Für die Sektoren und Konten der iABE liegen Daten zu Anfängern und Anfängerinnen, zu Bildungsteilnehmenden – sogenannte „Bestandsdaten“ – sowie zu Absolventen/Abgängern vor186. Die Bestandsdaten bilden alle Schüler/ -innen bzw. Teilnehmenden eines Bildungsganges zu einem Stichtag ab, während die Anfängerdaten nur die Neuzugänge darstellen. Die Zahl der Absolventen/Abgänger bildet die Zahl der Jugendlichen ab, die einen Bildungsgang bis zum Ende durchlaufen haben.
Die Anfänger-, Bestands- und Absolventen-/Abgängerdaten unterscheiden sich erheblich, insbesondere bei mehrjährigen Bildungsgängen. So befanden sich im Jahr 2014 rund 1,6 Mio. Jugendliche in einer vollqualifizierenden Berufsausbildung (Bestand), während nur rund 710.000 (Anfänger/-innen) eine solche begannen und 650.000 (Absolventen/Abgänger) aus einer solchen entlassen wurden.
Um die Bedeutung der Bildungssektoren bzw. -konten des Ausbildungsgeschehens einordnen zu können, ist es erforderlich, diese an Referenzgrößen zu spiegeln. Je nach Fragestellung müssen unterschiedliche Datentypen (Anfänger/-innen, Bestände, Absolventen/Abgänger) und Bezugsgrößen (z. B. die Wohnbevölkerung einer Altersgruppe oder die Summe aller Anfänger/-innen) ins Verhältnis gesetzt werden: So sind z. B. für die Frage, in welchen Bildungssektoren sich die Jugendlichen eines bestimmten Alters befinden, die Jugendlichen der Altersgruppe (Bestandsdaten) in Relation zur Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter zu setzen (z. B. Jugendliche in Bildung im Alter von 15 bis 19 Jahren – Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 19 Jahren). Geht es um die Bedeutung der einzelnen Sektoren des Ausbildungsgeschehens, so werden die Anfänger/-innen eines Sektors ins Verhältnis zu allen Anfängern und Anfängerinnen des Ausbildungsgeschehens gesetzt (z. B. Anfänger/-innen im Sektor „Berufsausbildung“ – alle Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen)187.
Indikatoren der iABE und des Berichts „Bildung in Deutschland“ im Vergleich
Auch der Bericht „Bildung in Deutschland“ nutzt Daten der iABE. Obwohl beide Berichtssysteme die gleichen Daten referieren, haben die Indikatoren einen anderen Fokus: Die Bezugsgrößen bilden unterschiedliche Grundgesamtheiten ab.
Die Anfänger/-innen im Sektor „Berufsausbildung“ ergeben in Bezug zu den Anfänger/-innen in den 4 iABE-Bildungssektoren den Indikator „Relative Bedeutung des Bildungssektors Berufsausbildung“; dieser beträgt 35,5 % (2013).
Die Autorengruppe Bildungsberichterstattung fokussiert auf das „berufliche Ausbildungssystem“ und unterscheidet dort 3 Sektoren: duales System, Schulberufssystem, Übergangssystem. Daher weist der Bericht „Bildung in Deutschland“ eine Quote der Neuzugänge ins duale System mit 51,4 % aus (2013) – als Anteil der Neuzugänge ins duale System an der Summe aller Neuzugänge ins Ausbildungssystem (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, S. 98).
Indikatoren zur Bildungsbeteiligung von Jugendlichen
Setzt man die jungen Menschen im Alter von 15 bis 19 Jahren im Ausbildungsgeschehen ins Verhältnis zur gleichaltrigen Wohnbevölkerung, so befanden sich im Jahr 2014 in Deutschland ca. 63,6 % im Ausbildungsgeschehen. Wenn man die Jugendlichen hinzurechnet, die die Sekundarstufe I besuchten (25,5 %) oder sich bereits in Weiterbildung befanden (0,4 %), besuchten insgesamt 89,6 % der jungen Menschen unter 20 Jahren188 ein Bildungsangebot beruflicher oder allgemeinbildender Art.
Das Schaubild A6.1-1 stellt die Veränderung des Anteils der Jugendlichen dar, die sich in formaler Bildung befanden. Während sich der Anteil der Jugendlichen in formaler Bildung in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen zwischen 2006 und 2014 kaum verändert hat (+0,3 Prozentpunkte), stieg der Anteil der 20- bis 24-Jährigen um rund 7,2 Prozentpunkte. Steigende Anteile von Jugendlichen in formaler Bildung sind aber nicht per se als positiv zu bewerten, genauso wenig wie fallende Anteile grundsätzlich negativ eingeschätzt werden sollten.189 Um eine angemessene Einschätzung vornehmen zu können, ist es wichtig, den Bereich der „Sonstigen/Rest“ möglichst vollständig aufzuklären. So wäre beispielsweise ein sinkender Anteil von jungen Erwachsenen in formaler Bildung nicht als negativ zu bewerten, wenn gleichzeitig der Anteil der Erwerbstätigen mit abgeschlossener Berufsausbildung steigen würde.
Das Schaubild A6.1-2 zeigt, geordnet nach den Sektoren des Ausbildungsgeschehens, welche Qualifizierungsangebote junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren besuchten. Es lässt sich eine deutliche qualifikationsspezifische Prägung der jeweiligen Altersgruppe erkennen:
- In der Altersgruppe der 15-Jährigen befanden sich noch 78,1 % in der „Sekundarstufe I“.
- Der Anteil der Jugendlichen im Übergangsbereich war im Alter von 17 Jahren vergleichsweise hoch (11,2 %).
- Unter den 19-Jährigen waren die meisten in „Berufsausbildung“ (34,7 %).
- Der Anteil der „Sonstigen/Rest“ nahm bei den Älteren erwartungsgemäß zu und hatte in der Altersklasse der 24-Jährigen einen Anteil von 63,7 %.190
Schaubild A6.1-1: Junge Menschen in formaler Bildung (FormBild) nach Altersgruppen 2006 bis 2014 (in %) (Bestandsdaten; 100 % = Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter)
Schaubild A6.1-2: Jugendliche in den Sektoren der iABE nach Alter 2014 (in %) (Bestandsdaten; 100 % = Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter)
Indikatoren zur Bedeutung der Bildungssektoren
Im Jahr 2015 begannen 34,7 % (694.198) der Anfänger /-innen des Ausbildungsgeschehens eine vollqualifizierende Berufsausbildung, während 13,5 % (270.783) in den Übergangsbereich einmündeten. 26,4 % (528.157) strebten den Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung (HZB) an. Zugleich begannen 25,4 % ein Studium (508.989). Hier muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich unter den Studienanfängern und -anfängerinnen viele Bildungsausländer/-innen191 befanden (2014: 92.618; Statistisches Bundesamt 2015l) Schaubild A6.1-3.
Betrachtet man die Anfängerzahlen 2015, so sind im Vergleich zu 2005 (417.647) knapp 147.000 Jugendliche (-35,2 %) weniger in die Maßnahmen des Übergangsbereichs eingemündet. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Anfänger/-innen im größten Sektor, der „Berufsausbildung“, um 6,1 % gefallen. Die Zahl der jungen Menschen, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben wollen, ist seit 2005 um 16,2 % gestiegen. Auch die Zahl der Studienanfänger/-innen hat sich um 39,0 % erhöht Tabelle A6.1-1.
Im Vergleich zum Vorjahr 2014 fällt vor allem die vergleichsweise starke Veränderung des Übergangsbereichs auf. Hier ist die Zahl um 18.113 (+7,2 %) gestiegen. Dieser Anstieg ist nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes vor allem auf die zunehmende Zahl von Flüchtlingen zurückzuführen, die in Programme zum Erlernen der deutschen Sprache im Übergangsbereich einmünden (vgl. Kapitel A4.9.1).
Das Schaubild A6.1-3 zeigt ergänzend die Entwicklung der Bedeutung der Bildungssektoren. Hier wird der Anteil der Anfänger/-innen des jeweiligen Sektors an der Summe aller Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen abgebildet. Die Entwicklung der Anteile entspricht der Entwicklung der Absolutwerte: Auch relativ betrachtet gehen seit 2005 die Sektoren „Berufsausbildung“ (-2,7 Prozentpunkte) und „Integration in Berufsausbildung“ (-7,6 Prozentpunkte) zurück, während die Sektoren „Erwerb der HZB (Sek II)“ (+3,4 Prozentpunkte) und „Studium“ (+6,9 Prozentpunkte) angestiegen sind.
Insgesamt muss berücksichtigt werden, dass in den letzten Jahren die Umstellung auf das 8-jährige Gymnasium (G8) – zeitversetzt in den einzelnen Bundesländern192 – doppelte Entlassjahrgänge nach der Sekundarstufe I bzw. nach dem Abitur hervorgebracht hat. Im Ausbildungsgeschehen stiegen in den entsprechenden Jahren die Einmündungen in den Sektoren „Erwerb der HZB (Sek II)“ (verkürzte Mittelstufe) und „Studium“ (doppelte Abiturjahrgänge). Im Jahr 2010 zeigte sich beispielsweise der Ausschlag des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ sowie 3 Jahre später im Sektor „Studium“.
Tabelle A6.1-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2015 (Teil 1)
Tabelle A6.1-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2015 (Teil 2)
Schaubild A6.1-3: Entwicklung der Sektorenanteile am Ausbildungsgeschehen 2005 bis 2015 (in %) (100 % = alle Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen)
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186
Zur genauen Definition der Anfänger-, Bestands- und Absolventen-/Abgängerdaten sowie zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der unterschiedlichen Indikatoren vgl. Dionisius/Lissek/Schier 2012b.
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187
Detaillierte Indikatorenbeschreibungen finden sich unter www.bibb.de/de/11566.php.
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Nach der Berechnung der OECD liegt die Bildungsbeteiligung der Altersgruppe im Jahr 2011 bei 92 %. Dieser Wert liegt oberhalb des OECD-Durchschnitts (84 %) und auch über dem Durchschnitt der EU21 (87 %) (vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2013, S. 330).
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Es kann sein, dass die jüngere Altersgruppe nach der Schule stärker in non-formale Angebote wie Freiwilligendienste einmündet; ältere Jugendliche können wieder stärker an formaler Bildung partizipieren, wenn sie z. B. Angebote der Zweit- oder Weiterbildung stärker nutzen.
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Unter den „Sonstigen/Rest“ werden sowohl junge Menschen erfasst, die sich in non-formalen Ausbildungs- und Qualifizierungsangeboten befinden, als auch Personen, die sich bereits im Erwerbsleben befinden. Die Quantifizierung dieses Bereiches dient dem Ziel, den Verbleib einer Altersklasse vollständig zu dokumentieren.
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Als Bildungsausländer/-innen werden die ausländischen Studierenden bezeichnet, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben. Daten für 2015 liegen noch nicht vor.
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Doppelte Abiturjahrgänge: 2007 Sachsen-Anhalt; 2008 Mecklenburg-Vorpommern; 2009 Saarland; 2010 Hamburg; 2011 Bayern, Niedersachsen; 2012 Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen; 2013 Hessen (1,5-facher Jahrgang), Nordrhein-Westfalen; 2016 Schleswig-Holstein (vgl. Kultusministerkonferenz 2011, S. 64).