Berufliche Weiterbildung wird von einer Vielzahl von Institutionen unterschiedlicher Größenordnung und Struktur angeboten. Neben den öffentlichen Trägern verantworten auch gesellschaftliche Großgruppen wie Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Berufsverbände Angebote beruflicher Weiterbildung. Gewerkschafts- und arbeitgebernahe Anbieter machen nach einer im Jahr 2008 durchgeführten Anbieterbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) zusammen rund 7 % der Weiterbildungsorganisationen aus (Einrichtungen der Gewerkschaft: 1,9 %; Einrichtungen der Wirtschaft: 5,2 %; s. Dietrich/Schade/Behrensdorf 2008, S. 26). Für arbeitgebernahe Institutionen ergibt die jährliche wbmonitor Umfrage des BIBB und des DIE stets höhere Werte. 2014 fallen 7,9 % der Weiterbildungsanbieter in diese Kategorie.280
Datenbasis zu Angeboten gewerkschafts- und arbeitgebernaher Institutionen
Die in diesem Abschnitt dargestellten Daten stammen aus Veröffentlichungen der gewerkschafts- bzw. arbeitgebernahen Anbieter. Es handelt sich um Angaben zur Anzahl der Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmenden; teilweise liegen auch Angaben zu den Unterrichtsstunden und zum Umfang einzelner Themenbereiche vor.
Angebot an beruflicher Weiterbildung in gewerkschaftsnahen Institutionen
Im Vordergrund der Bildungsarbeit gewerkschaftsnaher Institutionen steht die politische und gewerkschaftliche Bildung, die sich in der Regel an Mitglieder betrieblicher Interessenvertretungen und Mitglieder der eigenen Organisationen richtet. Teilnehmen können allerdings auch Personen, die nicht Mitglieder einer Gewerkschaft sind. Darüber hinaus wird ein breites Spektrum an Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Umschulung, Fortbildung) angeboten.
Alle großen Gewerkschaften unterhalten Bildungsabteilungen oder Bildungswerke, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte angeboten werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat eine eigene Organisation für Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung gegründet, das Berufsfortbildungswerk des DGB (bfw). Die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) und ver.di Bildung und Beratung GmbH (ver.di b+b) führen neben anderen Angeboten auch Maßnahmen beruflicher Weiterbildung durch. Auch der gewerkschaftsnahe Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben bietet auf Bundes- und auf Länderebene Maßnahmen beruflicher Weiterbildung an. Er wird vom Deutschen Volkshochschul-Verband und dem DGB getragen (vgl. Kapitel B2.2.3).
Die Anzahl der Veranstaltungen und Teilnehmenden in den Berufsfortbildungswerken des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt Tabelle B2.2.2-1. Bundesweit wurden im Jahr 2014 2.335 Veranstaltungen mit 40.476 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Jahr 2013 sank die Zahl der Veranstaltungen um 5,6 %, die Zahl der Teilnehmenden um 5,7 %. Dieser Rückgang ist auf die Entwicklung in Bundesländern im Westen zurückzuführen. Die Zahl der Maßnahmen sank um 7,1 %, die Zahl der Teilnehmenden ebenso. In den östlichen Bundesländern gingen das Angebot und die Nachfrage ebenfalls zurück, jedoch auf geringerem Niveau. Die Zahl der Veranstaltungen sank um 0,9 %, die Zahl der Teilnehmenden ebenfalls.
Im längerfristigen Verlauf zeigt sich beim Berufsfortbildungswerk sowohl bei dem Angebot als auch der Nachfrage an beruflicher Weiterbildung insgesamt der Trend rückläufiger Zahlen. In dem Zeitraum von 2004 bis 2014 sank die Anzahl der Veranstaltungen insgesamt um 23,7 %, die Anzahl der Teilnehmenden um 4,5 %. Dabei schwankten die durchgeführten Veranstaltungen und die Teilnahmen im Verlauf stark. Nach einem Rückgang von 2001 bis 2004 um knapp 24 % bei den Veranstaltungen und über 42 % bei den Teilnahmen (vgl. BIBB-Datenreport 2014, Kapitel B2.2.2) stieg bis zu einem Hoch im Jahr 2009 das Angebot um 25 %, die Nachfrage sogar um 67 %, danach waren die Zahlen wieder rückläufig.
Im Vergleich zu den Berufsfortbildungswerken in den Bundesländern im Westen zeigen sich in den Bundesländern im Osten unterschiedlich ausgeprägte Rückgänge. Die Veranstaltungen gingen in der Zeit von 2004 bis 2014 um 12,4 %, die Zahl der Teilnehmenden um 18,9 % zurück. In den alten Bundesländern sank die Zahl der Veranstaltungen um 25,9 %, die Zahl der Teilnehmenden um 0,8 %.
Die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) bietet bundesweit Fortbildungen, Umschulungen und Weiterbildungen zu den Bereichen berufliche Integration, Wirtschaft und Verwaltung an. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Dieser Themenbereich erreichte im Jahr 2014 knapp ein Viertel der Teilnehmenden und machte 40,5 % der Veranstaltungen aus Tabelle B2.2.2-2. Ein weiterer Schwerpunkt des Angebots lag auf dem Bereich der sonstigen beruflichen Integration281 mit mehr als der Hälfte der Teilnehmenden und einem Drittel der durchgeführten Angebote.
Die Zahl der Teilnehmenden stieg seit 2004 nahezu kontinuierlich an, auf rund 115.187 im Jahr 2014 (+43 %). In diesem Zeitraum entwickelte sich die Zahl der Teilnehmenden in den einzelnen Themenbereichen sehr unterschiedlich. Zuwächse gab es bei den Bereichen Gesundheit/Pflege/Soziales (+47,3 %), Deutsch (+790,1 %) und sonstige berufliche Integration (+119,9 %). Rückgänge sind bei den Themenbereichen Informations- und Kommunikationstechniken (IKT) (-84,5 %), Fremdsprachen (-55,6 %), Technik/Handwerk/Gewerbe (-24,2 %), Hotel- und Gastgewerbe (-84,3 %) und Wirtschaft (-13,8 %) zu finden. Die Rückgänge verliefen seit 2008 in jedem dieser Bereiche, außer im Bereich Wirtschaft, nahezu kontinuierlich.
Anders als bei den Teilnahmezahlen ist bei den Veranstaltungen insgesamt kein eindeutiger Trend ersichtlich, die Zahlen schwankten im Zeitverlauf zwischen rund 7.800 und 6.400. Eindeutige Trends zeigen sich lediglich in einzelnen Themenbereichen. Die Zahl der Veranstaltungen in den Themenbereichen IKT sowie Hotel- und Gastgewerbe gingen seit 2004 nahezu kontinuierlich zurück, die Bereiche Gesundheit/Pflege/Soziales, Wirtschaft und Deutsch nahmen tendenziell zu.
Die Teilnehmenden sind sowohl Arbeitssuchende als auch Beschäftigte aus Firmen und Behörden. Teilweise wird die Teilnahme öffentlich gefördert, teilweise tragen die Teilnehmenden die Kosten für die Weiterbildung selbst. Hauptfinanziers im öffentlich geförderten Sektor sind die Arbeitsverwaltung, die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Optionskommunen (SGB II und SGB III), Berufsgenossenschaften und die Deutsche Rentenversicherung, die Bundeswehr, der Bund, die Länder und die Europäische Union.
Tabelle B2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2004 bis 2014
Tabelle B2.2.2-2: Maßnahmen und Teilnehmende der Deutschen Angestellten-Akademie GmbH (DAA) nach Themenbereichen, 2004 bis 2014
Angebot an beruflicher Weiterbildung in arbeitgebernahen Institutionen
Der „Wuppertaler Kreis e. V. – Bundesverband betriebliche Weiterbildung“ versteht sich als Zusammenschluss von großen Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Im Jahr 2014 hatte er 49 Mitglieder. Darunter sind neben branchen- und firmenbezogenen Einrichtungen einige Bildungswerke der Wirtschaft in großen Bundesländern (z. B. Bildungswerk der Bayerischen, Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft).282
Tabelle B2.2.2-3 zeigt Daten aus der jährlichen Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises „Trends der Weiterbildung“. Von 2004 bis 2010 stieg die Zahl der von den teilnehmenden Mitgliedseinrichtungen durchgeführten Veranstaltungen kontinuierlich auf knapp 140.000 an (+75 %); seit 2011 ging die Zahl der Veranstaltungen zurück, auf 123.800 im Jahr 2014.283 Die Anzahl der Teilnehmenden stieg seit Beginn der Zählung (2006) tendenziell an und lag 2014 bei 1,38 Millionen.
Die meisten Mitgliedseinrichtungen des Wuppertaler Kreises bieten mehrere unterschiedliche Bildungsdienstleistungen an. Durchschnittlich wurden 30 % des Umsatzes mit offen zugänglichen Seminaren erzielt, die sich vor allem an Mitarbeitende mittelständischer Unternehmen richten. Der Umsatzanteil dieser Seminare sank seit Mitte der 1990er-Jahren kontinuierlich, während der Anteil der firmenintern durchgeführten Seminare stieg. 2014 lag der Umsatzanteil dieses Formats bei 26,6 % (2013: 19,9 %). Weitere wichtige Geschäftsfelder waren öffentlich geförderte Maßnahmen mit 16,7 % sowie die Durchführung von Lehr- und Studiengängen mit einem Umsatzanteil von 13,5 % (vgl. Wuppertaler Kreis 2015, S. 4).
Es gibt neben den im Wuppertaler Kreis vertretenen Bildungswerken noch andere regional strukturierte Bildungswerke der Wirtschaft, zu deren Angebot jedoch keine Daten vorliegen.
Tabelle B2.2.2-3: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises 2004 bis 2014
Angebot an beruflicher Weiterbildung bei den Kammern
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten an ihren lokalen und regionalen Standorten berufliche Weiterbildung an, häufig in Zusammenarbeit mit eigenen Bildungszentren. Bei den Veranstaltungen handelt es sich in der Regel um berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge mit Zertifikat sowie Lehrgänge zur Vorbereitung auf IHK-Prüfungen. Der Schwerpunkt der Weiterbildungen liegt auf der betrieblichen Praxis. Das Themenspektrum der Lehrgänge ist breit gefächert und umfasst die Bereiche aller Wirtschaftsunternehmen, die Mitglied der jeweiligen IHK sind. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag veröffentlicht in seinem Bildungsbericht jährlich Daten zur Anzahl der Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden.284 Die Daten der Industrie- und Handelskammern sind in Tabelle B2.2.2-4 dargestellt.285
Im Jahr 2014 wurden von den Industrie- und Handelskammern 24.134 Veranstaltungen mit 1,98 Millionen Unterrichtsstunden und 321.942 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Veranstaltungen um 0,3 %, während die Anzahl der Teilnehmenden um 4,1 % und die Zahl der Unterrichtsstunden um 3,9 % sanken. Im Zeitverlauf von 2004 bis 2014 zeigt sich insgesamt eine Zunahme des Angebots und der Nachfrage. Die Zahl der Unterrichtsstunden stieg nahezu stetig. Bei den Veranstaltungen sind dagegen starke Schwankungen zu sehen, mit deutlichen Rückgängen in den Jahren 2004 und 2010. Auch die Zahl der Teilnehmenden wies starke Schwankungen auf, mit starken Rückgängen in den Jahren 2010 und 2014.
Bei nahezu allen Themenbereichen ging 2014 die Zahl der Teilnehmenden zurück, stark rückläufige Zahlen zeigt vor allem der Bereich „Vorbereitung auf eine neue Berufstätigkeit“ (-12,2 %). Hohe Zuwächse im Vergleich zu 2013 sind lediglich beim Themenbereich „IT und Medien“ zu sehen. Die Veranstaltungen nahmen um 24,4 % zu, die Unterrichtsstunden um 36,7 %, die Zahl der Teilnehmenden um 20,0 %. Der Bereich „IT und Medien“ weist im Zeitverlauf im Vergleich zu anderen Themenbereichen besonders ausgeprägte Schwankungen auf. Nach einem hohen Zuwachs von 2011 auf 2012 bei den Veranstaltungen (+9 %) und Teilnehmenden (+21 %) gab es im Jahr 2013 wieder einen starken Rückgang bei den Veranstaltungen (-16,6 %), Unterrichtsstunden (-11,1 %) und Teilnehmenden (-22,1 %).
Eine differenzierte Darstellung der Aufstiegs- und Anpassungsbildungen der Industrie- und Handelskammern für das Jahr 2014 zeigt Tabelle B2.2.2-5.
Mit jeweils mehr als der Hälfte aller Veranstaltungen und Teilnehmenden entfiel 2014 der größte Teil des Angebots und der Nachfrage auf den Bereich der Anpassungsfortbildung. Die Aufstiegsbildungen sind im Vergleich deutlich zeitintensiver. 59 % aller Unterrichtsstunden entfielen auf diesen Bereich, jedoch nur 22 % der Veranstaltungen und 28 % aller Teilnahmen.
(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)
Tabelle B2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 2004 bis 2014
Tabelle B2.2.2-5: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2014
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Gewerkschaftsnahe Einrichtungen werden nicht als Einzelkategorie ausgewiesen (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung/Deutsches Institut für Erwachsenenbildung: Hochgerechnete und gewichtete Grundauszählung wbmonitor 2014, S. 34).
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Dazu gehören z. B. Maßnahmen zur Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt oder Maßnahmen zur Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (§ 46 SGB III).
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Vgl. www.wkr-ev.de/t_mitgli.htm (Stand 01.09.2015). Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Mitglieder liegt auf der betrieblichen Weiterbildung in offenen und firmeninternen Veranstaltungen, die in enger Kooperation mit Unternehmen, teilweise bezogen auf deren spezifischen Bedarf, durchgeführt werden. Einzelne Mitglieder bieten auch andere Bildungsdienstleistungen an, z. B. als Träger der freien Jugendhilfe berufsorientierende Maßnahmen für Jugendliche oder Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende in Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen. Die hier verwendete Einordnung als „arbeitgebernahe Institutionen“ stützt sich einerseits auf die Geschichte vieler Mitgliedsinstitute des Wuppertaler Kreises, die von Arbeitgeberverbänden (mit-)gegründet wurden, andererseits auf die Tatsache der Mitgliedschaft im Wuppertaler Kreis, der sich laut Selbstdarstellung als Sprachrohr der Unternehmen in Fragen der Weiterbildung versteht.
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Bei der Interpretation der Daten sind die Schwankungen bei den Umfragebeteiligungen zu berücksichtigen.
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284
Auch die Handwerkskammern bieten berufliche Weiterbildung an. Bundesweite Daten zum Angebot und den Teilnehmenden der über 500 Bildungszentren liegen nicht vor.
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2010 wurden die Erhebungsmodalitäten der Daten geändert. Langzeitvergleiche sind somit nur mit Zahlen ab 2010 möglich.