In Deutschland bietet eine Vielzahl von Institutionen berufliche Weiterbildung an. Gewerkschafts- und arbeitgebernahe Anbieter machen nach einer im Jahr 2008 durchgeführten Anbieterbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) zusammen rund 7 % der Weiterbildungsorganisationen aus (Einrichtungen der Gewerkschaft: 1,9 %; Einrichtungen der Wirtschaft: 5,2 %; siehe Dietrich/Schade/Behrensdorf 2008, S. 26). Für arbeitgebernahe Institutionen ergibt die jährliche wbmonitor Umfrage (vgl. Kapitel B2.1) des BIBB und des DIE stets höhere Werte. 2013 fallen 8,4 % der Weiterbildungsanbieter in diese Kategorie.261
Datenbasis zu Angeboten gewerkschafts- und arbeitgebernaher Institutionen
Die in diesem Abschnitt dargestellten Daten stammen aus Veröffentlichungen der gewerkschafts- bzw. arbeitgebernahen Anbieter. Es handelt sich um Angaben zur Anzahl der Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmenden; teilweise liegen auch Angaben zu den Unterrichtsstunden und zum Umfang einzelner Themenbereiche vor.
Angebot an beruflicher Weiterbildung in gewerkschaftsnahen Institutionen
Im Vordergrund der Bildungsarbeit gewerkschaftsnaher Institutionen steht die politische und gewerkschaftliche Bildung, die sich in der Regel an Mitglieder betrieblicher Interessenvertretungen und Mitglieder der eigenen Organisationen richtet. Teilnehmen können allerdings auch Personen, die nicht Mitglieder einer Gewerkschaft sind. Darüber hinaus wird ein breites Spektrum an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Umschulung, Fortbildung) angeboten.
Alle großen Gewerkschaften unterhalten Bildungsabteilungen oder Bildungswerke, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte angeboten werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat eine eigene Organisation für Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung gegründet, das Berufsfortbildungswerk des DGB (bfw). Die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) und ver.di Bildung und Beratung GmbH (ver.di b+b) führen neben anderen Angeboten auch Maßnahmen beruflicher Weiterbildung durch. Auch der gewerkschaftsnahe Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben bietet auf Bundes- und auf Länderebene Maßnahmen beruflicher Weiterbildung an. Er wird vom Deutschen Volkshochschul-Verband und dem DGB getragen (vgl. Kapitel B2.2.3).
Die Anzahl der Veranstaltungen und Teilnehmenden in den Berufsfortbildungswerken des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt Tabelle B2.2.2-1. Im Jahr 2013 wurden bundesweit 2.474 Veranstaltungen mit 42.917 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Veranstaltungen um 0,4 %, die Zahl der Teilnehmenden um 0,1 %. Diese leichte Zunahme ist auf die Entwicklung in Bundesländern im Osten zurückzuführen. Die Zahl der Maßnahmen stieg um 4 %, die Zahl der Teilnehmenden um 6 %. In den westlichen Bundesländern gingen das Angebot und die Nachfrage dagegen zurück. Die Zahl der Veranstaltungen sank um 0,3 %, die Zahl der Teilnehmenden um 1 %.
Im längerfristigen Verlauf von 2003 bis 2013 zeigt sich beim Berufsfortbildungswerk sowohl bei den Veranstaltungen beruflicher Weiterbildung als auch der Zahl der Teilnehmenden ein deutlicher Rückgang. Die Anzahl der Veranstaltungen sank insgesamt um 27 %, die Anzahl der Teilnehmenden um 24 %.
Im Vergleich zu den Berufsfortbildungswerken in den Bundesländern im Westen zeigen sich in den Bundesländern im Osten stärker ausgeprägte Rückgänge. Die Veranstaltungen gingen in der Zeit von 2003 bis 2013 um 30 %, die Zahl der Teilnehmenden um 35 % zurück. In den alten Bundesländern sank die Zahl der Veranstaltungen um 27 %, die Zahl der Teilnehmenden um 22 %.
Die DAA bietet bundesweit Fortbildungen, Umschulungen und Weiterbildungen zu den Bereichen berufliche Integration, Wirtschaft und Verwaltung an. Die Teilnehmenden sind sowohl Arbeitssuchende als auch Beschäftigte aus Firmen und Behörden. Teilweise wird die Teilnahme öffentlich gefördert, teilweise tragen die Teilnehmenden die Kosten für die Weiterbildung selbst. Hauptfinanziert im öffentlich geförderten Sektor sind die Arbeitsverwaltung, die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Optionskommunen (SGB II und SGB III), Berufsgenossenschaften und die Deutsche Rentenversicherung, die Bundeswehr, der Bund, die Länder und die Europäische Union.
Daten zu Veranstaltungen und Teilnehmern liegen für die Berichtsjahre 2004 bis 2011 vor (siehe Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2013, Kapitel B2.2.2), für die Jahre 2012 und 2013 konnten von der DAA keine Daten eingeworben werden.
Tabelle B 2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2002 bis 2013
Angebot an beruflicher Weiterbildung in arbeitgebernahen Institutionen
Der „Wuppertaler Kreis e. V. – Bundesverband betriebliche Weiterbildung“ versteht sich als Zusammenschluss von großen Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Der Wuppertaler Kreis hatte im Jahr 2013 50 Mitglieder. Darunter sind neben branchen- und firmenbezogenen Einrichtungen einige Bildungswerke der Wirtschaft in großen Bundesländern (z. B. Bildungswerk der Bayerischen, Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft).262
Tabelle B2.2.2-2 zeigt Daten aus der jährlichen Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises „Trends der Weiterbildung“. Von 2004 bis 2010 steigt die Zahl der von den Mitgliedseinrichtungen durchgeführten Veranstaltungen kontinuierlich auf knapp 140.000 an (+75 %); seit 2011 geht die Zahl der Veranstaltungen zurück, auf 131.400 im Jahr 2013. Die Anzahl der Teilnehmenden steigt seit Beginn der Zählung (2006) tendenziell an und liegt 2013 bei 1,3 Millionen.
Die meisten Mitgliedseinrichtungen des Wuppertaler Kreises bieten mehrere unterschiedliche Bildungsdienstleistungen an. Durchschnittlich wurde mehr als ein Drittel des Umsatzes mit offen zugänglichen Seminaren erzielt, die sich vor allem an Mitarbeitende mittelständischer Unternehmen richten. Weitere wichtige Geschäftsfelder sind firmenintern durchgeführte Seminare mit 19,9 % und öffentlich geförderte Maßnahmen mit 16,5 % Umsatzanteil (vgl. Wuppertaler Kreis 2014, S. 4). Es gibt neben den im Wuppertaler Kreis vertretenen Bildungswerken noch andere regional strukturierte Bildungswerke der Wirtschaft, zu deren Angebot jedoch keine Daten vorliegen.
Tabelle B 2.2.2-2: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises, 2002 bis 2013
Tabelle B 2.2.2-3: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 2002 bis 2013
Tabelle B 2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2013
Angebot an beruflicher Weiterbildung bei den Kammern
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten an ihren lokalen und regionalen Standorten berufliche Weiterbildung an, häufig in Zusammenarbeit mit eigenen Bildungszentren. Bei den Veranstaltungen handelt es sich in der Regel um berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge, von denen ein Teil direkt auf IHK-Prüfungen vorbereitet. Das Themenspektrum der Lehrgänge umfasst die Bereiche aller Wirtschaftsunternehmen, die Mitglied der jeweiligen IHK sind. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag veröffentlicht in seinem Bildungsbericht jährlich Daten zur Anzahl der Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden.263 Die Daten der Industrie- und Handelskammern sind in Tabelle B2.2.2-3 dargestellt.264
Im Jahr 2013 wurden von den Industrie- und Handelskammern 24.071 Veranstaltungen mit 2,06 Millionen Unterrichtsstunden und 335.769 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der Veranstaltungen um 0,8 % und die Anzahl der Teilnehmenden um 0,4 %. Die Zahl der Unterrichtsstunden stieg um 15,5 %.
Hohe Zuwächse im Vergleich zu 2012 sind beim Themenbereich „Vorbereitung auf eine neue Berufstätigkeit“ zu sehen. Die Veranstaltungen nahmen um 20,1 % zu, die Unterrichtsstunden um 20,8 %, die Zahl der Teilnehmenden um 14,6 %. Der industriell-technische Themenbereich weist ebenfalls überdurchschnittlich Zuwächse auf. Die Veranstaltungen stiegen um 9,4 %, Unterrichtsstunden um 24,5 %, die Zahl der Teilnehmenden ging dagegen leicht zurück (-2,2 %). Im Bereich IT und Medien gab es nach einem hohen Zuwachs von 2011 auf 2012 bei den Veranstaltungen (+9 %) und Teilnehmenden (+21 %) im Jahr 2013 einen starken Rückgang bei den Veranstaltungen (-16,6 %), Unterrichtsstunden (-11,1 %) und Teilnehmenden (-22,1 %).
Eine differenzierte Darstellung der Aufstiegs- und Anpassungsbildungen der Industrie- und Handelskammern für das Jahr 2013 zeigt Tabelle B2.2.2-4.
Mit jeweils der Hälfte aller Veranstaltungen und Teilnehmenden entfällt der größte Teil des Angebots und der Nachfrage auf den Bereich der Anpassungsfortbildung.
Die Aufstiegsbildungen sind demgegenüber zeitintensiver. 59 % aller Unterrichtsstunden entfallen auf diesen Bereich, jedoch nur 22 % der Veranstaltungen und 27 % aller Teilnahmen.
(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)
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Gewerkschaftsnahe Einrichtungen werden nicht als Einzelkategorie ausgewiesen. S. Bundesinstitut für Berufsbildung/Deutsches Institut für Erwachsenenbildung: Hochgerechnete und gewichtete Grundauszählung der wbmonitor-Umfrage 2013, S. 40.
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Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Mitglieder liegt auf der betrieblichen Weiterbildung in offenen und firmeninternen Veranstaltungen, die in enger Kooperation mit Unternehmen, teilweise bezogen auf deren spezifischen Bedarf, durchgeführt werden. Einzelne Mitglieder bieten auch andere Bildungsdienstleistungen an, z. B. als Träger der freien Jugendhilfe berufsorientierende Maßnahmen für Jugendliche oder Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende in Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen. Die hier verwendete Einordnung als „arbeitgebernahe Institutionen“ stützt sich einerseits auf die Geschichte vieler Mitgliedsinstitute des Wuppertaler Kreises, die von Arbeitgeberverbänden (mit-)gegründet wurden, andererseits auf die Tatsache der Mitgliedschaft im Wuppertaler Kreis, der sich laut Selbstdarstellung als Sprachrohr der Unternehmen in Fragen der Weiterbildung versteht (vgl. www.wkr-ev.de/t_mitgli.htm).
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Auch die Handwerkskammern bieten berufliche Weiterbildung an. Bundesweite Daten zum Angebot und den Teilnehmenden der über 500 Bildungszentren liegen nicht vor.
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2010 wurden die Erhebungsmodalitäten der Daten geändert. Langzeitvergleiche sind somit nur mit Zahlen ab 2010 möglich.