Ob Staatlich geprüfter/geprüfte Techniker/-in, Gestalter/-in, Wirtschafter/-in, Betriebswirt/-in oder Staatlich anerkannter/anerkannte Heilpädagoge/Heilpädagogin – die rund 1.500 Fachschulen in Deutschland bieten mit einer Vielzahl an beruflichen Weiterbildungsgängen eine landesrechtlich geregelte anerkannte Alternative zur akademischen Ausbildung auf Bachelorniveau an.294 Bundeslandspezifisch werden in den Fachbereichen Agrarwirtschaft, Gestaltung, Technik, Wirtschaft und Sozialwesen unterschiedliche Fachrichtungen oder Schwerpunkte angeboten. So bieten die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für Techniker/-innen z. B. die Fachrichtung Bergbautechnik (vgl. Kultusministerkonferenz 2016b, S. 15), Thüringen die Fachrichtung Papiertechnik und Baden-Württemberg die Fachrichtung Physiktechnik an. Einige Fachrichtungen wie Holztechnik, Maschinentechnik und Medizintechnik werden in mehreren Bundesländern angeboten. Als Beispiele für Fachrichtungen im Bildungsgang Staatlich geprüfter/geprüfte Betriebswirt/Betriebswirtin sind Marketing, Tourismus oder Wirtschaftsinformatik zu nennen (vgl. Kultusministerkonferenz 2016b, S. 58). Eine aktuelle Übersicht über Berufsabschlüsse an Fachschulen ist der „Dokumentation der Kultusministerkonferenz über landesrechtlich geregelte Berufsabschlüsse an Fachschulen (Beschluss des Unterausschusses für Berufliche Bildung vom 29.01.2016)“ zu entnehmen. Rechtsgrundlage für die Berufsabschlüsse bilden die Schulgesetze der Länder (vgl. Kultusministerkonferenz 2015). Von den Fachschulen werden ergänzend zum eigentlichen Abschlusszeugnis Europass-Zeugniserläuterungen ausgegeben.295
Die berufliche Weiterbildung an Fachschulen verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügige Veränderungen. Im Schuljahr 2015/2016 gab es mehr Fachschulen (+1,1 %) und Klassen (+0,6 %). Die Schülerzahl ging jedoch um 1,2 % zurück. Bei der Zahl der Absolventinnen und Absolventen war ein Plus von 2,5 % zu verzeichnen.
Fachschulen, Klassen und Schüler/-innen nach Bundesländern 2015/2016
Mit 1.503 Fachschulen im Schuljahr 2015/2016 gab es im Vergleich zum Vorjahr bundesweit 17 Fachschulen mehr. Von den insgesamt 191.039 Schülern und Schülerinnen an Fachschulen waren mehr als die Hälfte Frauen (52,7 %). Der Anteil ausländischer Schüler/-innen an Fachschulen stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und lag im Schuljahr 2015/2016 bundesweit bei 4,0 % (im Vorjahr 3,8 %). Berlin hatte wie im Vorjahr mit 8,5 % den höchsten Anteil ausländischer Teilnehmender an Fachschulen, gefolgt von Hessen mit 7,0 % und Hamburg mit 6,8 %. Ein Ausländeranteil unter 1,0 % war in den Bundesländern Sachsen-Anhalt (0,4 %), Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mit je 0,8 % sowie Brandenburg (0,9 %) zu verzeichnen Tabelle B4.3-1.
Tabelle B4.3-1: Fachschulen 2015/2016: Schulen, Klassen und Schüler/-innen nach Ländern
Entwicklung der Schüler/-innenzahlen an Fachschulen 2008/2009 bis 2015/2016
Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Schülerzahlen von 2008/2009 bis zum Schuljahr 2014/2015 zeigte sich im Schuljahr 2015/2016 im Vergleich zum Vorjahr erstmals ein Rückgang um 1,2 % auf 191.039 Schüler/ -innen insgesamt. Betrachtet man die Entwicklung geschlechtsspezifisch, so ist festzuhalten, dass die Zahl der weiblichen Schüler weiter gestiegen ist und mit 100.770 Schülerinnen im Schuljahr 2015/2016 einen Anteil von 52,7 % erreichte Schaubild B4.3-1.
Die Bildungsgänge an Fachschulen führen in Vollzeit- oder Teilzeitform zu einem postsekundaren Berufsabschluss nach Landesrecht (Kultusministerkonferenz 2015, S. 2). Wie auch im Vorjahr absolvierte die Mehrheit der Schüler/-innen (66 %) ihren Bildungsgang in Vollzeitform.
Datenbasis zu Fachschulen
Die Daten sind der Fachserie 11, Reihe 2 des Statistischen Bundesamtes entnommen. Zu beachten ist, dass die Daten zu Schülern/Schülerinnen und Absolventen/Absolventinnen z. T. auch den Fachschulanteil einzelner Ausbildungen beinhalten (z. B. Altenpflegehelfer/-innen und Altenpfleger/-innen, Heilerziehungspflegehelfer/-innen). Daten zu Fachakademien, die es nur in Bayern gibt, sind in den Daten nicht berücksichtigt.
Schaubild B4.3-1: Entwicklung der Zahl der Schüler/-innen an Fachschulen 2008/2009 bis 2015/2016
Absolventinnen und Absolventen 2015
Im Schuljahr 2015 beendeten insgesamt 64.335 Absolventinnen und Absolventen einen Bildungsgang an einer Fachschule. Das entsprach einem Plus von 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Mit 56.451 Absolventinnen und Absolventen hatten 87,7 % ihren Bildungsgang an Fachschulen in einem der 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen beendet Schaubild B4.3-2.
Mit einem Plus von 2,1 % zum Vorjahr bildeten die Berufe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ mit insgesamt 24.474 Absolventinnen und Absolventen weiterhin die quantitativ stärkste Gruppe, gefolgt von den Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen mit 9.396 Absolventinnen und Absolventen (+6,0 % zum Vorjahr). Die Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe stellten mit 5.692 Absolventen und Absolventinnen (+8,4 % zum Vorjahr) die drittstärkste Berufshauptgruppe. Im Abgangsjahrgang 2015 war knapp die Hälfte der Absolventen weiblich (48,7 %). Differenziert nach Berufshauptgruppen lag der Frauenanteil mit rund 86 % in Berufen in Recht und Verwaltung (im Sozial- und Gesundheitswesen) am höchsten, gefolgt von den Berufen „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ mit einem Frauenanteil von rund 80 %. Mit nur 2,4 % war der Frauenanteil im Bereich der Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe am niedrigsten Tabelle B4.3-2.
Fördermöglichkeiten für Lehrgänge an Fachschulen
In Bezug auf mögliche finanzielle Förderung für Lehrgänge an Fachschulen ist an dieser Stelle insbesondere auf das neue Aufstiegs-BAföG296 (vgl. Kapitel B3.2) sowie das Weiterbildungsstipendium297 (vgl. Kapitel B3.3) hinzuweisen. Für Personen, die an einer Fachschule z. B. einen Fortbildungsabschluss als Techniker/-in, Erzieher/-in oder Betriebswirt/-in anstreben, bietet das neue Aufstiegs-BAföG ein altersunabhängiges Förderangebot. Mit dem Weiterbildungsstipendium können talentierte und leistungsbereite Fachkräfte unter 25 Jahren mit erfolgreich abgeschlossener Ausbildung gefördert werden, die eine fachbezogene berufliche oder berufsübergreifende Weiterbildungsmaßnahme durchführen möchten. Weitere Unterstützungsmaßnahmen sind je nach Bundesland Bildungsurlaub oder Bildungsfreistellung.
(Maria Zöller)
Schaubild B4.3-2: Absolventen/Absolventinnen 2015 in den 10 stärksten Berufshauptgruppen
Tabelle B4.3-2: Absolventen/Absolventinnen an Fachschulen nach Berufshauptgruppe, rechtlichem Status der Schule und Geschlecht 2015 (Auswahl: 10 stärkste Berufshauptgruppen)
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https://www.kmk.org/themen/berufliche-schulen/berufliche-weiterbildung.html
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Liste der aktuell verfügbaren Zeugniserläuterungen siehe https://www.kmk.org/themen/berufliche-schulen/schulische-berufsausbildung/europass-zeugniserlaeuterungen/downloads-fachschulen.html (26.10.2016).
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Siehe https://www.bmbf.de/pub/Vom_Meister_zum_Aufstiegs_BAfoeG.pdf.
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