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Im Jahr 2015 ist die Neuausrichtung der Förderschwerpunkte für Modellversuche ausgewertet worden. Dabei wurde deutlich, dass mit der programmförmigen Organisation erhebliche neue Möglichkeiten für die Forschung in Modellversuchen sowie den Transfer der Ergebnisse entstehen. Auf Programmebene konnten im Wirkungsfeld Praxis – Wissenschaft – Politik Sammelbände mit den wissenschaftlichen Ergebnissen der Projekte sowie der wissenschaftlichen Begleitung und der Programmleitung veröffentlicht und Handlungsempfehlungen auf der Makroebene für das BMBF vorgenommen werden.

Grundlage hierfür ist, dass in allen Förderschwerpunkten eine wissenschaftlich fundierte Programmarchitektur eingesetzt wurde, mit der die Beteiligten in den Projekten, die externe wissenschaftliche Begleitung und die Leitung im BIBB projektübergreifend gemeinsam Prozesse und Ergebnisse reflektieren und weiterentwickeln konnten. Auf der Programmebene wurden die leitenden Forschungsfragen und die hierzu generierten Erkenntnisse vorgestellt, diskutiert sowie hinsichtlich der konkreten Erfahrungen in den Projekten hinterfragt und weitergeführt.

Durch die programmförmige Gestaltung der Förderschwerpunkte werden Ergebnisse, Instrumente, Konzepte, Methoden sowie Kenntnisse über Gelingensbedingungen angestrebt, die über die jeweiligen Projekte hinaus auch in anderen Kontexten (Betrieben, Regionen, Branchen) eingesetzt werden können. Die Wirksamkeit beruht vor allem auf strukturierten Kommunikations- und Kooperationsprozessen, die Validität und Akzeptanz der Ergebnisse schaffen und Grundlagen für Verstetigung und Transfer der Ergebnisse legen. So werden die Modellversuche durch Projektverbünde auf regionaler oder Branchenebene realisiert, in denen sich beteiligte Unternehmen, Kammern, Sozialpartner, kommunale oder regionale Verwaltung, Schulen, überbetriebliche Bildungseinrichtungen sowie wissenschaftliche Einrichtungen zusammen finden. Eine Übersicht über die Kooperationsbeziehungen in den Modellversuchsförderschwerpunkten findet sich in Tabelle D2-1 Internet.

(Barbara Hemkes)

Transferaktivitäten der Modellversuchs­förderschwerpunkte im Jahr 2015

In den ausgelaufenen Förderschwerpunkten gab es 2015 zahlreiche Transferaktivitäten. So fanden im Rahmen des Schwerpunkts „Neue Wege in die duale Ausbildung – Hetero­genität als Chance zur Fachkräfte­sicherung“ 2015 2  Konferenzen statt, die das Thema Demografie im Kontext mit Heterogenität, Vielfalt und Diversity behandelten. Dazu wurden die in den Modellversuchen erarbeiteten Konzepte, Handlungsansätze und Instrumente präsentiert und einer breiten Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt: Bei den Hochschultagen berufliche Bildung in Dresden standen das Ausbildungspersonal in den Unternehmen und dessen Umgang mit Heterogenität im Mittelpunkt. (https://www.bibb.de/de/26423.php). Die „Demografie-Konferenz“ der Handwerkskammer Halle (Saale), bot 5 Modellversuchen (u. a. auch aus dem Schwerpunkt „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“) die Bühne, ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit von über 100 Fachleuten aus Praxis, Wissenschaft und Politik vorzustellen (www.bibb.de/de/33945.php).

Der Förderschwerpunkt „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“ wies im Jahr 2015 zahlreiche Transferaktivitäten im Bereich von Internetportalen nach. Diese bieten vielfältige Infor­mationen an, wie zum Beispiel www.bibb.de/qualitaet, www.bibb.de/Modellversuche, www.foraus.de (30  Instru­mente), www.deqa-vet.de (62 Instrumente) und https://www.deqa-vet.de/de/ENIQAB.php. Darüber hinaus sind vielfältige projektspezifische Materialien online verfügbar (siehe u. a. https://www2.bibb.de/bibbtools/de/ssl/4944.php), die stark nachgefragt werden. Hohe Resonanz erfährt auch der Leitfaden „Qualität der betrieblichen Berufsausbildung“, der als zentrale Publikation für die Bildungspraxis aus dem Förderschwerpunkt resultiert und inzwischen in 2. Auflage erschienen ist. Er enthält ausgewählte Ergebnisse aus zehn Modellversuchen (www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/id/7503).

Im Februar 2015 fand die gemeinsame Fachtagung von BIBB und Deutscher Bundesstiftung Umwelt (DBU) „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung: Perspektiven und Strategien 2015+“ mit rund 150 Teilnehmenden statt, Hier wurden vor allem die strukturbildenden Ansätze im Förderschwerpunkt „Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung“ herausgestellt und strategische Grundlagen zur Gestaltung des Weltaktionsprogramms erörtert. (vgl. www.bibb.de/de/25101.php). Zudem hatten bereits im Herbst 2014 Fachgespräche stattgefunden, um den Diskussions- und Arbeitsstand einer Integration von nachhaltigkeitsorientierten Inhalten in die Ordnungsarbeit zusammenzutragen. Im Rahmen seiner Transferrolle hat das BIBB die Ergebnisse dieser Fachgespräche aufgenommen, ausgewertet und im Jahr 2015 dokumentiert. Diese Diskussionsbeiträge bieten wichtige Impulse für die Fortführung des Diskussionsprozesses zur strukturellen Verankerung von nachhaltiger Entwicklung in der Berufsarbeit. Daneben werden gute Beispiele für die Integration von BBNE bei den verschiedenen Instrumenten der Ordnungsmittel dargestellt (www.bibb.de/de/37287.php).

(Andrea Mohoric, Dorothea Schemme, Marion Trimkowski, Gisela Westhoff)

Neuer Förderschwerpunkt für Modellversuche im Bereich nachhaltiger Entwicklung

Mit Veröffentlichung der Förderrichtlinie am 29. September 2015 wird die „Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung“ weiterentwickelt und ein neuer Förderschwerpunkt aufgelegt. Rund 6 Millionen Euro stellt das BMBF zur Verfügung, um Konzepte für nachhaltig orientierte berufliche Handlungskompetenzen und nachhaltige (betriebliche) Lernorte zu fördern. Die Ausschreibung orientiert sich am neuen Weltaktionsprogramm der Vereinten Nationen „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2015–2019“. Das BIBB wendet sich mit dem neuen Modellversuchsförderschwerpunkt besonders der strukturellen Verankerung von nachhaltiger Entwicklung zu, indem übergreifende Konzepte für die betriebliche Ausbildung und Gestaltungslösungen für nachhaltige Ausbildungsstätten entwickelt werden:

  • Entwicklung von Ausbildungs- und Qualifizierungs­konzepten zur Nachhaltigkeit in kaufmännischen Berufen
    Gefördert werden Konzepte, mit denen nachhaltigkeitsorientierte Kompetenzen domänespezisch in kaufmännischen Berufen verankert werden. Darunter fallen (fach-)didaktische Konzepte für Lehrpläne und Lehr/-Lernmodule sowie prüfungsrelevante Lehr-/Lernarrangements, die ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes berufliches Handeln unterstützen. Die kaufmännischen Berufe können in den Branchen und Bereichen Groß-, Außen- und Einzelhandel, Logistik/Verkehr sowie Pflege/Gesundheit/Soziales angesiedelt sein.
  • Gestaltung eines nachhaltigen Lernortes in Berufsbildungseinrichtungen
    Ansatzpunkt sind hier die Ausbildungsbetriebe: Gefördert werden Konzepte zur Ausgestaltung eines nachhaltigen Lernortes in der dualen Berufsausbildung, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS), beruflichen Schulen, Berufsbildungswerken und anderen Bildungseinrichtungen der dualen Berufsausbildung. Dabei sollen unter anderem Indikatoren für einen nachhaltigen Lernort entwickelt werden (vgl. https://www2.bibb.de/bibbtools/de/ssl/33716.php).

(Andrea Mohoric)

BMBF-Forschungs- und Entwicklungs­programm „Innovative Ansätze einer zukunftsorientierten Weiterbildung“

Infolge der demografischen Entwicklung sowie der Digitalisierung und des technischen Wandels gewinnt die berufliche Weiterbildung immer mehr an bildungs- und gesellschaftspolitischer Bedeutung. Die sich immer rascher wandelnden Anforderungen verlangen ein ständiges neues Lernen und Zurechtfinden und somit auch eine kontinuierliche Anpassung der beruflichen Qualifikationen. Gleichzeitig wird aber die quantitative und qualitative Beteiligung an Weiterbildung in Deutschland zu gering bewertet. Die Wissenschaft über Weiterbildung gilt als junge und wenig entwickelte Disziplin, bei der wissenschaftliche Kategorien, Methoden und Standards sowie Grundlagenforschung ausgebaut werden sollten. (Baethge, Severing, Weiß, 2013).

Vor diesem Hintergrund unterstützt das BMBF seit 2015 mit der Förderrichtlinie „Innovative Ansätze einer zukunftsorientierten Weiterbildung“ die Entwicklung von konzeptionellen Ansätzen und Umsetzungsstrategien für die Gestaltung eines zeitgemäßen beruflichen Weiterbildungssystems. Im Fokus des Forschungs- und Entwicklungsprogramms steht seine (Neu-)Ausrichtung auf eine innovative, nachhaltige und demografiesensible Weiterbildungskultur, in der lebensbegleitendes Lernen zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Gestaltung individueller Erwerbsbiografien wird. Zudem will der Förderschwerpunkt eine Weiterbildungsforschung befördern, die sowohl investigativ und anwendungsbezogen ist als auch auf Multidisziplinarität und inter- und transdisziplinäre Forschungsansätze setzt.

Antragsberechtigt waren insbesondere Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Landes- und Bundeseinrichtungen mit Forschungsaufgaben sowie Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit Sitz in Deutschland. Die Laufzeit der Vorhaben beträgt im Regelfall bis zu 3 Jahre.

Das BIBB wurde vom BMFB mit der Programmadminis­tration und wissenschaftlichen Begleitung beauftragt. Über 100 Skizzen wurden eingereicht, von denen über  30, z. T. Verbundprojekte, gefördert und während der Projektlaufzeit wissenschaftlich begleitet werden.
In diesen Vorhaben werden u. a.:

  • Strukturen für eine nachhaltige berufliche Weiter­bildung erforscht und entwickelt,
  • Handlungsfelder für eine demografiesensible Weiterbildungspolitik aufgezeigt,
  • Studiengänge für die weitere Professionsentwicklung konzipiert, erprobt, evaluiert und ggf. akkreditiert,
  • Professionsprofile der in der beruflichen Weiterbildung Tätigen bzw. Lehrenden geschärft,
  • bereits entwickelte Tools der Kompetenzvalidierung für das Weiterbildungspersonal adaptiert,
  • digitale Lernsettings und Lernumgebungen beschrieben, analysiert und bewertet.

(Barbara Hemkes, Constanza Sarmiento Correa, Martyna Biedrzycka-Schmidberger)