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Im folgenden Kapitel werden die Bestandszahlen der Auszubildenden insgesamt sowie differenziert nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen und ausgewählten Merkmalen (Geschlecht, Herkunft) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik (vgl. Kapitel A5.1) betrachtet. Bei den Bestandszahlen handelt es sich um eine Zählung der Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr). Zum Auszubildendenbestand zählen alle Personen, die jeweils zum 31.  Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) stehen. Daher geben die Bestandszahlen Aufschluss über den Umfang der gesamten Ausbildungsleistung von Betrieben und Berufsschulen. 

Bundesweit waren 1.321.197 Personen am 31. Dezember 2016 als Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO gemeldet. Damit war die Bestandszahl im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht rückläufig (-1,2%). Auch wenn die Bestandszahlen im Zeitverlauf recht deutlich schwankten, hält der kontinuierliche Rückgang seit dem Jahr 2008 an. Insgesamt befand sich der Bestand an Auszubildenden im Berichtsjahr 2016 auf dem niedrigsten Stand seit 1992 Tabelle A5.2-1

Anders als in den vergangenen Jahren ist der Auszubildendenbestand 2016 im Vergleich zum Vorjahr beim regionalen Vergleich in Ostdeutschland schwächer zurückgegangen (-0,7%) als in Westdeutschland (-1,3%). Die Langzeitreihe zeigt jedoch, dass sich seit 1997 – dem Jahr mit dem höchsten Wert für Ostdeutschland – der Bestand an Auszubildenden in den östlichen Bundesländern mehr als halbierte (-56,4%). In Westdeutschland zeigt sich diese Entwicklung zeitverzögert erst seit dem Jahr 2008 (2008 vs. 2016: -12,4%). Wie im Vorjahr bedeutet dies, dass auch im Berichtsjahr 2016 nur noch knapp jede/-r siebte Jugendliche (13,9%) in Ostdeutschland ausgebildet wurde. 1997 war es noch rund jede/-r vierte (25,9%).

Diese Veränderungen liegen zum einen darin begründet, dass sich Entwicklungen des Wirtschafts- und Beschäftigungssystems im dualen System widerspiegeln (Troltsch/Walden 2007). Zum anderen ist der deutliche Rückgang bei den Bestandszahlen in den letzten Jahren auf den starken demografischen Einbruch in der jugendlichen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Dies gilt in den vergangenen Jahren insbesondere für Ostdeutschland. Eine Übersicht zur langfristigen Entwicklung der Auszubildendenzahlen differenziert nach den einzelnen Bundesländern seit 1992 findet sich in Tabelle A5.2-2 Internet55. Zur Analyse der aktuellen Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2016 vgl. Kapitel A1 und Matthes u. a. 2017a.

Bestandsentwicklung in den Zuständigkeitsbereichen

Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist in der Regel nicht der Ausbildungsbetrieb, sondern die für den Ausbildungsberuf zuständige Stelle (vgl. Erläuterung in Kapitel A1.2). So sind in der Berufsbildungsstatistik beispielsweise diejenigen Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst oder in den freien Berufen für Berufe der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, – je nach zuständiger Stelle – den Bereichen Industrie und Handel oder Handwerk zugeordnet. 

Differenziert man die Bestandszahlen nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen, zeigt sich, dass der Auszubildendenbestand im Berichtsjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr nicht in allen Zuständigkeitsbereichen rückläufig war. Zurückgegangen sind die Zahlen allerdings weiterhin in den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel sowie Handwerk und auch in den kleineren Bereichen Land- und Hauswirtschaft. Einen Zuwachs konnten die freien Berufe und der öffentliche Dienst im Vorjahresvergleich verzeichnen Schaubild A5.2-1, Tabelle A5.2-1.  

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2016 (Teil 1)1

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2016 (Teil 2)1

Im quantitativ größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel waren zum 31. Dezember 2016 bundesweit 776.097 Auszubildende (rund 60% des Gesamtbestandes) beschäftigt. Damit ging der Bestand im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 14.160 Personen (-1,8%) zurück, wobei der Rückgang in Ost- und Westdeutschland nahezu gleich ausfiel (-1,8% vs. -1,9%). Insgesamt war der Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel im Zeitverlauf von 1992 bis 2016 – mit vereinzelten Schwankungen – alles in allem stabil und gewann über die Jahre im Vergleich zu den anderen Zuständigkeitsbereichen anteilig an Bedeutung. Der bundesweit niedrigste Bestand in diesem Bereich war 1995 mit 702.867 Auszubildenden erreicht, der höchste im Jahr 2008 mit 934.221.

Auch im Handwerk – dem zweitgrößten Zuständigkeitsbereich – kam es erneut zu einem Rückgang bei den Bestandszahlen im Berichtsjahr 2016. Allerdings fiel dieser mit -0,5% (-1.893) deutlich geringer aus als noch die Jahre zuvor. Nach einem Anstieg bis Mitte der 1990er-Jahre im Zuge des Aufbaus handwerklicher Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland hält die rückläufige Tendenz bei der Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich seit 1998 an und markierte im Jahr 2016 den tiefsten Stand seit 1992. Wie bereits im vergangenen Jahr zeigte sich zwischen 2015 und 2016 im regionalen Vergleich nur in den westdeutschen Bundesländern ein Rückgang des Auszubildendenbestands im Handwerk (-0,8%). Der seit 1997 rückläufige Trend in Ostdeutschland hatte bereits im Jahr 2015 gestoppt (± 0,0%). Zwischen 2015 und 2016 kam es hier sogar wieder zu einem Anstieg (+1,6%). Dennoch war der Rückgang der Auszubildendenzahlen im Langzeitvergleich in den ostdeutschen Bundesländern deutlich stärker als in den westdeutschen. 1997 wurden in Ostdeutschland noch 179.223 Personen im Zuständigkeitsbereich Handwerk ausgebildet. Im Jahr 2016 waren dies hier lediglich noch 47.445. Dies bedeutet einen Rückgang von -73,5% (Westdeutschland: -30,9%; Bundesgebiet: -43,0%).

Erneut gestiegen war im Vergleich zum Vorjahr 2016 hingegen die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in den dualen Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs des öffentlichen Dienstes (+345 bzw. +1,0%). Im Langzeitvergleich war aber auch in diesem Zuständigkeitsbereich die Bestandszahl an Auszubildenden seit 1992 deutlich rückläufig. Lag der Bestand 1992 in diesem Bereich noch bei 71.355, so ist er im Laufe der Jahre nahezu kontinuierlich mit 36.432 Ausbildungsverhältnissen im Jahr 2016 auf nunmehr nahezu die Hälfte gesunken (-48,9%). Der Abwärtstrend ab 1994 resultierte – neben der demografischen Entwicklung – vor allem aus der Privatisierung im Post- und Bahnbereich sowie der Aufhebung des dualen Ausbildungsberufs Sparkassenkaufmann/-kauffrau und dem Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel. Der deutliche Rückgang im Jahr 2007 dürfte zu einem gewissen Teil auf die Umstellung in der Berufsbildungsstatistik zurückzuführen sein56 sowie auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.2.1).

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik wird das Betriebsmerkmal „Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst“ erfasst. Für das Jahr 2016 können den 36.432 gemeldeten Auszubildenden des öffentlichen Dienstes demzufolge mindestens 14.331 Auszubildende hinzugerechnet werden, die im öffentlichen Dienst in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet wurden (zu 47,8% gehörten sie dem Bereich Industrie und Handel, zu 20,5% dem Handwerk und zu 21,3% der Landwirtschaft an; den freien Berufen und der Hauswirtschaft entstammten 6,4% bzw. 3,9% der Auszubildenden). Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass das Merkmal „Zugehörigkeit der Ausbildungsstätte zum öffentlichen Dienst“ im Rahmen der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter noch untererfasst ist. Auf Basis eines erneuten Abgleichs mit Daten der Personalstandstatistik des Statistischen Bundesamtes könnte57 eine Untererfassung für das Berichtsjahr 2016 von ca. 17% vorliegen (vgl. Kapitel A6.2).

Der Auszubildendenbestand im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe ist von 2015 nach 2016 leicht um 0,9  Prozentpunkte gestiegen (2016: 110.256 vs. 2015: 109.299). Die Zuwächse bei den freien Berufen zeigen sich sowohl in Ostdeutschland (+1,1%) als auch in Westdeutschland (+0,8%). Bundesweit lag die Bestandszahl im Jahr 1996 mit 160.593 Auszubildenden am höchsten. Seither ist ein relativ konstanter Rückgang zu verzeichnen, der seit dem Jahr 2015 zum Stillstand gekommen ist. Im Langzeitvergleich ergibt sich dennoch, dass 2016 rund ein Drittel weniger Auszubildende im Bereich der freien Berufe zu finden waren als Mitte der 1990er-Jahre.

Nur leichte Veränderungen ergaben sich auch im Bereich der Landwirtschaft. Für das Berichtsjahr 2016 wurden hier 32.904 Auszubildende gemeldet und damit 606 weniger (-1,8%) als noch ein Jahr zuvor. Die Rückgänge fielen allerdings regional unterschiedlich aus. In Ostdeutschland ist die Auszubildendenzahl in der Landwirtschaft stärker gesunken (-3,7%) als in Westdeutschland (-1,3%). Langfristig betrachtet nahm der Bestand an Auszubildenden in Berufen der Landwirtschaft zwischen 1993 und 2007 stark zu (+13.209 bzw. 44,5%). Seit dem Jahr 2008 geht die Bestandszahl jedoch wieder deutlich zurück, und 2016 war sie nahezu identisch mit dem Wert von 1992. Auch dieser Rückgang zeigt sich in Westdeutschland weniger dramatisch (-10,0%) als in Ostdeutschland, wo sich der Auszubildendenbestand in diesem Zeitraum mehr als halbierte (-52,0%).

Auch 2016 war der Bestand im vergleichsweise kleinen Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft – wie bereits in den vergangenen Jahren – erneut deutlich rückläufig. Im Vergleich zu 2015 befanden sich bundesweit 450  Personen weniger (-7,3%) in einem Ausbildungsverhältnis in diesem Bereich. Damit wurden hier 2016 nur noch 5.745 Personen ausgebildet. Regional differenziert fiel der Rückgang in der Hauswirtschaft in Ostdeutschland (-6,8%) und Westdeutschland (-7,4%) relativ ähnlich aus. Der rückläufige Trend zeigt sich seit Ende der 1990er-Jahre. Die meisten Auszubildenden wurden mit 14.097 im Jahr 1998 erreicht. Im Vergleich zu diesem Höchstwert hat sich der Bestand 2016 deutlich mehr als halbiert (-59,2%). In Ostdeutschland gab es einen noch deutlich stärkeren Rückgang allein in den letzten 13  Jahren. Zwischen 2004 und 2016 fiel der Bestand hier um 71%.

Der Zuständigkeitsbereich Seeschifffahrt umfasste ausschließlich Meldungen für den Beruf Schiffsmechaniker/-in und war dementsprechend klein. Seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet (Bestand bei letzter Meldung 2007: 963 Auszubildende).58

Anteil an Frauen in dualen Ausbildungsberufen

Der Anteil der Frauen an allen Auszubildenden des dualen Systems war auch im Berichtsjahr 2016 erneut rückläufig und lag bei 37,8% (499.320 weibliche Auszubildende) Tabelle A5.2-3. Damit lag der Bestand an Frauen erstmals seit der Wiedervereinigung unter 500.000 und anteilig damit 3,0 Prozentpunkte niedriger als noch 1992. Die Gründe für dieses Ungleichgewicht bei den geschlechtsspezifischen Anteilen liegen – den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung zufolge – auch maßgeblich an den unterschiedlichen beruflichen Wünschen. Die Literatur zur Berufswahl belegt, dass Frauen eine sehr viel schwächere Neigung zu technischen Berufen haben (Nissen/Keddi/Pfeil 2003). Sie interessieren sich vorrangig für kaufmännische und Dienstleistungsberufe und streben überproportional eine schulische Berufsausbildung an (vgl. Beicht/Walden 2014). Hinzu kommt, dass als Folge der Tertiarisierung  – also dem Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft  – zunehmend auch Männer eine Ausbildung im Dienstleistungsbereich aufnehmen und dadurch der ohnehin schon starke Konkurrenzdruck unter den Bewerberinnen in ihren bevorzugten Berufen durch zunehmend männliche Konkurrenz weiter erhöht wird (vgl. Kroll 2015). Dennoch kommen gewerblich-technische Berufe, die im dualen Berufsbildungssystem nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen, für Frauen kaum in Betracht. Diese Unterschiede zeigen sich auch deutlich bei einer berufsspezifischen Betrachtung und bei dem Vergleich des Frauenanteils in den unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen.

So lag der Frauenanteil im Berichtsjahr 2016 in den freien Berufen und in den Berufen der Hauswirtschaft bei über 90%. Im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes war der Frauenanteil an allen Auszubildenden mit Werten zwischen 63% bis 65% seit 1999 ebenfalls überdurchschnittlich hoch und ist im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7%) im Zeitverlauf deutlich angestiegen. 

Anders stellt sich die Situation in den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel sowie Handwerk dar, in denen die Frauenanteile deutlich niedriger lagen. Im Bereich Industrie und Handel ist ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr von 37,2% auf nunmehr 36,7% weiter gesunken. Dieser rückläufige Trend hält im Bereich Industrie und Handel seit Mitte der 1990er-Jahre an. Dahingegen ist im Handwerk, dem Bereich, in welchem Frauen traditionell deutlich unterdurchschnittlich vertreten sind, beim Frauenanteil nur ein leichter Rückgang um -0,2 Prozentpunkte zu verzeichnen. Mit 21,1% lag er damit immer noch höher als Mitte der 1990er-Jahre (1995: 19,2%), jedoch nur bedingt durch die starken Rückgänge bei den männlich dominierten Berufen im Bau- und Ausbaugewerbe. Ebenfalls unterdurchschnittlich zeigte sich der Anteil an Frauen im Bereich der Landwirtschaft, der sich mit 22,3% nahezu auf dem Vorjahresniveau befand.

Schaubild A5.2-1: Entwicklung der Zahl der Auszubildenden am 31. Dezember von 1992 bis 2016 nach Zuständigkeitsbereichen (Basis = 1992)

Tabelle A5.2-3: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2016 (in %)1

Bei den Ausbildungsberufen im dualen System zeigt sich eine deutliche Geschlechtersegregation derart, dass ein Großteil der Ausbildungsberufe entweder überwiegend mit Frauen oder überwiegend mit Männern besetzt ist. Diese berufsstrukturellen Unterschiede sind seit Mitte der 1980er-Jahre annähernd unverändert (vgl. Uhly 2007). Unterteilt man die dualen Ausbildungsberufe auf Basis des jeweiligen Frauenanteils an den Auszubildenden im Jahr 1977 bzw. des ersten Jahres des Auftretens eines Berufes (oder seines Vorgängerberufes), zeigt sich, dass die Mehrheit der Frauen weiterhin eine Ausbildung in einem überwiegend weiblich besetzten oder weiblich dominierten Beruf absolviert, d. h. in einem Beruf mit mindestens 60% bzw. 80% Frauenanteil. Im Berichtsjahr 2016 waren in Westdeutschland 42,5% aller weiblichen Auszubildenden in einem weiblich dominierten Beruf, also einem Beruf mit einem Männeranteil von maximal 20% Tabelle A5.2-4. Auch wenn dieser Anteil im Vergleich zum Berichtsjahr 1980 für Westdeutschland damit um rund 10 Prozentpunkte gesunken ist (1980: 52,8%), so verblieb er auch aktuell auf einem hohen Niveau. Weitere 11,6% der Frauen befanden sich 2016 in einem überwiegend weiblich besetzten Beruf mit einem Frauenanteil von 60% bis 80%. Dieser Wert ist im Vergleich zu 1980 nur leicht gesunken (1980: 15,1%). In den männlich dominierten bzw. überwiegend männlich besetzten Ausbildungsberufen absolvierten 2016 insgesamt nur 21,5% aller Frauen ihre Ausbildung. 

Die Situation in Ostdeutschland stellt sich anders dar. Die Zuordnung des Berufs erfolgt auch für Ostdeutschland auf Basis der Daten von Westdeutschland 1977 oder dem ersten Jahr des Auftretens eines neuen Berufs. In Ostdeutschland lag der Frauenanteil in männlich dominierten Berufen (0% bis 20% weibliche Auszubildende) mit 17,2% deutlich höher als in Westdeutschland und näherungsweise auf dem Niveau des Jahres 1995 (17,7%). Der Anteil der Frauen, die in Ostdeutschland in einem weiblich dominierten Beruf ausgebildet werden, lag 2016 mit 38,9% hingegen niedriger als in Westdeutschland. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 1995 (46,1%) näherungsweise in der Größenordnung zurückgegangen, in der es bei den Frauen in überwiegend weiblich besetzten Berufen (60% bis 80% Frauenanteil) in Ostdeutschland in diesem Zeitraum zu einem Anstieg kam (1995: 7,3% vs. 2016: 12,9%).

Tabelle A5.2-4: Weibliche Auszubildende (Bestände) in männlich und weiblich besetzten Ausbildungsberufen, Westdeutschland 1980, 1995 und 2016, Ostdeutschland 1995 und 2016

Weitere Berechnungen zeigen, dass sich über die Hälfte (51,2%) aller weiblichen Auszubildenden im dualen System im Jahr 2016 auf nur 9 Berufe verteilte; das Spektrum bei den männlichen Auszubildenden war dagegen mit 16 Berufen deutlich größer. Diese starke Fokussierung auf wenige Berufe – insbesondere bei jungen Frauen – wurde schon in der Vergangenheit beobachtet (vgl. Kroll 2015). Die Ursachen hierfür sind vielfältig und sowohl bei den nachfragenden Jugendlichen als auch beim Angebotsspektrum der Betriebe zu suchen.

Anteil an Ausländern in den dualen Ausbildungsberufen

Seit Anfang der 1990er-Jahre war der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass59 stark zurückgegangen. Lag der Ausländeranteil an allen Auszubildenden 1994 noch bei 8%, so hatte er sich bis zum Jahr 2006 nahezu halbiert (4,2%). Der zwischenzeitliche Rückgang des Ausländeranteils unter den Auszubildenden des dualen Systems seit Mitte der 1990er-Jahre ist z. T. auch auf verstärkte Einbürgerungen zurückzuführen. In der Wohnbevölkerung ging der Anteil ebenfalls zurück. Auf der anderen Seite dürften aber auch erhebliche Engpässe auf dem Ausbildungsmarkt in der Vergangenheit zu einer längeren und schwierigeren Übergangsphase – insbesondere für ausländische Jugendliche – beigetragen haben (vgl. Kroll/Granato 2013). 

Der rückläufige Trend hat sich in den letzten Jahren umgekehrt, sodass es seit dem Jahr 2007 wieder zu einem stetigen Anstieg gekommen ist. 2016 lag der Ausländeranteil bei 7,3% (96.495 Auszubildende) und damit erneut deutlich höher als noch im Vorjahr (2015: 6,5%) Tabelle A5.2-5. Diese Entwicklung dürfte auch durch den Anstieg der Zahl Geflüchteter bedingt sein. Insbesondere die Zahl der ausländischen Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit aus einem Asylherkunftsland60 hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen (2012: 1.311 vs. 2016: 5.997). Allerdings ist festzuhalten, dass es sich bei der Gruppe der Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit aus einem Asylherkunftsland nicht um eine eindeutige Abgrenzung von Geflüchteten handelt. Hier können ebenso gut zu einem Teil Personen enthalten sein, die schon länger in Deutschland leben und die auch über andere Migrationswege (u. a. Arbeitsmigration, Familiennachzug) nach Deutschland gekommen sind.

Für eine Einschätzung des Ausmaßes der Integration in die duale Berufsausbildung ist der Ausländeranteil unter den Auszubildenden aber kein geeigneter Indikator. Um diese Einschätzung vornehmen zu können, muss der Ausländeranteil unter den Auszubildenden in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies geschieht mit der Analyse der Ausbildungsanfängerquote der Jugendlichen in Kapitel A5.8. Der Ausländeranteil eignet sich allerdings für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche bzw. auch für Analysen auf der Ebene der Einzelberufe. 

Der im Vorjahresvergleich zu verzeichnende Anstieg des Ausländeranteils im Berichtsjahr 2016 zeigte sich – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt – in allen Zuständigkeitsbereichen Tabelle A5.2-5. Die deutlichsten Zuwächse zwischen 2015 und 2016 ergaben sich im Handwerk (2016: 8,8%; +1,1 Prozentpunkte) sowie in den freien Berufen (2016: 12,5%; +1,0 Prozentpunkte). Insgesamt war der Ausländeranteil aber – vor allem auch im Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel – weiterhin eher gering. Es fanden sich nur sehr wenige staatlich anerkannte Ausbildungsberufe (bzw. duale Ausbildungsberufe in Erprobung), die einen Ausländeranteil von 10% und mehr unter den Auszubildenden aufwiesen.

Tabelle A5.2-5: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2016 (in %)1

Im größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel lag der Anteil an Ausländern 2016 insgesamt bei 6,3% und damit zwar über dem Wert vom Vorjahr (2015: 5,7%), aber immer noch unter dem Gesamtdurchschnitt (7,3%). Einzelne ausgewählte Berufe61 mit einem überproportionalen Ausländeranteil waren in diesem Zuständigkeitsbereich: Fachkraft im Gastgewerbe (21,7%), Restaurantfachmann/-fachfrau (17,4%) und Industrie-Isolierer/-in (17,3%).

Der Ausländeranteil lag im Handwerk im Jahr 2016 mit 8,8% zwar über dem Gesamtdurchschnitt, allerdings weiterhin unter dem höchsten Anteil im Handwerk von 9,8% aus dem Jahr 1993. Berufe mit einem hohen Ausländeranteil unter den Auszubildenden im Bereich des Handwerks waren: Friseur/-in (20,1%), Stuckateur/-in (17,6%) und Bäcker/-in (16,2%).

Im Zuständigkeitsbereich der freien Berufe ist der Ausländeranteil im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich angestiegen (+1,0%) und lag mit 12,5% im Jahr 2016 deutlich über den Anteilen in den anderen Zuständigkeitsbereichen. Ausschlaggebend hierfür waren die überproportional hohen Anteile an ausländischen Auszubildenden in den stark besetzten Berufen Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (31.377 Auszubildende; Ausländeranteil: 21,0%) und Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (3.654 Auszubildende; Ausländeranteil: 18,0%). Außerdem findet man in diesen beiden Berufen in der Gruppe der ausländischen Auszubildenden fast ausschließlich Frauen (98,4% bzw. 93,5%). Weitere Berechnungen zeigen, dass sich 2016 mehr als ein Viertel (27,6%) aller weiblichen Auszubildenden mit ausländischem Pass in der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten bzw. Medizinischen Fachangestellten befand. 

Der Anteil an ausländischen Auszubildenden im Bereich der Hauswirtschaft stieg zwischen 2015 und 2016 von 6,1% auf 6,7%. Berufe mit einem Ausländeranteil über 10% findet man hier aber ebenso wenig wie im öffentlichen Dienst und im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft. Der Anteil im öffentlichen Dienst ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht auf 2,4% gestiegen. Gleiches gilt auch für den Ausländeranteil im Bereich Landwirtschaft (2015: 1,4% vs. 2016: 1,7%). 

(Stephan Kroll)


  • 55

    Eine ausführlichere Übersicht zu ausgewählten Merkmalen auf der Ebene der einzelnen Bundesländer findet sich in Kapitel A5.3.

  • 56

    Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes führte die Umstellung der Datenlieferung im Jahr 2007 insbesondere im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Allerdings zeigt sich auch in der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2007 ein starker Rückgang in den Berufen des öffentlichen Dienstes (siehe https://www.bibb.de/dokumente/pdf/naa309_2007re_tab002_1land.pdf). Insofern ist unklar, in welchem Ausmaß der Rückgang in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in der Berufsbildungsstatistik durch die Umstellung der Datenlieferung und in welchem Maße durch reale Entwicklungen bedingt ist.

  • 57

    Der Abgleich ist nicht unproblematisch und muss unter spezifischen Annahmen erfolgen, siehe hierzu Uhly (2017c): Erläuterungen zum Datensystem Auszubildende (DAZUBI), Hinweise zu den einzelnen Berichtsjahren, URL: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_dazubi_berichtsjahre.pdf

  • 58

    Da der Ausbildungsberuf nicht nach BBiG oder HwO geordnet ist, sondern einen vergleichbar geregelten Beruf außerhalb des Geltungsbereichs des BBiG darstellt, wurde er bis 2007 freiwillig gemeldet (die gesetzliche Grundlage für die Berufsbildungsstatistik, insbesondere § 88 BBiG, betrifft nur Ausbildungsberufe, die nach BBiG bzw. HwO geregelt sind). Mit den erweiterten Meldepflichten im Rahmen der Revision der Berufsbildungsstatistik durch das Berufsbildungsreformgesetz wurde die Datenmeldung im Jahr 2008 eingestellt. Ausbildungsverträge werden im Zuständigkeitsbereich der Seeschifffahrt weiterhin abgeschlossen. 

  • 59

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst.

  • 60

    Es handelt sich hierbei um eine Differenzierung der Bundesagentur für Arbeit. Das Aggregat „Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus einem der zugangsstärksten Herkunftsländern von Asylbewerbern“ oder kurz „Asylherkunftsländer“ wird (seit Juli 2016) durch die BA folgendermaßen definiert: „In das Aggregat wurden die nichteuropäischen Länder aufgenommen, die in den letzten Jahren zu den Ländern mit den meisten Asylerstanträgen gehörten; es umfasst folgende 8 Länder: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien.“ (Bundesagentur für Arbeit 2017)

  • 61

    Basis bilden hier Berufe mit einem Bestand von mehr als 100 Auszubildenden im Jahr 2016.