Zur soziodemografischen Zusammensetzung der Gruppe erwachsener Geflüchteter, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, zu ihrem Fluchtverlauf, ihrer Vorbildung, ihren beruflichen Erfahrungen sowie ihren Werte- und Zukunftsorientierungen liegen erste empirische Befunde vor (Brücker u. a. 2016, 2016a; Brücker u. a. [Hrsg.] 2016). Neben der Skizzierung der Altersstruktur der Geflüchteten enthält dieses Kapitel einen Einblick in die schulische und berufliche Vorbildung (Kapitel C2.1) sowie Qualifizierungspotenziale bzw. Qualifizierungsbedarfe erwachsener Geflüchteter (Kapitel C2.2 und Kapitel C2.3).
Personen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, unterscheiden sich in einem wesentlichen soziodemografischen Aspekt, der Altersstruktur, von der einheimischen Bevölkerung. Insgesamt sind rund 74% der Geflüchteten, die 2016 ihren Asylerstantrag gestellt haben, unter 30 Jahre alt (2015: 71,1%). Noch jünger, nämlich unter 25 Jahre, sind 60% (2015: 55,9%). 2016 sind rund
261.000 Asylantragsteller/-innen jünger als 18 Jahre, d. h., jede/-r Dritte ist minderjährig (36,2%).
Tabelle C2-1: Alter und Geschlecht der Asylerstantragsteller/-innen 2016
Noch jünger, unter 16 Jahren, sind 30,3% Tabelle C2-1. Die Zahl der Asylerstanträge von Minderjährigen ist im Vergleich zu 2015 um rd. 123.900 gestiegen; ihr Anteil an allen Asylerstantragstellern/-antragstellerinnen ist um rd. 5 Prozentpunkte auf 36,2% (2015: 137.500, 31,1%; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2015, 2016b) gestiegen. Ende 2016 befanden sich rund 49.800 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in der Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe (Bundesregierung 2017). Auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, die einen Asylerstantrag gestellt haben, ist 2016 stark gestiegen – auf rd. 36.900 (2015: 22.300; Bundesregierung 2017).308 92% der unbegleiteten Minderjährigen sind zwischen 14 und 17 Jahre alt (24% 14 bis unter 15 Jahre; 68% 16 bis unter 17 Jahre; Bundesregierung 2017).309 Unbegleitete Minderjährige benötigen besonderen Schutz und Unterstützung (Bauer/Schreyer 2016; Bundesregierung 2017).
Damit unterscheidet sich die aktuelle Altersstruktur der Asylbewerber/-innen noch deutlicher als in den Jahren zuvor von derjenigen der Wohnbevölkerung in Deutschland.
Der Anteil weiblicher Antragsteller liegt 2016 bei 34,3% und ist im Vergleich zu 2015 um knapp 4 Prozentpunkte gestiegen. Im Kindesalter liegt der Anteil weiblicher Antragsteller deutlich höher bei knapp der Hälfte aller Asylanträge (47,3%), was künftig auf einen zunehmenden Ausgleich der Geschlechterverteilung bei den Jüngeren hindeuten könnte Tabelle C2-1.
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Die tatsächliche Zahl der Einreise unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter liegt damit auch 2016 deutlich höher als die Zahl der Asylanträge unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter, da diese Gruppe erheblich seltener einen Asylantrag stellt (Bundesregierung 2017; Bauer/Schreyer 2016). Darauf verweist auch für 2015 die mit rund 42.300 deutlich höhere Zahl der Inobhutnahmen im Vergleich zur Zahl der Asylerstanträge dieser Gruppe (22.300; Bundesregierung 2017; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2016c).
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Angaben für 2015, Bundesregierung, S. 8, S. 41.