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Der wbmonitor Klimawert für alle Anbieter erreicht 2014 mit +41 annähernd den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2008 (+42) und ist gegenüber dem Vorjahr um 13 Punkte gestiegen (Schaubild B2.1.1-1). Die Weiterbildungsbranche hat sich seit 2011 wirtschaftlich günstiger entwickelt als das gesamte Dienstleistungsgewerbe (vgl. ifo Institut für Wirtschaftsforschung 2014). Während deren Klimawerte in den Jahren 2011 und 2012 noch annähernd gleichauf lagen, beträgt die Differenz im Jahr 2014 20 Punkte. 

wbmonitor Klimawert

Der wbmonitor Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Dozentenstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas. 

Die in den vergangenen Jahren teilweise sehr konträr verlaufene wirtschaftliche Entwicklung der nach Hauptfinanzierungsquellen unterschiedenen Teilsegmente der Weiterbildung setzt sich 2014 nicht fort. Sowohl überwiegend privat als auch überwiegend öffentlich finanzierte Anbieter melden 2014 verglichen mit dem Vorjahr eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Stimmungslage. Damit befanden sich im Zeitraum von Mai 2013 bis Mai 2014 weite Bereiche der Weiterbildungsbranche wirtschaftlich im Aufwind.

Überraschend ist der bei annähernd stagnierender Weiterbildungsförderung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu beobachtende wirtschaftliche Aufschwung der überwiegend von den Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Anbieter (50 % und mehr Finanzierungsanteil). Der Klimawert dieser meist privat kommerziell oder privat gemeinnützig ausgerichteten Einrichtungen hat sich von +14 auf +32 mehr als verdoppelt, obwohl im Mai 2014 der Bestand an Teilnehmenden in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung mit 164.000 gegenüber dem Vorjahresmonat lediglich um 2 % gestiegen ist, der Bestand in Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung im gleichen Zeitraum sogar um 5 % auf 162.000 gesunken ist (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014 a) und nur in dem quantitativ geringeren Bereich der WeGebAU-Förderungen für Beschäftigte eine deutliche Zunahme um 19 % auf 19.000 verzeichnet werden kann (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014 b). Bei Differenzierung dieser Gruppe zeigt sich, dass Anbieter mit ergänzenden andersartigen Finanzierungsquellen offensichtlich von deren positiver Entwicklung profitieren konnten bzw. anders finanzierte Teilnehmende erfolgreich mit von den Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten Personen kombinieren. Nahezu vollständig von den Arbeitsagenturen/Jobcentern abhängige Einrichtungen (90 % und mehr Finanzierungsanteil) weisen hingegen mit +4 nur einen minimal positiven Klimawert auf und sind somit von der guten Stimmungslage der gesamten Branche ausgeschlossen.

Überwiegend betrieblich finanzierte Anbieter, darunter fallen vor allem private, betriebliche und wirtschaftsnahe Einrichtungen, vermelden wie in den Vorjahren die beste wirtschaftliche Stimmung aller Teilsegmente (+55). In Analogie sowohl zur wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Dienstleistungsgewerbes als auch zum Wachstum der gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftsleistung im Vorjahreszeitraum (vgl. Statistisches Bundesamt 2014 a) konnte diese Anbietergruppe den Abwärtstrend der letzten beiden Jahre stoppen. Auch für den weiteren Jahresverlauf zeigen sich betrieblich finanzierte Anbieter mit einem Erwartungswert von +56 sehr optimistisch.

Sowohl vor allem durch Teilnehmende als auch überwiegend öffentlich (jenseits der Arbeitsagenturen/Jobcentern) durch Mittel von Kommunen, Ländern, Bund und Europäischer Union (EU) finanzierte Anbieter erreichen mit +50 bzw. +31 jeweils ihren bisherigen Höchstwert seit Initiierung des wbmonitor Klimawertes im Jahr 2007. Bei den überwiegend von Teilnehmenden finanzierten Anbietern setzt sich die 2010 begonnene positive Entwicklung des Wirtschaftsklimas fort. Hinsichtlich der vertretenen Einrichtungstypen ist diese Gruppe sehr heterogen: Neben privat kommerziellen und privat gemeinnützigen Anbietern befinden sich in dieser Gruppe Volkshochschulen, Einrichtungen in der Trägerschaft gesellschaftlicher Großgruppen, wirtschaftsnahe Bildungszentren von Kammerorganisationen und weitere Arten von Einrichtungen. In der Gruppe der mehrheitlich öffentlich finanzierten Anbieter sind es vor allem Einrichtungen mit einem sehr hohen Einnahmenanteil dieser Financiers im Bereich der Weiterbildung (90 % und mehr), die von einer guten Wirtschaftsstimmung berichten (Klimawert +53). Dies sind mehrheitlich berufliche Schulen sowie (Fach-)Hochschulen und Akademien. Anbieter mit 50 % bis 69 % öffentlichem Finanzierungsanteil, darunter fallen vor allem Volkshochschulen sowie Einrichtungen gesellschaftlicher Großgruppen, weisen demgegenüber mit +19 einen deutlich niedrigeren Klimawert auf.

Zwischen Einrichtungen mit Standort in den alten Bundesländern sowie in den neuen Ländern ansässigen Anbietern besteht 2014 fast kein Unterschied mehr in der Einschätzung der wirtschaftlichen Situation. Ostdeutsche Einrichtungen melden mit einem Zugewinn von 21 Punkten zwischen 2013 und 2014 eine fast doppelt so hohe Verbesserung wie westdeutsche Anbieter, deren Klimawert im selben Zeitraum um 11 Punkte gestiegen ist.

Schaubild B 2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor Klimawerte von 2008 bis 2014

Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2014

Gut ein Drittel aller Einrichtungen (34,2 %) bezogen im Jahr 2013 mindestens die Hälfte ihrer Einnahmen im Bereich der Weiterbildung von den Teilnehmenden selbst. Am zweithäufigsten waren die Anbieter überwiegend von Betrieben finanziert (21,1 %). Einen öffentlichen Finanzierungsschwerpunkt durch Mittel von der Kommune, dem Land, dem Bund und/oder der EU hatten im Jahr 2013 18,4 % aller Einrichtungen. Überwiegend von den Arbeitsagenturen/Jobcentern finanzierten sich 15,9 % der Anbieter und überwiegend vom nicht öffentlichen Träger der Einrichtung oder sonstigen Financiers zusammengenommen 3,5 %. Etwa ein Zehntel aller Anbieter (8,9 %) kombinierte unterschiedliche Kundensegmente derart, dass keine der genannten Hauptfinanzierungsquellen mindestens die Hälfte der Einnahmen stellte.

Knapp die Hälfte aller Einrichtungen sind privatwirtschaftliche Betriebe (46,8 %), wobei 30,1 % gewinnorientiert und 15,9 % gemeinnützig ausgerichtet sind. Einen Träger in Form einer Kirche, einer Gewerkschaft, eines Verbandes, einer Stiftung, einer Partei oder einer anderen gesellschaftlichen Großgruppe weisen 16,8 % der Einrichtungen auf. 11,3 % sind Volkshochschulen. Anbietertypen mit weniger als 10 % Anteil an allen Weiterbildungsanbietern sind betriebliche Bildungseinrichtungen (4,0 %), wirtschaftsnahe Bildungszentren von Kammern, Innungen, Berufsverbänden o. Ä. (7,9 %) sowie Einrichtungen meist öffentlicher Art wie berufliche Schulen (6,9 %), Fachhochschulen und Hochschulen (4,3 %) sowie sonstige staatliche Einrichtungen, die vom Bund, von Bundesländern, von Kommunen oder ausländischen Staaten unterhalten werden (1,9 %).

In ihrem Personaleinsatz ist die Weiterbildungsbranche von atypischer Beschäftigung geprägt. Während das Normalarbeitsverhältnis, d. h. unbefristete und in Vollzeit ausgeübte abhängige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, in Deutschland nach wie vor die vorherrschende Erwerbsform ist (vgl. Statistisches Bundesamt 2014 b), sind bei den Weiterbildungsanbietern im Durchschnitt nur 32,7 % des gesamten Personals im Bereich der Weiterbildung (d. h. Angestellte, Beamte, Honorarkräfte, Ehrenamtliche) angestellt oder verbeamtet (Schaubild B2.1.1-2). Die größte Gruppe des Weiterbildungspersonals der Einrichtungen stellen Honorarkräfte mit einem durchschnittlichen Anteil von 61,3 % (ohne Abbildung). Zwischen den unterschiedlichen Finanzierungssegmenten und Anbietertypen bestehen erhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung des Personals.

Differenziert nach Hauptfinanzierungssegmenten liegt der Anteil an angestellten bzw. verbeamteten Personen am Gesamtpersonal im Bereich der Weiterbildung bei überwiegend durch die Teilnehmenden finanzierten Einrichtungen mit durchschnittlich 17,4 % am niedrigsten und ist somit nur etwa halb so hoch wie bei allen Anbietern. Diese Einrichtungen benötigen bei häufig breitem thematischem Angebot und teilweise kurzer Veranstaltungsdauer offensichtlich insbesondere im Bereich der Lehre einen flexiblen Personaleinsatz, der vor allem mit dem Einsatz von Honorarkräften verwirklicht wird: Diese stellen durchschnittlich fast zwei Drittel des Personals (72,2  %, ohne Abbildung), weitere 8,2 % entfallen auf Ehrenamtliche. Demgegenüber weisen die überwiegend durch die Arbeitsagenturen/Jobcenter finanzierten Einrichtungen mit im Durchschnitt 63,4 % den höchsten Angestelltenanteil auf. Mit dem Einsatz von angestelltem Personal entsprechen diese Anbieter dem in den Vergabeunterlagen für Arbeitsmarktdienstleistungen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) geforderten Grundsatz der Personalkontinuität. Jedoch ist bei dieser Anbietergruppe der Anteil befristet beschäftigter Angestellter mit durchschnittlich 29,4 % deutlich höher als in den anderen Marktsegmenten. Somit scheinen überwiegend durch Arbeitsagentur/Jobcenter finanzierte Anbieter die Personalflexibilität, die andere Einrichtungen vor allem mit dem Einsatz von Honorarkräften realisieren, zumindest teilweise durch befristete Beschäftigung zu substituieren.

Differenziert nach der Art der Einrichtung stellen sich die Personalstrukturen noch gegensätzlicher dar. Laut dem wbmonitor 2014 sind im Durchschnitt nur 5,9 % der für Volkshochschulen tätigen Personen angestellt bzw. verbeamtet, davon sind durchschnittlich 13,6 % befristet beschäftigt. Die überwiegende Mehrheit des Personals von Volkshochschulen wird auf Honorarbasis beschäftigt (90,4 %, ohne Abbildung). Auch Einrichtungen in der Trägerschaft gesellschaftlicher Großgruppen (s. o.) weisen im Mittel mit 26,3 % einen unterdurchschnittlichen Anteil an angestelltem Stammpersonal auf. Neben Honorarkräften (59,1 %, ohne Abbildung) sind für Einrichtungen dieses Typs häufig auch Ehrenamtliche tätig (14,6 %, ohne Abbildung). In beruflichen Schulen hingegen sind durchschnittlich 76,6 % des in der Weiterbildung eingesetzten Personals angestellt oder sogar verbeamtet. Offensichtlich werden die Weiterbildungsangebote der beruflichen Schulen überwiegend durch ihre Lehrerschaft realisiert. Zudem sind im Durchschnitt nur 5 % dieser Personen befristet beschäftigt. Damit sind die beruflichen Schulen der einzige Anbietertyp in der Weiterbildung, deren Befristungsanteil niedriger liegt als bei allen Erwerbstätigen (7,1 %, vgl. Statistisches Bundesamt 2014 b). Bei Fachhochschulen, Hochschulen und Akademien ist der Befristungsanteil von angestellten Personen, die (auch) Weiterbildungsleistungen erbringen, mit 35,3 % so hoch wie bei keinem anderen Anbietertyp und doppelt so hoch wie bei allen Anbietern. Die an Hochschulen grundsätzlich weitverbreitete befristete Beschäftigung (vgl. Kucera/Grau 2013) erstreckt sich somit auch auf den Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung.

(Stefan Koscheck)

Tabelle B 2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2014

Schaubild B 2.1.1-2: Personalstrukturen in der Weiterbildung, differenziert nach Hauptfinanzierungsquellen und Art der Einrichtung (Mittelwerte)