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Weiterbildung gilt als ein wichtiger Baustein zum beruflichen Erfolg und wird deshalb von Betrieben und der öffentlichen Hand – auch unabhängig von Arbeitslosigkeit (z. B. über die Bildungsprämie oder entsprechende Landesgesetze) – gefördert. Der Adult Education Survey (AES) ist die differenzierteste Quelle zur Beschreibung der Weiterbildungsbeteiligung auf Ebene der Personen (vgl. Behringer u.  a. 2016, S. 28). Damit ergibt sich die Möglichkeit, die Reichweite dieser Aktivitäten in der Gesamtbevölkerung und in verschiedenen Teilgruppen der Bevölkerung abzuschätzen und auch im europäischen Vergleich darzustellen. Der AES bietet neben vielen anderen Informationen die Möglichkeit, Lernaktivitäten mit beruflichem Kontext und Arbeitsplatzbezug separat zu beschreiben. Neben der betrieblichen Unterstützung von Weiterbildung werden hierbei auch die individuellen Gründe für die Weiterbildungsteilnahme (beruflich vs. privat) berücksichtigt (für Erläuterungen zur Durchführung und Methodik des deutschen AES siehe Bilger/Kuper 2017).

Im Adult Education Survey (AES) erfasste Lernformen und Definition berufsbezogener Weiterbildung

Formale, non-formale und informelle Bildung

Lernaktivitäten Erwachsener werden im AES gemäß der europäischen Definition in formale, non-formale und informelle Lernaktivitäten unterteilt (vgl. für nähere Erläuterungen und die Einordnung in den europäischen Kontext BIBB-Datenreport 2014, Kapitel C; European Commission 2006).

Formale Bildung bezieht sich auf sogenannte „reguläre Bildungsgänge“, die zu einem anerkannten Abschluss führen, im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) verortet sind und mindestens 6 Monate dauern.

Unter dem Begriff non-formale Bildung werden solche Lernaktivitäten zusammengefasst, die in einem organisierten Lehr-/Lernarrangement und in einer Lehrer-Schüler-Beziehung stattfinden; dies kann auch als Fernunterricht geschehen. Konkret wird im AES die Teilnahme an folgenden Formen non-formaler Lernaktivitäten erfragt: 

 

  • Kurse oder Lehrgänge,
  • kurzzeitige Bildungs- oder Weiterbildungsveranstaltungen, z. B. Vorträge, Schulungen, Seminare oder Workshops,
  • Schulungen am Arbeitsplatz (z. B. geplante Unterweisungen oder Trainings durch Vorgesetzte, Kollegen/Kolleginnen, Trainer/-innen oder Teletutoren/-tutorinnen) und
  • Privatunterricht in der Freizeit (z. B. Fahrstunden, Musikunterricht, Trainerstunden).

 

In der deutschen Berichterstattung hat es sich eingebürgert, die Beteiligung an non-formaler Bildung als Kernindikator für die Weiterbildungsbeteiligung zu verwenden. Non-formale Lernaktivitäten werden in 3 Segmente unterteilt: betriebliche, individuelle berufsbezogene und nicht berufsbezogene Weiterbildung (s.  u.).

Informelles Lernen ist schließlich jede andere Lernaktivität, die intentional, also mit einer Lernabsicht, stattfindet, z. B. mit dem Computer, mit Fachbüchern, durch den Besuch eines Museums oder im sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Arbeitsplatz).

Segmente non-formaler Bildung (Weiterbildungssegmente)

Als betriebliche Weiterbildung werden im deutschen AES alle Lernaktivitäten klassifiziert, die ganz oder überwiegend während der bezahlten Arbeitszeit oder einer bezahlten Freistellung stattfinden und/oder für die direkte Weiterbildungskosten (z. B. wie etwa Kursgebühren, Kosten für Lehrmaterialien) mindestens anteilig vom Arbeitgeber übernommen werden. Wenn eine Aktivität nicht betrieblich ist, wird die weitere Zuordnung nach den subjektiven Gründen der Teilnehmenden vorgenommen: Als individuelle berufsbezogene Weiterbildung gelten solche Lernaktivitäten, die von den Individuen „hauptsächlich aus beruflichen Gründen“ belegt wurden. Entsprechend gehören zur nicht berufsbezogenen Weiterbildung solche Aktivitäten, die „mehr aus privaten Gründen“ besucht wurden. Ausführliche Erläuterungen der Definition der Segmente finden sich im Schlussbericht zum deutschen AES 2016 (Bilger/Strauß 2017, S. 37-39). Mit der Erhebung 2012 haben sich die Differenzierungsmerkmale für die Abgrenzung der Weiterbildungssegmente geändert, sodass die Segmente in der heute gültigen Abgrenzung erst ab dem Jahr 2012 dargestellt werden können. Die Teilnahmequoten für die berufsbezogene Weiterbildung insgesamt ab 2007 sind im BIBB-Datenreport 2016, Kapitel B1.1 berichtet (S. 297ff.).

Teilnahme an berufsbezogener Weiterbildung

Die Teilnahmequote an berufsbezogener Weiterbildung ist im Jahr 2016 bundesweit mit 43% gegenüber 2014 in etwa gleich geblieben Schaubild B1.1-1, Tabelle B1.1-1. Gleiches gilt für die Teilnahmequote an betrieblicher Weiterbildung, die 2016 bei 38% lag. Die Teilnahmequote an individueller berufsbezogener Weiterbildung ist dagegen im Jahr 2016 signifikant auf 6% gesunken. Wie in den Vorjahren bleibt die betriebliche Weiterbildung während der Arbeitszeit oder mit betrieblicher Unterstützung damit prägend für das Bild der berufsbezogenen Weiterbildung. 

Teilnahmequote an berufsbezogener Weiterbildung

Berufsbezogene Weiterbildung insgesamt wird hier als betriebliche und/oder individuelle berufsbezogene Weiterbildung verstanden. Die Teilnahmequote beschreibt den Anteil der Teilnehmer/-innen an allen befragten Personen, die in den 12 Monaten vor der Befragung an mindestens einer Maßnahme teilgenommen haben, die dieser Gruppe von Lernaktivitäten zuzurechnen ist, also non-formale Lernaktivitäten im Segment der betrieblichen oder individuellen berufsbezogenen Bildung. Anders als in der Berichterstattung zum AES, wo i.  d.  R. auf die 18- bis 64-Jährigen Bezug genommen wird, werden die Teilnahmequoten hier für die Bevölkerung im Alter von 25–64 Jahren dargestellt. Diese Einschränkung ist auch im internationalen Vergleich üblich; bei dieser Altersgruppe wird angenommen, dass die meisten Personen ihre Erstausbildung mit spätestens 24  Jahren beendet haben und dass also überwiegend Weiterbildungsaktivitäten gemessen werden (Behringer/Schönfeld 2017, S. 167). 

Niveauunterschiede in der Beteiligung zwischen Bevölkerungsgruppen und für einzelne Gruppen zwischen den Erhebungszeitpunkten 2014 und 2016 wurden mittels Verteilungstests auf statistische Signifikanz (95% Vertrauenswahrscheinlichkeit) geprüft. Der AES 2014 wurde nur in Deutschland mit einer gegenüber den anderen Erhebungen reduzierten Stichprobe258 durchgeführt, was zur Folge hat, dass bei Vergleichen zwischen Teilgruppen oder Erhebungsjah­ren etwas größere Unschärfen auftreten und nicht alle beobachteten Unterschiede statistisch signifikant sind. Im interpretierenden Text werden signifikante Unterschiede jeweils als solche benannt.

In den alten Ländern war die Beteiligung an berufsbezogener Weiterbildung 2016, wie in den Vorerhebungen auch, insgesamt (42%) sowie in Bezug auf die betriebliche Weiterbildung (37%) signifikant geringer als in den neuen Ländern (48% bzw. 43%). Der Abstand zwischen den Landesteilen hat sich gegenüber 2014 bei beiden Indikatoren verringert. Bei der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung lagen die Teilnahmequoten mit 6% in beiden Landesteilen signifikant unter dem Ergebnis der Vorerhebungen.

Auch zwischen Männern und Frauen lassen sich 2016 Unterschiede im Teilnahmeniveau an berufsbezogener Weiterbildung beobachten Schaubild B1.1-1. Diese waren in der betrieblichen Weiterbildung am stärksten ausgeprägt: 2016 nahmen 45% der Männer an berufsbezogener Weiterbildung insgesamt teil, die Teilnahmequote an betrieblicher Weiterbildung betrug 41%. Bei den Frauen betrugen die entsprechenden Anteile 41% (berufsbezogene Weiterbildung) und 35% (betriebliche Weiterbildung; jeweils signifikanter Unterschied). In der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung lag die Teilnahmequote der Männer (5%) leicht, aber signifikant unter der der Frauen (7%); beide Quoten lagen signifikant unter den Werten für das Jahr 2014.

Schaubild B1.1-1: Teilnahmequoten an berufsbezogener Weiterbildung 2012, 2014 und 2016 nach Geschlecht (in %)

Die geringere Beteiligung von Frauen an betrieblicher Weiterbildung hängt damit zusammen, dass Frauen weniger als Männer ins Erwerbsleben eingebunden sind: Sie sind seltener erwerbstätig als Männer, und wenn sie es sind, arbeiten sie häufiger in Teilzeit und bekleiden seltener Führungspositionen (Statistisches Bundesamt 2014a, S. 15ff.). Betrachtet man die Teilnahmequoten an Weiterbildung ausschließlich von Vollzeit-Erwerbstätigen, so lag die Beteiligung von Männern und Frauen an berufsbezogener Weiterbildung insgesamt gleich hoch bei 53%. In der betrieblichen Weiterbildung gab es einen leichten, jedoch nicht statistisch signifikanten Unterschied (Männer: 50%, Frauen: 48%). Bei der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung jedoch zeigte sich auch bei Eingrenzung auf Vollzeit-Erwerbstätige, dass Frauen sich hier signifikant stärker beteiligten als Männer (6% vs. 4%) (eigene Berechnungen mit Daten des AES 2016, nicht tabelliert). 

Insgesamt ist die Teilnahme an berufsbezogener Weiterbildung unter den Erwerbspersonen tendenziell zurückgegangen.259 Wie in den Vorerhebungen wiesen Vollzeit-Erwerbstätige die höchste Teilnahmequote an berufsbezogener Weiterbildung insgesamt (53%) und an betrieblicher Weiterbildung (49%) auf; allerdings lag die Beteiligung 2016 signifikant unter dem Niveau von 2014. Teilzeit-Erwerbstätige hatten insgesamt und in der betrieblichen Weiterbildung die zweithöchste Beteiligung mit 47% bzw. 42%; gegenüber 2014 blieb die Beteiligung annähernd gleich. Personen in Ausbildung waren an berufsbezogener Weiterbildung insgesamt mit 31% beteiligt, in der betrieblichen Weiterbildung lag die Teilnahmequote bei 17%. Insgesamt waren Arbeitslose zu 21% und sonstige Nichterwerbstätige zu 12% beteiligt. Arbeitslose beteiligten sich vor allem an individueller berufsbezogener Weiterbildung (17%), wobei diese u.  a. im Rahmen von SGB-geförderten Maßnahmen erfolgen kann. 

Die Beteiligung von Personen in Ausbildung lag 2016 insgesamt etwa auf dem Niveau von 2012; dabei blieb auch die Beteiligung an betrieblicher Weiterbildung annähernd gleich. Hingegen sank die Teilnahme dieser Gruppe an individueller berufsbezogener Weiterbildung signifikant auf 15%. In beiden einzelnen Weiterbildungssegmenten war die Beteiligung sonstiger Nichterwerbstätiger im Vergleich zu den anderen Erwerbsstatusgruppen gering (7% bzw. 5%). Die Ergebnisse bestätigen den auch aus multivariaten Analysen bekannten Zusammenhang, dass der Erwerbsstatus eine der zentralen Determinanten der Beteiligung an Weiterbildung insgesamt darstellt (Kuper/Unger/Hartmann 2013).

In Bezug auf die Differenzierung nach Altersgruppen wurde 2016 wieder, wie auch im Jahr 2012, die höchste Beteiligung bei der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen beobachtet, von der etwa die Hälfte im Referenzzeitraum an mindestens einer berufsbezogenen Weiterbildungsveranstaltung teilgenommen hat. Die Beteiligung dieser Gruppe war in beiden Einzelsegmenten stabil. Die Teilnahmequote der 25- bis 34-Jährigen ist gegenüber dem Jahr 2014 auffällig gesunken (auf 42%). Für diese Gruppe zeigt sich ein signifikanter Rückgang gegenüber 2014 sowohl in der betrieblichen Weiterbildung (2016: 37%) als auch in der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung, wo sich die Beteiligungsquote gegenüber 2014 halbiert hat (2016: 7%). 

Die Beteiligung der ältesten Gruppe lag in der Gesamtbetrachtung (38%) und den Einzelsegmenten unter der der anderen Gruppen (signifikant außer für die betriebliche Weiterbildung im Unterschied zur jüngsten Altersgruppe). Dabei ist die Teilnahmequote 2016 gegenüber 2014 in der betrieblichen Weiterbildung signifikant gestiegen (auf 35%), in der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung dagegen signifikant gesunken (auf 5%). 

Beim Schulabschluss zeigt sich auch im Jahr 2016 das aus der Weiterbildungsforschung bekannte Muster, dass die Beteiligung mit dem Schulabschluss steigt Tabelle B1.1-1.260 Dies gilt durchgängig für die berufsbezogene Weiterbildung sowie die beiden Einzelsegmente. Auch bei der Betrachtung der Teilnahme nach dem höchsten beruflichen Abschluss ist die Tendenz erkennbar, dass in allen Weiterbildungssegmenten die höheren Qualifikationsgruppen stärker in Weiterbildung eingebunden sind Tabelle B1.1-1. In der betrieblichen Weiterbildung lag die Teilnahmequote der Personen mit Abschluss Meister oder einer anderen Fachschule in den Vorjahren seit 2014 auf ähnlichem Niveau wie bei den Personen mit (Fach-)Hochschulabschluss; in beiden Gruppen nahmen mehr als die Hälfte an einer betrieblichen Weiterbildungsaktivität teil. Hingegen war die Teilnahme von Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung an betrieblicher Weiterbildung auf etwa ein Fünftel der Gruppe beschränkt, was gegenüber 2014 einen signifikanten Rückgang darstellt. In multivariaten Analysen zur Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung unter abhängig Beschäftigten zeigt sich, dass die Unterschiede in der formalen beruflichen Qualifikation kaum noch eine Rolle spielen, wenn die berufliche Stellung und die Qualifikationsanforderungen des Arbeitsplatzes kontrolliert werden. Lediglich der Unterschied zwischen Personen mit Meister- bzw. Fachschulabschluss sowie mit (Fach-)Hochschulabschluss bleibt signifikant (Kuper u.  a. 2017, S. 93–97).

Tabelle B1.1-1: Teilnahmequoten an berufsbezogener Weiterbildung 2012, 2014 und 2016 nach verschiedenen Differenzierungsmerkmalen (in %)

In der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung war die Beteiligung von Personen mit (Fach-)Hochschulabschluss signifikant höher als die der übrigen Qualifikationsgruppen. Kontrolliert man in multivariaten Analysen individuelle, Erwerbsstatus- und tätigkeitsbezogene Merkmale, so bleibt der Unterschied in der Beteiligung zwischen Personen mit (Fach-)Hochschulabschluss und Menschen ohne oder mit einem Lehr- bzw. berufsfachschulischen Abschluss signifikant; zwischen Personen mit einem Meister bzw. Fachschulabschluss und einem (Fach-)Hochschulabschluss gibt es dagegen keinen signifikanten Unterschied (Kuper u.  a. 2017, S. 97–99).

Für den AES 2016 ist eine Differenzierung der Beteiligung nach Migrationshintergrund nach 2012 erstmals wieder möglich.261 In der berufsbezogenen Weiterbildung insgesamt und in der betrieblichen Weiterbildung ist das Beteiligungsniveau von Deutschen ohne Migrationshintergrund, Deutschen mit Migrationshintergrund und Ausländern/Ausländerinnen signifikant verschieden und sinkt in der genannten Reihenfolge. Das gleiche Muster ist auch in der betrieblichen Weiterbildung erkennbar. Abweichend und anders als im Jahr 2012 wurde 2016 jedoch im Vergleich zu Deutschen ohne Migrationshintergrund eine höhere Beteiligung der Ausländer/-innen (signifikant) und Deutschen mit Migrationsgrund (nicht signifikant) an individueller berufsbezogener Weiterbildung beobachtet, der sich für den Unterschied zwischen Deutschen ohne Migrationshintergrund vs. Ausländer/-innen auch in multivariaten Analysen zeigt; hier wird ein Zusammenhang mit den häufiger diskontinuierlichen Erwerbsbiografien von Ausländern/Ausländerinnen vermutet (Kuper u.  a. 2017, S. 97–99).

Zusammenfassend zeigen sich mit dem AES 2016 einerseits stabile Muster der sozialen Ungleichheit in der Beteiligung an berufsbezogener Weiterbildung, was die hier untersuchten Merkmale betrifft. Erwerbstätige und höher Qualifizierte weisen in der Regel eine höhere Beteiligung auf. Auffällig ist andererseits der Rückgang in der Teilnahme an individueller berufsbezogener Weiterbildung gegenüber den Vorerhebungen, der mehr oder weniger stark in allen Teilgruppen262 beobachtet wurde. 

Informelle berufsbezogene Weiterbildung

In der europäischen Klassifikation der Lernaktivitäten steht das informelle Lernen neben den institutionalisierten Lernformen. Es steht für weitere Möglichkeiten des Wissens- und Fähigkeitserwerbs über organisierte Lernangebote hinaus, die jedoch im Berufsleben dennoch nützlich sein können. Die Anerkennung informell erworbenen Wissens und informell erworbener Kompetenzen stellt einen wichtigen Baustein der europäischen Agenda zur Förderung des lebenslangen Lernens dar (Commission of the European Communities 2007). Die Definitionen variieren jedoch bei verschiedenen Messungen der Beteiligung am informellen Lernen. Auch im AES lässt sich über die letzten Erhebungsjahre aufgrund von Änderungen der Konzeption keine Trendreihe herstellen (siehe ausführlich Kaufmann-Kuchta/Kuper 2017, S.  185–187 des Kapitels). Im AES ist informelles Lernen darüber definiert, dass es intentional, aber nicht in einem institutionalisierten Kontext stattfindet. Dabei wird die Frage nach der Beteiligung am informellen Lernen „gestützt“ gestellt, d.  h. es wurden mögliche Lernwege (z.  B. durch Lesen von Büchern/Fachzeitschriften, durch Nutzung von Computer/Internet oder durch Lernen von Familienangehörigen, Freunden oder Kollegen) explizit genannt (Kaufmann-Kuchta/Kuper 2017). Auch hier ist der Referenzzeitraum, für den die Lernaktivitäten erhoben werden, das letzte Jahr vor der Befragung.

Die Teilnahmequote am so definierten informellen Lernen betrug 2016 unter den 25- bis 64-Jährigen 43% (eigene Berechnungen mit Daten des AES 2016). In den Vorerhebungen war, allerdings mit etwas anderer Fragestellung, eine etwas höhere Beteiligung zu verzeichnen (siehe BIBB-Datenreport 2016, Kapitel B1.1.1). Die aktuellste (am nächsten am Befragungszeitpunkt liegende) informelle Lernaktivität erfolgte bei 45% der Lernenden mehr aus beruflichen Gründen, bei 54% der Lernenden mehr aus privaten Gründen (keine Angabe: 1%). Betrachtet man nur die aktuellsten informellen Aktivitäten, die von den Befragten mehr aus beruflichen Gründen durchgeführt wurden, so wurde als wichtigster Lernweg (46% der Aktivitäten) das Lesen von Büchern oder Fachzeitschriften genannt; an zweiter Stelle folgte bei 30% der Aktivitäten die Nutzung von Lehrangeboten am Computer oder im Internet. Bei 17% dieser Aktivitäten wurde das Lernen von Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen/Kolleginnen als der wichtigste Lernweg genannt.263 23% dieser Lernaktivitäten fanden vorwiegend in der Arbeitszeit statt, 53% vorwiegend in der Freizeit, und bei 24% waren die Zeitanteile nach Auskunft der Lernenden etwa gleich (eigene Berechnungen mit Daten des AES 2016). 

(Elisabeth Reichart – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)


  • 258

    Die gesamte Stichprobengröße betrug 2012 und auch 2016 jeweils rund 7.000 Befragte; 2014 waren es dagegen nur 3.100 Befragte.

  • 259

    Dass überhaupt für nicht erwerbstätige Personen Teilnahmequoten für betriebliche Weiterbildung angegeben werden können, ist auf den Umstand zurückzuführen, dass der Erwerbsstatus zum Zeitpunkt der Befragung erhoben wird, während sich der Referenzzeitraum für die Weiterbildungsteilnahme auf die 12 Monate vor der Befragung bezieht. Sonstige Nichterwerbstätige und auch Arbeitslose können also vor Eintritt in die Nichterwerbstätigkeit bei ihrem früheren Arbeitgeber bzw. mit dessen finanzieller Unterstützung an betrieblicher Weiterbildung teilgenommen haben.

  • 260

    Als „niedriger Schulabschluss“ gilt hier der Hauptschulabschluss und darunter, als „mittlerer Schulabschluss“ die mittlere Reife oder ein vergleichbarer Abschluss, und als „hoher Schulabschluss“ eine Studienzugangsberechtigung (z.  B. Abitur, Fachhochschulreife). Personen ohne Angabe zum Schulabschluss und solche, die zum Befragungszeitpunkt noch Schüler/-in waren, sind nicht berücksichtigt.

  • 261

    Der Migrationshintergrund wird in den AES-Erhebungen 2012, 2014 und 2016 folgendermaßen operationalisiert: Deutsche ohne Migrationshintergrund besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit und haben Deutsch als Erstsprache, Deutsche mit Migrationshintergrund besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit, Deutsch war jedoch nicht Erstsprache. Ausländer haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, die Erstsprache wird nicht berücksichtigt (s. Bilger/Strauß 2018, S. 48).

  • 262

    Außer für Personen mit Migrationshintergrund oder Ausländer/-innen gegenüber 2012.

  • 263

    Bei der Einschätzung dieses Werts ist zu beachten, dass geplante Schulungen/Trainings am Arbeitsplatz im AES zur non-formalen Bildung gezählt werden und in der im vorherigen Abschnitt berichteten Teilnahmequote enthalten sind.