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Die BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektio­nen (vgl. QuBe-Projekt.de, Erläuterungen im BIBB-Daten­report 2015, Kapitel C3.2) zeigen, wie sich das Angebot von und die Nachfrage nach Qualifikationen und Berufen langfristig entwickeln können. Datengrundlage ist der Mikrozensus: eine amtliche Repräsentativstatistik des Statistischen Bundesamtes über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt, an der jährlich ein Prozent aller Haushalte in Deutschland beteiligt ist, abgestimmt auf die Eckwerte der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Für die Berufsdifferenzierung hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit den Berufsfeldern (Tiemann u. a. 2008) eine einheitliche Berufsfeldsystematik entwickelt, welche die Berufe auf der Dreistellerebene der Klassifikation der Berufe entsprechend ihren Tätigkeiten gruppiert. Um Ausgleichsprozesse zwischen Angebot und Bedarf auf Berufsebene zu modellieren, wird zudem auf Lohninformationen aus der Beschäftigtenhistorik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zurückgegriffen (Maier u. a. 2014b).

Die Projektionen werden im Abstand von ca. 2 Jahren durchgeführt, sobald eine neue Datengrundlage auf Basis des Mikrozensus zur Verfügung steht. Im Frühjahr 2015 wurden die Ergebnisse der dritten Projektionswelle (Maier u. a. 2014a) für die 6 Regionen Ostdeutschland, Bayern, Baden-Württemberg, Mitte-West (Hessen, Rhein­land-Pfalz, Saarland), Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) getrennt ausgewiesen (Zika/Maier 2015; Zika u. a. 2015). Die Veröffentlichung der 4. Projektionswelle auf Basis des Mikrozensus 2013 ist für den Sommer 2016 geplant.223 Im Folgenden können deshalb nur Vorabanalysen zur 4. Projektionswelle dargestellt werden.

Bislang stützten sich die Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen auf die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Im April 2015 wurde unter Berücksichtigung der Zensusergebnisse und des daraus resultierenden veränderten Bevölkerungsbestandes eine aktualisierte 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht (Statistisches Bundesamt 2015a). Im Gegensatz zur vorherigen Berechnung geht die 13. Bevölkerungsvorausberechnung von einem höheren Wanderungsgewinn zu Beginn des Projektionszeitraums aus, der sich von 500.000 Personen – je nach Variante – einem Nettowanderungssaldo von 100.000 (Wanderungsannahme W1) bzw. 200.000 Personen (Wanderungsannahme W2) annähert. Trotz der Berücksichtigung höherer Wanderungsgewinne Deutschlands aufgrund innereuropäischer Arbeitsmigration wurde bereits spätestens zum Ende des Jahres 2015 deutlich, dass die Wanderungsannahmen der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung die derzeitigen Wanderungsgewinne aufgrund des Zuzugs von Geflüchteten aus dem Nahen Osten massiv unterschätzen. Das QuBe-Projektteam (neben BIBB und IAB wirken auch das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik [FIT] und die Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung [GWS] an den Projektionen mit) hat sich deshalb dafür entschieden, eine eigene QuBe-Bevölkerungsprojektion zu erstellen. Die wesentlichen Größen und Annahmen der QuBe-Bevölkerungsprojektion werden nachfolgend beschrieben.

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    Der Mikrozensus 2013 steht der Wissenschaft erst seit Mitte Februar 2015 zur Auswertung zur Verfügung. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der 4. Projektionswelle ist deshalb erst im August 2016 zu rechnen.