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Im Folgenden wird die Bedeutung und Entwicklung der schulischen Berufsausbildung auf Basis der iABE-Daten skizziert (Statistisches Bundesamt 2015 b). Die Darstellung erfolgt differenziert nach den Bildungskonten176 Schaubild A5.1.2-1. Im Fokus dieses Kapitels stehen die länderspezifischen Unterschiede. Darüber hinaus werden in Kapitel A6.3 die schulischen Bildungskonten mit der dualen Ausbildung (Konto I 01) sowie den weiteren Sektoren des Ausbildungsgeschehens verglichen. Diese werden dort im Hinblick auf Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Vorbildung einander gegenübergestellt. 

Die Summe der Anfänger/ -innen in schulischen Berufsausbildungen ist seit dem Jahr 2005 nahezu konstant (-1,7 %). Hingegen haben sich die einzelnen Bildungskonten sehr unterschiedlich entwickelt:

 

  • Die Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (Konto I 05) stellen mit rund 176.000 Anfängern und Anfängerinnen im Jahr 2014 das mit Abstand bedeutendste Konto. Sie weisen gegenüber dem Vergleichsjahr 2005 rund 33.000 Anfänger/ -innen mehr aus und verzeichnen als einziges Bildungskonto eine positive Entwicklung der Anfängerzahlen (+23,3 %). 
  • Mit rund 24.000 Anfängern und Anfängerinnen sind die doppelqualifizierenden Bildungsgänge („Bildungsgänge an Berufsfachschulen und Fachgymnasien, die einen Berufsabschluss und eine Hochschulzugangsberechtigung vermitteln“, Konto I 04) am zweitstärksten besetzt. Im Vergleich zum Jahr 2005 ist die Zahl um 5.000 Anfänger/ -innen gesunken (-17,3 %).
  • Die Zahl der Anfänger/ -innen in „Bildungsgängen an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO“ (Konto I  03) hat sich im Betrachtungszeitraum von rund 33.000 auf rund 15.000 reduziert und damit mehr als halbiert (-55,1 %).
  • Auch die „Berufsausbildung an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO“ hat sich im gleichen Zeitraum mehr als halbiert (-57,4 %). Mit rund 5.000 Anfängern und Anfängerinnen spielt sie eine vergleichsweise kleine Rolle.

 

Schaubild A 5.1.2-1: Anfänger/ -innen in Konten der schulischen Berufsausbildung 2005 bis 2014

Schaubild A 5.1.2-2: Schulische Berufsausbildung in den Ländern 2014 (100 % = Anfänger/ -innen im Sektor „Berufsausbildung“)

In Kapitel A5.1.3 werden die Konten I 03 „Berufsfachschulen vollqualifizierend außerhalb BBiG/HwO“ und I 04 „Bildungsgänge an Berufsfachschulen und Fachgymnasien, die einen Berufsabschluss und eine Hochschulzugangsberechtigung vermitteln“ für die berufsstrukturellen Analysen unter der Überschrift „Ausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO)“ gemeinsam betrachtet, da sie in der Fachserie nicht getrennt ausgewiesen werden. In der Literatur werden die hier zusammengefassten Bildungsgänge häufig auch als sogenannte „Assistentenausbildungen“ bezeichnet.

Das Schaubild A5.1.2-2 stellt den Anteil der Anfänger/ -innen in schulischer Ausbildung an allen Anfängern und Anfängerinnen am Sektor „Berufsausbildung“ dar. Der Anteil spiegelt das Verhältnis von schulischer Berufsausbildung177 zu dualer Ausbildung nach BBiG/HwO wider. Das Verhältnis ist seit 2005 weitgehend stabil (rund 30 % zu 70 % im Bundesdurchschnitt) (vgl. auch Kapitel A6.3), jedoch variiert es zwischen den Bundesländern erheblich. Die Farbgebung macht 3 Gruppen von Bundesländern deutlich:

 

  • Dunkelblau markiert sind Bundesländer, deren schulischer Ausbildungsanteil über 35,3 % – und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 30,8 %  – liegt. Hierzu gehören die östlichen Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.
  • In Bayern, Hamburg und Bremen (hellblau) liegt der Anteil der schulischen Berufsausbildung hingegen unter 26,3 % und somit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. 
  • In den übrigen Bundesländern (mittelblau) streut der schulische Ausbildungsanteil maximal 4,4 Prozentpunkte um den Bundesdurchschnitt.

 

Insgesamt variieren die Anteile der Anfänger/ -innen in schulischer Berufsausbildung zwischen 17,7 % in Bremen und 44,2 % in Sachsen. Die vergleichsweise hohen Anteile in den östlichen Bundesländern lassen sich vermutlich auf die stärker schulisch ausgerichtete Ausbildungstradition im Osten zurückführen. Fehlende betriebliche Ausbildungsplätze wurden dort mithilfe des Ausbildungsplatzprogramms Ost (APO) häufiger auch durch schulische Ausbildungsplätze kompensiert als im Westen (vgl. Berger/Braun/Schöngen 2007). Eine Ausnahme bildet Mecklenburg-Vorpommern mit einem schulischen Anteil von nur 31,8 %. 

Tabelle A 5.1.2-1: Anteil Konten an schulischer Berufsausbildung nach Bundesländern 2005 und 2014 (in %) (100 % = Summe der Anfänger/ -innen in Konten der schulischen Berufsausbildung)

In Tabelle A5.1.2-1 wird die relative Bedeutung der Bildungskonten sowie deren Veränderung im Zeitverlauf für die einzelnen Bundesländer dargestellt. Die Bedeutung wird gemessen anhand der Anteile der Anfänger/ -innen in den Konten an allen Anfängern und Anfängerinnen in schulischer Ausbildung:

Die Ausbildungen in GES-Berufen bilden in allen Ländern den Schwerpunkt der schulischen Berufsausbildung. Allerdings schwanken die Anteile (2014) von 62,6 % in Bremen bis zu 97,7 % in Sachsen.

Die doppelqualifizierenden Bildungsgänge werden nur in 9 der 16 Bundesländer angeboten. Schwerpunkte mit Anteilen über 20 % finden sich in Rheinland-Pfalz (33,3 %), Nordrhein-Westfalen (23,3 %) und Schleswig-Holstein (27,0 %).

„Bildungsgänge an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO“, die lediglich einen Berufsabschluss nach Landesrecht vermitteln, werden nach der iABE in allen Bundesländern angeboten, außer Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. In diesen Ländern kann eine „Assistentenausbildung“ nur in Verbindung mit dem Erwerb einer Fachhochschulreife absolviert werden. Den mit Abstand größten Anteil verzeichnet Bremen (35,4 %).

Generell zeigt sich, dass die „Bildungsgänge an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO“ nach Landesrecht im Westen eine höhere Bedeutung haben als im Osten. Allerdings gibt es im Westen eine Zweiteilung: So bewegt sich der Anteil in Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen über 10 %. In den anderen westlichen Bundesländern ist er hingegen sehr niedrig. Diese Länder zeichnen sich jedoch durch einen höheren Anteil an doppelqualifizierenden Bildungsgängen aus. Somit haben die „Ausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO)“ im Westen insgesamt eine höhere Bedeutung als im Osten. 

Die Ausbildung in „Bildungsgängen an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO“ wird in nennenswertem Umfang nur in Berlin (11,8 %) angeboten. Während in vier Bundesländern (Brandenburg, Hamburg, Saarland und Sachsen-Anhalt) keine schulische Ausbildung nach BBiG/HwO möglich ist, ist der Anteil in den restlichen Ländern sehr gering und variiert zwischen 0,4 % in Nordrhein-Westfalen und 4,6 % in Bayern.

Seit 2005 haben sich die Anteile der Bildungskonten – insbesondere im Osten – stark verändert: So haben sich hier die Anteile der Berufsausbildung nach BBiG/HwO (-10,2 Prozentpunkte) und außerhalb BBiG/HwO (-18,9 Prozentpunkte) verhältnismäßig stark reduziert. Dies hängt insbesondere mit dem Auslaufen des bereits genannten Ausbildungsplatzprogramms Ost (APO) zusammen. Außerdem wurden Assistentenausbildungen zugunsten dualer Ausbildungsplätze reduziert oder ganz eingestellt (Zöller 2015, S. 14–15). 

Für die Ausbildungen in GES-Berufen steigt die relative Bedeutung im selben Zeitraum sowohl in Ost- (+28,2  Prozentpunkte) als auch in Westdeutschland (+9,4 Prozentpunkte). Dies ist auf das insgesamt wachsende Beschäftigungsfeld zurückzuführen.

Eine weiterführende Erklärung des unterschiedlichen Engagements der Bundesländer kann nur unter Berücksichtigung von zusätzlichen länderspezifischen Informationen – sogenannten Metadaten – erfolgen. Hierzu gehören beispielsweise Daten zu den institutionellen Besonderheiten der Bundesländer, zum regionalen Ausbildungsstellenmarkt oder der demografischen Entwicklung (vgl. in Kapitel A6.2). 

  • 176

    Nicht berücksichtigt wird die Beamtenausbildung im mittleren Dienst (Konto I 06). Die Beamtenausbildung wird in Kapitel A5.2 gesondert betrachtet. 

  • 177

    Die Beamtenausbildung bleibt hier unberücksichtigt.