Im vorliegenden Datenreport wird als Schwerpunkt das „Matching“ zwischen den durch das Bildungssystem zur Verfügung gestellten Qualifikationen und dem Bedarf nach qualifizierten Arbeitskräften betrachtet (vgl. Kapitel C). In diesem Kapitel werden verschiedene Messkonzepte und -methoden vorgestellt, die im internationalen Vergleich zum Einsatz gelangen. Der Indikator „Beschäftigungsfähigkeit“ in der offenen Methode der Koordinierung (vgl. Kapitel E1, Tabelle E1-6) ist eine der Möglichkeiten, die Passung zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem abzubilden.
In Deutschland finden Übergangs- und Matchingprozesse zunächst auf dem Ausbildungsmarkt statt; hier müssen Jugendliche, die eine betriebliche Ausbildungsstelle suchen, und Betriebe, die Ausbildungsstellen anbieten, zueinanderfinden (idealtypisch; sogenannte „erste Schwelle“). Im Anschluss an die (duale, schulische, akademische) Berufsausbildung folgen Auswahl- und Rekrutierungsprozesse auf dem Arbeitsmarkt in Form von Einstellungen bzw. Übernahmen der ausgebildeten Fachkräfte durch die Betriebe (sogenannte „zweite Schwelle“). Diese beiden Markierungspunkte lassen sich in vielen anderen Ländern, in denen die Berufsausbildung nicht in einen Markt betrieblicher Ausbildungsverhältnisse integriert ist, nicht in dieser Deutlichkeit identifizieren (Rammstedt 2013). Daher kann an dieser Stelle nur die „zweite Schwelle“ zum Thema gemacht werden. Nur zu dieser liegen überhaupt international vergleichbare Datensätze und entsprechende Messkonzepte vor.
Eine einfache Form des Missverhältnisses drückt sich durch Arbeitslosigkeit oder durch unbesetzte Stellen auf dem Arbeitsmarkt aus. Das wäre ein rein quantitatives Maß. Aber auch im Fall von Vollbeschäftigung kann es ein Missverhältnis zwischen den qualitativen Anforderungen durch die Betriebe und den Merkmalen der Erwerbstätigen geben. In der Regel ist der Arbeitsmarkt durch qualitative und quantitative Ungleichgewichte gekennzeichnet. Bisher hat sich in der internationalen Arbeitsmarktstatistik für die Messung von verschiedenen Formen des „Mismatches“ allerdings kein Standard herausgebildet (International Labour Office 2014).
Typische Konzepte, die in der internationalen Berichterstattung anzutreffen sind, sind ein Überangebot oder Unterangebot an Fachkräften für bestimmte Tätigkeiten, eine sogenannte Fachkräftelücke, also ein vertikaler oder horizontaler „Mismatch“, bei dem die Inhalte oder das Niveau von Qualifikationen und/oder Fähigkeiten nicht den Anforderungen der Tätigkeit entsprechen. „Über-“ und „Unterqualifizierung“ oder die „Veralterung“ von Qualifikationen oder Fähigkeiten sind typische Schlagworte (International Labour Office 2013).
Neben diesen verschiedenen Konzepten kommen auch sehr unterschiedliche Messmethoden und Daten zum Einsatz, anhand derer diese Konzepte abgebildet werden können. Beispiele hierfür sind die Passung von Tätigkeit und Ausbildung nach der Internationalen Standardklassifikation für Berufe (ISCO), in der berufliche Tätigkeiten korrespondierenden Ausbildungsgängen zugeordnet sind, die statistische Berechnung eines Missverhältnisses, z. B. über die Abweichung der Anzahl von Jahren im Bildungssystem, die für eine bestimmte Tätigkeit durchschnittlich benötigt werden, oder die Selbsteinschätzung von Erwerbstätigen.