Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage
Ebenso wie den Arbeitsmarkt beeinflusst die Wirtschaftskonjunktur die Entwicklungsmöglichkeiten des Ausbildungsmarktes. Für das Jahr 2016 prognostizieren Bundesbank (Deutsche Bundesbank 2015) und Bundesregierung31 eine konstante Entwicklung (+1,7 % Wachstum) des realen Bruttoinlandsprodukts. Die Konjunktur wird hierbei den Erwartungen zufolge wie auch im letzten Jahr hauptsächlich von der starken Binnennachfrage (besonders bedingt durch den niedrigen Rohölpreis, Lohnzuwächse, niedrige Arbeitslosigkeit und die hohe Zuwanderung) gesteuert, während sich der Auftragseingang aus dem Ausland aufgrund des Nachfrageeinbruchs in Fernost vermutlich weiterhin schwach entwickeln wird. Besonders das verarbeitende Gewerbe wäre hiervon betroffen (ebenda). Wie jedes Jahr wird auch anhand von PROSIMA eine Prognose der konjunkturellen Entwicklung vorgenommen, die im Ergebnis jedoch ebenfalls zu einem Wachstum von 1,7 % führt (Lösch/Maier 2016).
Im BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A2.2 wurde ebenfalls ausführlich die Relevanz des Angebots- und Nachfragepotenzials für die Bestimmung des Ausbildungsplatzangebots und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge herausgestellt. Für das Jahr 2016 geht PROSIMA davon aus, dass das Angebotspotenzial (also das Gesamtpotenzial an Ausbildungsplätzen, welche die Betriebe, Praxen und Verwaltungen neu einrichten oder wieder besetzen möchten), im Vergleich zum Jahr 2015 nahezu konstant bleibt, die Zahl der gemeldeten Stellen bei der BA aber weiterhin leicht um 4.300 auf 524.300 ansteigen wird.32 Das Nachfragepotenzial (also das Gesamtpotenzial an Bewerbern, die bis zum Stichtag Interesse an einer Ausbildung gezeigt haben), geht hingegen weiterhin leicht um 1,5 % zurück. Dies hätte auch einen Rückgang der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen von 549.100 im Jahr 2015 auf 542.500 im Jahr 2016 zur Folge.33
Tabelle A2.2-1 gibt die Ergebnisse der Entwicklung ohne die Berücksichtigung von Sondereffekten infolge der Integration von jungen Geflüchteten in das Ausbildungsgeschehen wieder. Demzufolge ist für das Jahr 2016 mit einem leichten Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 9.100 auf 513.000 Neuabschlüsse zu rechnen.34 Ursache für den leichten Rückgang ist der demografiebedingte Rückgang des Nachfragepotenzials, wodurch sich nicht alle angebotenen Ausbildungsstellen im gleichen Maße besetzen lassen wie im Jahr 2015. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt somit von 2015 um 6.400 auf 47.400 im Jahr 2016 an.35 Das institutionell erfasste Ausbildungsplatzangebot geht deshalb nur leicht um 2.700 auf 560.400 Stellen zurück,36 während die Anzahl der unvermittelten Bewerber/-innen nahezu unverändert bleiben wird. Die in letzter Zeit auftretenden Passungsprobleme auf dem Ausbildungsstellenmarkt (vgl. Kapitel A1) nehmen somit weiter zu. Die Angebots-Nachfrage-Relation (erweiterte Definition) verbessert sich aus Sicht der Jugendlichen von 93,4 auf 94,3 Ausbildungsstellen pro 100 Ausbildungsplatzsuchende.37
Die in Tabelle A2.2-1 dargestellten Entwicklungen sind wie beschrieben auf der Kalkulationsgrundlage eines anhaltenden, leichten demografiebedingten Rückgangs an ausbildungsinteressierten Jugendlichen zurückzuführen. Denkbar wäre jedoch, dass die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen aufgrund der 2015/2016 und davor zugezogenen Asylsuchenden ansteigt, sobald die Anträge bearbeitet sind und die vorwiegend jungen Menschen eine Aufenthaltserlaubnis aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen erhalten. Die möglichen Effekte eines gestiegenen Interesses an einer dualen Berufsausbildung werden nachfolgend diskutiert.
Tabelle A2.2-1: Einschätzung der Ausbildungsmarktentwicklung zum 30. September 2016 (Angaben in Tsd.) ohne Berücksichtigung von Geflüchteten
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Quelle: www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunktur-und-Statistiken/projektionen (Zugriff: 02.02.2016).
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32
Das Angebotspotenzial geht lediglich um 0,1 % zurück. Das Vertrauensintervall der bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellen liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 498.900 und 549.600 Stellen.
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Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 510.500 und 574.600 Bewerbern und Bewerberinnen.
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34
Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 492.400 und 533.600 neuen Ausbildungsverträgen. Größtenteils ist der Rückgang auf weniger Neuabschlüsse in Industrie und Handel zurückzuführen. Hier nimmt die Zahl der Verträge von 308.300 im Jahr 2015 auf 300.900 im Jahr 2016 ab. Die Zahl der Neuabschlüsse im Handwerk geht hingegen lediglich von 141.500 (2015) auf 140.700 (2016) zurück.
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35
Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 36.000 und 58.800 unbesetzten Ausbildungsplätzen.
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36
Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % liegt das Ausbildungsplatzangebot zwischen 536.500 und 584.300 angebotenen Stellen.
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37
Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 92,0 und 96,6.