, dass in geringem Maße noch Nichtanfänger enthalten sind, kann eine Überschätzung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Außerdem ist die Anfängerquote leicht überschätzt, da die Ausbildungsanfängerzahlen nicht um doppelte Abiturjahrgänge (G8-Effekt) bereinigt wurde .

  • 120

    Werden ausländische Studierende mit einbezogen, so beträgt im Jahr 2013 (2010) die Studienanfängerquote 57,4 % (55,6 %) bzw. um den G8-Effekt bereinigt 53,1 % (52,4 %); vgl. Statistisches Bundesamt 2014 f, Tabelle 11.1–11.4. Allerdings kann bei diesen Quoten eine Überschätzung des Anteils der Studienanfänger/ -innen nicht ausgeschlossen werden, da nicht alle ausländischen Auszubildenden den Erstwohnsitz in Deutschland haben und deshalb bei den Wohnbevölkerungszahlen (durch die dividiert wird) nicht enthalten sind.