In Kapitel C1 wurden zentrale Entwicklungen in den Rahmenbedingungen des Ausbildungsmarktes sowohl auf Angebots- wie auf Nachfrageseite dargestellt. Im folgenden Kapitel geht es nun darum, auf Einzelbetriebsebene zu untersuchen, wie Passungsprobleme im Einzelnen aussehen und wie es zu einem Mismatch zwischen Angebot und Nachfrage auf Einzelbetriebsebene kommt. Verwendet werden hierzu die Betriebsdaten der Erhebungswellen 2011 bis 2013 des BIBB-Qualifizierungspanels (vgl. Infobox in Kapitel C2.6), der Kosten-Nutzen-Erhebung (BIBB-CBS) 2012/2013 (vgl. Infobox in Kapitel A7.3) und des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (vgl. Infobox in Kapitel C2.6).
Wichtige Indikatoren für mögliche Passungsprobleme auf Betriebsebene sind
- eine über längere Zeit rückläufige Ausbildungsbeteiligung und damit zusammenhängende Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen (vgl. Kapitel C2.1),
- unangemessene Rekrutierungsverfahren der Betriebe bei der Besetzung ihrer Ausbildungsstellen angesichts von Angebotsüberhängen auf dem Ausbildungsmarkt (mit einer Vielzahl an unbesetzten Ausbildungsstellen bei gleichzeitig hohen Beständen an unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern) (vgl. Kapitel C2.2),
- qualifikatorische Passungsprobleme zwischen den schulischen Vorbildungen der Schulabsolventen und den Qualifikations- und Kompetenzanforderungen von Betrieben an Ausbildungsstellenbewerbern (vgl. Kapitel C2.3),
- regionale und berufliche Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage und den Möglichkeiten der Betriebe, über eine höhere Investitionsbereitschaft Passungsproblemen zu begegnen (vgl. Kapitel C2.4),
- ein überdurchschnittlicher oder zunehmender Anteil an vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen (vgl. Kapitel C2.5),
- niedrige oder rückläufige Übernahmequoten von Auszubildenden in Beschäftigung (Passungsprobleme an der sogenannten zweiten Schwelle) (vgl. Kapitel C2.6).
Als weitere Indikatoren für Mismatchprozesse können z. B. die Entwicklungen in den relativen Beständen an unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen herangezogen werden.300 Ebenso dazu gehören Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt, die durch Mismatchprozesse auf dem Arbeitsmarkt ausgelöst werden. Zu diesen Problembereichen sind bereits an anderer Stelle einschlägige Analyseergebnisse veröffentlicht worden.301
Folgende Schwerpunkte werden nachfolgend behandelt: Zunächst wird in Kapitel C2.1 untersucht, ob die rückläufige betriebliche Ausbildungsentwicklung alle Betriebe in gleichem Ausmaß betrifft oder ob sich in den letzten Jahren spezifische Passungsprobleme in bestimmten Betriebsgrößenklassen ergeben haben und welche Gründe für diesen qualifikatorischen Mismatch bestehen. Vermutet wird, dass die in vielen Ausbildungsmarktregionen (vgl. Kapitel A1 und Kapitel A1.2) vorhandenen Passungsprobleme zwischen der Angebots- und der Nachfrageseite darin bestehen, dass Informationen über Ausbildungsstellenangebote nur unzureichend vermittelt werden. Diese Art von informationellem Mismatch wird in Kapitel C2.2 untersucht. Dort werden Ergebnisse einer empirischen Analyse zu den Rekrutierungsmöglichkeiten und -problemen von Betrieben präsentiert. In Kapitel 2.3 steht der qualifikatorische Mismatch zwischen den Anforderungen der Betriebe und den schulischen Qualifikationen der Ausbildungsstellenbewerber/ -innen im Vordergrund. Hier geht es um die Frage, inwieweit diese Form von Passungsproblemen zu einer rückläufigen Entwicklung in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung geführt hat.
In Kapitel C2.4 bis Kapitel C2.6 werden neben den betrieblichen Passungsproblemen auch mögliche Lösungsstrategien der Betriebe aufgezeigt. In Kapitel C2.4 wird zunächst dargestellt, wie Betriebe mit Passungsproblemen an der ersten Schwelle umgehen, wenn sie auf den regionalen Ausbildungsstellenmärkten zu wenige Ausbildungsstellenbewerber/ -innen finden oder die angebotenen Ausbildungsberufe bei den Ausbildungsstellenbewerbern keinen Anklang finden. Es wird untersucht, ob hier schon erste Ansätze für eine erhöhte Investitionsbereitschaft vorliegen. In Kapitel C2.5 geht es um Passungsprobleme, die erst nach Beginn einer Ausbildung auftreten und zu einer vorzeitigen Lösung von Ausbildungsverträgen führen. Hier geht es um in die Ausbildung verlagerte Passungsprobleme an der ersten Schwelle und um die Frage, ob in Betrieben Maßnahmen ergriffen werden, um diese Form von Passungsproblemen zu beheben. In Kapitel C2.6 wird untersucht, wie sich die Übernahme von Auszubildenden in eine Beschäftigung über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt hat und ob sich Passungsprobleme an der ersten Schwelle auf betriebliche Entscheidungen an der zweiten Schwelle beim Übergang von der Ausbildung in eine Beschäftigung auswirken.