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Die Zahl junger Erwachsener ohne einen formalen beruflichen Abschluss ist ein wesentlicher arbeitsmarktpolitischer Indikator, denn Personen ohne Berufsabschluss weisen häufiger eine prekäre Erwerbsbiografie auf (vgl. Kapitel A11.4) und tragen auch bei der derzeitigen guten konjunkturellen Lage ein höheres Risiko der Arbeitslosigkeit und insbesondere der Langzeitarbeitslosigkeit. So betrug 2016 die Arbeitslosenquote derer ohne Berufsabschluss 19,1%, während insgesamt nur 6,2% aller Erwerbspersonen in Deutschland arbeitslos waren (Röttger/Weber/Weber 2017). Des Weiteren verdienen sie im Durchschnitt deutlich weniger als Beschäftigte mit Berufsausbildung (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2017). Aus diesem Grund ist die Reduktion der Quote nicht formal Qualifizierter (nfQ) junger Erwachsener ein zentrales Ziel der „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015–2018“. Bis 2018 soll der Anteil der nfQ unter den 25- bis 34-Jährigen auf 8% gesenkt werden (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2014).

Der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34  Jahren ohne Berufsausbildung ist jedoch, Berechnungen auf Basis des Mikrozensus (MZ) zufolge, 2016 gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte gestiegen. So lag die nfQ-Quote in diesem Jahr bei 14,3% (2,13  Mio. Personen). Demnach konnten 2016 ca. 9% (etwa 180 Tsd.) mehr junge Erwachsene keinen formalen beruflichen Abschluss vorweisen als noch 2015236 Schaubild A11.1-1. Die nfQ-Quote ist besonders bei den jungen Erwachsenen mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft und bei Personen mit eigener Migrationserfahrung gestiegen. Diese Entwicklung dürfte unter anderem mit der verstärkten Zuwanderung Geflüchteter zusammenhängen, wobei Einschränkungen der Interpretation durch die Verwendung der Datenbasis des Mikrozensus beachtet werden müssen (vgl. Kapitel A11.3). Darüber hinaus ergeben sich für das Jahr 2016 einige interessante Entwicklungen gegenüber dem Vorjahr in Bezug auf alters- und geschlechtsspezifische nfQ-Quoten.

Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Als nfQ bzw. „Ungelernte“ werden alle (erwerbsfähigen) Personen bezeichnet, die keine „erfolgreiche, zertifizierte Teilnahme an formalen (standardisierten, staatlich geregelten oder anerkannten) Bildungsgängen“ (Gottsleben 1987, S. 1), also keinen Abschluss einer dualen oder rein schulischen Berufsausbildung oder eines Fachhochschul- oder Hochschulstudiums (oder gleichwertigen Abschlusses), vorweisen können. Personen mit Anlernausbildung bzw. mit einem Praktikum gelten als nicht formal qualifiziert. Da sich unter den nfQ vor allem in den untersuchten Altersjahrgängen eine erhebliche Anzahl an Personen befindet, die ihre berufliche Ausbildung noch nicht beendet haben oder ihren freiwilligen Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, wurden bei der Auswertung der Mikrozensusdaten Schüler/-innen237, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende nicht zu denjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezählt. Der Anteil der nicht formal Qualifizierten bezieht sich auf die Anzahl aller Personen in der entsprechenden Alterskohorte.

Mikrozensus (MZ)

Die Auswertungen dieses Kapitels basieren auf dem MZ des Statistischen Bundesamtes. Der MZ ist eine repräsentative Studie, an der jährlich 1% der Bevölkerung in Deutschland über eine laufende Haushaltsstichprobe beteiligt ist und dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung.

Das Frageprogramm besteht aus einem festen Grundprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Das jährliche Grundprogramm des MZ umfasst unter anderem Merkmale zur Person (z. B. Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Schüler/-in, Student/-in, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss.

Aufgrund einer veränderten Erhebungsmethode sind die Ergebnisse ab 2005 nur unter Vorbehalt mit denen der Vorjahre vergleichbar (vgl. BIBB-Datenreport 2011, Kapitel  A8). Die Ergebnisse ab 2011 basieren auf den Daten des Zensus 2011 und sind ebenfalls nur unter Vorbehalt mit den Vorjahresdaten zu vergleichen. 

Schaubild A11.1-1: Entwicklung der Zahl und des Anteils der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung von 1996 bis 20161

Tabelle A11.1-1: Junge Erwachsene ohne Berufsausbildung von 1996 bis 2016

So erhöhte sich z. B. der Anteil der nfQ in höherem Maße unter den jüngeren Altersgruppen. Die nfQ-Quote der 20- bis 24-Jährigen wuchs um 1,2 Prozentpunkte auf 13,5% im Jahr 2016 an. Unter den 20- bis 29-Jährigen stieg der Anteil an nfQ 2016 hingegen nur um einen Prozentpunkt auf 13,9% an und unter den 25- bis 34-Jährigen nur um 0,7 Prozentpunkte auf 14,6% Tabelle A11.1-1. Insgesamt nahm die Differenz der nfQ-Quoten zwischen den 20- bis 24-Jährigen und 25- bis 34-Jährigen um 0,5  Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr ab Tabelle A11.2-1. Nichtsdestotrotz war die Quote unter den Älteren immer noch höher als die der Jüngeren. So überstieg 2016 die Quote der 25- bis 34-Jährigen die der 20- bis 24-Jährigen um 1,1 Prozentpunkte. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Personen der jüngeren Kohorten sich noch zu größeren Teilen im Bildungswesen befinden. 

  • 236

    Das 95%-Konfidenzintervall der nfQ-Quote der 20- bis 34-Jährigen liegt bei etwa ± 0,2 Prozentpunkten. Es ist zu beachten, dass das Konfidenzintervall auf der vereinfachten Annahme einer einfachen Zufallsauswahl basiert. Auch die nachfolgend berichteten Konfidenzintervalle basieren auf dieser Annahme.

  • 237

    Dabei wurden alle Personen als Schüler/-innen klassifiziert, die innerhalb der letzten 12 Monate eine Schule besucht haben.