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Während in Deutschland der Personenkreis der Studien­abbrecher/-innen erst seit Kurzem verstärkt als Zielgruppe und Potenzial für eine betriebliche Berufsbildung erkannt wird, sind Bewegungen von Studierenden zwischen aka­demisch ausgerichteten Studiengängen und der be­ruf­lichen Bildung in anderen Ländern schon länger ein Thema.

Deutschland verfügt im internationalen Vergleich bislang nicht über eine ausgeprägt hohe Zahl an Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen. Im Gegenteil: Über einen längeren Zeitraum betrachtet ist ihre Zahl sogar sehr gering. Vieles deutet darauf hin, dass dies auch auf die Bedeutung und den hohen quantitativen Stellenwert zurückgeführt werden kann, den die berufliche Bildung in Deutschland genießt.

In Frankreich sind Studienabbrecher/-innen in der Er­werbsbevölkerung deutlich zahlreicher als in Deutschland, die aktuelle Studienabbrecherquote allerdings sehr niedrig. Die Berufsbildung findet dort wie in Deutschland auf allen Ebenen des Bildungssystems statt. Berufliche Bildungsgänge im tertiären Bereich verfügen über niedrigere Abbrecherquoten als akademisch ausgerichtete Studiengänge. Studienabbrecher/-innen aus akademischen Studiengängen setzen ihr Studium häufig in beruflichen Studiengängen fort.

Italien, das sowohl in der Erwerbsbevölkerung insgesamt wie auch bei der Betrachtung der aktuellen Zahlen von einer hohen Studienabbruchquote gekennzeichnet ist, setzt derzeit auf eine Aufwertung der beruflichen Bildung durch eine Integration betrieblicher Bildung auf allen Ebenen. Diese Angebote werden allerdings kaum angenommen.

Das Beispiel Australien zeigt, dass hohe Zulassungsquoten in den tertiären Bereich auch mit hohen Abbrecherquoten einhergehen. Außerdem zeigt sich dort, dass berufliche Qualifizierungsmaßnahmen häufig im Anschluss an akademisch ausgerichtete Studiengänge stattfinden („reverse transfer“). Trotz der Existenz von Instrumenten zur Einordnung von Bildungsgängen (nationaler Qualifikationsrahmen) werden die Möglichkeiten der Anrechnung von Lernleistungen nach wie vor auf der Basis von Vereinbarungen zwischen der jeweiligen abgebenden und der aufnehmenden Institution geregelt.

Besondere Programme oder Maßnahmen, die sich an (potenzielle) Studienabbrecher/-innen richten und darauf ausgerichtet sind, diese für die berufliche Bildung zu gewinnen, konnten wir nicht identifizieren.

(Philipp Grollmann, Sara-Julia Blöchle, Isabelle Le  Mouillour, Viktor Ulbrich)