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Wenn die Zahl der Geburten nicht auf dem Stand der letzten Jahre gehalten werden kann, führt dies langfristig zu einer Schrumpfung und Alterung der deutschen Bevölkerung. Bereits seit der Jahrtausendwende ist die Bevölkerung Deutschlands rückläufig. Dieser Alterungsprozess überträgt sich auch auf die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. In einem Zeithorizont von bis zu 15 Jahren werden nur höhere Wanderungsgewinne Abhilfe schaffen können. Im Zuge der europäischen Wirtschaftskrise hat sich die Zuwanderung nach Deutschland auch stark erhöht, doch selbst bei einem langfristig unterstellten Nettowanderungsgewinn von 200.000 Personen jährlich muss im Vergleich zu 2010 mit einem Bevölkerungsrückgang von knapp 1,9 % bis 2030 gerechnet werden (Maier u. a. 2014 a). Zeitgleich nimmt der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung zu. 2030 wird diese Gruppe schätzungsweise 26,6 % an der Gesamtbevölkerung ausmachen, während sie 2010 nur 19,7 % der Bevölkerung darstellte. Der Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung nimmt aufgrund dieses Alterungsprozesses ab (2010: 66,9 %; 2030: 61 %).

Die Alterung der Bevölkerung wird nicht nur die Summe der zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen beeinflussen, sondern auch die Qualifikationsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung verändern. Geht man von den durch die Kultusministerkonferenzen projizierten Entwicklungen im Schul- und Hochschulbereich aus (Kultusministerkonferenz 2012, 2013) und berücksichtigt die derzeitigen Übergänge von den allgemeinbildenden an die berufsbildenden Schulen und (Fach-)Hochschulen sowie die Erfolgsquoten in den verschiedenen Ausbildungsstätten (Maier u. a. 2014 b), so zeichnet sich Folgendes ab: Aufgrund der zunehmenden Studierneigung der jungen Generationen wird sich der Anteil der 15- bis 65-jährigen Personen mit beruflicher Ausbildung als höchstem erworbenen Abschluss bis 2030 verringern (2010: 50,0 %; 2030: 45,5 %) und der Anteil mit absolviertem Fach- oder Hochschulstudium zunehmen (2010: 14,8 %; 2030: 20,5 %). Der Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung mit einem Meister-, Techniker- oder Fachschulabschluss wird sich hingegen nahezu konstant bei 7,6 % halten.

Schaubild C1.2-1 veranschaulicht, wie beide Beobachtungen miteinander zusammenhängen. 2010 waren die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre zwischen 40  und 50 Jahre alt. Diese werden 2030 zwischen 60 und 70 Jahre alt sein. Die stärksten Alterskohorten werden somit über 60 Jahre alt sein und deshalb dem Arbeitsmarkt von Jahr zu Jahr immer weniger zur Verfügung stehen. Mit diesen Altersgruppen nimmt zum einen der Anteil der Bevölkerung ohne Berufsabschluss ab. Zum anderen bewirkt ein insgesamt niedrigeres Neuangebot an Erwerbspersonen, dass nicht mehr so viele Personen mit Berufsausbildung in das Erwerbsalter eintreten, wie Personen es verlassen werden. Daher sinkt die Anzahl der Personen mit Berufsausbildung insgesamt. Gleichzeitig lässt sich erkennen, dass sich die jeweiligen Anteile in den Altersklassen an Personen mit abgeschlossenem (Fach-) Hochschulstudium halten bzw. leicht zunehmen. Gerade auch in den jüngeren Kohorten (unter 35 Jahren) wird bis 2030 die Anzahl der (Fach-)Hochschulabsolventen/ -absolventinnen ansteigen. So verschiebt sich die Qualifikationsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung dahin, dass insgesamt der Anteil der Bevölkerung mit akademischem Grad steigt, während die erwerbsfähige Bevölkerung mit und ohne Berufsabschluss zurückgeht.

(Robert Helmrich, Tobias Maier, Caroline Neuber-Pohl)

Schaubild C 1.2-1: Bevölkerung nach Alter und Berufsabschluss im Jahr 2010 im Vergleich zu 2030