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Seit 1984 stellt die Fernunterrichtsstatistik Strukturdaten zur Anbieter-, Angebots- und Teilnahmeentwicklung im Bildungssegment Fernlernen bereit, die jährlich auf freiwilliger Basis bei den Anbietern erhoben werden. Gemäß § 1 Abs. 1 Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) sind damit Bildungsangebote (bzw. deren Anbieter) angesprochen, bei denen Lehrende und Lernende dauernd oder überwiegend räumlich getrennt sind, die Vermittlung der Lerninhalte entgeltlich erfolgt und der Lernerfolg durch den Lehrenden überwacht wird. Da das methodische Verfahren, trotz mehrfacher Wechsel der erhebenden Stellen, in diesem Zeitraum nahezu unverändert beibehalten wurde, führt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) derzeit ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes umfassendes Revi­sionsprojekt283 durch. Die Revision muss dabei den Spagat bewältigen, einerseits an das etablierte Vorgehen anzuknüpfen, andererseits gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen (z. B. Digitalisierung von Bildung, Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung) stärker als bislang Rechnung zu tragen. Im Rahmen des Projektes erhob das BIBB 2016 für die Berichtszeiträume 1. Januar bis 31. Dezember 2015 (nicht hochschulisches Bildungssegment) bzw. Wintersemester (WS) 2015/2016 (Hochschulen) erstmalig selbst die Daten. Aufgrund des geänderten Vorgehens sind die Ergebnisse der diesjährigen Befragung nur bedingt mit den früheren Ergebnissen vergleichbar.

Stichprobenzusammensetzung und Rücklaufquoten

In die Stichprobe wurden zum einen 367 nicht hoch­schulische Anbieter und 20 private Hochschulen einbezogen. Diese waren auf Basis der bei der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) im Zeitraum 1.  Januar bis 31. Dezember 2015 registrierten 413 Anbieter (2014: 412) ermittelt worden. Zusätzlich wurden zum anderen erstmals 29  staatliche und nicht bei der ZFU registrierte Hochschulen um ihre Beteiligung gebeten, sodass insgesamt 416 Anbieter (367 nicht hochschulische Anbieter und 49 Hochschulen) kontaktiert wurden. Der verwertbare Rücklauf liegt bei 111 Datensätzen (Gesamtrücklaufquote 26,7 %). Im Vergleich dazu lag sie 2015 bei 23,0 % und 2014 bei 21,4 % (vgl. Forum DistancE-Learning 2015).

Anbieter von Fernlehrgängen

Mehr als drei Viertel (76,1 %) der befragten Anbieter (n = 88) sind relativ spezialisiert und halten bis zu 10  Fernlehrgänge vor; weitere 12,5 % 11 bis 20 und 6,9 % 21 bis 50. 51 bis 100 Fernlehrgänge haben 3,4 % und mehr als 101 Bildungsangebote 1,1 % der teilnehmenden Institute in ihrem Angebotsportfolio.
Damit sind die für 2015 erhobenen Daten tendenziell mit den vom Forum DistancE-Learning (FDL) für 2014 ausgewiesenen vergleichbar, die auf den entsprechenden Angaben der ZFU beruhen (n = 395): Demnach boten 2014 88,3 % weniger als 11 Fernlehrgänge an und hielten 4,6 % bis zu 20 Fernlehrangebote vor. Weitere 4,8 % hatten zwischen 21 und 50, ca. 1,0 % zwischen 51 und 100 und mehr als 100 Lehrgänge 1,3 % der dort registrierten Anbieter in ihrem Portfolio.

In Hinblick auf die Anzahl ihrer Teilnehmenden unterscheidet sich die Stichprobe für 2015 (n = 87) von der für 2014 vom FDL ausgewiesenen (n = 395) ebenfalls nur graduell Schaubild B2.3-1.

Bei der Konzeption und Nutzung ihrer Fernlehrangebote kooperierten im Berichtszeitraum 2015 40 befragte Anbieter (45,4 %) mit Dritten; weitere 5 (5,7 %) planen dies zukünftig. Als Kooperationspartner dieser 45 Institute fungieren (bzw. sind vorgesehen) bei 46,7 % andere (nicht hochschulische) Bildungsanbieter, bei 37,8 % Hochschulen und bei 28,9 % Verbände. Ein knappes Viertel (24,4 %) arbeitet mit Kammern, weitere 17,8 % mit Betrieben zusammen (Sonstige: 20,0 %; Mehrfach­angaben möglich).

Schaubild B2.3-1: Anbieter nach Teilnahmezahl 2014 und 2015 (in %)

Fernlehrgänge – Angebot

Nach Angaben der ZFU bereiteten im Berichtszeitraum 2015 insgesamt 1.946 Fernlehrgänge auf eine Abschlussprüfung vor (2014: 2.188 Angebote). Knapp zwei Drittel (65,0 %) endeten dabei mit einem Zertifikat des Anbieters, ein gutes Fünftel (22,1 %) ermöglichte eine öffentlich-rechtliche und 11,5 % eine Schul- bzw. Fachschulprüfung. Weitere 1,4 % schlossen mit dem Erwerb eines verbandsinternen Zertifikats ab.

Im Vergleich dazu erhob das BIBB für 2015 insgesamt 61,9 % (n = 1.100) Lehrgänge, die mit einem non-formalen Abschluss enden (davon mit institutsinterner Prüfung: 47,1 %). 25,8 % ermöglichen bei den befragten Instituten eine öffentlich-rechtliche Prüfung und 1,3 % einen (Fach-)Schulabschluss. In 11,0 % konnten die mit der Beantwortung befassten Mitarbeiter/-innen hierzu keine Aussage treffen.

Im Zuge der Revision war es erforderlich, die bisherige Klassifizierung der Lerninhalte grundlegend zu überarbeiten. Daher lassen sich die für 2015 durch das BIBB erhobenen Daten nur eingeschränkt mit den früheren Angaben (vgl. BIBB-Datenreport 2016, Kapitel B2.3) vergleichen: Zwar wurden sowohl 2014 als auch 2015 Angebote im Themenbereich „Wirtschaft/kaufmännische Praxis“ mit 27,1 % (2014; n = 1.574 Fernlehrgänge) bzw. 22,2 % (2015; n = 1.119 Fernlehrgänge) jeweils am häufigsten angeboten. Während 2014 aber Angebote im Themenbereich „Gesundheit, Gymnastik, Körperpflege, Haushaltsführung“ mit 12,9 % an zweiter Stelle und „EDV-Lehrgänge“ mit 11,7 % an dritter Stelle folgen, waren es 2015 Angebote im Bereich „Technik/Logistik“ mit 14,3 % an zweiter und solche zu „Gesundheit/Pflege/Ernährung“ mit 9,0 % an dritter Stelle.

Entwicklung bei Fernstudiengängen

Im WS 2015/2016 hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) die Zahl der Fernstudierenden erneut leicht zugenommen und stieg auf nunmehr 156.946 (WS 2014/2015: 154.325). Davon waren 73.009 Frauen (46,5 %) und 12.291 (7,8 %) neu immatrikuliert. Bei den Neuimmatrikulationen betrug der Frauenanteil sogar 51,4 %. Eingeschrieben waren die Fernstudierenden an insgesamt 72 Hochschulen.

Von den im Rahmen der diesjährigen Erhebung vom BIBB kontaktierten 49 Hochschulen (20 private und 29 staatliche) beteiligten sich 23 an der Erhebung (Rücklaufquote: 46,9 %). Insgesamt waren dort im WS 2015/2016 98.136 Fernstudierende eingeschrieben, davon 42.888 Frauen (43,7 %). Knapp drei Viertel der Fernstudierenden (71,0 %) verfügten über eine schulische Hochschulzugangsberechtigung, bei 12,0 % erfolgte die Zulassung über eine Anrechnung der beruflichen Lernergebnisse, und weitere 17,0 % verfügten bereits über einen Studienabschluss.

Vergleicht man die bei der ZFU zum Stichtag 31. De­zember 2015 ausschließlich auf privatrechtlicher Basis durchgeführten Fernstudienangebote (n = 264, 20  Privat­hochschulen) mit den Befragungsergebnissen (hier gab es Auskunft zu 260 Fernstudienangeboten, durchgeführt an 23, größtenteils (78,3 %) staatlichen Hochschulen), ergibt sich folgendes Bild Schaubild B2.3-2.

(Angela Fogolin)

Schaubild B2.3-2: Fernstudienangebote im WS 2015/2016 (BIBB) bzw. zum 31. Dezember 2015 (ZFU) nach Abschluss (in %)