Auch im Berichtsjahr 2015 hat sich die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen weiter rückläufig entwickelt. Festzustellen ist allerdings, dass der seit Jahren andauernde konstant negative Trend etwas nachzulassen scheint. Dies zeigen neben den absoluten Veränderungen in zentralen Bestandsgrößen 2 zentrale Indikatoren, die zur Untersuchung der Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung in der Grundgesamtheit aller Betriebe und aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten besonders geeignet sind: die Ausbildungsbetriebs- und die Ausbildungsquote (vgl. Troltsch/Walden 2014).155
Definitionen zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung
Revision der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA)
Die Statistik der BA hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 durchgeführt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014). Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildender, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.
Auszubildende
Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet wurden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist.
Dabei zeigt sich insgesamt, dass durch die enormen Zuwächse in den Betriebs- und Beschäftigtenzahlen ein Teil der rückläufigen Entwicklung in der Ausbildungsbeteiligung auch rein rechnerisch bedingt ist. Dies ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt und in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung seit knapp 10 Jahren negativ ist Schaubild A7.1-1.
Besonders auffällig ist zudem der Sachverhalt, dass im Gegensatz zu fr¸heren Entwicklungen (vgl. Troltsch/Walden 2007, 2010) die betriebliche Ausbildung von den seit Längerem sehr positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und im Beschäftigungssystem zunehmend abgekoppelt zu sein scheint. Hier hat sich die Schere zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem in den letzten Jahren immer weiter geöffnet.
Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland
Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit beteiligten sich zum 31. Dezember 2015 von den bundesweit über 2,1 Mio. Betrieben mit mindestens einem/einer sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rund 428.000 Betriebe an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Damit nahm die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Vorjahresvergleich um 3.600 bzw. um 0,8 % ab. Demgegenüber erhöhte sich der Gesamtbestand an Betrieben gegenüber dem Vorjahr um 17.000 Betriebe (0,8 %) und damit stärker als in den Vorjahren. Durch diese gegenläufigen Entwicklungen sank die Ausbildungsbetriebsquote gegenüber 2014 nochmals um 0,3 Prozentpunkte und erreichte einen Wert von 20,0 % Tabelle A7.1-1. Damit beteiligte sich in Deutschland zum Stichtag Ende Dezember jeder fünfte Betrieb an der Ausbildung Jugendlicher.
Schaubild A7.1-1: Entwicklung des Bestands an Betrieben insgesamt, Ausbildungsbetrieben, Beschäftigten und Auszubildenden (absolut) sowie Entwicklung der Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquote (in %) zwischen 2007 und 2015 in Deutschland
Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen zwischen 2007, 2014 und 2015 in Deutschland
Indikatoren zur Messung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung
Ausbildungsbetriebsquote
Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.
Ausbildungsquote
Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.
Weiter gesunken ist im Berichtjahr auch die Ausbildungsquote: Während der Bestand der Auszubildenden bundesweit um etwa 9.000 auf rund 1,57 Mio. zurückging (0,6 %), konnte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2,5 % bzw. 750.000 auf 31,1 Mio. zulegen Tabelle A7.1-2. Trotz des nur moderaten Rückgangs in den Auszubildendenbeständen sank die Ausbildungsquote damit auf 5,1 % und lag um 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Damit ist jede/-r zwanzigste sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als Auszubildende/-r registriert.157
Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in den alten und neuen Bundesländern
Wie in den vergangenen Jahren waren sowohl die neuen als auch die alten Bundesländer von der rückläufigen Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. In den alten Ländern sank die Zahl der Ausbildungsbetriebe um knapp 3.500 auf 368.000 (0,9 %), während die Gesamtanzahl aller Betriebe um mehr als 16.000 (1,0 %) stieg. Die Ausbildungsbetriebsquote im Westen nahm um 0,4 Prozentpunkte ab und betrug zuletzt 21,6 % Tabelle A7.1-3 Internet. Bei der Entwicklung des Auszubildendenbestands zeigte sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Entwicklung in der Beschäftigung und der Ausbildung. Im Westen nahm die Zahl der Auszubildenden um 8.000 auf 1,36 Mio. (0,6 %) ab, gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten um 630.000 auf 25,3 Mio. (2,5 %) an. In der Folge sank die Ausbildungsquote von 5,5 auf 5,4 % Tabelle A7.1-4 Internet.
In den neuen Bundesländern ging die Zahl der Ausbildungsbetriebe mit einem Minus von lediglich 66 Betrieben (0,1 %) nochmals deutlich weniger zurück als in den Vorjahren. Die Gesamtzahl an Betrieben legte nur geringf¸gig zu und erhöhte sich auf 435.000 Betriebe. Die Ausbildungsbetriebsquote im Osten verringerte sich um 0,1 Prozentpunkte auf einen Wert in Höhe von 13,6 % Tabelle A7.1-5 Internet. Damit bildete im Osten Deutschlands etwa jeder siebte Betrieb Jugendliche aus.
Ähnlich wie im Westen ging die Zahl der Auszubildenden im Osten weiter zurück und erreichte im Berichtsjahr mit einem Minus von 1.000 ein Niveau von insgesamt 214.000 Auszubildenden. Mit einem Minus von 0,5 % fiel der Rückgang des Auszubildendenbestands damit weniger stark aus als in den Vorjahren. In der Beschäftigung setzte sich der bisherige Wachstumstrend fort, und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg um 121.000 auf 5,8 Mio., ein Anstieg von 2,1 %. Beide Entwicklungen ließen die Ausbildungsquote in den neuen Ländern um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 % sinken Tabelle A7.1-6 Internet. Somit verfügt nur jede/-r 25. Beschäftigte in den neuen Bundesländern über einen Ausbildungsvertrag.
Betriebliche Ausbildungsbeteiligung nach Bundesländern
Die betriebliche Ausbildungsbeteiligung variierte im Berichtsjahr erheblich zwischen den einzelnen Bundesländern, wie ein Vergleich der länderspezifischen Ausbildungsbetriebsquoten zeigt Tabelle A7.1-7 Internet und Schaubild A7.1-2. Den mit 24,6 % höchsten Anteil ausbildender Betriebe unter den westlichen Bundesländern hatte wie im Vorjahr das Saarland, gefolgt von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die auf Anteilswerte zwischen 22,7 % und 23,7 % kamen. In allen westlichen Bundesländern war die Ausbildungsbetriebsquote seit 2012 rückläufig, am stärksten im Saarland, in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern, bedingt durch überdurchschnittliche Rückgänge in der Anzahl der ausbildenden Betriebe bei gleichzeitig steigenden Zahlen im Bestand an Betrieben.
Den bundesweit niedrigsten Wert in der Ausbildungsbeteiligung verzeichnete Berlin, wo sich 11,9 % der Betriebe an der Ausbildung Jugendlicher beteiligten. Alle anderen Bundesländer im Osten wiesen Ausbildungsbetriebsquoten zwischen 13,8 % und 14,5 % auf. Bis auf Sachsen und Thüringen war im Untersuchungszeitraum die Ausbildungsbetriebsquote in sämtlichen östlichen Bundesländern rückläufig, nicht zuletzt aufgrund der rückläufigen Entwicklungen in den Betriebsbeständen.
Auch im Zeitvergleich zwischen 2012 und 2015 zeigen sich in den Bestandsentwicklungen regional sehr unterschiedlich verlaufende Entwicklungen. Besonders im Saarland und in Sachsen-Anhalt zeigen sich verglichen mit dem Bundesdurchschnitt mit knapp 10 % bzw. 9 % weit überdurchschnittliche Rückgänge in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung, während Bundesländer wie Hamburg, Baden-Württemberg, Sachsen und Berlin weit unterdurchschnittliche Rückgänge von etwas über 2 % zu verzeichnen hatten. Ebenso leicht unter dem Durchschnitt in den Rückgängen seit 2012 liegen Bundesländer wie Hessen und Thüringen. Insgesamt scheint die betriebliche Ausbildungsbeteiligung in den Bundesländern auf einem nach Bundesgebiet jeweils unterschiedlichem Durchschnittsniveau zu konvergieren.
Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquoten nach Betriebsgrößenklassen zwischen 2007, 2014 und 2015 in Deutschland
Vergleichbare Entwicklungen zeigen sich auch bei den länderspezifischen Ausbildungsquoten, die sich im Berichtsjahr unter den westlichen Bundesländern mit Werten zwischen 4,2 % in Hamburg und 6,0 % in Schleswig-Holstein, in den östlichen Bundesländern mit Werten zwischen 3,4 % in Berlin und 4,0 % in Mecklenburg-Vorpommern bewegten und generell rückläufige Tendenzen aufwiesen Tabelle A7.1-8 Internet und Schaubild A7.1-3.
Was die Entwicklung der Beschäftigten- und Auszubildendenbestände seit 2012 anbelangt, ergaben sich sehr heterogene regionale Trends. Während Bundesländer wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bei den Rückgängen in den Auszubildendenbeständen im zweistelligen Bereich lagen, erreichten Bundesländer wie Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg deutlich unter dem durchschnittlichen Rückgang liegende Entwicklungen und konnten ihr Ausgangsniveau von 2012 in etwa halten.
Erkennbar sind auch die Unterschiede in den durchschnittlichen Zuwachsraten in der Beschäftigung sozialversicherungspflichtiger Erwerbstätiger. Während der Westen 6,2 % mehr Beschäftigte verzeichnete, lagen die Zuwächse im Osten zwar bei vergleichbaren 5,1 %, aber vor allem getragen von den hohen Zuwächsen in Berlin. Insgesamt scheint es zu einer starken bundeslandübergreifenden Konvergenz im betrieblichen Ausbildungsverhalten im jeweiligen Bundesgebiet zu kommen.
Schaubild A7.1-2: Entwicklung des Bestands an Betrieben und Ausbildungsbetrieben zwischen 2012 und 2015 (in %) 1
Schaubild A7.1-3: Entwicklung des Bestands an Beschäftigten und Auszubildenden zwischen 2012 und 2015 (in %)1
Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung im Einzelnen
Veränderung nach Betriebsgröße
Deutschland
Wie schon in den Vorjahren ging der insgesamt rückläufige Bestand an Ausbildungsbetrieben auch im Berichtsjahr fast ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich (Betriebsgrößenklassen 1 bis 4 und 5 bis 9 Beschäftigte) zurück Tabelle A7.1-1.
Die Zahl der ausbildenden Betriebe sank in diesem Größensegment zwischen 2014 und 2015 nochmals um 3,3 % bzw. rund 7.000 Ausbildungsbetriebe, während sie in allen anderen Betriebsgrößenklassen anstieg. Dies wird in dieser Betriebsgrößenklasse – wie Betriebsbefragungen zeigen (z. B. Mohr/Troltsch/Gerhards 2015, 2016; Troltsch 2015; BIBB-Datenreport 2015) – von den Betrieben mit Hinweis auf rückläufige Bewerberzahlen, Passungsprobleme, fehlende Qualifikationen der Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerber sowie auf den betrieblichen Bedarf an fertig ausgebildeten Fachkräften begründet. Hinzu kommen nach Angaben der befragten Betriebe Ausbildungsstellenangebote, die aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber als unattraktiv eingeschätzt werden. Den prozentual stärksten Zuwachs an Ausbildungsbetrieben verzeichneten die mittleren mittelständischen Betriebe (50 bis 99 Beschäftigte sowie 100 bis 249 Beschäftigte) mit einem Plus von 2,1 % bzw. 2,0 %, gefolgt von der Gruppe der Kleinbetriebe mit einer Wachstumsquote von 1,6 %. Grundsätzlich – mit Ausnahme der Betriebe mit einer Beschäftigtenzahl unter 5 Mitarbeitern – stieg die Zahl der Betriebe stärker als die Gesamtzahl der ausbildenden Betriebe, sodass die Ausbildungsbetriebsquote in sämtlichen Betriebsgrößenklassen jeweils zurückgegangen ist.
Dennoch besteht statistisch gesehen ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Stärke des Zuwachses an Betrieben (ohne Ausbildungsbetriebe) und der prozentualen Entwicklung in den Beständen an Ausbildungsbetrieben, die zwischen 2007 und 2015 umso stärker gestiegen bzw. weniger stark zurückgegangen sind, je stärker der Zuwachs bei den Betrieben ausgefallen ist Schaubild A7.1-4. Hätte es die starken Verluste an Ausbildungsbetrieben im kleinstbetrieblichen Bereich nicht gegeben, dann läge im Berichtsjahr die Ausbildungsbetriebsquote bei durchschnittlich 23,5 % und damit vergleichbar mit den Ausbildungsbetriebsquoten in der ersten Dekade des neuen und der letzten Dekade des vergangenen Jahrhunderts.
Schaubild A7.1-4: Entwicklung des Bestands an Betrieben und Ausbildungsbetrieben zwischen 2007 und 2015 (in %)1
Schaubild A7.1-5: Entwicklung des Bestands an Beschäftigten und Auszubildenden zwischen 2007 und 2015 (in %)1
Auffällige Unterschiede zwischen den betrachteten Betriebsgrößenklassen gab es bei der bundesweiten Bestandsentwicklung der Auszubildenden vor allem im Vergleich zu den Vorjahren Tabelle A7.1-2. Zwar entwickelten sich die Auszubildendenzahlen im Gegensatz zur Beschäftigtenentwicklung unter den Kleinst- und Großbetrieben weiterhin negativ: Kleinstbetriebe bildeten nochmals etwa 9.000 Jugendliche weniger als im Vorjahr aus (3,1 %), Betriebe mit 500 und mehr Beschäftigten kamen auf einen Rückgang von 0,8 %. In den anderen Betriebsgrößenklassen ergaben sich bei den prozentualen Veränderungen in den Auszubildendenzahlen allerdings positive Entwicklungen, die weit unterhalb der Zuwachsraten in der Beschäftigung liegen. In der Folge sanken zwischen 2014 und 2015 die Ausbildungsquoten auf ein niedrigeres Niveau, allerdings nicht mehr so stark wie in den Vorjahren.
Die Entwicklung in der betrieblichen Ausbildung knüpft auch auf der Beschäftigtenebene nicht an die positiven Entwicklungen im Beschäftigungssystem an. Hier lautet die Regel, dass je höher der prozentuale Zuwachs in der Beschäftigung zwischen 2007 und 2015 ausfiel, desto weniger stark sind Rückgänge in den Auszubildendenbeständen zu verzeichnen Schaubild A7.1-5.
Damit steht in diesem Zeitraum einem absoluten Zuwachs in der Beschäftigung um 3,9 Mio. ein Rückgang in den Auszubildendenbeständen in Höhe von 200.000 gegenüber, jeweils gemessen zum Stichtag 31. Dezember. Selbst in den Betriebsgrößenklassen, die im Untersuchungszeitraum Zuwächse in der Zahl der Ausbildungsbetriebe erreichen konnten, war die Zahl der Auszubildenden dennoch rückläufig. Das heißt, dass mehr Ausbildungsbetriebe immer weniger Jugendliche ausbilden.
Alte Bundesländer
In den alten Bundesländern zeichnete sich ein sehr ähnliches Bild ab wie in Deutschland insgesamt. Auch hier konzentrierte sich im Vorjahresvergleich der Bestandsverlust unter den Ausbildungsbetrieben auf die Gruppe der Kleinstbetriebe. In allen anderen Betriebsgrößenklassen sind Zuwächse zwischen 2014 und 2015 zu erkennen. Gemessen an der Ausbildungsbetriebsquote ist die Beteiligung an der Ausbildung im Westen durchgängig höher ausgefallen als im Gesamtdurchschnitt für Deutschland. Die Werte liegen über alle Betriebsgrößenklassen verteilt zwischen 1 und 3 Prozentpunkten höher, sind im Vorjahresvergleich durchgängig aber weiter gefallen Tabelle A7.1-3 Internet.
In den alten Bundesländern nahm die Zahl der Auszubildenden nicht nur bei den Kleinstbetrieben ab und verringerte sich dort um durchschnittlich 3,3 %, auch in der Gruppe der Großbetriebe mit Beschäftigtenzahlen von 250 und mehr sind die Auszubildendenbestände zwischen 2014 und 2015 um 0,7 % gefallen. Durch den Zuwachs an Ausbildenden in den größeren mittelständischen Betrieben ergab sich in den alten Bundesländern im Saldo ein Rückgang von 0,6 % Tabelle A7.1-4 Internet.
Neue Bundesländer
Ganz im Gegensatz zu den Vorjahren nahm die Anzahl der Ausbildungsbetriebe in den neuen Bundesländern in fast allen Betriebsgrößenklassen deutlich zu. Mit einem Minus von 3,4 % waren lediglich die Kleinstbetriebe mit bis zu 4 Beschäftigten von einem Rückgang betroffen. In allen anderen Betriebsgrößenklassen und insbesondere unter den größeren mittelständischen Betrieben nahm der Bestand an Ausbildungsbetrieben analog zum Bestand aller Betriebe zu. Im Ergebnis zeigt die Ausbildungsbetriebsquote eine rückläufige Tendenz, da die Gesamtzuwächse in den Betriebszahlen deutlich höher ausfielen als bei den Ausbildungsbetrieben Tabelle A7.1-5 Internet. Nicht zuletzt aufgrund der insgesamt positiven Beschäftigungsentwicklung (Ausnahme Kleinstbetriebe) ging die Zahl der Auszubildenden in einigen Betriebsgrößenklassen zurück. Insgesamt ergab sich aber eine Entwicklung mit Hinweisen auf eine Stabilisierung der ostdeutschen Ausbildungsstellenmärkte. Die Ausbildungsquote sank zwar klassenübergreifend, gab im Durchschnitt aber lediglich um 0,1 Prozentpunkte nach Tabelle A7.1-6 Internet.
Schaubild A7.1-6: Entwicklung der Betriebs- und Ausbildungsbetriebsbestände zwischen 2007 und 2015 (in %)1
Schaubild A7.1-7: Entwicklung der Beschäftigten- und Auszubildendenbestände zwischen 2007 und 2015 (in %)
Veränderung nach Wirtschaftszweigen
Deutschland
Prinzipiell wies die Entwicklung zwischen 2007 und 2015 sowohl der Ausbildungsbetriebs- als auch der Ausbildungsquote nach Wirtschaftssektoren bis auf sehr wenige Ausnahmen insgesamt ein negatives Muster auf Tabellen A7.1-9 Internet und A7.1-10 Internet.158 Im Unterschied zu früheren Vorjahresvergleichen scheint sich die betriebliche Ausbildungsbeteiligung in den meisten Wirtschaftssektoren – allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Referenzjahr 2007 – allmählich zu stabilisieren.
In Schaubild A7.1-6 sind die im Berichtsjahr immer noch deutlichen Schwerpunkte der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung im verarbeitenden Gewerbe (z. B. Maschinen-, Automobilbau, Metall-, Elektrogewerbe), auf durchschnittlich niedrigerem Niveau bei den personenbezogenen Dienstleistungen (z. B. medizinische, pflegerische Dienstleistungen) und relativ schwach ausgeprägt bei den unternehmensnahen Dienstleistungen (z. B. finanz-, rechtswirtschaftliche Dienstleistungen, informations-, kommunikationsbezogene Dienstleistungen) zu erkennen. Zu sehen ist ebenfalls, dass das Ausmaß der Rückgänge keineswegs allein mit der Höhe der Ausbildungsbetriebsquote im Referenzjahr 2007 korreliert, die Rückgänge vielmehr disparate und wirtschaftsstrukturell bedingte Veränderungen (z. B. Land-, Forstwirtschaft), aber offensichtlich auch Folgen der Veränderungen im Bildungsverhalten und der Bildungsinteressen der Jugendlichen (z. B. Beherbergungs-, Gastronomiegewerbe) sowie Effekte des Nachfrageverhaltens von Konsumenten (z. B. medizinische Dienstleistungen) widerspiegeln. Kaum eine Rolle spielen Behörden, Verwaltungen und Verbände sowie Einrichtungen aus dem Erziehungs- und Unterrichtswesen bei der Ausbildung Jugendlicher, da etwa nur jede zehnte dieser Organisationen Auszubildende unter ihren Beschäftigten hat.
Die Entwicklungen in der Ausbildungsbeteiligung sind Ergebnis extrem unterschiedlicher Entwicklungen in den Betriebs- und Ausbildungsbetriebsbeständen. Besonders auffällig sind die überdurchschnittlichen Zuwächse in den Betriebszahlen im Dienstleistungsgewerbe und bis auf den Maschinen- und Automobilbau die Stagnation im verarbeitenden Gewerbe. Während sich im Dienstleistungsgewerbe zumindest in Teilen positive Entwicklungen in der Zahl der Ausbildungsbetriebe ergeben haben, ist der Trend im verarbeitenden Gewerbe durchgängig negativ.
Besonders in der Bauwirtschaft, dem Metall- oder Elektrogewerbe sowie bei ausbildenden Betrieben, die sonstige Güter wie Papier- oder Holzprodukte herstellen, fallen Rückgänge überdurchschnittlich hoch aus. Im Dienstleistungsgewerbe zählten zu den Sektoren mit auffallend hohen Rückgängen in den Ausbildungsbetriebsbeständen das Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe, der Bereich Forschung und Entwicklung, sonstige persönliche Dienstleistungen sowie der Handel.
Strukturell spiegelten sich die Entwicklungen auf Betriebsebene auch in den Rückgängen der Ausbildungsquote zwischen 2007 und 2015 wider Schaubild A7.1-7. Nur sehr wenige Wirtschaftssektoren wie der Chemie- und Pharmaziebereich und der Maschinen- und Automobilbau konnten ihr relativ überdurchschnittliches Niveau von 2007 in etwa halten. Zu dieser Gruppe zählten auch noch das Verkehrswesen, das Informations- und Kommunikationsgewerbe, allerdings auf einem niedrigeren Niveau in der Ausbildungsbeteiligung. Besonders starke Rückgänge sind hier wiederum im Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe sowie im Bereich Erziehung und Unterricht zu erkennen, Letzteres ist die Folge des Abbaus außerbetrieblicher Bildungsangebote. Auch in Schaubild A7.1-7 zeigt sich, in wie wenigen Wirtschaftsbereichen der zum Teil prozentual sehr hohe Zuwachs in der Beschäftigung positive Folgen für die betriebliche Ausbildung hatte. Zu nennen sind hier das Verkehrsgewerbe, die Lagerwirtschaft, das Kommunikationsgewerbe, unternehmensnahe und medizinische Dienstleistungen sowie der Maschinen- und Automobilbau.
Im Vergleich dazu verlor der Sektor Erziehung und Unterricht fast die Hälfte seiner Auszubildendenbestände, das Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe sowie der öffentliche Dienstleistungsbereich etwa ein Drittel. Um durchschnittlich etwa 25 % sanken die Auszubildendenbestände in den Bereichen Landwirtschaft, Herstellung sonstiger Güter wie Holz- und Papierprodukte und sonstige persönliche Dienstleistungen.
Alte Bundesländer
In den alten Bundesländern zeigte sich naturgemäß ein sehr ähnliches Bild wie im Durchschnitt insgesamt Tabelle A7.1-11 Internet. Im Vorjahresvergleich sind hier bei der Ausbildungsbetriebsquote und in der Zahl der Ausbildungsbetriebe bis auf die Bereiche Erziehung und Unterricht und kollektive Dienstleistungen generell weitere Rückgänge zu verzeichnen. Dies gilt auch für Entwicklungen in der Ausbildungsquote nach Wirtschaftssektoren Tabelle A7.1-12 Internet.
Aussagekräftiger sind in diesem Zusammenhang aber die Entwicklungen seit 2007. Wie im Gesamttrend für Deutschland schrumpfte zwar die Zahl der Ausbildungsbetriebe am stärksten im Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe, im Bereich der Herstellung sonstiger Güter, bei den Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen sowie bei den sonstigen persönlichen Dienstleistungen. Gegen diese rückläufigen Trends sind allerdings Entwicklungen im Verkehrswesen, in der Lagerwirtschaft, im Bereich der Energie- und Wasserversorgung sowie bei den sonstigen Unternehmens- und wirtschaftsbezogenen Dienstleistungen zu verzeichnen. Zweistellige Zuwachsraten verzeichneten die Bestände an Auszubildenden in den Bereichen Chemie/Pharmazie, Maschinen- und Automobilbau, Verkehrs- und Lagereigewerbe, im Bereich Information/Kommunikation, bei den finanz-, rechts- und wohnungswirtschaftlichen Dienstleistungen sowie bei den pflegerischen und medizinischen Dienstleistungen zum Teil.
Neue Bundesländer
Anders als im Westen zeigte sich im Vorjahresvergleich bei den Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten in den neuen Bundesländern eine nach Wirtschaftssektoren sehr unterschiedliche Entwicklung Tabellen A7.1-13 Internet und A7.1-14 Internet. Hier scheint insgesamt nach den überaus starken Rückgängen in den letzten Jahren eine durchschnittliche Stabilisierung in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung auf deutlich niedrigerem Niveau eingetreten zu sein, auch wenn die Zuwachsraten wie z. B. in der Bauwirtschaft mit 0,3 Prozentpunkten und in der Land- und Forstwirtschaft mit 0,6 Prozentpunkten in der Ausbildungsbetriebsquote die Verluste in anderen Wirtschaftssektoren nur in etwa ausgleichen konnten.
(Klaus Troltsch)
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Die bisherigen Darstellungen zur Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung basierten vor allem auf Vorjahresvergleichen, die aufgrund geringfügiger Veränderungen aber nur einen geringen Informationswert für generelle Trends besitzen. Im vorliegenden und in künftigen Beiträgen sollen daher längerfristige Trends stärker in die Berichterstattung einbezogen werden. Nach der Revision der Beschäftigungsstatistik ist dies der Untersuchungszeitraum von 2007 bis zum aktuellen Berichtsjahr.
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Zur Revision der Beschäftigungsstatistik und zu den Folgen für Berechnungen zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung vgl. BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A4.10.1.
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Bei einer Modellrechnung, die davon ausgeht, dass sich im Nenner nicht derartig hohe Zuwächse in den Bestandszahlen an Betrieben und Beschäftigten ergeben hätten, würde die Ausbildungsbetriebsquote rein rechnerisch bei 20,1 % und die Ausbildungsquote konstant bei 5,2 % liegen.
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Zur Entwicklung im Bereich „Erziehung, Unterricht“ vgl. BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A4.10.1.