BP:
 

Die Zahl junger Erwachsener ohne einen formalen beruflichen Abschluss ist ein wesentlicher arbeitsmarktpolitischer Indikator, denn Personen ohne Berufsabschluss tragen statistisch gesehen ein höheres Risiko der Arbeitslosigkeit und auch insbesondere der Langzeitarbeitslosigkeit. So betrug 2016 die Arbeitslosenquote derer ohne Berufsabschluss 20,3 %, während insgesamt nur 6,6 % aller Personen in Deutschland nicht erwerbstätig waren (Söhnlein/Weber/Weber 2016, vgl. Kapitel A11.4). Des Weiteren verdienen sie im Durchschnitt deutlich weniger als Beschäftigte mit Berufsausbildung (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2013; Schmillen/Stüber 2014). Aus diesem Grund ist die Reduktion der Quote nicht formal Qualifizierter (nfQ) junger Erwachsener ein zentrales Ziel der „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015–2018“. Bis 2018 soll der Anteil der nfQ unter den 25- bis 34-Jährigen auf 8 % gesenkt werden (Allianz für Aus- und Weiterbildung 2014).

Der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung ist, Berechnungen auf Basis des Mikrozensus (MZ) zufolge, 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. So lag die nfQ-Quote in diesem Jahr bei 13,4 % (1,95 Mio. Personen), was einen Anstieg um ca. 1 % (etwa 21 Tsd. Personen) gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Da der Anteil der nfQ 2014 mit 13,3 % im Konfidenzintervall von 13,2 % bis 13,6 % liegt226, ist zu beachten, dass es sich hierbei tatsächlich um eine Stichprobenverzerrung handeln könnte, und diese Ergebnisse nur mit Vorsicht als ein sich abzeichnender Trend, insbesondere angesichts der erhöhten Zuwanderung im Jahr 2015 (vgl. Kapitel A11.3), zu interpretieren sind. Ob eine tatsächliche Veränderung der nfQ-Quote gegenüber 2014 bestand, ist mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % statistisch nicht belegbar. In diesem Sinne scheint die Entwicklung der nfQ auf dem Niveau von 2013 zu stagnieren, nachdem sie zwischen 2006 und 2010 einen kontinuierlichen Rückgang erlebte Schaubild A11.1-1.227

Schaubild A11.1-1: Entwicklung der Zahl und des Anteils der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung von 1996 bis 20151

Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Als nfQ bzw. „Ungelernte“ werden alle (erwerbsfähigen) Personen bezeichnet, die keine „erfolgreiche, zertifizierte Teilnahme an formalen (standardisierten, staatlich geregelten oder anerkannten) Bildungsgängen“ (Gottsleben1987, S. 1), also keinen Abschluss einer dualen oder rein schulischen Berufsausbildung oder eines Fachhochschul- oder Hochschulstudiums (oder gleichwertigen Abschluss), vorweisen können. Personen mit Anlernausbildung bzw. mit einem Praktikum gelten als nicht formal qualifiziert. Da sich unter den nfQ vor allem in den untersuchten Altersjahr­gängen eine erhebliche Anzahl an Personen befindet, die ihre berufliche Ausbildung noch nicht beendet haben oder ihren freiwilligen Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, wurden bei der Auswertung der Mikrozensusdaten Schüler/-innen228, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende nicht zu denjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezählt. Der Anteil der nicht formal Qualifizierten bezieht sich auf die Anzahl aller Personen in der entsprechenden Alterskohorte.

Mikrozensus (MZ)
Die Auswertungen dieses Kapitels basieren auf dem MZ des Statistischen Bundesamtes. Der MZ ist eine repräsentative Studie, an der jährlich 1 % der Bevölkerung in Deutschland über eine laufende Haushaltsstichprobe beteiligt ist und dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung.

Das Frageprogramm besteht aus einem festen Grundprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Das jährliche Grundprogramm des MZ umfasst unter anderem Merkmale zur Person (z. B. Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Schüler/-in, Student/-in, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss.

Aufgrund einer veränderten Erhebungsmethode sind die Ergebnisse ab 2005 nur unter Vorbehalt mit denen der Vorjahre vergleichbar (vgl. BIBB-Datenreport 2011, Kap. A8). Die Ergebnisse ab 2011 basieren auf den Daten des Zensus 2011 und sind ebenfalls nur unter Vorbehalt mit den Vorjahresdaten zu vergleichen.

Tabelle A11.1-1: Junge Erwachsene ohne Berufsausbildung von 1996 bis 2015

Die Quote der nfQ der 20- bis 24-Jährigen lag seit 2005 stets unter der der 25- bis 34-Jährigen Tabelle A11.1-1, was vor allen Dingen daran liegt, dass Personen der jüngeren Kohorten sich noch zu größeren Teilen im Bildungswesen befinden. Nach einem kontinuierlichen Rückgang bis 2013 ist der Anteil der nfQ unter den 20- bis 24-Jährigen seitdem wieder leicht steigend, während er in den älteren Kohorten (25 bis 34 Jahre) seit 2011 geringfügig rückläufig und nur im vergangenen Jahr moderat anstieg. Vergleicht man außerdem die nfQ-Quote der Teilkohorten in 5-Jahres-Spannen (20 bis 24, 25 bis 29 und 30 bis 34 Jahre), zeigt sich ebenfalls, dass der Anteil der nfQ stark mit dem Alter der Jugendlichen zusammenhängt. So übersteigt die Quote der 30- bis 34-Jährigen jene der 25- bis-29-Jährigen um 1,1 Prozentpunkte und die der 20- bis 24-Jährigen um 2,1 Prozentpunkte Tabelle A11.2-1

  • 225

    Dieses Kapitel ist eine Fortschreibung des Kapitels A8.2 von Ralf Dorau, Robert Herter-Eschweiler und Uta Braun im Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2016. 

  • 226

    Das Konfidenzintervall basiert auf der vereinfachten Annahme einer einfachen Zufallsauswahl. Auch die nachfolgend berichteten Konfidenzintervalle basieren auf dieser Annahme. 

  • 227

    Aufgrund der Einführung einer neuen Erhebungsmethode im Jahr 2005 und der Revision der Bevölkerungszahl auf Basis des Zensus 2011 ist der berechnete Anteil der nfQ über die Zeit jedoch teilweise nicht direkt vergleichbar. Dies gilt insbesondere für die angegebenen Absolutzahlen vor und nach der Revision durch den Zensus im Jahr 2011. 

  • 228

    Dabei wurden alle Personen als Schüler/-innen klassifiziert, die innerhalb der letzten 12 Monate eine Schule besucht haben.