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Ein Studium kann erfolgreich mit dem geplanten Abschluss beendet werden oder nicht. Vielfach bedeutet ein nicht beendetes Studium allerdings keinen endgültigen Ausstieg aus dem Hochschulsystem, sondern einen Fach- oder Hochschulwechsel (vgl. Erläuterung am Anfang von Kapitel  C). Für den weiteren Bildungs- und Berufsweg nach vorzeitiger Beendigung des Erststudiums ist unter anderem von Bedeutung, ob vor Studienbeginn bereits eine berufliche Qualifikation erworben wurde. Studierende mit einer – dualen oder schulischen – beruflichen Ausbildung306 unterscheiden sich hinsichtlich der Abbruchhäufigkeit im Erststudium nicht deutlich von Studierenden ohne vorherige berufliche Ausbildung. Im Falle eines erfolg­losen Erststudiums bleiben bereits beruflich Qualifizierte jedoch seltener an der Hochschule. So nehmen von ihnen knapp 30 % ein weiteres Studium auf, wohingegen knapp 60 % derjenigen ohne vorherige Berufsausbildung in ein anderes Studium wechseln.307 Daraus ergibt sich die Frage, ob sich auch der Verbleib der beiden Gruppen von Studien­abbrechern und Studienabbrecherinnen nach der endgültigen Exmatrikulation unterscheidet. Diese Frage wird nachfolgend auf Grundlage des Nationalen Bildungspanels (NEPS) untersucht. Mit den retrospektiven Lebensverlaufsdaten der NEPS-Studie (Blossfeld/Rossbach/von Maurice 2011) können die Bildungs- und Berufsverläufe der Studienteilnehmer/-innen über einen langen Zeitraum nachverfolgt werden. Für die Untersuchung des Verbleibs von Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen ergibt sich daraus der Vorteil, dass auch längere Such-, Orientierungs- und Ausbildungsphasen nach der endgültigen Exmatrikulation sowie die vor-tertiären Bildungsverläufe berücksichtigt werden können. Im Folgenden werden auf dieser Grundlage die Übergänge im Zeitverlauf bis zu fünf Jahre nach der Exmatrikulation präsentiert. 

Das Nationale Bildungspanel (NEPS) und die hier verwendete Datenbasis

Grundlage dieses Beitrags sind Daten der Startkohorte 6 (Erwachsene) des NEPS (doi:10.5157/NEPS:SC6:5.1.0). Die Daten wurden von 2008 bis 2013 als Teil des Rahmenprogramms zur Förderung der empirischen Bildungsforschung erhoben, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde. Seit 2014 wird NEPS vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e. V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in Kooperation mit einem deutschlandweiten Netzwerk weitergeführt. Das NEPS ist eine repräsentative Bevölkerungsumfrage. Sein Ziel ist es, Längsschnittdaten unter anderem zu individuellen Bildungsprozessen, Bildungsentscheidungen und Bildungsverläufen zu erheben. Um dieses Ziel zu erreichen, ist das NEPS als Multikohortenstudie mit insgesamt mehr als 60.000 Personen angelegt, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren wiederholt befragt werden.

Für die hier vorgenommene Untersuchung von Verbleib und Berufsstatus von Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen werden Daten aus der Startkohorte „Erwachsene“ verwendet. Diese umfasst die Geburtsjahrgänge 1944–1986. Für die zum Zeitpunkt der hier vorgelegten Analysen waren Daten aus vier Erhebungswellen zwischen 2008 und 2013 verfügbar. Um sicherzustellen, dass alle Befragten zumindest die erste Bildungskarriere zum Befragungszeitpunkt bereits abgeschlossen haben, wurden jedoch die Geburtsjahrgänge 1986 und 1985 von den Analysen ausgeschlossen. Da es sich um eine allgemeine Bevölkerungsumfrage handelt, an der auch Personen teilnehmen, die nie an einer Hochschule eingeschrieben waren, gehen in die Analysen ausschließlich diejenigen Befragten ein, die mindestens einmal im Lebensverlauf an einer Fachhochschule oder Universität immatrikuliert waren. Die Analysestichprobe beläuft sich damit auf knapp 4.490 Personen (siehe auch Expertise zu Studienverlauf, Verbleib und Berufsstatus von Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen auf Grundlage von Daten aus dem NEPS im Internet).

Verbleib und Qualifikationserwerb von Studien­abbrechern und Studienabbrecherinnen mit und ohne berufliche Ausbildung

Studienabbrecher/-innen ohne vollqualifizierenden Berufsausbildungsabschluss befinden sich einen Monat nach der Exmatrikulation häufiger in Brückenepisoden, Brückenepisoden308 (11,6 % versus 21,0 % bei Studien­abbrechern und Studienabbrecherinnen mit vollqualifizierendem Abschluss) oder in der Arbeitslosigkeit (12,3 % versus 8,8 %) Schaubild C2.2-1 und Schaubild C2.2-2. Der Anteil der endgültigen Studienabbrecher/ -innen ohne berufliche Ausbildung, die unmittelbar nach der Exmatrikulation erwerbstätig sind, ist mit rund einem Viertel dagegen deutlich geringer als bei beruflich qualifizierten Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen (54,2 %). Dies deutet darauf hin, dass bei beruflich Qualifizierten seltener eine Orientierungs- oder Suchphase erforderlich ist und der (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt häufiger reibungslos verläuft. Der geringe Anteil dieser Gruppe in vollqualifizierenden Ausbildungen zeigt zudem, dass beim Einstieg in den Arbeitsmarkt häufig auf vorhandene Qualifikationen zurückgegriffen werden kann. Von den Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen ohne vollqualifizierende Ausbildung vor dem Studium befindet sich dagegen 2  Jahre nach der Ex­matrikulation über ein Drittel in einer Ausbildung. Ein Vergleich von Schaubild C2.2-1 und Schaubild C2.2-2 zeigt jedoch auch, dass 5  Jahre nach der Exmatrikulation bezüglich des Arbeitslosigkeitsrisikos kaum Unterschiede bestehen und dass sich zu diesem Zeitpunkt in beiden Gruppen jeweils über 70 % in einer Erwerbstätigkeit befinden. Studienabbrecher/-innen ohne berufliche Qualifikation scheinen demnach langfristig ähnlich erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt zu sein wie Studienabbrecher/-innen mit beruflicher Qualifikation. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgt jedoch häufig später, da nach der Exmatri­kulation in vielen Fällen noch ein beruflicher Ausbildungsabschluss angestrebt wird.

Betrachtet man den Qualifikationsstatus der endgültigen Studienabbrecher/-innen insgesamt, verfügten bereits knapp 40 % dieser Gruppe zum Zeitpunkt der Exmatrikulation über einen Ausbildungsabschluss Schaubild C2.2-3 Internet. Im Zeitverlauf ergibt sich zusätzlich, dass in der Gruppe der endgültigen Studienabbrecher/ -innen ohne berufliche Qualifikation innerhalb von 60 Monaten nach der Exmatrikulation ein erheblicher Anteil (60 %) noch einen Ausbildungsabschluss erwirbt. Nach 60  Monaten verfügen insgesamt rund 64 % aller endgültigen Studienabbrecher/-innen über eine berufliche Vollqualifikation.

Schaubild C2.2-1: Verbleib der endgültigen Studienabbrecher/-innen ohne vor-tertiären Berufsbildungsabschluss (Angaben in %)1

Schaubild C2.2-2: Verbleib der endgültigen Studienabbrecher/-innen mit vor-tertiärem Berufsbildungsabschluss (Angaben in %)1

Beruflicher Status der erwerbstätigen Studienabbrecher/-innen mit und ohne berufliche Ausbildung im Zeitverlauf

Die bisherigen Analysen zeigen, dass in vielen Fällen nach dem endgültigen Studienabbruch noch eine berufliche Qualifikationsphase stattfindet, und zwar insbesondere bei denjenigen, die vor dem Studium noch keine vollqualifizierende Berufsausbildung abgeschlossen hatten. Eine genaue Analyse des Verbleibs, insbesondere eine Beurteilung der Erwerbschancen und des Arbeitslosigkeitsrisikos, sollte also berücksichtigen, dass nach dem Studienabbruch noch längere Orientierungs- und Qualifikationsphasen den Eintritt in den Arbeitsmarkt verzögern.

5 Jahre nach dem endgültigen Studienabbruch befinden sich nahezu drei Viertel der Studienabbrecher/-innen in einer Erwerbstätigkeit. Die obigen Analysen erlauben jedoch keine Aussagen zur Art der Beschäftigung oder zur beruflichen Position. Da die NEPS-Daten aber zu jeder Arbeitsmarktepisode auch genaue Angaben zum Beruf enthalten, kann die berufliche Position generiert werden, wofür auf das Klassenschema von Erikson, Goldthorpe und Portocarero (1979) zurückgegriffen wurde (vgl. auch Brauns/Steinmann/Haun 2000) . Anhand dieser Informationen sind Rückschlüsse auf den beruflichen Status der Studienabbrecher und Studienabbrecherinnen möglich.

Das Klassenschema von Erikson, Goldthorpe und Portocarero

Um die berufliche Position zu bestimmen, die Studien­abbrecher und Studienabbrecherinnen mit und ohne vorherige Berufsausbildung im Zeitverlauf erreichen bzw. einnehmen, wird auf ein von Erikson, Goldthorpe und Portocarero (1979) entwickeltes Klassenschema (kurz: EGP-Klassenschema) zurückgegriffen. Die in dem Schema differenzierten Klassen werden anhand von Berufen sowie der Stellung im Beruf und der damit einhergehenden typischen Arbeitstätigkeit (z. B. einfache oder qualifizierte manuelle Tätigkeit, leitende Tätigkeit) gebildet (siehe linke Spalte in der unten stehenden Übersicht). Das Schema besteht aus insgesamt 10 Klassen, die allerdings für die hier vorgenommenen Analysen zu 4  Klassen zusammengefasst werden (vgl. rechte Spalte in der unten stehenden Übersicht). 

Das Klassenschema von Erikson, Goldthorpe und Portocarero

Schaubild C2.2-4 und Schaubild C2.2-5 zeigen die Berufspositionen endgültiger Studienabbrecher/-innen ohne und mit beruflicher Qualifikation (erworben vor dem Beginn des Studiums) jeweils über einen Zeitraum von 60  Monaten. Liegt keine berufliche Qualifikation vor, erfolgt der Einstieg in den Arbeitsmarkt häufig (35,6 %) in un- und angelernten Positionen; allerdings ist auch ein beachtlicher Anteil in der unteren oder oberen Dienstklasse zu finden (erster Monat nach dem endgültigen Abbruch Schaubild C2.2-4). Angesichts der Tatsache, dass diese Tätigkeiten in der Regel ein hohes Qualifikationsniveau erfordern, ist dieser Befund durchaus überraschend. In der Gruppe der endgültigen Studienabbrecher/-innen ohne berufliche Qualifikation lässt sich im Zeitverlauf zudem eine deutliche Dynamik hinsichtlich der erreichten bzw. eingenommenen beruflichen Positionen beobachten. Ein Zustrom ergibt sich vor allem in den Gruppen der unteren Dienstklassen und der Fachkräfte, während der Anteil der Un- und Angelernten im Zeitverlauf kleiner wird. Offenbar gelingt also dieser Gruppe im Lauf der ersten 5 Jahre nach der Exmatrikulation ein Aufstieg in attraktivere Positionen, entweder durch zusätzlich erworbene formale Qualifikationen oder durch Jobwechsel.

Die Gruppe der endgültigen Studienabbrecher/-innen, die bereits vor dem Studium eine Ausbildung abgeschlossen hatte, zeigt eine geringere Dynamik hinsichtlich der beruflichen Positionen Schaubild C2.2-5. Besonders auffällig im Vergleich mit den Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen ohne Ausbildungsabschluss sind der höhere Anteil an Fachkräften und der verhältnismäßig geringe Anteil an niedrig qualifizierten Positionen im ersten Monat nach der Exmatrikulation. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgt also häufiger in Positionen der mittleren Qualifikationsebene, wenn bereits bei der Exmatrikulation eine berufliche Qualifikation vorliegt. Die Positionen der höheren Qualifikationsebene werden jedoch von den erwerbstätigen endgültigen Studien­abbrechern und Studienabbrecherinnen mit und ohne berufliche Qualifikation nahezu gleich häufig besetzt.

Werden die von den erwerbstätigen endgültigen Studien­abbrechern und Studienabbrecherinnen 5 Jahre nach der vorzeitigen Exmatrikulation eingenommenen beruflichen Positionen miteinander verglichen, lassen sich keine gravierenden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen mehr feststellen. Beim Vergleich der beruflichen Positionen im Zeitverlauf muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Zustrom aus Arbeitslosigkeit, beruf­lichen Ausbildungsgängen und Überbrückungsphasen zu einer Veränderung der Prozentuierungsbasis führt und die Gruppe der Studienabbrecher/-innen ohne berufliche Ausbildung vor Beginn des Studiums im Verlauf der 5 Jahre weitere formale Qualifikationen erwerben kann. Aus Schaubild C2.2-4 und Schaubild C2.2-5 geht daher nicht hervor, wie die Gruppe der Erwerbstätigen jeweils hinsichtlich der formalen Qualifikationen zusammengesetzt ist und ob sich Studienabbrecher/-innen ohne formale Qualifikation von denen mit beruflichen Abschlüssen, die vor dem Beginn des Studiums oder auch nach der endgültigen Exmatrikulation erworben wurden, unterscheiden.

Da ein solcher Vergleich erst dann sinnvoll ist, wenn die eventuell begonnenen beruflichen Ausbildungen abgeschlossen wurden, zeigt Schaubild C2.2-6 die beruf­lichen Positionen nach 5 Jahren. Dabei werden 3  Gruppen separat betrachtet:

  • Studienabbrecher/-innen, die weder vor dem Studium noch nach der Exmatrikulation einen Ausbildungsabschluss erworben haben,
  • Studienabbrecher/-innen, die bereits vor dem Stu­dium eine berufliche Ausbildung abgeschlossen hatten, und
  • Studienabbrecher-/-innen, die erst nach der Exmatri­kulation einen beruflichen Ausbildungsabschluss erworben haben.

Um neben den beruflichen Positionen auch die nicht erwerbstätigen Studienabbrecher/-innen in die Berechnung einzubeziehen, wurden zusätzlich die Kategorien „nicht erwerbstätig“ sowie „Ausbildung/Wehrdienst/Ersatzdienst u. Ä.“ in die Berechnung eingefügt. In allen 3  Gruppen ist die untere Dienstklasse die am häufigsten besetzte Berufsposition. Bemerkenswert ist allerdings, dass Studienabbrecher/-innen, die bereits vor dem Studium eine Ausbildung abgeschlossen hatten, besonders häufig in Berufen mit mittleren Qualifikationsanforderungen verbleiben (untere Dienstklasse und Fachkraft), jedoch gleichzeitig selten in niedrigen Berufspositionen, in Ausbildung/Wehrdienst/Ersatzdienst u. Ä. oder unter den Nichterwerbstätigen anzutreffen sind.

Überraschend ist die Tatsache, dass Studienabbrecher/ -innen, die auch 5 Jahre nach der Exmatrikulation keine formale Qualifikation erworben haben, besonders häufig Positionen der oberen Dienstklasse bekleiden. Gleichzeitig besteht in dieser Gruppe jedoch auch ein hohes Risiko, nicht erwerbstätig zu sein. Um diese Beobachtung zu erklären, bedarf es detaillierterer Analysen und einer umfangreicheren Datenbasis, sodass an dieser Stelle über mögliche Gründe lediglich Vermutungen angestellt werden können. Bei Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen, die bereits unmittelbar nach der Exmatrikulation in eine hohe Berufsposition einsteigen, ist beispielsweise denkbar, dass bereits während des Studiums ein attraktives Jobangebot vorlag, das der eigentliche Auslöser des Studienabbruchs war. In einer solchen Situation ist die Aufnahme einer weiteren Ausbildung wenig attraktiv, da in diesen Fällen offenbar auch ohne formale Qualifikation eine gute Positionierung im Arbeitsmarkt erreicht werden kann. Ähnlich gering dürfte der Anreiz für den Erwerb formaler Qualifikationen sein, wenn die Einstiegsposition unmittelbar nach der Exmatrikulation zwar niedrig ist, sich aber durch Jobwechsel oder Berufserfahrung attraktive Aufstiegsmöglichkeiten ergeben. Dass sich gleichzeitig ein hoher Anteil der nicht formal qualifizierten Studienabbrecher/-innen 5 Jahre nach der Exmatrikulation außerhalb des Arbeits- und Ausbildungsmarktes (im Sinne von nicht erwerbstätig) befindet, kann dennoch auf problematische Übergänge zurückzuführen sein, die in direktem Zusammenhang mit den fehlenden formalen Qualifikationen stehen. Gleichermaßen ist jedoch auch zu vermuten, dass es sich hier zum Teil um einen freiwilligen Verzicht auf Erwerbstätigkeit oder Ausbildungsaktivitäten handelt, beispielsweise, wenn familiäre Verpflichtungen oder Krankheit vorliegen.

Studienabbrecher/-innen, die bereits vor dem Studium eine berufliche Qualifikation erworben hatten, befinden sich überproportional häufig in Berufen der mittleren Qualifikationsebene. Dies legt die Vermutung nahe, dass diese Gruppe häufig in den erlernten Beruf zurückkehrt oder berufsbegleitend studiert und nach der Exmatrikulation den Arbeitsplatz behält. Die endgültigen Studienabbrecher/-innen, die erst nach der Exmatrikulation eine berufliche Qualifikation erworben haben, sind seltener in der oberen Dienstklasse beschäftigt als die anderen beiden Gruppen, haben jedoch auch ein geringeres Risiko, nicht erwerbstätig zu sein. Der Berufsstatus der endgültigen Studienabbrecher/-innen, die nach der Exmatrikulation noch eine berufliche Ausbildung absolviert haben, ist jedoch nur bedingt mit denen der anderen Gruppen vergleichbar, da in dieser Gruppe nach der Exmatrikulation kein direkter Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgte und somit insgesamt weniger Zeit für eine „Statusdynamik“, also Aufstiege in höhere Berufsgruppen, zur Verfügung stand. Insgesamt ist bei der Interpretation dieser Befunde nicht von kausalen Mechanismen auszugehen. So kann aus Schaubild C2.2-6 weder abgeleitet werden, dass eine Ausbildung vor dem Studium Studienabbrecher/-innen vor Arbeitslosigkeit schützt, noch, dass ein Abbruch ohne weitere Qualifika­tion mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in die höchsten Berufspositionen führt.

Bei einer Differenzierung des im Zeitverlauf eingenommenen Berufsstatus nach Geschlecht309 fällt auf, dass Männer 5 Jahre nach der Exmatrikulation insgesamt deutlich häufiger eine Position in der oberen Dienstklasse bekleiden als Frauen Schaubild C2.2-7 Internet sowie Schaubild C2.2-8 Internet. Frauen befinden sich im Vergleich zu Männern dagegen besonders häufig außerhalb des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes, sind also nicht erwerbstätig. Dies kann auf familiäre Verpflichtungen hinweisen; detailliertere Analysen sind jedoch aufgrund der Datenlage nicht möglich. Frauen, die sich nach dem endgültigen Studienabbruch für eine berufliche Ausbildung entschieden haben, bilden hier die Ausnahme: Sie sind häufiger in Berufen der unteren Dienstklasse oder als Fachkraft beschäftigt und zählen seltener zu den Nichterwerbstätigen. Eine berufliche Ausbildung nach der Exmatrikulation scheint bei Frauen eng mit dem Wunsch nach einer Erwerbstätigkeit verbunden zu sein.

(Nicole Tieben, Eberhard Karls Universität Tübingen, LEAD Graduate School & Research Network)

Schaubild C2.2-4: Berufsstatus der endgültigen Studienabbrecher/-innen ohne vor-tertiären Berufsausbildungsabschluss (Angaben in %)

Schaubild C2.2-5: Berufsstatus der endgültigen Studienabbrecher/-innen mit vor-tertiärem Berufsausbildungsabschluss (Angaben in %)

Schaubild C2.2-6: Verbleib der endgültigen Studienabbrecher/-innen 5 Jahre nach der Exmatrikulation (Angaben in %)

  • 306

    Wie hier sind auch im Folgenden mit beruflicher Ausbildung sowohl eine duale als auch eine schulische Berufsausbildung sowie die darüber erreichten qualifizierten Berufsabschlüsse gemeint.

  • 307

    Vgl. hierzu die im Internet zur Verfügung stehende Expertise zu Studienverlauf, Verbleib und Berufsstatus von Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen auf Grundlage von Daten aus dem NEPS; verfügbar unter https://www.bibb.de/datenreport/de/aktuell.php.

  • 308

    Als „Brückenepisoden“ werden hier Episoden zusammengefasst, die nicht einer Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit oder Ausbildung entsprechen. Es kann sich dabei um Urlaub, Elternzeit oder Krankheit handeln, oftmals handelt es sich jedoch um Such- und Wartephasen beim Übergang in Ausbildung oder Erwerbstätigkeit. 

  • 309

    Zu beachten ist, dass die sehr kleinen Fallzahlen nur bedingt zuverlässige Rückschlüsse zulassen.