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Erhebungen zur Entwicklung von Angebots-, Anbieter- und Teilnahmestrukturen haben im Bildungssegment Fernlernen eine langjährige Tradition. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Fernunterrichtsstatistik zu, die seit ca. 30 Jahren bei den Anbietern entsprechender Bildungsangebote auf freiwilliger Basis erhoben wird. Im Laufe der Jahre kam es dabei zu Zuständigkeitsverlagerungen hinsichtlich der erhebenden Stelle: Zuletzt übernahm 2009 der Fachverband „Forum DistancE-Learning (FDL)“ die Fernunterrichtsstatistik und führt sie seither in Eigenregie durch. Daneben können für die vorliegende Aufbereitung auch ergänzende Angaben der staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) herangezogen werden.

Staatliche Zulassung von Fernlehr- bzw. Fernstudiengängen

Die staatliche Zulassung von Fernlehr- bzw. (ausschließlich auf privatwirtschaftlicher Grundlage angebotenen) Fernstudiengängen ist durch das Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) geregelt. Als Fernunterricht gilt gemäß § 1 FernUSG „die auf vertraglicher Grundlage erfolgende, entgeltliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, bei der

  1. der Lehrende und der Lernende ausschließlich oder überwiegend räumlich getrennt sind und
  2. der Lehrende oder sein Beauftragter den Lernerfolg überwachen“.

Das Gesetz dient primär dem Verbraucherschutz. Es soll einerseits unseriöse Werbe- und Verkaufspraktiken verhindern und andererseits sicherstellen, dass die didaktische und fachliche Aufbereitung der Lern- bzw. Studieninhalte das Erreichen der angestrebten Bildungsziele ermöglichen. Zulassungsstelle ist die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU).

Anbieter und Teilnehmende an Fern­lehrgängen

Die Zahl der bei der ZFU registrierten Anbieter blieb im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert: zum Stichtag 1. September 2015 waren dort 413 Anbieter registriert (2014: 412). Nähere Aussagen über die Anbieter ermöglicht die Fernunterrichtsstatistik 2015 des FDL, die sich auf den Erhebungszeitraum 1. Januar 2014 bis 31.  Dezember 2014 bezieht.286 Im Rahmen dieser Erhebung wurden 395 Fernlehrinstitute im Jahr 2015 angeschrieben, von denen sich 91 an der Befragung beteiligten (Rücklaufquote: 23,0 %).

Für das Jahr 2014 weisen die an der Erhebung beteiligten Institute insgesamt 180.899 Teilnahmen an staatlich zugelassenen Fernlehrgängen aus. Im Vergleich zum Vorjahr (177.342 Teilnahmen) erhöhte sich damit die Anzahl der Fernlernenden um ca. 2 %.287 Der Anteil der Frauen in Fernlehrgängen war in den letzten Jahren stets etwas höher als der der Männer. Mit 51,8 % ist der Frauenanteil 2014 gegenüber 2013 (52,8 %) leicht gesunken. Das Gros der Teilnehmenden ist – wie in den vergangenen Jahren – zwischen 21 und 40 Jahre alt Schaubild B2.3-1.

Schaubild B2.3-1: Fernlernende nach Alter (in %)

Angebot an Fernlehrgängen

Entsprechend der kaum veränderten Anzahl an registrierten Bildungsanbietern weist die ZFU im Vergleich zu den Vorjahren einen moderaten Anstieg der bei ihr registrierten Bildungsangebote aus: Zum Stichtag 1. September 2015 gab es 3.286 Bildungsangebote (davon 313 nicht zulassungspflichtige „Hobby-Lehrgänge“). Gegenüber 2014 (3.218; darunter 276 „Hobby-Lehrgänge“) stieg die Anzahl damit um 2,1 %.

Von den Bildungsangeboten im Fernlernen (n = 3.278, da zu 8 Angeboten keine Angaben vorliegen) dauern 300 (9,2 %) länger als 24 Monate und knapp ein Viertel (784; 23,9 %) 13 bis 24 Monate. Ein gutes Drittel (1.186; 36,2 %) hat eine Laufzeit von 6 bis 12 Monaten, während ein weiteres gutes Viertel (911, 27,8 %) unter 6 Monaten bleibt. 97 Bildungsangebote (2,9 %) ermöglichen eine variable Belegungszeit.

Rund zwei Drittel der registrierten Bildungsangebote (2.188) bereiten auf eine Abschlussprüfung vor; der größte Teil (1.251; 57,2 %) schließt dabei mit einem Zertifikat des Anbieters ab. Etwa ein Fünftel (435; 19,9 %) ermöglicht eine öffentlich-rechtliche Prüfung, und mehr als jedes zehnte (257; 11,7 %) dieser Angebote wird von einer Hochschule durchgeführt. 217 (9,9 %) führen zu einer staatlichen Schul- bzw. Fachschulprüfung und weitere 28 (1,3 %) zu einer verbandsinternen Prüfung Schaubild B2.3-2.

Hinsichtlich der bevorzugten Lehrgangsinhalte dominierten auch 2015 Bildungsangebote zu „Wirtschaft und kaufmännischer Praxis“ mit 24,9 % aller Teilnahmen (2014: 26,6 %). Daneben wurden das Nachholen schulischer Abschlüsse (13,3 %; 2014: 14,2 %), anerkannte Aufstiegsfortbildungen (12,1 %; 2014: 13,9 %) und Kursangebote im Bereich „Gesundheit, Gymnastik, Körperpflege, Haushaltsführung“ (11,5 %; 2014: 10,0 %) häufiger nachgefragt. Während einige dieser Themenbereiche im Vergleich zu 2014 leichte Teilnahmerückgänge zu verzeichnen hatten, konnten EDV-Lehrgänge (8,4 %; 2014: 8,0 %), Angebote zu „Erziehungs- und Schulfragen, Pädagogik, Psychologie, Gruppendynamik/Verhaltenstraining, Eltern- und Familienbildung“ (7,3 %; 2014: 7,2 %) und Sprachlehrgänge (6,6 %; 2014: 5,3 %) leicht zulegen. Eher weniger gefragt waren Fernlehrgänge zu kreativem Gestalten und Freizeitaktivitäten (5,9 %; 2014: 6,5 %) und mathematisch bzw. technisch oder naturwissenschaftlich ausgerichtete Bildungsangebote (5,0 %; 2014: 5,6 %). Trotz einer im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegenen Nachfrage fanden sozialwissenschaftliche (2,1 %; 2014: 0,7 %) und geisteswissenschaftliche Angebote (2,1 %; 2014: 1,9 %) nur wenig Zuspruch.

Schaubild B2.3-2: Staatlich zugelassene Fernlehrgänge nach Abschlüssen (in %)

Entwicklung bei Fernstudiengängen

Die Zahl der Fernstudierenden hat nach Angaben des FDL im Jahr 2014 wieder leicht zugenommen und stieg auf nunmehr 154.325 (2013: 152.881). 114.045 von ihnen studierten an einer Fernhochschule (Fernuniversitäten: 71.086, Fernfachhochschulen: 42.959) und weitere 40.280 an einer Präsenzhochschule, die auch Fernstudiengänge anbietet. Betrachtet man den prozentualen Teilnahmeanstieg im Zeitraum 2009 bis 2014 differenziert nach Hochschultyp (Präsenz- bzw. Fernhochschule), so stieg die Anzahl der Fernstudierenden an Fernhochschulen um 25,1 % von 85.378 (2009) auf 114.045 (2014). Die Anzahl der Fernstudierenden an Präsenzhochschulen stieg hingegen um 56,7 % von 17.428 (2009) auf 40.280 (2014). Der mehr als doppelt so hohe Anstieg der Fernstudierenden ergibt sich aus der Öffnung der Präsenzhochschulen und belegt die große Bedeutung der Fernstudiendidaktik in Hinblick auf berufsbegleitende Studienformate.

Einen differenzierten Überblick über die verschiedenen hochschulischen Abschlüsse der von der ZFU zugelassenen (d. h. privatwirtschaftlichen) Fernstudienangebote (n = 257) bietet Schaubild B2.3-3.

(Angela Fogolin)

 

Schaubild B2.3-3: Staatlich zugelassene, privatwirtschaftliche Hochschulabschlüsse (in %)

  • 286

    Forum DistancE-Learning (Hrsg.): Fernunterrichtsstatistik 2015.
    URL: www.forum-distance-learning.de (Stand: 15. Dezember 2015).

  • 287

    Zusätzlich zu den erhobenen Daten ergänzt der FDL die Teilnahmezahlen um Schätzungen, die auf seiner Branchenkenntnis und seinem Marktüberblick basieren. Für das Jahr 2014 geht er von 72.400 weiteren Teilnehmenden aus und kommt somit auf insgesamt 253.289 Teilnahmen an zugelassenen Fernlehrgängen. 2013 wurden 177.342 Teilnahmen erhoben und weitere 72.036 Teilnehmende geschätzt und somit eine tatsächliche Beteiligung von 249.378 Personen vermutet.
    Grundlage für die Aufbereitungen der Fernunterrichtsstatistik des FDL im BIBB-Datenreport bilden die empirisch erhobenen Daten. Würden die Schätzungen ebenfalls berücksichtigt, betrüge die Zunahme im Vergleich zum Vorjahr ca. 1,5 %.