Im Berichtsjahr 2016 ist die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen weiter zurückgegangen. Allerdings scheint sich der negative Trend aus den letzten Berichtsjahren weiter abzuschwächen, abzulesen an den absoluten Veränderungen in den zentralen Bestandsgrößen und an den Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten (vgl. Troltsch/Walden 2014).
Definitionen und Indikatoren zur Messung zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung
Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildender, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.
Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet wurden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist.
Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.
Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.
Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 durchgeführt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014).153 Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.
Es zeigt sich, dass ein Teil der rückläufigen Entwicklung in den Ausbildungsbetriebs- und den Ausbildungsquoten auf die kontinuierlichen Zuwächse in den Betriebs- und Beschäftigtenzahlen zurückzuführen ist, wobei im Gegensatz zu früheren Entwicklungen die betriebliche Ausbildung von den seit Längerem sehr positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und im Beschäftigungssystem zunehmend abgekoppelt zu sein scheint (vgl. Troltsch/Walden 2007, 2010). Die Schere zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem öffnet sich immer weiter Schaubild A7.1-1.
Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland
Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) beteiligten sich zum 31. Dezember 2016 von den bundesweit über 2,1 Mio. Betrieben mit mindestens einem/einer sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rund 426.000 Betriebe an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Damit nahm die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Vorjahresvergleich nur noch um 1.100 bzw. um 0,5% ab. Demgegenüber erhöhte sich der Gesamtbestand an Betrieben gegenüber dem Vorjahr um über 11.000 Betriebe (0,5%) und damit etwas schwächer als im vorherigen Berichtsjahr. Durch diese gegenläufigen Entwicklungen sank die Ausbildungsbetriebsquote gegenüber 2015 nochmals um 0,2 Prozentpunkte und erreichte mit 19,8% erstmals einen Wert unter 20% Tabelle A7.1-1.
Schaubild A7.1-1: Entwicklung des Bestands an Betrieben (ohne Ausbildungsbetriebe), Ausbildungsbetrieben, Beschäftigten (ohne Auszubildende) und Auszubildenden (abs.) sowie Entwicklung der Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquote (in %) (...)
Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2015 und 2016 in Deutschland
Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2015 und 2016 in Deutschland
Weiter gesunken ist im Berichtsjahr auch die Ausbildungsquote. Während der Bestand an Auszubildenden bundesweit um etwa 2.000 auf knapp 1,57 Mio. zunahm (0,1%), stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nochmals um 2,3% bzw. 700.000 auf 31,8 Mio. Tabelle A7.1-2. Trotz des Zuwachses in den Auszubildendenbeständen sank die Ausbildungsquote daher auf 4,9% und lag um 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in den alten und neuen Bundesländern
Wie in den vergangenen Jahren waren die neuen und die alten Bundesländer von der rückläufigen Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in unterschiedlichem Maße betroffen. In den alten Ländern sank die Zahl der Ausbildungsbetriebe um knapp 1.300 auf 367.000 (0,3%), während die Gesamtanzahl aller Betriebe um mehr als 10.000 (0,6%) stieg. Die Ausbildungsbetriebsquote im Westen nahm um 0,2 Prozentpunkte ab und betrug zuletzt 21,4% Tabelle A7.1-3 Internet. Bei der Entwicklung des Auszubildendenbestands zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Entwicklung in Beschäftigung und Ausbildung. Im Westen blieb die Zahl der Auszubildenden mit 1,36 Mio. konstant, während die Zahl der Beschäftigten um etwa 600.000 auf fast 26 Mio. (2,3%) anstieg. In der Folge sank die Ausbildungsquote von 5,4 auf 5,2% Tabelle A7.1-4 Internet.
In den neuen Bundesländern nahmen die Zahl der Betriebe insgesamt und die Zahl der Ausbildungsbetriebe mit einem Plus von jeweils 0,2% leicht zu. Die Ausbildungsbetriebsquote im Osten blieb daher im Vorjahresvergleich mit 13,6% auf niedrigem Niveau konstant Tabelle A7.1-5 Internet. Anders als im Westen stieg die Zahl der Auszubildenden im Osten im Berichtsjahr um 2.000 an und erreichte ein Niveau von insgesamt 216.000 Auszubildenden. Mit einem Zuwachs von 0,9% gab es erstmals einen Aufwuchs des Auszubildendenbestands. In der Beschäftigung setzte sich der bisherige Wachstumstrend fort und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg um 130.000 auf über 5,9 Mio., ein Anstieg von 2,2%. Beide Entwicklungen führten dazu, dass die Ausbildungsquote in den neuen Ländern mit 3,6% bzw. 3,7% nahezu konstant blieb Tabelle A7.1-6 Internet.
Betriebliche Ausbildungsbeteiligung nach Bundesländern
Die betriebliche Ausbildungsbeteiligung variierte im Berichtsjahr 2016 erheblich zwischen den einzelnen Bundesländern, wie ein Vergleich der länderspezifischen Ausbildungsbetriebsquoten zeigt. In den westlichen Bundesländern lag die durchschnittliche Ausbildungsbetriebsquote insgesamt etwa 8 Prozentpunkte über der Ausbildungsbetriebsquote in den östlichen Bundesländern. Den mit 24,1% höchsten Anteil ausbildender Betriebe unter den westlichen Bundesländern hatte wie im Vorjahr das Saarland, gefolgt von Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die auf Anteilswerte zwischen 22,3% und 23,3% kamen Tabelle A7.1-7 Internet. Auffallend ist im Vorjahresvergleich der positive Trend in den Zuwächsen an Auszubildenden in den südlichen und nördlichen Bundesländern im westlichen Bundesgebiet, während in der Mitte Rückgänge zu verzeichnen waren, obwohl auch hier deutliche Zuwächse in den Beschäftigtenzahlen festzustellen waren.
Den bundesweit niedrigsten Wert in der Ausbildungsbeteiligung verzeichnete Berlin, wo sich nur 11,5% der Betriebe an der Ausbildung Jugendlicher beteiligten. Alle anderen östlichen Bundesländer wiesen Ausbildungsbetriebsquoten zwischen 13,6% und 14,7% auf. Bis auf Berlin war im Untersuchungszeitraum die Ausbildungsbetriebsquote in sämtlichen Bundesländern im Osten konstant geblieben, nicht zuletzt aufgrund der positiven Entwicklungen in den Auszubildendenbeständen.
Im Zeitvergleich zwischen 2008 und 2016 zeigen sich regional unterschiedlich verlaufende Bestandsentwicklungen bei den Ausbildungsbetrieben Schaubild A7.1-2, wobei die negativen Trends in den neuen Bundesländern teilweise auf den Abbau von außerbetrieblichen Ausbildungsstellen zurückzuführen sind. So gab es in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit 28% bis 29% überdurchschnittliche Rückgänge in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung. Im Westen ging die betriebliche Ausbildungsbeteiligung mit jeweils rund 18% insbesondere im Saarland und in Rheinland-Pfalz zurück, während Bundesländer wie Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg und Niedersachsen unterdurchschnittliche Rückgänge zu verzeichnen hatten.
Schaubild A7.1-2: Entwicklung des Bestands an Betrieben und Ausbildungsbetrieben zwischen 2008 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsbetriebsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsbetriebsquote zwischen 2008 und 2016 (in Prozentpunkten) (...)1
Schaubild A7.1-3: Entwicklung des Bestands an Beschäftigten und Auszubildenden zwischen 2008 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsquote zwischen 2008 und 2016 (in Prozentpunkten) nach Bundesländern1
Vergleichbare Entwicklungen zeigen sich auch bei den länderspezifischen Ausbildungsquoten, die unter den westlichen Bundesländern mit Werten zwischen 4,1% in Hamburg und 5,8% in Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Berichtsjahr rückläufige Tendenzen aufwiesen. In den östlichen Bundesländern lagen die Werte zwischen 3,3% in Berlin und 4,0% in Mecklenburg-Vorpommern, sie blieben im Vorjahresvergleich durchweg konstant Tabelle A7.1-8 Internet.
Was die Entwicklung der Beschäftigten- und Auszubildendenbestände seit 2008 anbelangt, ergaben sich sehr heterogene regionale Trends Schaubild A7.1-3. Während in Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Auszubildendenbestände um 40% und mehr zurückgingen, gab es in Bundesländern wie Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg deutlich geringere Rückgänge als im Bundesdurchschnitt.
Erkennbar sind auch Unterschiede in den durchschnittlichen Zuwachsraten in der Beschäftigung sozialversicherungspflichtiger Erwerbstätiger. Während der Westen 17,3% mehr Beschäftigte (ohne Auszubildende) verzeichnete, lagen die Zuwächse im Osten bei 16,8%, wobei dieser Aufwuchs vor allem aus den hohen Zuwachsraten in Berlin resultierte.
Schaubild A7.1-4: Entwicklung des Bestands an Betrieben und Ausbildungsbetrieben zwischen 2007 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsbetriebsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsbetriebsquote zwischen 2007 und 2016 (in Prozentpunkten) (...)1
Schaubild A7.1-5: Entwicklung des Bestands an Beschäftigten und Auszubildenden zwischen 2007 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsquote zwischen 2007 und 2016 (in Prozentpunkten) (...)1
Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung im Einzelnen
Veränderung nach Betriebsgröße
Deutschland
Wie schon in den Vorjahren ging der insgesamt rückläufige Bestand an Ausbildungsbetrieben auch im Berichtsjahr fast ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich (Betriebsgrößenklassen 1 bis 4 und 5 bis 9 Beschäftigte) zurück Tabelle A7.1-1.
Die Zahl der ausbildenden Betriebe sank in diesem Größensegment zwischen 2014 und 2015 nochmals um 2,3% bzw. rund 5.000 Ausbildungsbetriebe, während sie in allen anderen Betriebsgrößenklassen anstieg. Dies wird in dieser Betriebsgrößenklasse – wie Betriebsbefragungen zeigen (z. B. Mohr/Troltsch/Gerhards 2015, 2016; BIBB-Datenreport 2015, Kapitel C2.3; Troltsch 2015) – von den Betrieben mit Hinweis auf rückläufige Bewerberzahlen, Passungsprobleme, fehlende Qualifikationen der Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerber sowie auf den betrieblichen Bedarf an fertig ausgebildeten Fachkräften begründet. Hinzu kommen nach Angaben der befragten Betriebe Ausbildungsstellenangebote, die aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber als unattraktiv eingeschätzt werden. Den prozentual stärksten Zuwachs an Ausbildungsbetrieben verzeichneten Großbetriebe (250 bis 499 Beschäftigte) mit einem Plus von 3,0%, gefolgt von der Gruppe der mittleren Betriebe (50 bis 249 Beschäftigte) mit einer Wachstumsquote von 2,1%. Grundsätzlich – mit Ausnahme der Betriebe mit einer Beschäftigtenzahl unter 5 Mitarbeiter/-innen – stieg die Zahl der Betriebe stärker als die Gesamtzahl der ausbildenden Betriebe, sodass die Ausbildungsbetriebsquote in sämtlichen Betriebsgrößenklassen jeweils zurückgegangen ist.
Auf Betriebsebene scheint statistisch gesehen ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Stärke des Zuwachses an Betrieben (ohne Ausbildungsbetriebe) und der prozentualen Entwicklung in den Beständen an Ausbildungsbetrieben zu bestehen, die zwischen 2007 und 2016 umso stärker gestiegen bzw. weniger stark zurückgegangen sind, je stärker der Zuwachs bei den Betrieben ausgefallen ist Schaubild A7.1-4. Ausnahme bilden hier die Kleinstbetriebe.
Auffällige Unterschiede zwischen den betrachteten Betriebsgrößenklassen gab es bei der bundesweiten Bestandsentwicklung der Auszubildenden vor allem im Vergleich zu den Vorjahren Tabelle A7.1-2. Zwar entwickelten sich die Auszubildendenzahlen unter den Kleinst- und Großbetrieben weiterhin negativ: Kleinstbetriebe bildeten nochmals etwa 4.000 Jugendliche weniger aus als im Vorjahr (3,7%), Betriebe mit 500 und mehr Beschäftigten kamen auf einen Rückgang von 0,3%. In den anderen Betriebsgrößenklassen gab es positive Veränderungen in den Auszubildendenzahlen, die aber bei Weitem unterhalb der Zuwachsraten in der Beschäftigung lagen. In der Folge sanken zwischen 2015 und 2016 die Ausbildungsquoten auf ein niedrigeres Niveau, allerdings nicht mehr so stark wie in den Vorjahren.
Die Entwicklung in der betrieblichen Ausbildung knüpfte nicht an die positiven Entwicklungen im Beschäftigungssystem an. Hier scheint folgender Zusammenhang zu bestehen: je höher der prozentuale Zuwachs in der Beschäftigung zwischen 2007 und 2016 ausfiel, desto weniger stark waren Rückgänge in den Auszubildendenbeständen zu verzeichnen Schaubild A7.1-5. Damit stand in diesem Zeitraum einem absoluten Zuwachs in der Beschäftigung um 4,6 Mio. (ohne Auszubildende) ein Rückgang in den Auszubildendenbeständen in Höhe von 200.000 gegenüber, jeweils gemessen zum Stichtag 31.12. Selbst in den Betriebsgrößenklassen, die im Untersuchungszeitraum Zuwächse bei der Zahl der Ausbildungsbetriebe erreichen konnten, war die Zahl der Auszubildenden dennoch rückläufig.
Alte Bundesländer
In den alten Bundesländern zeichnete sich ein sehr ähnliches Bild ab wie in Deutschland insgesamt. Auch hier fand im Vorjahresvergleich der Bestandsverlust unter den Ausbildungsbetrieben ausschließlich in der Gruppe der Kleinstbetriebe statt. In allen anderen Betriebsgrößenklassen sind Zuwächse zwischen 2015 und 2016 zu erkennen. Gemessen an der Ausbildungsbetriebsquote ist die Beteiligung an der Ausbildung im Westen durchgängig höher ausgefallen als im Gesamtdurchschnitt für Deutschland. Die Werte liegen über alle Betriebsgrößenklassen hinweg zwischen 1 und 3 Prozentpunkte höher, sind im Vorjahresvergleich aber weiter gefallen Tabelle A7.1-3 Internet.
Die Zahl der Auszubildenden nahm zwischen 2015 und 2016 insbesondere bei den Kleinstbetrieben ab und verringerte sich dort um durchschnittlich 2,3%. Darüber hinaus sind auch in der Gruppe der Großbetriebe mit Beschäftigtenzahlen von 500 und mehr die Auszubildendenbestände um 0,6% gefallen. Durch den Zuwachs an Auszubildenden in den größeren mittelständischen Betrieben blieb der Bestand an Auszubildenden insgesamt jedoch nahezu unverändert Tabelle A7.1-4 Internet.
Neue Bundesländer
Ganz im Gegensatz zu den Vorjahren nahm die Anzahl der Ausbildungsbetriebe in den neuen Bundesländern in fast allen Betriebsgrößenklassen deutlich zu. Mit einem Minus von 4,1% waren lediglich die Kleinstbetriebe mit bis zu 4 Beschäftigten von einem Rückgang betroffen. In allen anderen Betriebsgrößenklassen und insbesondere unter den größeren mittelständischen Betrieben nahm der Bestand an Ausbildungsbetrieben analog zum Bestand aller Betriebe zu. Im Ergebnis zeigt die Ausbildungsbetriebsquote in den meisten Betriebsgrößenklassen aber eine rückläufige Tendenz, da die Gesamtzuwächse in den Betriebszahlen deutlich höher ausfielen als bei den Ausbildungsbetrieben Tabelle A7.1-5 Internet.
Nicht zuletzt aufgrund der insgesamt positiven Beschäftigungsentwicklung (Ausnahme Kleinstbetriebe) ging die Zahl der Auszubildenden in einigen Betriebsgrößenklassen nicht zurück. Insgesamt deutet die Entwicklung auf eine Stabilisierung der ostdeutschen Ausbildungsstellenmärkte hin. Die Ausbildungsquote gab in einigen Betriebsgrößenklassen zwar leicht nach, blieb im Durchschnitt aber konstant Tabelle A7.1-6 Internet.
Schaubild A7.1-6: Entwicklung der Betriebs- und Ausbildungsbetriebsbestände zwischen 2007 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsbetriebsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsbetriebsquote zwischen 2007 und 2016 (in Prozentpunkten) (...)1
Schaubild A7.1-7: Entwicklung der Beschäftigten- und Auszubildendenbestände zwischen 2007 und 2016 (in %), Stand der Ausbildungsquote 2016 (in %) und Rückgänge der Ausbildungsquote zwischen 2007 und 2016 (in Prozentpunkten) (...)1
Veränderung nach Wirtschaftszweigen
Deutschland
Insgesamt wies die Entwicklung der Ausbildungsbetriebs- und der Ausbildungsquote in den Wirtschaftssektoren zwischen 2007 und 2016 bis auf sehr wenige Ausnahmen ein negatives Muster auf Tabelle A7.1-9 Internet, A7.1-10 Internet.154 Im Unterschied zu früheren Vorjahresvergleichen scheint sich die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr 2016 in den meisten Wirtschaftssektoren - allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Referenzjahr 2007 – aber allmählich zu stabilisieren.
In Schaubild A7.1-6 zu erkennen sind die im Berichtsjahr immer noch deutlichen Schwerpunkte der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung im verarbeitenden Gewerbe (z. B. Maschinen-, Automobilbau, Metall-, Elektrogewerbe), auf durchschnittlich niedrigerem Niveau bei den personenbezogenen Dienstleistungen (z. B. medizinische, pflegerische Dienstleistungen) und relativ schwach ausgeprägt bei den unternehmensnahen Dienstleistungen (z.B. finanz-, rechtswirtschaftliche Dienstleistungen, informations-, kommunikationsbezogene Dienstleistungen). Zu sehen ist ebenfalls, dass das Ausmaß der Rückgänge keineswegs allein mit der Höhe der Ausbildungsbetriebsquote im Referenzjahr 2007 korreliert. Die Rückgänge weisen vielmehr disparate und wirtschaftsstrukturell bedingte Veränderungen auf (z. B. Land-, Forstwirtschaft), die offensichtlich auch Folgen der Veränderungen im Bildungsverhalten und der Bildungsinteressen der Jugendlichen (z. B. Beherbergungs-, Gastronomiegewerbe) sind und Effekte des veränderten Nachfrageverhaltens von Konsumenten (z. B. medizinische Dienstleistungen) widerspiegeln. Kaum eine Rolle spielen Behörden, Verwaltungen und Verbände sowie Einrichtungen aus dem Erziehungs- und Unterrichtswesen bei der Ausbildung Jugendlicher, da etwa nur jede zehnte dieser Organisationen Auszubildende unter ihren Beschäftigten hat.
Die Entwicklungen in der Ausbildungsbeteiligung sind Ergebnis extrem unterschiedlicher Entwicklungen in den Betriebs- und Ausbildungsbetriebsbeständen. Besonders auffällig waren die zum Teil überdurchschnittlichen Zuwächse in den Betriebszahlen im Dienstleistungsgewerbe und - bis auf den Maschinen- und Automobilbau - die Stagnation bzw. rückläufige Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Während sich im privaten Dienstleistungsgewerbe zumindest teilweise positive Entwicklungen in der Zahl der Ausbildungsbetriebe ergaben, ist der Trend im verarbeitenden Gewerbe durchgängig negativ.
Besonders im Metall- und Elektrogewerbe sowie bei ausbildenden Betrieben, die sonstige Güter wie Papier- oder Holzprodukte herstellen, fielen die Rückgänge überdurchschnittlich hoch aus. Im Dienstleistungsgewerbe zählten zu den Sektoren mit auffallend hohen Rückgängen in den Ausbildungsbetriebsbeständen neben dem Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe auch die Bereiche Forschung und Entwicklung, sonstige persönliche Dienstleistungen sowie der Handel.
Strukturell spiegelten sich die Entwicklungen auf Betriebsebene auch in den Rückgängen der Ausbildungsquote zwischen 2007 und 2016 wider Schaubild A7.1-7. Nur sehr wenige Wirtschaftssektoren wie der Chemie- und Pharmaziebereich sowie der Maschinen- und Automobilbau konnten ihr relativ überdurchschnittliches Niveau von 2007 in etwa halten. Zu dieser Gruppe zählten auch das Verkehrswesen, das Informations- und Kommunikationsgewerbe, finanz-, wirtschafts- und wohnungswirtschaftliche Dienstleistungen sowie medizinische Dienstleistungen, allerdings auf einem niedrigeren Niveau in der Ausbildungsbeteiligung. Besonders starke Rückgänge waren hier wiederum im Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe sowie im Bereich Erziehung und Unterricht zu erkennen; Letzteres ist Folge des Abbaus außerbetrieblicher Bildungsangebote. Schaubild A7.1-6 zeigt, dass nur in sehr wenigen Wirtschaftsbereichen der zum Teil prozentual sehr hohe Zuwachs in der Beschäftigung positive Folgen für die betriebliche Ausbildung hatte. Zu nennen sind hier beispielhaft das Verkehrsgewerbe, die Lagerwirtschaft, das Kommunikations- und Informationsgewerbe, unternehmensnahe und medizinische Dienstleistungen sowie der Maschinen- und Automobilbau.
Im Vergleich dazu verlor der Sektor Erziehung und Unterricht fast die Hälfte seiner Auszubildendenbestände, das Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe sowie der öffentliche Dienstleistungsbereich verloren etwa ein Drittel. Um durchschnittlich etwa 25% sanken die Auszubildendenbestände in den Bereichen Landwirtschaft, Herstellung sonstiger Güter wie Holz- und Papierprodukte sowie sonstige persönliche Dienstleistungen.
Alte Bundesländer
In den alten Bundesländern zeigte sich naturgemäß ein sehr ähnliches Bild wie im Durchschnitt insgesamt Tabellen A7.1-11 Internet. Im Vorjahresvergleich waren hier bei der Ausbildungsbetriebsquote und der Zahl an Ausbildungsbetrieben bis auf die Bereiche Erziehung und Unterricht und kollektive Dienstleistungen generell weitere Rückgänge zu verzeichnen. Dies gilt auch für Entwicklungen in der Ausbildungsquote nach Wirtschaftssektoren Tabellen A7.1-12 Internet.
Aussagekräftiger sind in diesem Zusammenhang aber die Entwicklungen seit 2007. Wie im Gesamttrend für Deutschland schrumpfte zwar die Zahl der Ausbildungsbetriebe am stärksten im Beherbergungs- und Gastronomiegewerbe, im Bereich der Herstellung sonstiger Güter, bei den Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen sowie bei den sonstigen persönlichen Dienstleistungen. Gegen diese rückläufigen Trends sind allerdings Entwicklungen im Verkehrswesen, in der Lagerwirtschaft, im Bereich der Energie- und Wasserversorgung sowie bei den sonstigen Unternehmens- und wirtschaftsbezogenen Dienstleistungen zu verzeichnen. Zusätzlich festzustellen ist, dass die Bestände an Auszubildenden in den Bereichen Chemie/Pharmazie, Maschinen- und Automobilbau, Verkehrs- und Lagereigewerbe, im Bereich Information/Kommunikation, bei den finanz-, rechts- und wohnungswirtschaftlichen Dienstleistungen sowie bei den pflegerischen und medizinischen Dienstleistungen zum Teil zweistellige Zuwachsraten verzeichneten.
Neue Bundesländer
Anders als im Westen zeigte sich im Vorjahresvergleich bei den Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten in den neuen Bundesländern eine nach Wirtschaftssektoren sehr unterschiedliche Entwicklung Tabelle A7.1-13 Internet, Tabelle A7.1-14 Internet. Hier scheint insgesamt nach den starken Rückgängen in den letzten Jahren eine Stabilisierung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung auf deutlich niedrigerem Niveau eingetreten zu sein, wobei die Zuwachsraten bei der Ausbildungsbetriebsquote in einzelnen Wirtschaftssektoren wie z. B. in der Bauwirtschaft und in der Land- und Forstwirtschaft die Verluste in anderen Sektoren in etwa ausgleichen konnten.
(Klaus Troltsch)
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153
Zur Revision der Beschäftigungsstatistik und zu den Folgen für Berechnungen zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung vgl. BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A4.10.1.
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154
Zur Entwicklung im Bereich „Erziehung, Unterricht“ vgl. BIBB-Datenreport 2015, Kapitel A4.10.1.