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Das Wichtigste in Kürze

Zielsetzung des Kapitels ist es, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen deutscher Berufsbildung innerhalb eines europäischen und internationalen Kontexts zu verorten und die indikatorengestützte Berichterstattung des Datenreports zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung um Daten zur Internationalisierung der beruflichen Bildung zu erweitern. In diesem Jahr bilden die Berichterstattung zu den vereinbarten Benchmarks aus dem gemeinsamen Arbeitsprogramm der EU zu Bildung und Ausbildung „ET 2020“ mit der Umstellung auf die ISCED-Klassifikation 2011, ein internationaler Blick auf das Schwerpunktthema des Datenreports (Studienabbruch), die Informationen zu Mobilität in Ausbildung und Beruf auf europäischer Ebene sowie die Entwicklungen in der Umsetzung des Bundesgesetzes zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen Themen dieses Kapitels.

Der Thematik des Studienabbruchs wird sich aus internationaler Sicht genähert. Dabei wird deutlich, dass sich internationale Kennzahlen ohne Kontextualisierung nicht angemessen vergleichen lassen. Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über keine hervorstechend hohe Zahl an Studienabbrechern und -abbrecherinnen. Die errechneten Werte variieren für Deutschland zwischen einer Abbruchquote von 25 % für das Jahr 2011 (OECD) und 14,7 % der Erwerbsbevölkerung, die im Jahr 2011 angeben, ein Studium abgebrochen zu haben (PIAAC). In den ausgewählten Beispielen Australien, Frankreich und Italien wird die jeweilige Situation im Hochschulbereich dargestellt und erläutert, mit welchen Maßnahmen und Instrumenten versucht wird, Studienabbrechern und -abbrecherinnen Übergänge zwischen der Hochschule und einer beruflichen Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen.

Darüber hinaus sind folgende Entwicklungen herauszustellen:

  • Die Erreichung der europäischen Benchmarks weist eine uneinheitliche Entwicklung auf. Für Deutschland gilt es, insbesondere bei der Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen (EU-Benchmark: 15 %; Wert für Deutschland 2013: 7,8 %, 2014: 7,9 %) noch aufzuholen. Hingegen werden die Benchmarks zum Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger/ -innen (EU-Benchmark: 10 %; Wert für Deutschland 2013: 9,9 %, 2014: 9,5 %) sowie zur Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen in Deutschland bereits heute erreicht (EU-Benchmark: 82 %; Wert für Deutschland 2013: 89,7 %, 2014: 90 %).
  • Die Umstellung auf die ISCED-Klassifikation 2011 als statistische Grundlage für internationale Bildungssystemvergleiche führt zu Veränderungen in der Erfassung von Bildungsprogrammen im tertiären Bildungsbereich. Im Falle von Österreich bedeutet diese Umstellung z. B. einen beachtlichen Anstieg der Zahl an Absolventen und Absolventinnen tertiärer Bildung, ohne dass sich das Bildungssystem geändert hat.
  • Im Rahmen des Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport Erasmus+ wurden im Jahr 2015 22.511 Auslandsaufenthalte für Lernende und Berufsbildungspersonal bewilligt. Insgesamt absolvierten im Jahr 2015 in Deutschland mehr als 30.000 junge Menschen einen Auslandsaufenthalt im Rahmen ihrer Erstausbildung. Damit setzt sich ein stetiger Anstieg fort. Im gleichen Jahr wurden 48 Einrichtungen im Rahmen ihrer Internationalisierung mit der „Mobilitätscharta Berufsbildung“ akkreditiert und können ihre Mobilitätsmaßnahmen längerfristig und mit größerer finanzieller Sicherheit planen.
  • Bis Ende 2014 wurden 44.094 Anträge auf Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen nach dem Bundesgesetz gestellt. Für landesrechtlich geregelte Berufe liegt noch keine integrierte Statistik vor. Inklusive der überjährigen Verfahren wurden im Jahr 2014 insgesamt 19.806 Verfahren bearbeitet und 14.838 Bescheide erstellt – mehrheitlich (76,5 %) ergingen diese zur Anerkennung eines in Deutschland reglementierten Berufs, vorrangig in den Gesundheitsberufen. Die meisten Antragstellenden wurden in Polen, Rumänien sowie Bosnien und Herzegowina ausgebildet. Von den 2014 beschiedenen Verfahren endeten 82 % (der reglementierten Berufe) bzw. 64,1 % (der nicht reglementierten Berufe) mit einer vollen Gleichwertigkeit. Unter den nicht reglementierten Berufen bilden die Bürokaufleute die zahlenmäßig stärkste Gruppe.

(Birgit Thomann)