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Das folgende Kapitel betrachtet die Bestandszahlen der Auszubildenden insgesamt sowie differenziert nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen und ausgewählten Merkmalen (Geschlecht, Herkunft) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik (vgl. Kapitel A5.1). Bei den Bestandszahlen handelt es sich um eine Zählung der Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr). Zum Auszubildendenbestand zählen alle Personen, die jeweils zum 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen. Somit geben die Bestandszahlen Aufschluss über den Umfang der gesamten Ausbildungsleistung von Betrieben und Berufsschulen.

Am 31. Dezember 2015 waren bundesweit 1.337.004 Personen als Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen leichten Rückgang um 21.546 (-1,6 %). Die Bestandszahlen schwanken zwar im Zeitverlauf recht deutlich, seit dem Jahr 2008 kam es aber zu einem kontinuierlichen Rückgang. Insgesamt war damit der Bestand an Auszubildenden im Berichtsjahr 2015 auf den niedrigsten Stand seit 1992 gefallen Tabelle A5.2-1.

Beim regionalen Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland zeigte sich im Berichtsjahr 2015 – anders als in den vergangenen Jahren – ein ausgeglichener Anteilsrückgang des Bestands an Auszubildenden in den östlichen und den westlichen Bundesländern. Der Bestand an Auszubildenden sank im Vergleich zum Vorjahr sowohl in West- als auch in Ostdeutschland um 1,6 %. Längerfristig hat sich damit seit 1997 – dem Jahr mit dem höchsten Wert für Ostdeutschland – der Bestand an Auszubildenden in den östlichen Bundesländern mehr als halbiert (-56,1 %). Diese Entwicklung zeigt sich in Westdeutschland zeitverzögert erst seit dem Jahr 2008 (2008 vs. 2015: -11,2 %). Wie im Vorjahr bedeutet dies, dass auch im Berichtsjahr 2015 nur noch knapp jede/-r siebte Jugendliche (13,8 %) in Ostdeutschland ausgebildet wurde. 1997 war es noch rund jede/-r vierte (25,9 %).

Diese Veränderungen liegen zum einen darin begründet, dass sich Entwicklungen im Wirtschafts- und Beschäftigungssystem im dualen System widerspiegeln (Troltsch/Walden 2007). Zum anderen ist der deutliche Rückgang bei den Bestandszahlen in den letzten Jahren auf den starken demografischen Einbruch in der jugendlichen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Dies gilt in den vergangenen Jahren insbesondere für Ostdeutschland. Eine Übersicht zur langfristigen Entwicklung der Auszubildendenzahlen differenziert nach den einzelnen Bundesländern seit 1992 findet sich in Tabelle A5.2-2 Internet.60 Zur Analyse der aktuellen Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2015 vgl. Kapitel A1 und Matthes u. a. 2016.

Bestandsentwicklung in den Zuständigkeitsbereichen

Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist in der Regel nicht der Ausbildungsbetrieb, sondern die für den Ausbildungs­beruf zuständige Stelle (vgl. Kapitel A1.2). So sind in der Berufsbildungsstatistik beispielsweise diejenigen Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst oder in den freien Berufen für Berufe der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, – je nach zuständiger Stelle – den Bereichen Industrie und Handel oder Handwerk zugeordnet.

Insgesamt zeigte sich bei differenzierter Betrachtung im Berichtsjahr 2015 nicht in allen Zuständigkeitsbereichen ein Rückgang beim Auszubildendenbestand. Rückläufig waren die Anteile jedoch weiterhin in den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel und Handwerk Schaubild A5.2-1, Tabelle A5.2-1.

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2015 (Teil 1)1

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2015 (Teil 2)1

Im quantitativ größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel waren zum 31. Dezember 2015 bundesweit 790.257 Auszubildende (rd. 60 % des Gesamtbestandes) beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr ging damit die Zahl insgesamt um 15.141 Personen (-1,9 %) zurück, wobei der Rückgang in Westdeutschland etwas niedriger ausfiel als noch ein Jahr zuvor (2015: -1,8 % vs. 2014: -2,2 %). Auch in Ostdeutschland war der Rückgang geringer als noch 2014, er lag mit -2,5 % (2014: -3,4 %) aber dennoch weiterhin über dem westdeutschen Wert. Insgesamt zeigt sich der Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel im Zeitverlauf von 1992 bis 2015 – mit vereinzelten Schwankungen – alles in allem stabil und gewinnt über die Jahre im Vergleich zu den anderen Zuständigkeitsbereichen anteilig an Bedeutung. Der bundesweit niedrigste Bestand in diesem Bereich war 1995 mit 702.867 Auszubildenden erreicht, der höchste im Jahr 2008 mit 934.221.

Im Handwerk – dem zweitgrößten Zuständigkeitsbereich – gingen die Bestandszahlen auch im Berichtsjahr 2015 erneut auf nunmehr 361.656 Auszubildende zurück (-7.845 bzw. -2,1 %). Nach einem Anstieg bis Mitte der 1990er-Jahre im Zuge des Aufbaus handwerklicher Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland hält die rückläufige Tendenz bei der Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich seit 1998 an und markiert im Jahr 2015 den tiefsten Stand seit 1992. Anders als in den vergangenen Jahren zeigte sich zwischen 2014 und 2015 im regionalen Vergleich nur in den westdeutschen Bundesländern ein Rückgang der Auszubildenden im Handwerk (-2,4 %). Der seit 1997 rückläufige Trend in Ostdeutschland ist zunächst gestoppt (± 0,0 %). Dennoch ist der Rückgang der Auszubildendenzahlen im Langzeitvergleich in den ostdeutschen Bundesländern deutlich stärker als in den westdeutschen. Wurden in Ostdeutschland 1997 noch 179.223 Personen im Zuständigkeitsbereich Handwerk ausgebildet, so waren es im Jahr 2015 lediglich noch 46.701. Dies bedeutet einen Rückgang von 73,9 % (Westdeutschland: -30,3 %; Bundesgebiet: -42,7 %).

Im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen ist 2015 hingegen die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in den dualen Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs des öffentlichen Dienstes (+1.374 bzw. +4,0 %). Im Langzeitvergleich ist aber auch in diesem Zuständigkeitsbereich die Bestandszahl an Auszubildenden seit 1992 deutlich rückläufig. 1992 lag der Bestand hier noch bei 71.355 und ist im Laufe der Jahre nahezu kontinuierlich mit 36.087 Ausbildungsverhältnissen im Jahr 2015 auf nunmehr nahezu die Hälfte gesunken (-49,4 %). Der Abwärtstrend nach 1994 geht – neben der demografischen Entwicklung – vor allem auf die Privatisierung im Post- und Bahnbereich und den Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel zurück. Der deutliche Rückgang im Jahr 2007 dürfte zu einem gewissen Teil auf die Umstellung in der Berufsbildungsstatistik zurückzuführen sein.61 Zum anderen aber auch auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.2.1).

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik wird das Betriebsmerkmal „Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst“ erfasst. Für das Jahr 2015 können den 36.087 gemeldeten Auszubildenden des öffentlichen Dienstes demzufolge mindestens 14.331 Auszubildende hinzugerechnet werden, die im öffentlichen Dienst in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet wurden (zu 47,1 % gehörten sie dem Bereich Industrie und Handel, zu 21,2 % dem Handwerk und zu 20,5 % der Landwirtschaft an; den freien Berufen und der Hauswirtschaft entstammten 6,8 % bzw. 4,5 % der Auszubildenden). Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die „Zugehörigkeit der Ausbildungsstätte zum öffentlichen Dienst“ im Rahmen der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter eine Untererfassung von 15 % hat (vgl. BIBB-Datenreport 2014, Kapitel A4.2.1).

Im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe blieb der Bestand 2015 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (2015: 109.299 vs. 2014: 108.822). Während die Bestandszahlen bei den freien Berufen in Ostdeutschland rückläufig waren (-2,9 %), war in Westdeutschland ein leichtes Plus (+0,8 %) zu verzeichnen. Bundesweit lag die Bestandszahl im Jahr 1996 mit 160.593 Auszubildenden am höchsten. Seither ist ein relativ konstanter Rückgang zu verzeichnen, der im Jahr 2015 zunächst zum Stillstand gekommen ist (+0,4 %). Im Langzeitvergleich ergibt sich dennoch, dass 2015 rund ein Drittel weniger Auszubildende im Bereich der freien Berufe zu finden sind als Mitte der 1990er-Jahre.

Auch im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft gab es keine nennenswerten Veränderungen. Für das Berichtsjahr 2015 wurden hier 33.510 Auszubildende gemeldet und damit lediglich 69 mehr (+0,2 %) als noch ein Jahr zuvor. Zwischen Ost- und Westdeutschland zeigten sich allerdings unterschiedliche Entwicklungen. Während in Ostdeutschland die Auszubildendenzahl in der Landwirtschaft zugenommen hat (+1,9 %), kommt es 2015 in Westdeutschland zu einem leichten Rückgang. Langfristig betrachtet hat der Bestand an Auszubildenden in Berufen der Landwirtschaft zwischen 1993 und 2007 stark zugenommen (+13.209 bzw. 44,5 %). Seit dem Jahr 2008 geht die Bestandszahl jedoch wieder deutlich zurück und liegt 2015 etwas über dem Wert von 1992.

Wie schon in den vergangenen Jahren war auch 2015 der Bestand im vergleichsweise kleinen Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft erneut deutlich rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr befanden sich 2015 bundesweit 480 Personen weniger (-7,2 %) in einem Ausbildungsverhältnis in diesem Bereich. Damit wurden hier 2015 nur noch 6.195 Personen ausgebildet. In der Hauswirtschaft fiel der Rückgang in Ostdeutschland (-10,6 %) stärker aus als in Westdeutschland (-6,1 %). Der rückläufige Trend zeigt sich seit Ende der 1990er-Jahre. Die meisten Auszubildenden wurden mit 14.097 im Jahr 1998 erreicht. Im Vergleich zu diesem Höchstwert hat sich der Bestand 2015 mehr als halbiert (-56,1 %). In Ostdeutschland gibt es einen noch deutlich stärkeren Rückgang allein in den letzten 12 Jahren. Zwischen 2004 und 2015 ist der Bestand hier um 69 % gefallen.

Der Zuständigkeitsbereich Seeschifffahrt umfasste ausschließlich Meldungen für den Beruf Schiffsmechaniker/-in und war dementsprechend klein. Seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet (Bestand bei letzter Meldung 2007: 963 Auszubildende).62

Anteil an Frauen in dualen Ausbildungs­berufen

Auch im Berichtsjahr 2015 war der Anteil an Frauen an allen Auszubildenden des dualen Systems erneut rückläufig und lag nun bei 38,1 % (509.547 weibliche Auszubildende) Tabelle A5.2-3. Damit befindet sich der Frauenanteil auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren und ist 2,7 Prozentpunkte niedriger als noch 1992. Die Gründe für dieses Ungleichgewicht bei den geschlechtsspezifischen Anteilen liegen – den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung zufolge – auch maßgeblich an den unterschiedlichen beruflichen Wünschen. Die Literatur zur Berufswahl belegt, dass Frauen eine sehr viel schwächere Neigung zu technischen Berufen haben (Nissen/Keddi/Pfeil 2003). Sie interessieren sich vorrangig für kaufmännische und Dienstleistungsberufe und streben überproportional eine schulische Berufsausbildung an (vgl. Beicht/Walden 2014). Hinzu kommt, dass als Folge der Tertiarisierung – also des Wandels hin zur Dienstleistungsgesellschaft – zunehmend auch Männer eine Ausbildung im Dienstleistungsbereich aufnehmen und dadurch der ohnehin schon starke Konkurrenzdruck unter den Bewerberinnen in ihren bevorzugten Berufen durch zunehmend männliche Konkurrenz weiter erhöht wird (vgl. Kroll 2015). Dennoch kommen gewerblich-technische Berufe, die im dualen Berufsbildungssystem nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen, für sie kaum in Betracht. Diese Unterschiede zeigen sich auch deutlich bei einer berufsspezifischen Betrachtung und bei dem Vergleich des Frauenanteils in den unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen.

So lag der Frauenanteil im Berichtsjahr 2015 in den freien Berufen und in den Berufen der Hauswirtschaft bei über 90 %. Im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes war der Frauenanteil an allen Auszubildenden mit Werten zwischen 63 % und 65 % seit 1998 ebenfalls überdurchschnittlich hoch und ist im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7 %) im Zeitverlauf deutlich angestiegen. Die Situation in den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel sowie Handwerk stellte sich hingegen anders dar. Die Anteile lagen hier deutlich niedriger. Im Bereich Industrie und Handel war der Frauenanteil im Vergleich zum Vorjahr von 37,6 % auf 37,2 % gesunken. Ein leichter Rückgang zeigte sich auch im Handwerk (2014: 21,6 % vs. 2015: 21,3 %), dem Zuständigkeitsbereich, in welchem Frauen ohnehin traditionell unterdurchschnittlich vertreten sind. Er lag damit zwar immer noch etwas höher als Mitte der 1990er-Jahre (1995: 19,2 %), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Ebenfalls unterdurchschnittlich zeigte sich der Anteil an Frauen im Bereich der Landwirtschaft, der sich mit 22,1 % nahezu auf dem Vorjahresniveau befand. Seit 1992 (35,7 %) ist hier ein stetiger Rückgang zu verzeichnen.

Schaubild A5.2-1: Entwicklung der Zahl der Auszubildenden am 31. Dezember von 1992 bis 2015 nach Zuständigkeitsbereichen (Basis = 1992)

Tabelle A5.2-3: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2015 (in %)1

Bei den Ausbildungsberufen im dualen System zeigt sich eine deutliche Geschlechtersegregation derart, dass ein Großteil der Ausbildungsberufe entweder überwiegend mit Frauen oder überwiegend mit Männern besetzt ist. Diese berufsstrukturellen Unterschiede sind seit Mitte der 1980er-Jahre annähernd unverändert (vgl. Uhly 2007). Unterteilt man die dualen Ausbildungsberufe auf Basis des jeweiligen Frauenanteils an den Auszubildenden im Jahr 1977 bzw. des ersten Jahres des Auftretens eines Berufes (oder seines Vorgängerberufes), zeigt sich, dass die Mehrheit der Frauen weiterhin eine Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten oder weiblich dominierten Beruf absolviert, d. h. in einem Beruf mit mindestens 60 % bzw. 80 % Frauenanteil. Im Berichtsjahr 2015 waren in Westdeutschland 42,3 % aller weiblichen Auszubildenden in einem weiblich dominierten Beruf, also einem Beruf mit einem Männeranteil von maximal 20 % Tabelle A5.2-4. Auch wenn dieser Anteil im Vergleich zum Berichtsjahr 1980 für Westdeutschland damit um rund 10 Prozentpunkte gesunken ist (1980: 52,8 %), so verbleibt er auch aktuell auf einem hohen Niveau. Weitere 11,8 % der Frauen befanden sich 2015 in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf mit einem Frauenanteil von 60 % bis 80 %. Dieser Wert ist im Vergleich zu 1980 nur leicht gesunken (1980: 15,1 %). In den männlich dominierten bzw. überwiegend männlich besetzten Ausbildungsberufen absolvierten 2015 insgesamt nur 21,2 % aller Frauen ihre Ausbildung.

Anders stellt sich die Situation in Ostdeutschland dar. Die Zuordnung des Berufs erfolgt auch für Ostdeutschland auf Basis der Daten von Westdeutschland 1977 oder dem ersten Jahr des Auftretens eines neuen Berufs. In Ostdeutschland lag der Frauenanteil in männlich dominierten Berufen (0 % bis 20 % weibliche Auszubildende) mit 17,2 % deutlich höher als in Westdeutschland und näherungsweise auf dem Niveau des Jahres 1992 (17,7 %). Der Anteil der Frauen, die in Ostdeutschland in einem weiblich dominierten Beruf ausgebildet werden, lag 2015 mit 39,1 % hingegen niedriger als in Westdeutschland. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 1995 (46,1 %) ungefähr in der Größenordnung zurückgegangen, in der es bei den Frauen in überwiegend weiblich besetzten Berufen in Ostdeutschland in diesem Zeitraum zu einem Anstieg kam (1995: 7,3 % vs. 2015: 13,2 %).

Tabelle A5.2-4: Weibliche Auszubildende (Bestände) in männlich und weiblich besetzten Ausbildungsberufen, Westdeutschland 1980, 1995 und 2015, Ostdeutschland 1995 und 2015

Weitere Berechnungen zeigen, dass sich über die Hälfte (52,4 %) aller weiblichen Auszubildenden im dualen System im Jahr 2015 auf nur 9 Berufe verteilte; das Spektrum bei den männlichen Auszubildenden war dagegen mit 16 Berufen deutlich größer. Diese starke Fokussierung auf wenige Berufe – insbesondere bei jungen Frauen – wurde schon in der Vergangenheit beobachtet (vgl. Kroll 2015). Die Ursachen hierfür sind vielfältig und sowohl bei den nachfragenden Jugendlichen als auch beim Angebotsspektrum der Betriebe zu suchen.

Anteil an Ausländern in den dualen Ausbildungsberufen

Der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass63  ist seit Anfang der 1990er-Jahre stark zurückgegangen. Lag der Ausländeranteil an allen Auszubildenden 1994 noch bei 8 %, so hatte er sich bis zum Jahr 2006 nahezu halbiert (4,2 %). In den letzten Jahren ist er wieder stetig angestiegen und lag 2015 bei 6,5 % (87.390 Auszubildende) und damit erneut höher als im Vorjahr (2014: 6,1 %) vgl. Tabelle A5.2-5. Der zwischenzeitliche Rückgang des Ausländeranteils unter den Auszubildenden des dualen Systems seit Mitte der 1990er-Jahre ist z. T. auch auf verstärkte Einbürgerungen zurückzuführen. In der Wohnbevölkerung ging der Anteil ebenfalls zurück. Auf der anderen Seite dürften aber auch erhebliche Engpässe auf dem Ausbildungsmarkt in der Vergangenheit zu einer längeren und schwierigeren Übergangsphase – insbesondere für ausländische Jugendliche – beigetragen haben (vgl. Kroll/Granato 2013). Für eine Einschätzung des Ausmaßes der Integration in die duale Berufsausbildung ist der Ausländeranteil unter den Auszubildenden hier aber nicht der geeignete Indikator. Um diese Frage zu beantworten, muss der Ausländeranteil unter den Auszubildenden in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies geschieht mit der Analyse der Ausbildungsanfängerquote der Jugendlichen in Kapitel A5.8. Der Ausländeranteil eignet sich allerdings für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche bzw. auch für Analysen auf der Ebene der Einzelberufe.

Der im Vorjahresvergleich zu verzeichnende Anstieg des Ausländeranteils im Berichtsjahr 2015 zeigte sich – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt – in allen Zuständigkeitsbereichen vgl. Tabelle A5.2-5. Die deutlichsten Zuwächse zwischen 2014 und 2015 ergaben sich im Handwerk (2015: 7,7 %; +0,5 Prozentpunkte) sowie in der Hauswirtschaft (2015: 6,1 %; +0,5 Prozentpunkte). Insgesamt war der Ausländeranteil aber – vor allem auch im großen Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel – weiterhin eher gering. Es fanden sich nur sehr wenige staatlich anerkannte Ausbildungsberufe (bzw. duale Ausbildungsberufe in Erprobung), die einen Ausländeranteil von 10 % und mehr unter den Auszubildenden aufwiesen.

Im größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel lag der Anteil an Ausländern 2015 insgesamt bei 5,7 % und damit leicht über dem Wert vom Vorjahr (2014: 5,4 %). Einzelne ausgewählte Berufe64  mit einem überproportionalen Ausländeranteil sind in diesem Zuständigkeitsbereich: Industrie-Isolierer/-in (25,0 %), Fachkraft im Gastgewerbe (18,0 %) und Industrieelektriker/-in (14,8 %).

Tabelle A5.2-5: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2015 (in %)1

Im Handwerk lag der Ausländeranteil im Jahr 2015 mit 7,7 % zwar über dem Gesamtdurchschnitt, allerdings weiterhin unter dem höchsten Anteil im Handwerk von 9,8 % aus dem Jahr 1993. Beispiele für Berufe mit einem hohen Ausländeranteil unter den Auszubildenden im Bereich des Handwerks sind: Friseur/-in (18,1 %), Stuckateur/-in (17,1 %) und Änderungsschneider/-in (17,0 %).

Im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe war der Ausländeranteil im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (+0,1 %) und lag weiterhin mit 11,5 % im Jahr 2015 deutlich über den Anteilen in den anderen Zuständigkeitsbereichen. Ausschlaggebend hierfür sind die überproportional hohen Anteile an ausländischen Auszubildenden in den stark besetzten Berufen Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (30.956 Auszubildende; Ausländeranteil: 18,7 %) und Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (3.624 Auszubildende; Ausländeranteil: 18,6 %). Außerdem findet man in diesen beiden Berufen in der Gruppe der ausländischen Auszubildenden fast ausschließlich Frauen (98,9 % bzw. 95,3 %). Weitere Berechnungen zeigen, dass sich 2015 mehr als ein Viertel (26,2 %) aller weiblichen Auszubildenden mit ausländischem Pass in der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten bzw. Medizinischen Fachangestellten befand.

In der Hauswirtschaft ist der Anteil an ausländischen Auszubildenden zwischen 2014 und 2015 von 5,6 % auf 6,1 % gestiegen. Berufe mit einem Ausländeranteil über 10 % findet man hier aber ebenso wenig wie im öffentlichen Dienst und im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft. Der Anteil im öffentlichen Dienst verblieb im Vergleich zum Vorjahr auf niedrigem Niveau (2,1 %). Gleiches gilt bei einem leichten Anstieg auch für den Ausländeranteil im Bereich Landwirtschaft (1,4 %).

(Stephan Kroll)

  • 60

    Eine ausführlichere Übersicht zu ausgewählten Merkmalen auf der Ebene der einzelnen Bundesländer findet sich in Kapitel A5.3

  • 61

    Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes führte die Umstellung der Datenlieferung im Jahr 2007 insbesondere im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Allerdings zeigt sich auch in der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2007 ein starker Rückgang in den Berufen des öffentlichen Dienstes (siehe https://www.bibb.de/dokumente/pdf/naa309_2007re_tab002_1land.pdf). Insofern ist unklar, in welchem Ausmaß der Rückgang in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in der Berufsbildungsstatistik durch die Umstellung der Datenlieferung und in welchem Maße durch reale Entwicklungen bedingt ist. 

  • 62

    Da der Ausbildungsberuf nicht nach BBiG oder HwO geordnet ist, sondern einen vergleichbar geregelten Beruf außerhalb des Geltungsbereichs des BBiG darstellt, wurde er bis 2007 freiwillig gemeldet (die gesetzliche Grundlage für die Berufsbildungsstatistik, insbesondere § 88 BBiG, betrifft nur Ausbildungsberufe, die nach BBiG bzw. HwO geregelt sind). Mit den erweiterten Meldepflichten im Rahmen der Revision der Berufsbildungsstatistik durch das Berufsbildungsreformgesetz wurde die Datenmeldung im Jahr 2008 eingestellt. Ausbildungsverträge werden im Zuständigkeitsbereich der Seeschifffahrt weiterhin abgeschlossen. 

  • 63

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst. 

  • 64

    Basis bilden hier Berufe mit einem Bestand von mehr als 100 Auszubildenden im Jahr 2015.