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Der Anteil nicht formal Qualifizierter variiert weiterhin stark mit den Schulabschlüssen. Personen zwischen 20 und 34 Jahren mit einer Studienzugangsberechtigung hatten 2015 mit 4,5 % mit Abstand die geringste nfQ-Quote in ihren Kohorten. Der Anteil der nfQ unter den jungen Erwachsenen mit einem Realschulabschluss ist hingegen mit einer Quote von 9,3 % mehr als doppelt so hoch. Unter denen mit einem Hauptschulabschluss sind sogar 31,4 % aller Jugendlichen nicht formal qualifiziert. Von den 20- bis 34-Jährigen, die über keinen Schulabschluss verfügen, sind 70,2 % ohne einen Berufsabschluss Tabelle A11.2-1. Dies zeigt, dass sich höhere Schulbildung eindeutig positiv auf die Chancen einer formalen Qualifikation auswirkt.

Der Frauenanteil unter den jungen nfQ ist mit 48 % um einen Prozentpunkt leicht geringer als unter denen mit beruflichem Abschluss. Insgesamt lag so 2015 die nfQ-Quote der 20- bis 34-jährigen Frauen mit 13,1 % um 0,6 Prozentpunkte unter der der Männer dieser Kohorten Tabelle A11.2-1. Dieser Unterschied zwischen jungen Männern und Frauen manifestiert sich erst seit dem Jahr 2013. Im Jahr 2012 waren die nfQ-Quoten beider Geschlechter noch etwa gleich hoch Tabelle A11.2-2. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass es große Unterschiede sowohl nach Region als auch Staatsangehörigkeit (vgl. Kapitel A11.3) gibt. Der Anteil der nfQ unter den jungen Frauen in Westdeutschland lag tatsächlich in den letzten Jahren stets über dem der jungen Männer, wobei sich durch den Rückgang der nfQ-Quote der 20- bis 34-jährigen Frauen in Westdeutschland Männer und Frauen dieser Kohorten hier seit 2012 angeglichen haben. Im Jahr 2015 unterschritt die Quote der Frauen die der Männer mit 13,8 % im Vergleich zu 14,0 %. In Ostdeutschland hingegen liegt bei den jungen Frauen der Anteil der nfQ seit 2012 unter dem der gleichaltrigen Männer.229 Im Jahr 2015 unterschieden sich hier beide Quoten um 1,9 Prozentpunkte (Frauen: 10,4 %, Männer: 12,3 %) Tabelle A11.2-2.

Generell ist der Anteil der nfQ in der ostdeutschen Bevölkerung mit 11,4 % im Jahr 2015 geringer als der der westdeutschen Bevölkerung von 13,9 % Tabelle A11.2-2. Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Jedoch ist die nfQ-Quote der jungen Erwachsenen in Westdeutschland seit 2012 fortwährend (wenn auch moderat) rückläufig. Sie betrug im Jahr 2012 noch 14,4 % und war somit um 0,5 Prozentpunkte höher als 2015. In Ostdeutschland hingegen stieg die Quote 2015 gegenüber dem Vorjahr von 10,7 % wieder um 0,7 Prozentpunkte an.

Differenzierte Hinweise aus den Bundesländern zeigen, dass sich auch hier Unterschiede ergeben. Beim Vergleich der deutschen Bundesländer muss die geringe Fallzahl in relativ kleinen Bundesländern berücksichtigt werden. Differenzen von wenigen Prozentpunkten beim Vergleich der Anteile nicht formal Qualifizierter innerhalb eines kleinen Bundeslands oder mit einem kleinen Bundesland sollten vernachlässigt werden.230 Dennoch können auch für Bremen und das Saarland Aussagen getroffen werden.

Tabelle A11.2-1: Junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss im Alter von 20 bis 34 Jahren 2015 (absolut und in %)

Tabelle A11.2-2: 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss in West- und Ostdeutschland 2012 bis 20151

Die unterdurchschnittlichen Quoten nicht formal qualifizierter junger Erwachsener zeigen sich in allen östlichen Bundesländern mit Ausnahme Berlins. In Süddeutschland sind diese Quoten geringer als in den nördlicheren Bundesländern Westdeutschlands Tabelle A11.2-3. Die niedrigsten nfQ-Quoten der 20- bis 34-Jährigen hatten 2015 Sachsen (7,6 %), Thüringen (8,5 %) und Bayern (9,9 %). In Thüringen ist demnach der Anteil der nfQ unter den jungen Erwachsenen gegenüber 2014 von vormals 6,9 % um 1,6 Prozentpunkte signifikant gestiegen. Auch in Sachsen und Bayern wurde für 2015 eine leicht höhere nfQ-Quote errechnet, wobei dies durchaus auf Stichprobenverzerrungen zurückzuführen sein könnte. Unterdurchschnittliche nfQ-Quoten in den jungen Kohorten wurden 2015 ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern (11,0 %), Baden-Württemberg (11,9 %) und Sachsen-Anhalt (12,0 %)231 ermittelt.

Die höchsten nfQ-Anteile wurden 2015 für Bremen (19,9 %), Nordrhein-Westfalen (17,4 %) und das Saar­land (16,0 %) dokumentiert. Da sich zwischen den Jahren 2012 bis 2014 in Bremen und im Saarland ebenfalls entsprechend hohe Quoten finden, kann man für diese Bundesländer tatsächlich von einem hohen Anteil nicht formal qualifizierter junger Erwachsener ausgehen. Während die Quote im Saarland gegenüber 2014 (statistisch signifikant) um 2 Prozentpunkte gesunken ist, sind für Bremen und Nordrhein-Westfalen keine statistisch signifikanten Veränderungen gegenüber 2014 zu beobachten. Überdurchschnittlich sind die nfQ-Anteile der 20- bis 34-Jährigen weiterhin in Berlin (15,4 %), Rheinland-Pfalz (14,6 %), Hessen (14,4 %), Niedersachsen (14,0 %).232

Die Differenz zwischen Männern und Frauen ist besonders in Brandenburg (Frauen: 10,4 %, Männer: 14,3 %), Berlin (Frauen: 13,9 %, Männer: 17,0 %), Sachsen (Frauen: 6,5 %, Männer: 8,7 %), Hamburg (Frauen: 12,6 %, Männer: 14,5 %) und Bayern (Frauen: 9,2 %, Männer: 10,6 %) eklatant. Auch im Saarland und in Bremen ergeben sich größere Differenzen. Im Saarland haben Männer eine deutlich geringere nfQ-Quote als Frauen. Jedoch sind die Berechnungen aufgrund der kleinen Fallzahl nicht belastbar.

Interessant ist weiterhin, dass – während der Anteil der nfQ unter jungen Erwachsenen in den älteren Kohorten in Westdeutschland zunimmt – er in Ostdeutschland für diese Altersgruppe abnimmt. So betrug 2015 die nfQ-Quote der 25- bis 34-Jährigen in Ostdeutschland 10,9 % im Gegensatz zu 11,4 % unter den 20- bis 34-Jährigen und in Westdeutschland 14,7 % unter den 25- bis 34-Jährigen verglichen zu 13,9 % unter den 20- bis 34-Jährigen Tabelle A11.2-4. In 2014 wurde in Ostdeutschland für beide Alterseinteilungen noch eine identische nfQ-Quote berechnet. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass die nfQ-Quote in Ostdeutschland in den nächsten Jahren steigt, weil die jüngeren Kohorten häufiger keinen beruflichen Abschluss erhalten. So ist zum Beispiel die Anzahl der über 24-Jährigen, die mit einer dualen Berufsausbildung beginnen, in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland (vgl. Kapitel A5.8). Die geringere nfQ-Quote der Älteren könnte also auch darauf hinweisen, dass es in Ostdeutschland zunehmend üblicher wird, den Bildungsweg nach der allgemeinen Schule zu unterbrechen und den beruflichen Abschluss später nachzuholen. Diese Entwicklung sollte in den kommenden Jahren genauer beobachtet werden.

Tabelle A11.2-3: 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss nach Ländern 2013 bis 20151

Tabelle A11.2-4: 25- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss nach Ländern 2013 bis 20151

Größere Unterschiede zwischen den Alterskohorten lassen sich in Nordrhein-Westfalen (20 bis 34 Jahre: 17,4 %, 25 bis 34 Jahre: 18,6 %) und Hessen (20 bis 34 Jahre: 14,5 %, 25 bis 34 Jahre: 15,7 %) feststellen, wo der Anteil der nfQ unter den jungen Erwachsenen mit den Kohorten steigt.233

  • 229

     Das 95 %-Konfidenzintervall der nfQ-Quote der Frauen liegt in Westdeutschland bei ±0,6 Prozentpunkten und in Ostdeutschland bei ±0,3 Prozentpunkten. Damit ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern nur in Ostdeutschland statistisch signifikant.

  • 230

    Das 95 %-Konfidenzintervall der nfQ-Quote für Bremen liegt bei etwa ±2,5 Prozentpunkten. Das heißt, der tatsächliche Wert für 2015 liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % im Bereich 17,4 % und 22,4 %. Auch für das Saarland ist das 95 %-Konfidenzintervall mit ca. ±2,0 Prozentpunkten relativ hoch. In den übrigen Bundesländern variiert dieses Intervall je nach Fallzahl und der Höhe der nfQ-Quote zwischen 0,4 und 1,5 Prozentpunkten.

  • 231

    Das 95 %-Konfidenzintervall liegt in Brandenburg bei ±1,2 Prozentpunkten. Daher ist die Quote nicht signifikant überdurchschnittlich. 

  • 232

    In Schleswig-Holstein liegt das 95 %-Konfidenzintervall der nfQ-Quote bei ±1,2 Prozentpunkten, in Hamburg bei ±1,3 Prozentpunkten. Daher sind die Quoten beider Länder nicht signifikant überdurchschnittlich. 

  • 233

    Die Differenzen bei den beiden sehr kleinen Bundesländern können wegen der geringen Fallzahl nicht interpretiert werden.