Schaubild A8.1.2-1 zeigt die Ergebnisse der QuBe-Bevölkerungsprojektion für Zuzüge nach und Fortzüge aus Deutschland einmal mit gesonderter Berücksichtigung der Geflüchteten und einmal ohne die Geflüchteten. Es wird deutlich, dass die Zahl der nach Deutschland Zugezogenen im Jahr 2015 und voraussichtlich auch im Jahr 2016 den höchsten Wert seit 1991 annehmen wird. Da wie beschrieben nicht davon auszugehen ist, dass alle Schutzsuchenden auch rechtlich als Geflüchtete anerkannt werden, enthält die Projektion mit den Geflüchteten langfristig auch eine höhere Zahl an Fortzügen, da Ausländer/-innen in der Regel eine höhere Fortzugsneigung aufweisen als Deutsche (Bundesministerium des Inneren/Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2015, S. 218), der Anteil der Ausländer/-innen bei Berücksichtigung der Geflüchteten aber zunimmt.
Die Differenz der Zu- und Fortzüge eines Jahres ergibt den Nettowanderungssaldo Schaubild A8.1.2-2. Aufgrund des starken Zuzugs an Geflüchteten im Jahr 2015 und in geringerem Maße voraussichtlich auch 2016 ist der Wanderungssaldo in diesen beiden Jahren am höchsten. Aufgrund der höheren Zahl an Fortzügen sinkt der Saldo in der Variante mit Geflüchteten auf rund 101.000 Personen im Jahr 2030 ab. Im Jahr 2035 liegt er noch bei knapp über 90.000 Personen. Bei der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung werden keine Angaben zu den Zu- und Fortzügen, sondern lediglich zum Wanderungssaldo veröffentlicht (Statistisches Bundesamt 2015). Zum Vergleich werden in Schaubild A8.1.2-2 die beiden Wanderungsvarianten der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung mit ähnlichen Geburten- und Sterberaten dargestellt.237 Beide Varianten der Vorausberechnung nähern sich von oben einem Wanderungssaldo von 200.000 bzw. 100.000 an. Bis zum Jahr 2017 liegt der Wanderungssaldo der QuBe-Bevölkerungsprojektion ohne Geflüchtete oberhalb der oberen Wanderungsannahme der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Bei der oberen Wanderungsannahme der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wandern zwischen 2015 und 2030 jedoch im Schnitt mit 250.000 Personen pro Jahr etwas mehr Personen aus als in der QuBe-Bevölkerungsprojektion ohne Geflüchtete (ca. 210.600 Personen im Jahr). Bei der QuBe-Bevölkerungsprojektion mit Geflüchteten liegt der Jahresdurchschnitt zwischen 2015 und 2035 bei 262.000 Personen pro Jahr.
Der unterschiedliche Verlauf der beiden Bevölkerungsvorausberechnungen und der QuBe-Bevölkerungsprojektion Schaubild A8.1.2-3 lässt sich deshalb über die unterschiedliche jährliche Nettozuwanderung – und deren Einfluss auf die Geburten- und Sterbewahrscheinlichkeit – erklären. Zudem sorgen die Summe und der Zeitpunkt der Zu- und Fortzüge insgesamt für eine Verjüngung der Gesellschaft. So liegt das Medianalter im Jahr 2035 bei der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für die Männer bei 47 (Wanderung von 100.000 Personen p. a.) bzw. 46,5 Jahren (Wanderung von 200.000 Personen p. a.). In der QuBe-Bevölkerung sind es 46,0 (ohne Geflüchtete) bzw. 45,8 Jahre (mit Geflüchteten). Insgesamt wird die Bevölkerung Deutschlands aber bei allen Varianten im Schnitt weiter altern. So lag das männliche Medianalter im Jahr 2013 bei rund 44,5 Jahren.238
Unter den geschilderten Annahmen würden im Jahr 2035 in Deutschland – ohne gesonderte Berücksichtigung der Geflüchteten – rund 80,8 Mio. Menschen leben und somit weniger als heute. Unter Berücksichtigung der Geflüchteten steigt der Bevölkerungsstand hingegen auf rund 83,4 Mio. im Jahr 2024 an und sinkt dann bis zum Jahr 2035 auf 82,1 Mio. Personen ab. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser zusätzlichen Bevölkerungserhöhung aufgrund der Geflüchteten werden im folgenden Abschnitt diskutiert.
Schaubild A8.1.2-1: Zu- und Fortzüge der QuBe-Bevölkerungsprojektion mit und ohne Geflüchtete bis 2035
Schaubild A8.1.2-2: Salden der QuBe-Bevölkerungsprojektion mit und ohne Geflüchtete sowie der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung bis 2035
Schaubild A8.1.2-3: Bevölkerungsentwicklung der QuBe-Bevölkerungsprojektion mit und ohne Geflüchtete sowie der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung bis 2035
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Die beiden dargestellten Varianten der 13. koordinierten Bevölkerungsprojektion gehen von einer steigenden zusammengefassten Geburtenziffer von 1,4 Kindern je Frau auf 1,6 Kindern im Jahr 2028 aus (Statistisches Bundesamt 2015 – Variante G2). Die QuBe-Bevölkerungsprojektion unterscheidet zwischen Deutschen und Ausländern und nimmt eine Steigerung der Geburtenziffer der deutschen Frauen von 1,4 auf 1,5 in 2035 an. Die Geburtenziffer der ausländischen Frauen bleiben nahezu konstant bei 1,8. In der Projektion steigt jedoch durch die Zuwanderung die Anzahl an ausländischen Frauen. Auch gehen beide Projektionen von ähnlichen Annahmen bzgl. der Lebenserwartung aus: Bei der 13. Koordinierten sind es für die Männer ca. 81,3 Jahre im Jahr 2035 und für die Frauen ca. 85,8 Jahre (Variante L2). In der QuBe-Bevölkerungsprojektion sind es 82,1 Jahre bei den Männern und 86,2 Jahre bei den Frauen im Jahr 2035.
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Die relativen Veränderungen bei den Frauen sind ähnlich. So liegt das Medianalter der Frauen im Jahr 2035 bei 50,1 (Wanderung von 100.000 Personen p. a.) bzw. 49,5 Jahren (Wanderung von 200.000 Personen p. a.). In der QuBe-Bevölkerung sind es 49,0 (ohne Geflüchtete) bzw. 48,8 Jahre (mit Geflüchteten). Im Jahr 2013 waren es noch 46,8 Jahre.