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Die Zahl aller institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen, die sich im Berichtsjahr 2015/2016 zeitweise oder dauerhaft für eine Berufsausbildung interessierten und denen auch die Eignung für die Aufnahme einer solchen Ausbildung unterstellt werden konnte, lag 2016 bei 803.600. Dies waren 1.800 bzw. 0,2 % weniger als im Vorjahr.

Verbleib der ausbildungsinteressierten Personen

Tabelle A1.1.4-1 gibt wieder, wie die im Jahr 2016 institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Perso­nen verblieben, und differenziert dabei neben den bun­desweiten Zahlen auch nach den Verhältnissen in den 16  Ländern.

Demnach konnten deutschlandweit 64,7 % der ausbildungsinteressierten Personen letztendlich auch für die Aufnahme einer dualen Berufsausbildung gewonnen werden. 15,5 % bzw. 124.700 der ausbildungsinteressierten Personen verblieben 2016 auf sonstige Weise im Bildungssystem. Darunter waren auch 13.800 Jugendliche, die aus einer bestehenden Berufsausbildung bei den Beratungs- und Vermittlungsdiensten vorstellig wurden und diese Berufsausbildung letztlich fortsetzten, ohne die gewünschte neue Ausbildung auch tatsächlich zu beginnen. In gemeinnützigen Diensten verblieben 2016 11.100 bzw. 1,4 % und in Erwerbstätigkeit 33.600 bzw. 4,2 %.

Bei 114.000 bzw. 14,2 % war der Verbleib noch offen oder unklar. Darunter befanden sich 20.600 unversorgte Bewerber, die ohne alternative Verbleibsmöglichkeit ihre Ausbildungsplatzsuche auch am 30. September noch fortsetzten, sowie 93.400 Personen, die unbekannt verblieben, die Beratungs- und Vermittlungsdienste also über ihre momentane Situation nicht mehr unterrichteten.4

Tabelle A1.1.4-1: Verbleib der ausbildungsinteressierten Personen im Jahr 2016

Determinanten einer hohen Einmündungs- bzw. Beteiligungsquote

Wie viele der ausbildungsinteressierten Personen in einem Land oder in einer Region für eine duale Berufsausbildung gewonnen werden können, hängt stark von der Zahl der betrieblichen und außerbetrieblichen Ausbildungsplatzangebote ab, die ihnen gegenüberstehen. Bei einem höheren Ausbildungsplatzangebot lässt sich, wie regionale Zusammenhangsanalysen zeigen, auch eine höhere Einmündungsquote erzielen (vgl. Granato/Ulrich 2014, S. 220), und damit fallen sowohl die Anteile der zum Bilanzierungsstichtag 30. September noch suchenden Bewerber/-innen als auch die Anteile derjenigen Bewerber/-innen niedriger aus, die bereits vor dem Stichtag ihren Vermittlungswunsch wieder aufgeben.

Die Höhe der Beteiligungsquote der Ausbildungsinteressierten an dualer Berufsausbildung hängt jedoch auch von der Frage ab, wie stark die Berufsstruktur des vorhandenen Ausbildungsbildungsplatzangebots vor Ort den spezifischen Ausbildungswünschen der Jugendlichen und ihren alternativen Möglichkeiten entspricht. Dies gilt z. B. für ausbildungsinteressierte Studienberechtigte, ihre berufsspezifischen Präferenzen und alternativen Möglichkeiten (z. B. Aufnahme eines Studiums), aber auch für junge Frauen und deren berufsspezifische Präferenzen und alternative Möglichkeiten.

So fiel im Jahr 2016 die Beteiligungs- bzw. Einmündungsquote der weiblichen Ausbildungsinteressierten erneut deutlich niedriger aus als die der Männer. In den 154  Arbeitsagenturen (die 3 Agenturen Berlins sind dabei zu einer Region zusammengefasst) lag sie im Durchschnitt bei 62,5 %, während die Einmündungsquote der männlichen Ausbildungsinteressierten mit 66,8 % um gut 4 Prozentpunkte höher ausfiel. Eine der Ursachen für die seit vielen Jahren hinweg verfestigte Geschlechterdifferenz ist, dass junge Frauen, die eine Ausbildung im dualen System anstreben, häufiger als junge Männer zugleich auch eine vollzeitschulische Berufsausbildung in Erwägung ziehen und diese Alternative dann auch tatsächlich häufiger nutzen. So befanden sich nach den aktuellen Ergebnissen der zum Jahreswechsel 2016/2017 durchgeführten BA/BIBB-Bewerberbefragung 2016 zwar nur 40 % der weiblichen Ausbildungsstellenbewerber in dualer Berufsausbildung (gegenüber 48 % der männlichen Bewerber), doch weitere 12 % absolvierten eine vollqualifizierende schulische oder hochschulische Ausbildung (gegenüber 5 % der männlichen Bewerber).

Zudem konzentrieren sich die jungen Frauen auch innerhalb des dualen Berufsausbildungssystems stark auf Dienstleistungsberufe. Eine solch starke Konzentration ist bei den jungen Männern nicht zu beobachten. Deshalb gelang es 2016 allein in jenen Regionen, einen überdurchschnittlich hohen Anteil an weiblichen Ausbildungsinteressenten für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen, in denen der Anteil der Dienstleistungsberufe am Ausbildungsplatzangebot mit mehr als 55 % besonders hoch ausfiel. In diesen Regionen übertraf die Einmündungsquote der jungen Frauen sogar die der jungen Männer Tabelle A1.1.4-2.

Tabelle A1.1.4-2: Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der regionalen Einmündungsquote in duale Berufsausbildung (EQI) in Abhängigkeit vom Anteil der Ausbildungsplätze in Dienstleistungsberufen

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    Wie die BA/BIBB-Bewerberbefragungen zeigen, befinden sich viele der unbekannt verbliebenen Bewerber/-innen in einer eher schwierigeren Lage (vgl. BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A3.1, S. 88 ff., sowie BIBB-Datenreport 2016, Kapitel A3.1.1). Viele sind arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung (nach den Resultaten der jüngsten BA/BIBB-Bewerberbefragung 2016 rund 32 %) oder jobben (2016: 12 %). Nur wenige absolvieren eine duale Berufsausbildung (2016: 11 %) oder eine andere Berufsausbildung bzw. ein Studium (2016: 7 %).