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Das folgende Kapitel betrachtet die Bestandszahlen der Auszubildenden insgesamt sowie differenziert nach Zuständigkeitsbereichen und ausgewählten Merkmalen (Geschlecht, Herkunft).73 Basis für die Berechnungen bildet die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung zum 31.  Dezember), in der Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten im dualen System erfasst werden. Bei den Bestandszahlen handelt es sich um eine Zählung der Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr). Zum Auszubildendenbestand zählen alle Personen, die jeweils zum 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen. Somit geben die Bestandszahlen Aufschluss über den Umfang der gesamten Ausbildungsleistung von Betrieben und Berufsschulen.

Für die Analysen zu den berufsstrukturellen Entwicklungen (vgl. Kapitel A4.4) und zur Vorbildung der Auszubildenden (vgl. Kapitel A4.6.1 und A4.6.2) werden anstelle der Bestandszahlen die Daten zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen herangezogen. Hierunter werden Ausbildungsverhältnisse gezählt, die im aktuellen Berichtsjahr begonnen haben, angetreten und bis zum 31. Dezember nicht gelöst wurden.  

Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder

Die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz: Berufsbildungsstatistik) ist eine Totalerhebung von Auszubildenden-, Vertrags- und Prüfungsdaten zu staatlich anerkannten Ausbildungsberufen (§ 4 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz [BBiG] bzw. § 25 Absatz 1 Handwerksordnung [HwO]) sowie dualen Ausbildungsberufen in Erprobung nach § 6 BBiG bzw. § 27 HwO.74 Auch Ausbildungsregelungen für Menschen mit Behinderung nach § 66 BBiG bzw. § 42m HwO sind hierin enthalten. Die Daten werden nach §  88 BBiG durch die statistischen Ämter des Bundes und der Länder bei den zuständigen Stellen erhoben und an das BIBB zum Zwecke der Erstellung des Berufsbildungsberichts und der Durchführung der Berufsbildungsforschung übermittelt. Erfasst werden u. a. auch Daten zum Ausbildungspersonal (vgl. Kapitel A4.10.3), zu Externenprüfungen (vgl. Kapitel A4.8) und zu Fortbildungs- und Umschulungsprüfungen (vgl. Kapitel B4.4). Vollzeitschulische Berufsausbildungen und sonstige Berufsausbildungen, die nicht nach BBiG bzw. HwO geregelt sind, werden nicht erfasst.

Mit Artikel 2 a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 931)75 wurde 2007 die frühere Aggregatdatenerhebung auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung umgestellt und erhielt einen ausgeweiteten Merkmalskatalog. Hierdurch eröffnen sich neue Analysemöglichkeiten. Bis 2006 wurden die Daten in Form von Tabellen erfasst. Bei diesen im Aggregat erfassten Daten waren die Analysemöglichkeiten auf die wenigen Merkmalskombinationen, die die jeweilige Erfassungstabelle enthielt, beschränkt. Mit der vertragsbezogenen Einzeldatenerfassung wird für jedes Ausbildungsverhältnis, das in das von der zuständigen Stelle geführte Verzeichnis eingetragen ist, ein Datensatz mit allen in § 88 BBiG festgelegten Merkmalen erhoben. Die vertragsbezogenen Einzeldaten ermöglichen bei der Auswertung eine freie Kombination der erfassten Merkmale. Grundsätzlich ist aufgrund der erhebungstechnischen Umstellung der Vergleich der Daten ab 2007 mit denen der Vorjahre nicht uneingeschränkt möglich.

Die Daten der Berufsbildungsstatistik werden mit der Fachserie 11, Reihe 3 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) veröffentlicht und können im Publikationsservice von Destatis kostenfrei heruntergeladen werden (www.destatis.de). Außerdem stellt das BIBB Auszubildendendaten der Berufsbildungsstatistik auch im Onlinedatensystem Auszubildende (DAZUBI) bereit, das eine Ergänzung zum BIBB-Datenreport darstellt (www.bibb.de/dazubi). Dort können Daten, Berechnungen und ergänzende Berufsmerkmale für die einzelnen Ausbildungsberufe und Bundesländer abgerufen werden. Zu den Daten liegen umfangreiche Erläuterungen vor.

Tabelle A 4.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2013 (Teil 1)1

Tabelle A 4.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2013 (Teil 2)1

Um Datenschutz zu gewähren, veröffentlicht das BIBB alle Daten der Berufsbildungsstatistik nur noch als gerundete Werte (Vielfaches von 3; der Datenfehler beträgt dadurch je ausgewiesene Zahl maximal 1; detaillierte Erläuterungen siehe unter www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_dazubi_ daten.pdf).  

Am 31. Dezember 2013 waren bundesweit 1.391.886 Personen als Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 38.091 (-2,7 %). Zwar schwanken die Bestandszahlen im Zeitverlauf recht deutlich; seit dem Jahr 2008 kam es aber zu einem kontinuierlichen Rückgang. Die Folge ist, dass der Bestand an Auszubildenden mit dem Berichtsjahr 2013 auf den niedrigsten Stand seit 1992 gefallen ist Tabelle A4.2-1.

Aus regionaler Perspektive haben sich die Anteile zwischen West- und Ostdeutschland zunehmend verschoben, da der Bestand an Auszubildenden in den letzten Jahren in den östlichen Bundesländern stärker zurückgegangen ist als in den westlichen Bundesländern. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Bestand an Auszubildenden in Westdeutschland um 2, in Ostdeutschland um knapp 7 Prozentpunkte (-6,7 %). Längerfristig hat sich seit 1997 – dem Jahr mit dem höchsten Wert für Ostdeutschland – der Bestand an Auszubildenden in den östlichen Bundesländern mehr als halbiert (-53,9 %). In Westdeutschland zeigte sich diese Entwicklung zeitverzögert erst seit dem Jahr 2008 (2008 vs. 2013: -7,7 %). Die Folge ist, dass im Berichtsjahr 2013 nur noch knapp jeder siebte Jugendliche (13,9 %) in Ostdeutschland ausgebildet wurde. 1997 war es noch gut jeder vierte (25,9 %).

Begründet liegen diese Veränderungen zum einen darin, dass sich Entwicklungen im Wirtschafts- und Beschäftigungssystem im dualen System widerspiegeln (vgl. Troltsch/Walden 2007). Zum anderen ist der deutliche Rückgang bei den Bestandszahlen in den letzten Jahren auf den starken demografischen Einbruch in der jugendlichen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Dies gilt insbesondere für Ostdeutschland. Eine Übersicht zur langfristigen Entwicklung der Auszubildendenzahlen differenziert nach den einzelnen Bundesländern seit 1992 findet sich in Tabelle A4.2-2 Internet.76 Zur Analyse der aktuellen Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2014 vgl. Kapitel A1 und Matthes u. a. (2015). 

Schaubild A 4.2-1: Entwicklung der Zahl der Auszubildenden am 31. Dezember von 1992 bis 2013 nach Zuständigkeitsbereichen (Basis = 1992)

Bestandsentwicklung in den Zuständigkeitsbereichen

Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist in der Regel nicht der Ausbildungsbetrieb, sondern die für den Ausbildungsberuf zuständige Stelle (vgl. in Kapitel A1.2). So sind in der Berufsbildungsstatistik beispielsweise diejenigen Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst oder in den freien Berufen für Berufe der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, – je nach zuständiger Stelle – den Bereichen Industrie und Handel oder Handwerk zugeordnet. Der deutliche Rückgang beim Auszubildendenbestand insgesamt zeigt sich bei differenzierter Betrachtung auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen. Im Langzeitvergleich verlaufen die Bestandsentwicklungen in den Zuständigkeitsbereichen allerdings seit 1992 recht unterschiedlich Schaubild A4.2-1 und Tabelle A4.2-1.

Der größte Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel meldete zum 31. Dezember 2013 bundesweit 825.156 Auszubildende (rd. 60 % des Gesamtbestandes). Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl insgesamt um 15.906 Personen (-1,9 %) zurück, wobei der Rückgang in Westdeutschland moderater (-1,0 %) ausfiel als in Ostdeutschland (-6,7 %). Insgesamt zeigt sich der Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel im Zeitverlauf von 1992 bis 2013 – mit vereinzelten Schwankungen – alles in allem stabil. Der bundesweit niedrigste Bestand in diesem Bereich war 1995 mit 702.867 Auszubildenden erreicht, der höchste im Jahr 2008 mit 934.221.

Im Handwerk – dem zweitgrößten Zuständigkeitsbereich – kam es auch im Berichtsjahr 2013 wieder zu einem Rückgang der Bestandszahlen um 18.744 (-4,7 %) auf nunmehr 381.387 Auszubildende. Nach einem Anstieg bis Mitte der 1990er-Jahre im Zuge des Aufbaus handwerklicher Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland hielt die rückläufige Tendenz bei der Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich seit 1998 an und markierte im Jahr 2013 den tiefsten Stand seit 1992. Im regionalen Vergleich fiel der Rückgang in den ostdeutschen Bundesländern in den vergangenen Jahren deutlich stärker aus als in den westdeutschen Bundesländern. Wurden 1997 in Ostdeutschland noch 179.223 Personen im Zuständigkeitsbereich Handwerk ausgebildet, so sind es im Jahr 2013 lediglich 48.504. Dies bedeutet einen Rückgang von 72,9 % (Westdeutschland: -26,3 %; Bundesgebiet: -39,5 %). 

In den dualen Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs des öffentlichen Diensts bestanden bundesweit am 31. Dezember 2013 insgesamt 34.932 Ausbildungsverhältnisse, was einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 1.035 (-2,9 %) entspricht. Auch in diesem Zuständigkeitsbereich ging der Bestand an Auszubildenden seit 1992 – mit einzelnen Ausnahmen – stetig zurück. Im Langzeitvergleich zeigt sich, dass der Bestand an Ausbildungsverhältnissen im Berichtsjahr 2013 weniger als die Hälfte im Vergleich zum Berichtsjahr 1992 betrug (1992: 71.355 vs. 2013: 34.932). Der Abwärtstrend nach 1994 geht vor allem auf die Privatisierung im Post- und Bahnbereich und den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel zurück. Der deutliche Rückgang im Jahr 2007 dürfte zu einem gewissen Teil auf die Umstellung in der Berufsbildungsstatistik zurückzuführen sein.77 Zum anderen aber auch auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.2.1).

Mit einem Bestand von 109.443 Auszubildenden ergaben sich im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe im Vorjahrsvergleich kaum Veränderungen (2012: 109.854 bzw. -0,4 %). Ein Rückgang zeigte sich nur in Ostdeutschland (-3,2 %). In Westdeutschland war der Bestand an Auszubildenden zwischen 2012 und 2013 nahezu unverändert. Bundesweit lag die Bestandszahl im Jahr 1996 mit 160.593 Auszubildenden am höchsten. Seither ist ein relativ konstanter Rückgang zu verzeichnen, der sich bis zum Jahr 2013 fortsetzte. Daraus ergibt sich im Langzeitvergleich, dass 2013 rund ein Drittel weniger Auszubildende im Bereich der freien Berufe zu finden waren als Mitte der 1990er-Jahre.

2013 wurden in Berufen der Landwirtschaft 33.585  Auszubildende gemeldet und damit 1.179 weniger (-3,4 %) als noch ein Jahr zuvor. Auch in diesem Zuständigkeitsbereich ergeben sich regionale Unterschiede. In den ostdeutschen Bundesländern verringerte sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr um 459 Auszubildende (-6,4 %) und damit prozentual deutlicher als in den westdeutschen Bundesländern (-720 bzw. -2,6 %). Langfristig betrachtet hat der Bestand an Auszubildenden in Berufen der Landwirtschaft zwischen 1993 und 2007 stark zugenommen (+13.209 bzw. +44,5 %). Seit dem Jahr 2008 ging die Bestandszahl jedoch wieder deutlich zurück und lag 2013 etwas über dem Wert von 1992.

Der Bestand im vergleichsweise kleinen Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft ist 2013 bundesweit um 810 (-9,9 %) auf nunmehr 7.386 Auszubildende gesunken. Der Rückgang war auch in diesem Bereich in Ostdeutschland (-14,0 %) stärker als in Westdeutschland (-8,4 %). Der rückläufige Trend zeigt sich seit Ende der 1990er-Jahre. Die meisten Auszubildenden gab es mit 14.097 im Jahr 1998. Im Vergleich zu diesem Höchstwert hat sich der Bestand 2013 beinahe halbiert (-47,6 %). In Ostdeutschland gab es einen ähnlich starken Rückgang allein in den letzten 10 Jahren: Zwischen 2004 und 2013 ist er um rund 56 Prozentpunkte gefallen.

Der Zuständigkeitsbereich Seeschifffahrt umfasste ausschließlich Meldungen für den Beruf Schiffsmechaniker/ -in und war dementsprechend klein. Seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet (Bestand bei letzter Meldung 2007: 963 Auszubildende).78 

Tabelle A 4.2-3: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2013 (in %)1

Tabelle A 4.2-4: Weibliche Auszubildende (Bestände) in männlich und weiblich besetzten Ausbildungsberufen, Westdeutschland 1980, 1995 und 2013, Ostdeutschland 1995 und 2013

Anteil an Frauen in dualen Ausbildungsberufen

Im Jahr 2013 machten Frauen 38,6 % aller Auszubildenden des dualen Systems aus (537.663 weibliche Auszubildende) Tabelle A4.2-3. Damit befand sich der Frauenanteil auf dem tiefsten Stand seit 1992. Zwischen 1992 und 2012 schwankte er zwischen 39 % und 41 %. In den letzten 10 Jahren (2003: 40,6 %) ist der Anteil der Frauen damit um 2 Prozentpunkte gesunken. Die Gründe für dieses Ungleichgewicht bei den geschlechtsspezifischen Anteilen liegen – den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung zufolge – auch maßgeblich an den unterschiedlichen beruflichen Wünschen. Die Literatur zur Berufswahl belegt, dass Frauen eine sehr viel schwächere Neigung zu technischen Berufen haben (Nissen/Keddi/Pfeil 2003). Sie interessieren sich vorrangig für kaufmännische und Dienstleistungsberufe und streben überproportional ins System der schulischen Berufsausbildung. Gewerblich-technische Berufe, die im dualen Berufsbildungssystem nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen, kommen für sie kaum in Betracht (vgl. Beicht/Walden 2014 a). Diese Unterschiede zeigen sich auch deutlich bei einer berufsspezifischen Betrachtung und bei dem Vergleich des Frauenanteils in den unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen. 

Hinsichtlich des Frauenanteils unterscheiden sich die Zuständigkeitsbereiche deutlich. So lag der Frauenanteil in den freien Berufen und in den Berufen der Hauswirtschaft 2013 bei über 90 %. Im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes war der Frauenanteil an allen Auszubildenden mit Werten zwischen 63 % und 65 % seit 1998 ebenfalls überdurchschnittlich hoch und im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7 %) im Zeitverlauf deutlich angestiegen. In den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel sowie Handwerk waren die Anteile hingegen niedriger. Im Bereich Industrie und Handel entsprach im Jahr 2013 der Frauenanteil mit 38,1 % ungefähr dem Gesamtdurchschnitt. Im Handwerk lag ihr Anteil mit 22,0 % hingegen unverändert unter dem Durchschnitt und ziemlich genau auf dem Niveau von 1992 (22,1 %). Er lag damit immer noch etwas höher als Mitte der 1990er-Jahre (1995: 19,2 %), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Der Frauenanteil im Bereich Landwirtschaft befand sich mit 21,9 % auf dem Vorjahresniveau; seit 1992 (35,7 %) ist hier allerdings ein stetiger Rückgang zu verzeichnen.

Bei den Ausbildungsberufen im dualen System zeigt sich eine deutliche Geschlechtersegregation derart, dass ein Großteil der Ausbildungsberufe entweder überwiegend mit Frauen oder überwiegend mit Männern besetzt ist. Diese berufsstrukturellen Unterschiede sind seit Mitte der 1980er-Jahre annähernd unverändert (vgl. Uhly 2007). Unterteilt man die dualen Ausbildungsberufe auf Basis des jeweiligen Frauenanteils an den Auszubildenden im Jahr 1977 bzw. des ersten Jahres des Auftretens eines Berufes (oder seines Vorgängerberufes), zeigt sich, dass 36,4 % der Frauen in Westdeutschland im Jahr 2013 eine Ausbildung in einem weiblich dominierten Beruf absolvierten, also einem Beruf mit einem Männeranteil von maximal 20 % Tabelle A4.2-4. Auch wenn dieser hohe Anteil über die Zeit rückläufig ist, so liegt er doch nur etwa 8 Prozentpunkte niedriger als im Jahr 1980 (44,5 %). Weitere 18,3 % aller weiblichen Auszubildenden im dualen System in Westdeutschland befanden sich in einer Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf (60 % bis 80 % weibliche Auszubildende). Zum Vergleich lag dieser Anteil 1980 bei 23,4 % und damit nur gut 5 Prozentpunkte höher. In den männlich dominierten bzw. überwiegend männlich besetzten Ausbildungsberufen absolvierten 2013 insgesamt nur 20,4 % aller Frauen ihre Ausbildung. In Ostdeutschland lag der Frauenanteil in männlich dominierten Berufen (0 % bis 20 % weibliche Auszubildende) mit 16,7 % höher als in Westdeutschland. Der Anteil der Frauen, die in Ostdeutschland in einem weiblich dominierten Beruf ausgebildet wurden, lag 2013 mit 33,1 % niedriger als in Westdeutschland (36,4 %) und auch niedriger als im Jahr 1995 (36,3 %). 

Weitere Berechnungen zeigen, dass sich über die Hälfte (52,2 %) aller weiblichen Auszubildenden im dualen System im Jahr 2013 auf nur 10 Berufe verteilte; bei den männlichen Auszubildenden war das Spektrum mit 17  Berufen deutlich größer. Diese starke Fokussierung auf wenige Berufe – insbesondere bei jungen Frauen – wurde auch schon in der Vergangenheit beobachtet (vgl. Kroll 2010). Die Ursachen hierfür sind vielfältig und sowohl bei den nachfragenden Jugendlichen als auch beim Angebotsspektrum der Betriebe zu suchen.

Tabelle A 4.2-5: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2013 (in %)1

Anteil an Ausländern in den dualen Ausbildungsberufen

Der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass79 ist seit Anfang der 1990er-Jahre stark zurückgegangen. Lag der Ausländeranteil an allen Auszubildenden 1994 noch bei 8 %, so hatte er sich bis zum Jahr 2006 nahezu halbiert (4,2 %). In den letzten Jahren ist er wieder stetig angestiegen und lag im Jahr 2013 bei 5,7 % (79.756 Auszubildende) und damit erneut höher als im Vorjahr (2012: 5,5 %) Tabelle A4.2-5. Der zwischenzeitliche Rückgang des Ausländeranteils unter den Auszubildenden des dualen Systems seit Mitte der 1990er-Jahre ist z. T. auch auf verstärkte Einbürgerungen zurückzuführen. In der Wohnbevölkerung ging der Anteil ebenfalls zurück. Für eine Einschätzung des Ausmaßes der Integration in die duale Berufsausbildung ist der Ausländeranteil unter den Auszubildenden hier aber nicht der geeignete Indikator. Um diese Frage zu beantworten muss der Ausländeranteil unter den Auszubildenden in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies geschieht im Rahmen der Berechnungen zur Ausbildungsbeteiligung der Jugendlichen in Kapitel A4.5. Der Ausländeranteil eignet sich allerdings für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche bzw. auch für Analysen auf der Ebene der Einzelberufe. 

Der im Vorjahresvergleich zu verzeichnende Anstieg des Ausländeranteils im Jahr 2013 zeigt sich in den Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel, im Handwerk, in der Hauswirtschaft und im öffentlichen Dienst Tabelle A4.2-5. Insgesamt ist der Ausländeranteil aber – auch in den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel und im Handwerk – eher gering. Es finden sich nur sehr wenige staatlich anerkannte Ausbildungsberufe (bzw. duale Ausbildungsberufe in Erprobung), die einen Ausländeranteil von 10 % und mehr unter den Auszubildenden ausweisen.

Im größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel lag der Anteil an Ausländern 2013 insgesamt bei 5,1 % und damit leicht über dem Wert vom Vorjahr (2012: 4,9 %). Einzelne ausgewählte Berufe80 mit einem überproportionalen Ausländeranteil sind in diesem Zuständigkeitsbereich: Industrie-Isolierer/ -in (24,4 %), Fachkraft im Gastgewerbe (15,2 %) und Industrieelektriker/ -in (14,8 %).

Im Handwerk liegt der Ausländeranteil im Jahr 2013 mit 6,7 % zwar über dem Gesamtdurchschnitt, allerdings deutlich unter dem höchsten Anteil im Handwerk von 9,8 % aus dem Jahr 1993. Beispiele für Berufe mit einem hohen Ausländeranteil unter den Auszubildenden im Bereich des Handwerks sind: Änderungsschneider/ -in (22,1 %), Friseur/ -in (16,7 %), Stuckateur/ -in (15,5 %).

Bei den freien Berufen ist der Ausländeranteil zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen (-0,2 %), lag aber mit 9,8 % im Jahr 2013 deutlich über den Anteilen in den anderen Zuständigkeitsbereichen. Ausschlaggebend hierfür sind die überproportional hohen Anteile an ausländischen Auszubildenden in den stark besetzten Berufen „Pharmazeutisch-kaufmännische/ -r Angestellte/ -r“ (3.795 Auszubildende; Ausländeranteil: 18,5 %) und „Zahnmedizinische/ -r Fachangestellte/ -r“ (30.435 Auszubildende; Ausländeranteil: 16,0 %). Außerdem findet man in diesen beiden Berufen fast ausschließlich weibliche Auszubildende (96 % bzw. 99,2 %). Weitere Berechnungen belegen, dass sich somit rund ein Siebtel (14,2 %) aller weiblichen Auszubildenden mit ausländischem Pass in der Ausbildung zur „Zahnmedizinischen Fachangestellten“ befand. 

Auch in der Hauswirtschaft ist der Anteil an ausländischen Auszubildenden zwischen 2012 und 2013 leicht von 5,8 % auf 6,1 % gestiegen. Berufe mit einem Ausländeranteil über 10 % findet man hier aber ebenso wenig wie im öffentlichen Dienst und im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft. Auch wenn der Anteil im öffentlichen Dienst ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr angestiegen ist, verbleibt er doch auf niedrigem Niveau (2,0 %). In der Landwirtschaft ist der Anteil noch etwas niedriger und mit dem Vorjahresanteil identisch (0,9 %). 

Differenziertere Analysen zur Ausbildungssituation der ausländischen Jugendlichen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund finden sich in Kapitel A4.9.

(Stephan Kroll) 

  • 73

    Dieses Kapitel ist eine Fortschreibung des Kapitels A4.2.1 von Naomi Gericke und Nicole Lissek im Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2014. 

  • 74

    Daten über Auszubildende wurden seit 1950 von den zuständigen Stellen erfasst. Die Berufsbildungsstatistik wurde mit dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz vom 7. September 1976 als Bundesstatistik eingeführt. Die Auszubildendenzahl wurde differenziert nach Geschlecht ab 1977 erfasst; ausländische Auszubildende wurden erst ab 1982 gesondert erfasst. Die Rechtsgrundlage der Bundesstatistik hat sich mehrfach geändert. Zur Entwicklung der Berufsbildungsstatistik seit 1950 siehe Werner 2000 und Uhly 2006.

  • 75

    Siehe www.bibb.de/dokumente/pdf/z3_berufsbildungsreformgesetz.pdf 

  • 76

    Eine ausführlichere Übersicht zu ausgewählten Merkmalen auf der Ebene der einzelnen Bundesländer findet sich in Kapitel A4.3

  • 77

    Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes führte die Umstellung der Datenlieferung im Jahr 2007 insbesondere im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Allerdings zeigt sich auch in der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2007 ein starker Rückgang in den Berufen des öffentlichen Dienstes (siehe www.bibb.de/dokumente/pdf/naa309_2007_tab002_1land.pdf). Insofern ist unklar, in welchem Ausmaß der Rückgang in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in der Berufsbildungsstatistik durch die Umstellung der Datenlieferung und in welchem Maße durch reale Entwicklungen bedingt ist. 

  • 78

    Da der Ausbildungsberuf nicht nach BBiG oder HwO geordnet ist, sondern einen vergleichbar geregelten Beruf außerhalb des Geltungsbereichs des BBiG darstellt, wurde er bis 2007 freiwillig gemeldet (die gesetzliche Grundlage für die Berufsbildungsstatistik, insbesondere § 88 BBiG, betrifft nur Ausbildungsberufe, die nach BBiG bzw. HwO geregelt sind). Mit den erweiterten Meldepflichten im Rahmen der Revision der Berufsbildungsstatistik durch das Berufsbildungsreformgesetz wurde die Datenmeldung im Jahr 2008 eingestellt. Ausbildungsverträge werden im Zuständigkeitsbereich der Seeschifffahrt weiterhin abgeschlossen. 

  • 79

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst.  

  • 80

    Basis bilden hier Berufe mit einem Bestand von mehr als 100 Auszubildenden im Jahr 2013.