Ausbildungsplatzangebot
Im Jahr 2016 wurden bundesweit 563.800 Ausbildungsstellen angeboten. Einem Rückgang des außerbetrieblichen Angebots um 1.300 (-7,0 %) auf nunmehr 17.600 Plätze stand ein Zuwachs des betrieblichen Angebots um 1.400 (+0,3 %) auf 546.300 Ausbildungsstellen gegenüber. Das Ausbildungsplatzangebot blieb damit im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (+60 Stellen bzw. +0,0 %).
Insbesondere in Ostdeutschland war 2016 ein Zuwachs des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots zu verzeichnen. Hier wurden 1.100 Ausbildungsplatzangebote mehr registriert als 2015 (+1,4 %). In Westdeutschland lag das betriebliche Angebot leicht über dem Vorjahresniveau (+400 bzw. +0,1 %). Die Angebotszahlen, getrennt nach West- und Ostdeutschland, mit den Entwicklungen von 2009 bis 2016 finden sich in Tabelle A1.1.1-1 und entsprechende Differenzierungen nach Ländern in Tabelle A1.1.2-1 Internet.
Entsprechend der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entwickelte sich das Ausbildungsplatzangebot 2016 erwartungsgemäß (vgl. Kapitel A2.1). Soweit sich dies mithilfe der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit und deren Differenzierungen der gemeldeten unbesetzten Stellen nach Zuständigkeitsbereichen abschätzen lässt, dürfte der Zuwachs des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots im Jahr 2017 vor allem durch eine positive Entwicklung bei den freien Berufen zustande gekommen sein (Zuwachs hier um 1.400 bzw. 3,1 % auf 46.700). In Industrie und Handel dürfte es dagegen einen Rückgang um 1.000 Plätze bzw. 0,3 % auf 546.300 betriebliche Angebote gegeben haben, dem jedoch wiederum Zuwächse im Handwerk (+500 bzw. +0,3 %), im öffentlichen Dienst (+600) und in der Landwirtschaft (+100) gegenüberstanden (vgl. Matthes/Ulrich/Flemming/Granath 2017).
Ausbildungsplatznachfrage
Die Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrage in den letzten 12 Jahren wurde maßgeblich von der aus demografischen Gründen sinkenden Schulabgängerzahl bestimmt, darüber hinaus von strukturellen Verschiebungen in den Schulabschlüssen dieser Abgänger/-innen zugunsten des Abiturs. Zwischen 2004 und 2015 war die bundesweite Zahl der Abgänger/-innen und Absolventen/Absolventinnen aus allgemeinbildenden Schulen bereits um 119.400 auf 826.000 gesunken. Ohne die zusätzlichen Effekte, die aus der verstärkten Zuwanderung von Geflüchteten entstanden (diese sind noch nicht klar abzuschätzen), wären es 2016 gegenüber 2015 erneut 5.000 Schulabgänger/-innen weniger gewesen. Dabei sank seit 2004 insbesondere die Zahl der nichtstudienberechtigten Schulabgänger/-innen, die die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung bilden. 714.800 Abgängerinnen und Abgängern im Jahr 2004 standen nur noch 543.300 im Jahr 2015 gegenüber (-171.500); ohne die Geflüchteten dürften es 2016 noch einmal 10.800 weniger gewesen sein.
Parallel zum allgemeinen Rückgang der Schulabgängerzahl und ihrer strukturellen Veränderung (mit niedrigeren Anteilen nichtstudienberechtigter Personen) verringerte sich auch der Umfang der Ausbildungsplatznachfrage in den letzten Jahren deutlich. Im Jahr 2016 wurden bundesweit nur noch 600.900 Ausbildungsplatznachfrager registriert Schaubild A1.1.2-1. Gegenüber dem Vorjahr umfasste der Nachfragerückgang 2.300 Personen (-0,4 %).
Der erneute Rückgang im Jahr 2016 ging wiederum allein auf die Entwicklung in Westdeutschland zurück (-2.300 bzw. -0,4 %). Denn in den ostdeutschen Bundesländern blieb die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr insgesamt stabil. Die Erklärung für die günstigere Entwicklung in Ostdeutschland liegt in den dort seit einiger Zeit wieder leicht ansteigenden Schulabgängerzahlen. Nachdem sich zwischen 2000 und 2011 die Abgänger- und Absolventenzahl aus den allgemeinbildenden Schulen mehr als halbiert hatten (2000: 234.900; 2011: 100.900), stabilisiert sich die Zahl inzwischen auf niedrigem Niveau bei leichten Zuwachsraten.
Für 2016 lässt sich noch keine genauere Schätzung zur schulischen Vorbildung der Nachfrage vornehmen, doch ist zu vermuten, dass sich unter den Nachfragern wie bereits im Jahr zuvor (vgl. dazu Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016, S. 9) mehr Personen mit Studienberechtigung als mit Hauptschulabschluss fanden.3 Für diese Vermutung spricht, dass es 2016 nun auch erstmals unter den bei den Beratungs- und Vermittlungsdiensten gemeldeten Ausbildungsstellenbewerbern und -bewerberinnen mehr Studienberechtigte als Personen mit Hauptschulabschluss gab (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2016f, Tabelle 2.2).
Schaubild A1.1.2-1: Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage 2009 bis 2016
Verhältnis von Angebot und Nachfrage
Da das Ausbildungsplatzangebot bundesweit weitgehend stabil blieb, die Nachfrage aber leicht zurückging, verbesserte sich – wie bereits in den Vorjahren – die Angebots-Nachfrage-Relation (eANR). Bundesweit entfielen 2016 93,8 Ausbildungsplatzangebote auf 100 Ausbildungsplatznachfrager. Dies entspricht einer Steigerung um 0,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Die eANR erreichte damit den höchsten Wert seit 2009 und auch seit 2007, als erstmalig die Angebots-Nachfrage-Relation in erweiterter Form berechnet werden konnte. Von einer verbesserten Ausbildungsmarktlage konnten sowohl die Jugendlichen in West- (+0,4 auf ANR = 93,3) als auch in Ostdeutschland (+0,3 auf ANR = 97,4) profitieren Schaubild A1.1.2-2.
Schaubild A1.1.2-2: Entwicklung der erweiterten Angebots-Nachfrage-Relation von 2009 bis 2016 (deutschlandweit und im Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland)
Wie der regionale Vergleich in Schaubild A1.1.2-3 zeigt, fielen die Marktverhältnisse aus Sicht der Nachfragenden in vielen Arbeitsagenturbezirken im Süden und Osten Deutschland deutlich günstiger aus als in Bezirken im Norden und Westen des Landes. Die höchsten Werte erreichte die eANR 2016 in den Regionen Passau, Regensburg, Schwandorf, Annaberg-Buchholz und Greifswald. Hier kamen rechnerisch mehr als 110 Angebote auf 100 Nachfrager. Die niedrigste eANR wurde 2016 im nordrhein-westfälischen Oberhausen registriert. Hier standen rechnerisch weniger als 80 Angebote pro 100 Nachfrager zur Verfügung.
Schaubild A1.1.2-3: Regionale Angebots-Nachfrage-Relationen im Jahr 2016 (erweiterte ANR)
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Im Rahmen der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge wird die schulische Vorbildung nicht erfragt. Schätzungen zur schulischen Vorbildung der Ausbildungsplatznachfrage 2016 sind möglich, sobald die Berufsbildungsstatistik 2016 des Statistischen Bundesamtes vorliegt.