Die Berufsausbildung an berufsbildenden Schulen oder kurz die „schulische Berufsausbildung“171 beschreibt ein sehr heterogenes Feld. Dahinter verbergen sich verschiedene Formen von Ausbildungen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie nicht im dualen System nach BBiG/HwO ausgebildet werden. Die Mehrheit der schulischen Berufsausbildungen unterliegt der Kultushoheit der Länder und ist entsprechend landesrechtlich geregelt. Für viele der landesrechtlich geregelten Ausbildungen liegen bundesweite Rahmenvereinbarungen der Kultusministerkonferenz (KMK) vor (vgl. u. a. Kultusministerkonferenz 2014, S. 1). Neben den landesrechtlich geregelten Ausbildungen gibt es aber auch bundesrechtlich (außerhalb BBiG/HwO) geregelte Ausbildungen. So gibt es 17 Berufe im Gesundheitswesen und in der Altenpflege (Kultusministerkonferenz 2013, S. 10), die auf Bundesgesetzen beruhen. Viele der – sowohl bundes- als auch landesrechtlich geregelten – Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe (GES-Berufe) werden sowohl im Betrieb (z. B. Krankenhaus) als auch am Lernort Schule (z. B. Schule für Gesundheits- und Krankenpflege) unterrichtet. Der Begriff „schulische“ Berufsausbildung für diese eher „dual“ strukturierten Bildungsgänge ist daher irreführend, aber durchaus etabliert. Darüber hinaus gibt es einige wenige anerkannte Ausbildungsberufe nach BBiG/HwO, die über Ausnahmeregelungen an Berufsfachschulen ausgebildet werden können.
Vermittelt werden die schulischen Ausbildungen an unterschiedlichen Schularten: an Berufsfachschulen, Fachakademien, Fachgymnasien, Fachschulen, Schulen des Gesundheitswesens und Teilzeit-Berufsschulen.172 Diese schulartenspezifische Differenzierung ist geschichtlich gewachsen und landesrechtlich geregelt.
Amtliche Statistiken zur schulischen Berufsausbildung
Integrierte Ausbildungsberichterstattung (iABE)
Die iABE bündelt („integriert“) ab dem Berichtsjahr 2005 Daten aus verschiedenen amtlichen Statistiken zu den Bildungsstationen von Jugendlichen. Diese werden in 4 „Bildungssektoren des Ausbildungsgeschehens“ systematisiert: „Berufsausbildung“, „Integration in Berufsausbildung (Übergangsbereich)“, „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ und „Studium“ (vgl. Kapitel A6). Für den Sektor „Berufsausbildung“ werden Zahlen zur schulischen und dualen Ausbildung in 6 „Bildungskonten“ nachgewiesen Tabelle A5.1.1-1. Die iABE bietet Zahlen zu Anfängern und Anfängerinnen, Beständen/Schülern und Absolventen/Abgängern nach verschiedenen Merkmalen. Für die Anfänger/ -innen liegen z. B. die Merkmale Bundesland, Geschlecht, Staatsangehörigkeit (deutsch/nicht deutsch), Alter und schulische Vorbildung vor. Analysen nach berufsstrukturellen Merkmalen sind nicht möglich (Statistisches Bundesamt, verschiedene Jahrgänge b).
Fachserie „Berufliche Schulen“
Die Fachserie „Berufliche Schulen“ stellt ab dem Berichtsjahr 1992 detaillierte Daten für die beruflichen Schulen zur Verfügung. Neben Zahlen zu den Schülern – u. a. im 1. Schuljahrgang – und Absolventen/Abgängern in den unterschiedlichen Schularten finden sich auch Daten zu Klassen, Anfängern/Anfängerinnen173 , Lehrkräften und Unterrichtsstunden. So liegen z. B. für die Schüler nach Schularten die Merkmale: Schuljahrgang, Berufsbezeichnung, Geschlecht und Bundesland vor. Für die Klassifikation der Berufe (KldB) wird seit dem Schuljahr 2012/2013 die „KldB 2010“174 genutzt (Statistisches Bundesamt, verschiedene Jahrgänge a).
Tabelle A 5.1.1-1: Schulische Berufsausbildung – Zuordnung der iABE-Konten 2013 zu den entsprechenden Tabellen der Fachserie 2013/2014
Um das Feld der schulischen Berufsausbildung umfassend statistisch zu beschreiben, können 2 Datenquellen herangezogen werden: die integrierte Ausbildungsberichterstattung (iABE) und die Fachserie 11, Reihe 2 „Berufliche Schulen“ . Zwar finden sich in der iABE und der Fachserie ähnliche Konten- bzw. Tabellenüberschriften, jedoch verbergen sich hinter diesen Überschriften nicht immer dieselben Erhebungseinheiten. Während die iABE Daten zu Anfängern und Anfängerinnen175 ausweist, liefert die Fachserie „Berufliche Schulen“ Zahlen zu Schülern und Schülerinnen im 1. Schuljahrgang. Zudem werden für die Erhebungseinheiten unterschiedliche Merkmale zur Verfügung gestellt.
Bislang wurden die Daten der Quellen nebeneinander berichtet, jetzt erfolgt der Versuch, diese in Einklang zu bringen: Die Tabelle A5.1.1-1 zeigt für die in diesem Beitrag verwendeten Anfängergrößen exemplarisch, wie sich die Konten und Tabellen der beiden Statistiken einander zuordnen lassen. Während in der iABE jeder Bildungsgang nur einmal ausgewiesen wird und zudem nur Anfänger/ -innen in Erstausbildungen gezählt werden, ist die Fachserie „Berufliche Schulen“ weniger trennscharf. Hier werden auch Weiterbildungen erfasst. Des Weiteren werden bestimmte Bildungsgänge mehrfach ausgewiesen, d. h., sie finden sich unter verschiedenen Tabellenüberschriften. Daher sind die Zahlen in der Fachserie deutlich höher.
Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Daten beider Quellen derzeit nur bedingt miteinander in Einklang zu bringen sind. Beide Quellen haben jeweils unterschiedlichen Stärken und Schwächen:
- Die iABE-Daten haben ihren besonderen Mehrwert bei „systemischen“ Betrachtungen. So helfen die iABE-Daten, die Bedeutung der schulischen Berufsausbildung innerhalb des Ausbildungsgeschehens sowie im Vergleich zur dualen Ausbildung nach BBiG/HwO einzuordnen. Darüber hinaus stehen Daten seit dem Berichtsjahr 2005 zur Verfügung, sodass inzwischen eine Zeitreihe über eine Dekade zur Verfügung steht. Auf Basis verschiedener Merkmale und Merkmalskombinationen können die Anfänger/ -innen in den Bildungskonten beschrieben werden (Geschlecht, Staatsangehörigkeit, schulische Vorbildung und Alter) (vgl. Kapitel A6).
- Die Daten der Fachserie sind insbesondere notwendig, um die „berufsstrukturelle“ Bedeutung und Entwicklung nachzuzeichnen. Zeitreihen für die Schüler im 1. Schuljahrgang nach Berufen stehen im Standardlieferprogramm der Fachserie nicht zur Verfügung. Ein zeitlicher Vergleich ist insbesondere deshalb schwierig, weil sich sowohl die Klassifikation der Berufe (KldB) als auch die Tabellen im Zeitverlauf verändert haben. Für die Schüler/ -innen im 1. Schuljahrgang stehen folgende Merkmale zur Verfügung: Beruf, Schulart und Geschlecht.
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171
In der Literatur wird dieses Bildungssegment vielfältig bezeichnet: „Schulberufssystem“, „vollzeitschulische Berufsausbildung“, „Schulausbildung“ oder „Schulberufe“. „Das berufliche Bildungswesen wird in der öffentlichen Diskussion im Allgemeinen als ‚System‘ bezeichnet. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei ihm nicht um ein einheitlich nach Prinzipien geordnetes Ganzes, sondern um ein Konglomerat von Institutionen, die durch die […] Berufsidee nur lose miteinander verbunden sind“ (Zabeck 2009, S. 385).
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172
Eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Schularten findet sich in den Erläuterungen der Fachserie 11, Reihe 2 „Berufliche Schulen“ (Statistisches Bundesamt 2014 e, S. 6–8).
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173
Daten zu den Anfängern und Anfängerinnen finden sich in der Statistik „Berufliche Schulen“ in Tabelle 2.3. Hier liegen die Daten nur nach Schularten und nicht nach Berufen vor.
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174
Die Berichtsjahre davor werden auf Basis der Klassifikation der Berufe von 1992 ausgewiesen
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175
Anfänger/ -innen in der iABE: Als Anfänger/ -innen werden Bildungsteilnehmer bezeichnet, die im Berichtsjahr erstmalig in einem Bildungsgang unterrichtet wurden. Es werden auch Bildungsteilnehmer als Anfänger/ -innen gezählt, die direkt in die zweite Jahrgangsstufe eintreten (vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, S. 70). Die Fachserie „Berufliche Schulen“ nutzt hingegen die Definition der Schüler im 1. Schuljahrgang. Der Schuljahrgang kennzeichnet lediglich das klassenspezifische Bildungsniveau.